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Die Spur der Aale

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am01.06.20231. Auflage
Ein Mord, ein wertvoller Fisch und eine ungewöhnliche Ermittlerin mit brisanter Vergangenheit - Staatsanwältin Greta Vogelsang ermittelt in ihrem ersten packenden Fall. Frankfurt im Hochsommer. Staatsanwältin Greta Vogelsang wird während eines Bereitschaftsdienstes an den Main gerufen. Die Polizei hat eine Wasserleiche geborgen: Zollfahnder Lars Mathissen vom Frankfurter Flughafen. Obwohl die Abteilung für Kapitalverbrechen vorerst übernimmt, lässt der Fall Vogelsang nicht los. Immerhin hatte Mathissen ihr Hinweise auf ein Schmuggelnetzwerk vorgelegt, das von Frankfurt aus mit wertvollen Glasaalen handeln soll. Jetzt ist er tot und Vogelsang plagen Zweifel: Hätte sie seinen Verdacht ernster nehmen müssen? Auf eigene Faust und gegen Widerstände beginnt sie zu ermitteln und stößt tatsächlich auf Indizien, die ein gefährliches Netzwerk vermuten lassen. Doch erst als eine zweite Leiche gefunden wird und Vogelsang selbst ins Visier gerät, wird allen klar: Die Schmuggler sind skrupelloser als gedacht - und ihre Ware heißer als angenommen. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und ein lang verdrängtes Trauma holt Vogelsang ein ... »Die Spur der Aale« ist der Auftakt zur Greta-Vogelsang-Reihe: packend, brisant und hochaktuell. Ein Krimi über Artenschutz, Umweltverbrechen und die Abgründe menschlicher Gier.

Florian Wacker, geboren 1980 in Stuttgart, studierte Heilpädagogik und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Bisherige Veröffentlichungen: »Albuquerque«, »Dahlenberger«, »Stromland« und »Zebras im Schnee«. Für seinen Roman »Weiße Finsternis« wurde er mit dem Robert Gernhardt Preis ausgezeichnet. 2023 erschien mit »Die Spur der Aale« der erste Band um die Frankfurter Staatsanwältin Greta Vogelsang. Wacker lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main und schreibt Prosa, Dramatik und Code.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin Mord, ein wertvoller Fisch und eine ungewöhnliche Ermittlerin mit brisanter Vergangenheit - Staatsanwältin Greta Vogelsang ermittelt in ihrem ersten packenden Fall. Frankfurt im Hochsommer. Staatsanwältin Greta Vogelsang wird während eines Bereitschaftsdienstes an den Main gerufen. Die Polizei hat eine Wasserleiche geborgen: Zollfahnder Lars Mathissen vom Frankfurter Flughafen. Obwohl die Abteilung für Kapitalverbrechen vorerst übernimmt, lässt der Fall Vogelsang nicht los. Immerhin hatte Mathissen ihr Hinweise auf ein Schmuggelnetzwerk vorgelegt, das von Frankfurt aus mit wertvollen Glasaalen handeln soll. Jetzt ist er tot und Vogelsang plagen Zweifel: Hätte sie seinen Verdacht ernster nehmen müssen? Auf eigene Faust und gegen Widerstände beginnt sie zu ermitteln und stößt tatsächlich auf Indizien, die ein gefährliches Netzwerk vermuten lassen. Doch erst als eine zweite Leiche gefunden wird und Vogelsang selbst ins Visier gerät, wird allen klar: Die Schmuggler sind skrupelloser als gedacht - und ihre Ware heißer als angenommen. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und ein lang verdrängtes Trauma holt Vogelsang ein ... »Die Spur der Aale« ist der Auftakt zur Greta-Vogelsang-Reihe: packend, brisant und hochaktuell. Ein Krimi über Artenschutz, Umweltverbrechen und die Abgründe menschlicher Gier.

Florian Wacker, geboren 1980 in Stuttgart, studierte Heilpädagogik und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Bisherige Veröffentlichungen: »Albuquerque«, »Dahlenberger«, »Stromland« und »Zebras im Schnee«. Für seinen Roman »Weiße Finsternis« wurde er mit dem Robert Gernhardt Preis ausgezeichnet. 2023 erschien mit »Die Spur der Aale« der erste Band um die Frankfurter Staatsanwältin Greta Vogelsang. Wacker lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main und schreibt Prosa, Dramatik und Code.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462310528
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.06.2023
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
SpracheDeutsch
Dateigrösse2213 Kbytes
Artikel-Nr.11462936
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis 1

Ihr Smartphone vibrierte. Die feinen Erschütterungen schienen aufs Bett überzugehen, krochen ihr unter die Haut, in die Knochen. Sie öffnete die Augen und starrte an die Decke, zu den Mustern, die das Dämmerlicht zeichnete. Verdammt. Vogelsang drehte sich um, sah auf den Radiowecker. Kurz nach sieben. Sie tastete nach ihrem Smartphone und versuchte, auf dem Display etwas zu erkennen. Sie musste wieder eingeschlafen sein seit dem letzten Anruf, obwohl sie überlegt hatte aufzustehen. Sie nahm ab und richtete sich auf.

»Ja, hallo?«

Die Stimme am anderen Ende kannte sie, es war derselbe Polizist, der sie vor gut einer Stunde schon mal angerufen hatte. Die Sache am Main, jemand war ertrunken. Sie versuchte, einen Fuß aus dem Bett zu bekommen, blieb aber in der Decke hängen.

»Scheiße ... nein, sorry, ich meine nicht Sie, ich ... diese verdammte Decke. Was gibt es?«

Der Mann am anderen Ende räusperte sich, hustete. Es sei wohl doch besser, sie würde vorbeikommen. Man habe ... wieder ein Räuspern, also an der Leiche seien Spuren eines möglichen Kampfes festgestellt worden, eine klaffende Wunde am Hinterkopf. Außerdem handele es sich wahrscheinlich um einen Kollegen. Sie atmete aus. Fuck, dachte sie.

»Ich bin in einer halben Stunde da, schicken Sie mir noch die Adresse.«

Sie legte auf, sah zum Fenster. Hinter den Ritzen des Rollladens glomm schon der Tag. Neben ihr rührte sich Mika. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm und flüsterte, dass sie jetzt doch noch losmüsse. Mika brummte nur und drehte sich zur Seite.

Vogelsang setzte beide Beine auf den Teppich und wartete einige Augenblicke. Sie erinnerte sich bruchstückhaft an ihren Traum kurz vor dem Aufwachen: Eine enge Kammer, der Geruch nach Reinigungsmitteln und etwas anderem, schwer, feucht, und draußen im Gang die dröhnenden Schritte, Schritte überall, der Boden bebte, dann die Wände, alles um sie geriet in Bewegung, sie kauerte sich zusammen, aber die Schreie kamen immer näher, kamen aus den Wänden - dann war sie erwacht.

Benommen fuhr sie sich übers Gesicht. In letzter Zeit kamen die Bilder wieder öfter, nachdem sie für Jahre fast vollständig verschwunden waren. Sie sah die Tage in Genua deutlich vor sich, die Fahrt mit dem Zug, die Versammlungen in der Stadt. Das war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte. Sie tappte ins Bad, kämmte sich die Haare und schlüpfte in ihre Klamotten. Duschen würde sie später.

Warum hatten sie ihn nicht erst um neun finden können, dachte sie, während sie mit ihrer Zahnbürste vor dem Spiegel stand. Aber das war eben das Problem mit den Bereitschaftsdiensten im Sommer, da waren die ersten Jogger und Hundehalter schon kurz nach Sonnenaufgang unterwegs, während man im Winter die Toten erst am Mittag fand.

Sie ging in die Küche und trank ein Glas Milch. Engels strich ihr um die Beine, und sie tätschelte ihm den Rücken. Von Marx keine Spur. »Wo hast du deinen Bruder wieder gelassen?« Sie füllte Engels´ Schälchen mit einer Handvoll Trockenfutter und schlüpfte in ihre Sneakers. Der Kater saß vor seinem Napf, sein Blick drückte Bedauern aus.

Vogelsang steckte ihr Smartphone ein und griff nach den Schlüsseln, nahm ihren Kapuzenpulli von der Garderobe und verließ die Wohnung. Auf den Gartenmöbeln lag ein feiner Film Feuchtigkeit. Weitere Mohnblüten waren aufgegangen, und über den Stauden lag ein irrsinniges Summen und Brummen. Einen Augenblick lang sah sie zu dem kleinen Idyll aus Kornblumen, Margeriten und Mohn und spürte eine seltsame Wehmut in sich aufsteigen, plötzliche Gerüche, der Muff der über den Winter eingelagerten Gartenliegen, die Füße schwarz, die Knie verschorft, ein nie enden wollender Sommer. Sie atmete durch und ging zu ihrem Wagen, einem alten Corsa. Ein Lenkrad, Bremsen und vier Räder, kein Schnickschnack. Auf dem Gehweg lief ihr Marx vor die Füße. Sie begrüßte den Kater, kraulte ihn kurz und sagte ihm, dass sie jetzt losmüsse, Engels sei schon drin und warte mit dem Essen auf ihn.

Sie schaltete das Radio an und checkte die Adresse, die ihr der Kollege geschickt hatte. Andere Mainseite, Niederräder Ufer. Kurz überlegte sie, ob sie das Rad nehmen sollte, aber sie wusste, dass es dringend war, und startete den Motor.

 

Die Fähnchen, mit denen der Fundort großräumig abgesteckt wurde, erinnerten sie manchmal an eine Minigolfanlage. Sie war den vorgegebenen Pfaden ans Wasser gefolgt und stand nun da, sah auf den Fluss und hörte hinter sich vereinzelt Stimmen. Die Taucherstaffel der Feuerwehr war gerade dabei, ihre Ausrüstung wieder einzupacken, Sauerstoffflaschen, Seile, ein Paar Flossen. Der Morgen war wolkenlos, es würde wieder einer dieser unerträglich heißen Tage werden, aber jetzt, hier am Wasser, ging noch ein leichter Wind.

Der Tote lag bereits im Leichensack. Sie warf nur kurz einen Blick auf ihn. Er trug eine Anglerweste und dunkle Funktionshosen. Der KTUler sagte irgendetwas von Wachshautbildung und Abschleifungen, etwas von ante mortem, wahrscheinlich ein Unfall, aber auch Fremdverschulden sei nicht auszuschließen. Dann blickte er sie erwartungsvoll an, als hoffe er auf ein Lob für seine Ausführungen. Sie nickte nur und fragte nach dem Namen des Opfers. Der KTUler zuckte mit den Schultern. Es war nicht ihre erste Leiche, trotzdem hatte sie ein flaues Gefühl im Magen und entfernte sich einige Schritte, um die Dinge zu ordnen. Sie musste die Obduktion anordnen und den Fall dann an die Kollegen für Kapitalverbrechen weitergeben.

Vogelsang ging ein Stück am Wasser entlang. Eine kleine Gruppe Polizisten stand zusammen, sie lachten über irgendetwas, in ihren schweren, dunklen Uniformen. Seit die Sache mit den Drohmails an die Anwältin bekannt geworden war und Kreise zog, seit man fast jeden Tag dazu etwas in der Presse lesen konnte, spürte sie eine Art Beklemmung, wenn sie die volluniformierten Beamten sah. Die meisten von ihnen waren sicher aufrechte Kollegen, aber sie wusste, dass es da auch schwarze Schafe gab, Leute, die glaubten, über dem Gesetz zu stehen, die ihre Position ausnutzten. Etwas, das sie am eigenen Leib erfahren hatte, früher, in ihrer Zeit in der Szene, noch bevor sie sich dann doch für den Staatsdienst entschieden hatte, in dem Glauben, das System von innen heraus verändern zu können. Einen Scheiß konnte sie.

»Morgen, Greta.«

Sie erkannte die Stimme, ohne dass sie sich umdrehen musste: Uwe Fähndrich vom K11. Sie wartete noch einen Moment, betrachtete die beiden Kräne auf der gegenüberliegenden Uferseite, die dort wie riesige Insekten in der aufgehenden Sonne hockten, dann wandte sie sich um.

»Morgen, Uwe.«

War er dicker geworden oder gewachsen? Wahrscheinlich Ersteres. Sie hatten sich das letzte Mal im Februar oder März gesehen.

»So sieht man sich wieder«, sagte er.

Kaffeeatem, müder Blick.

»Hätte mir einen schöneren Ort gewünscht«, sagte sie.

»Wieso? Ist doch idyllisch hier. Jetzt noch eine Picknickdecke und einen Merlot und es wäre das perfekte Date.«

Uwe lächelte. Er war seit über dreißig Jahren im Dienst, und es gab so gut wie nichts, was er nicht gesehen hatte oder was ihn noch beeindrucken konnte. Er hatte als junger Polizist die 90er-Jahre im Bahnhofsviertel erlebt, die Schießereien und Kämpfe rivalisierender Gruppen um Straßenzüge und Clubs, war beim harten Vorgehen gegen die Drogenszene in der Taunusanlage und am Hauptbahnhof dabei gewesen, ein Beamter, der überall hohes Ansehen genoss, weil er gute Polizeiarbeit machte und auch nicht davor zurückschreckte, gegen Kollegen zu stänkern, die ihm zu behäbig waren und nicht sauber ermittelten. Er besaß kein Smartphone, sondern ein altes Nokia, mit dem er zur Not auch jemanden erschlagen konnte, er rasierte sich unregelmäßig und trug abgewetzte Adidas-Treter, mit denen er am Abend auch auf den Bolzplatz ging. Vogelsang mochte ihn, vielleicht gerade deshalb, weil er auf sympathische Weise altmodisch war. Sein Revier war die Straße, und er wollte nichts davon wissen, dass die wirklich großen Dinger schon längst nicht mehr dort, sondern in den oberen Etagen der Hochhäuser, in Edelrestaurants und beim Golfen gedreht wurden. Uwe machte weiter wie früher: Er trieb sich nach wie vor in den Nebengassen und Parks herum, spann an seinem Netz aus Informanten, Kleinkriminellen und Boten, die ihm die verschlüsselten Nachrichten aus den Nächten, aus den Kellerwohnungen und Tiefgaragen überbrachten und übersetzten, war Teil des Spiels, Räuber und Gendarm, geben und nehmen.

»Rauchst du noch?« Uwe kramte in seiner Tasche und hielt Vogelsang eine Packung Marlboro hin.

»Nicht mehr, nein.«

»Dafür ich wieder umso mehr, scheiße.«

Er gähnte und zündete sich eine Zigarette an.

»Und, gehst du noch zur Eintracht?« Sie sah ihn an.

»Ab und zu, ja. Aber irgendwie ist das alles anders geworden. Die Spieler, ich meine, ist denen doch egal, wo sie spielen, die bekommen ein Hotelzimmer oder eine schöne Eigentumswohnung und dann fahren sie in ihrem Sportwagen zum Training und wieder heim und das war´s.«

»Würdest du doch genauso machen. Für die Kohle, die die kriegen.«

»Früher habe ich noch mit dem Bindewald und dem Binz ein Bier getrunken, die standen nach dem Training einfach da, und wir haben gequatscht.«

»Die gute alte Zeit.«

»Ja, die gute alte Zeit.«

Sie sahen auf den Fluss. Sie wusste, dass das auch nur Geschichten aus dem Poesiealbum waren, mit Blümchen und Goldrand. Früher war alles besser, alles leichter, am Arsch. Auch damals war es um Kohle gegangen, um Ansehen und darum, das beste Stück vom...
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Florian Wacker, geboren 1980 in Stuttgart, studierte Heilpädagogik und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Bisherige Veröffentlichungen: »Albuquerque«, »Dahlenberger«, »Stromland« und »Zebras im Schnee«. Für seinen Roman »Weiße Finsternis« wurde er mit dem Robert Gernhardt Preis ausgezeichnet. 2023 erschien mit »Die Spur der Aale« der erste Band um die Frankfurter Staatsanwältin Greta Vogelsang. Wacker lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main und schreibt Prosa, Dramatik und Code.