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Alles gut? Das meiste schon!

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am02.11.20231. Auflage
Die schlichte Frage »Alles gut?« ist mittlerweile eine der beliebtesten Begrüßungsformeln - aber was bitte soll man darauf antworten? Marco Schreyl kann sich an eine Zeit erinnern, in der überhaupt nicht alles gut war, in der ihn die Sorge um seine Mutter fast erdrückte, ihm aber nichts anderes übrigblieb, als trotzdem zu funktionieren und in die Kamera zu lächeln. Im Sommer 2015 stand es fest: Marcos Mutter hat Chorea Huntington, eine erbliche Erkrankung des Gehirns, die in Demenz mündet und zwangsläufig zum Tod führt. Auch vor der Diagnose war klar, dass etwas nicht stimmte; dass seine Mutter schon eine Weile nicht mehr die Person war, die er geliebt und die immer eine große Rolle in seinem Leben gespielt hatte. Der Versuch, sich diese Nähe zu erhalten, für seine Mutter da zu sein, würde ihn in den nächsten Jahren an seine Grenzen bringen.  Nach und nach macht die Krankheit jedes Kümmern, jede Kommunikation unmöglich - und wie vor ihm schon sein Vater muss auch Marco einsehen, dass er nur verlieren kann. Dass er sich selbst schützen muss, auf eine konsequente und brutale Art: indem er sich zurückzieht. Marcos Mutter stirbt 2021, und für Marco beginnt die eigene Auseinandersetzung mit den Jahren der Krankheit. Und mit den Jahren davor. Er erinnert sich an seine Jugend in Thüringen und Urlaube an der Ostsee, an seine Eltern als junge, energiegeladene Menschen, die Großes vorhatten im Leben. Daran, wie die junge Familie die Wende erlebt, wie er selbst aufbricht, in die Öffentlichkeit und in die Medien - wo er Jahre später auf die Frage »Alles gut?« nur so antworten kann: »Alles nicht, aber das meiste schon!«

Marco Schreyl, geboren 1974, begann seine Arbeit beim Fernsehen als Sportmoderator und übernahm später die Moderation von »Deutschland sucht den Superstar« und vieler großer RTL-Shows. Heute ist er am frühen Morgen bei RTL zu sehen. Auf WDR 2 ist er Gastgeber der »Sonntagsshow mit Marco Schreyl« und im Tagesprogramm zu hören.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextDie schlichte Frage »Alles gut?« ist mittlerweile eine der beliebtesten Begrüßungsformeln - aber was bitte soll man darauf antworten? Marco Schreyl kann sich an eine Zeit erinnern, in der überhaupt nicht alles gut war, in der ihn die Sorge um seine Mutter fast erdrückte, ihm aber nichts anderes übrigblieb, als trotzdem zu funktionieren und in die Kamera zu lächeln. Im Sommer 2015 stand es fest: Marcos Mutter hat Chorea Huntington, eine erbliche Erkrankung des Gehirns, die in Demenz mündet und zwangsläufig zum Tod führt. Auch vor der Diagnose war klar, dass etwas nicht stimmte; dass seine Mutter schon eine Weile nicht mehr die Person war, die er geliebt und die immer eine große Rolle in seinem Leben gespielt hatte. Der Versuch, sich diese Nähe zu erhalten, für seine Mutter da zu sein, würde ihn in den nächsten Jahren an seine Grenzen bringen.  Nach und nach macht die Krankheit jedes Kümmern, jede Kommunikation unmöglich - und wie vor ihm schon sein Vater muss auch Marco einsehen, dass er nur verlieren kann. Dass er sich selbst schützen muss, auf eine konsequente und brutale Art: indem er sich zurückzieht. Marcos Mutter stirbt 2021, und für Marco beginnt die eigene Auseinandersetzung mit den Jahren der Krankheit. Und mit den Jahren davor. Er erinnert sich an seine Jugend in Thüringen und Urlaube an der Ostsee, an seine Eltern als junge, energiegeladene Menschen, die Großes vorhatten im Leben. Daran, wie die junge Familie die Wende erlebt, wie er selbst aufbricht, in die Öffentlichkeit und in die Medien - wo er Jahre später auf die Frage »Alles gut?« nur so antworten kann: »Alles nicht, aber das meiste schon!«

Marco Schreyl, geboren 1974, begann seine Arbeit beim Fernsehen als Sportmoderator und übernahm später die Moderation von »Deutschland sucht den Superstar« und vieler großer RTL-Shows. Heute ist er am frühen Morgen bei RTL zu sehen. Auf WDR 2 ist er Gastgeber der »Sonntagsshow mit Marco Schreyl« und im Tagesprogramm zu hören.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462311853
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum02.11.2023
Auflage1. Auflage
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1688 Kbytes
Artikel-Nr.11462954
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis Na, alles gut?

»Na, alles gut?« Wie oft haben Sie diese Frage heute schon gehört? Wie oft haben Sie sie womöglich selbst schon gestellt? Ich muss gestehen: Ich kann dieses »Na, alles gut?« kaum ertragen und ich habe im Laufe der Zeit glücklicherweise meine eigene Art gefunden, damit umzugehen. Weil ich inzwischen gecheckt habe, dass die, die diese Frage stellen, ja nicht wirklich eine Antwort auf ihre Frage haben wollen, sondern einfach nur nett sein wollen, »Hallo!« sagen oder »Schön, dich zu sehen!«. Sie haben also ja eigentlich nur Gutes im Sinn.

Ich bin mit »Guten Morgen!«, »Guten Tag!«, »Guten Abend!« aufgewachsen, oder eben mit »Hi!«, »Hallo!«, mein Vater benutzte auch gern mal ein »Servus!« - aber »Na, alles gut?«? Niemals! Ich erinnere mich noch sehr genau, wie mir meine Mutter, als ich noch klein war, immer wieder abverlangte, im Treppenhaus unseres Wohnblocks freundlich »Guten Tag!« zu sagen, wenn mir jemand begegnete. Ich war da etwas »maulfaul«.

Ich habe mir inzwischen eine Antwort zurechtgelegt, die die meisten sanft, aber gezielt verwirrt. Auf »Na, alles gut?« antworte ich: »Das meiste schon!« An schlechteren Tagen auch mal mit einem etwas schärferen »Nee, aber das meiste!« ...

Bei dieser Antwort auf die saloppe Frage »Alles gut?« ist irgendwie der Punkt erreicht, an dem sich die gedankenlosen Dampfplauderer von den Menschen unterscheiden, die wirklich an einem interessiert sind: »Das meiste schon!« - die Dampfplauderer nehmen die Antwort gar nicht wahr, also waren sie auch nicht an einer ehrlichen Antwort interessiert. Klingt hart, ist aber so. Haken dran ... und beim nächsten Mal kann ich auf die Willkommensfloskel »Na, alles gut?« eigentlich kurz mit »Ja!« antworten oder einfach nur »Hi!« sagen - vielleicht auch gar nichts, fällt nicht auf.

Die Interessierten aber stutzen meist ... »Aha?!« - eine in Falten gelegte Stirn. Ein Zögern, ein Stocken. Gut so, denke ich mir dann ... Du scheinst mir zuzuhören, dich für mich zu interessieren und wirklich wissen zu wollen, ob bei mir alles gut ist. An dieser Stelle ist dann sogar die für mich eigentlich banalste Frage der Welt entschuldigt.

 

Mal ehrlich: Wenn wir alle tief in uns gehen, dann werden wir doch die Frage, ob ALLES gut ist, nicht mit einem schmetternden JA! beantworten können, oder? Wer gerade dagegenhält - Gratulation!

In meinem Leben kann ich die Frage, ob alles gut ist, nicht mit Ja beantworten ... Auch wenn eben das meiste völlig gut ist, in Ordnung, wunderbar, gibt es doch immer etwas, das gerade danebengeht oder nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle oder wünsche.

Ich wurde vom lauten Bellen des Nachbarhunds geweckt, obwohl ich noch hätte schlafen können, die Vespa stottert irgendwie oder will nicht richtig anspringen, ich hab mein Frühstücksbrot zu Hause vergessen, mir ist der Zug gerade vor der Nase weggefahren ... Alltagssituationen, die nicht optimal laufen und die schon allein dafür sorgen, dass eben nicht alles gut ist. So ist das Leben!

Nun ist die Frage berechtigt: Ist das ein Problem? NNNJJEEIINNN, also: nicht wirklich. Das Bellen des Nachbarhunds bringt mich nicht um, sondern nervt mich nur tierisch, weil ich es, ganz nebenbei gesagt, auch unmöglich finde, wenn Menschen sich in einer Stadtwohnung einen Hund halten, ihn dann stundenlang allein lassen, gern auch nachts, weil sie feiern gehen wollen, und der Hund aus Angst oder vor Einsamkeit bellt. Aber: Jeder liebt anders. Und: anderes Thema. Wegen der Bellerei nebenan nicht in den Schlaf zu kommen, obwohl ich muss, weil ich am kommenden Morgen Frühschicht habe, ist echt Mist.

Dass die Vespa stottert, ist jetzt auch kein Weltuntergang. Ich müsste nur mal zur Werkstatt fahren, die Kiste untersuchen lassen, mir die ganze Nummer ein paar Scheinchen kosten lassen und wahrscheinlich wäre dann auch mit ihr wieder »alles gut«.

Das vergessene Frühstücksbrot - ärgerlich, wirklich ärgerlich! Ich liiieebe frisches Brot, ich liebe belegte Brote, die »Kniften«, die »Bemmen«, wie sie dort, wo ich aufgewachsen bin, genannt werden. Meine Bemmen bekommen reichlich Butter und auch reichlich Käse oder Wurst. Ich habe die Leute, die sich diese belegten Ich-esse-mich-hungrig-dran-Brote schmieren, nie verstanden. EIN Brot, dafür aber dick und fett belegt - das ist ein Frühstücksbrot! Also, wenn ich das zu Hause vergesse, wenn ich mir vorstelle, dass es frisch belegt in der Frühstücksbrottüte auf dem Küchentresen vor sich hin duftet, dann ist nicht alles gut! Und werde ich gefragt, sage ich es eben. Ich wurde ja schließlich danach gefragt!

Das sind alles Situationen, die ich früher oder später wegatmen kann, die keinen Weltuntergang darstellen. Wirklich schlimm sind die Momente, in denen es einem tatsächlich schlecht geht und man sich mit letzter Kraft dahinschleppt, wo man sich gerade befindet. Dann kann diese eine Frage sehr heftig sein, sie kann die Gefühle noch verstärken, sie kann uns sogar daran hindern, uns von unseren Sorgen abzulenken. Trennungen, Verluste von Menschen, schwere Krankheiten bei sich selbst oder bei geliebten Menschen machen uns zart, zerbrechlich, sensibel. Zweimal in meinem Leben habe ich dieses Gefühl so richtig heftig verspürt. Beim Verlust meines Vaters Michael 2017 und beim Tod meiner Mutter Petra im Sommer 2021. Beide sind im August verstorben - ihre Todestage sind gerade mal drei Tage auseinander. Innerhalb von vier Jahren habe ich beide Eltern verloren - beide waren viel zu jung, um schon zu gehen - und zweimal hat es mich wirklich tief getroffen.

Und klar ist dann nicht alles gut.

Mein Vater starb völlig überraschend - zwischen unserem letzten Gespräch und seinem Tod lag gerade mal eine Flugdauer von Köln nach Mallorca. Im Wartebereich des Flughafens hatten wir noch miteinander telefoniert, bei meiner Landung ging es nicht mehr.

Meine Mutter dagegen: ein langer und leidvoller Weg. Über ein Jahrzehnt hinweg musste sie die Veränderungen in ihrem Körper ertragen - hinnehmen, dass die Biologie, die Genetik, ihre eigene genetische Konstellation, sie zerstört. Langsam und gemein. Und dass diese gemeine Krankheit nicht nur sie selbst zerstört, sondern auch vieles und viele andere um sie herum.

 

Ich möchte in diesem Buch über meine Eltern schreiben. Das heißt auch über meine Mutter - über eine Frau, die nur 65 Jahre alt werden durfte, die jung Mutter wurde, ungeplant, wenn stimmt, was sie mir erzählt hat, die kämpferisch war, die mutig und lustig war, die das Leben geliebt hat und dennoch vom Leben so enttäuscht worden ist.

Es ist die Geschichte, wie eine Krankheit einen Menschen befallen, wie sie einen Menschen beherrschen kann und das Leben, das er oder sie bisher gelebt hat, völlig umkrempeln oder eben auch zerstören kann. Lange habe ich mich nicht getraut, es nicht gewagt, über das Leben meiner Mutter zu reden, erst recht nicht zu schreiben, es öffentlich kundzutun ... obwohl ich wahrscheinlich mindestens genauso gelitten habe wie meine Mutter selbst. Sie zu sehen, zu erleben, wie sie zerstört wird und sich dabei auch selbst zerstört. Nicht helfen zu können und festzustellen, dass unsere Gesellschaft viel unternimmt, sich um die Schwachen, die Benachteiligten zu kümmern - aber dann auch wieder nicht aufmerksam und konsequent genug.

Ich habe aus Respekt meiner Mutter gegenüber nie über ihre Erkrankung gesprochen - und auch nie darüber, was diese Erkrankung für mich bedeutet, in der nächsten Generation. Deswegen möchte ich auch über mich schreiben - oder anders: Ich habe das Gefühl, ich muss über mich schreiben. Über diese fünf Jahrzehnte, die ich fast hinter mir habe. Ich werde bald 50! Und wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich auch mit fast 50 manchmal noch klein und allein. Kein »Vater, wie bekommt man das Bild richtig an die Wand?« mehr. Keine Frage mehr an Mutter, welche Meinung sie hier- oder dazu hat oder wie Oma die Soße zum Braten gemacht hat oder den Mohnkuchen mit Eierschecke - alles nicht möglich. Weil sie weg sind. Nicht mehr da.

Neulich hörte ich die Journalistin und Autorin Christine Westermann im Radio mit dem Talkmaster und Publizisten Michel Friedman sprechen und am Ende wünschten sich beide ein »schönes Leben!«. Was für eine schöne Verabschiedung! Was für ein wunderbarer Wunsch für den jeweils anderen. Und nun sitze ich hier. Und frage mich: Hab ich ein schönes Leben? Hatten meine Eltern ein schönes Leben? Wann IST ein Leben ein schönes Leben?

 

Diese Fragen habe ich in den Wochen, sogar Jahren, in denen ich Schmerz und Trauer mit mir herumgeschleppt habe, oft mit Älteren, Weiseren, Erfahreneren besprochen. Da sind fette Tränen gelaufen. Passiert heute übrigens auch immer mal wieder.

Ich habe an vielen Sonntagen bei unseren kurzen Begegnungen zum Buchtipp im Radio auf WDR 2 mit Christine Westermann am Rande auch über mich und meine Gefühle gesprochen, über den tiefen Schnitt im Herzen, Vater verloren zu haben, Mutter zu beobachten aus der Ferne und festzustellen, wie wir uns abhandenkommen. Ich bin mir sicher, es waren die dunklen, die traurigen Momente, die mich dazu gebracht haben, das hier aufzuschreiben. Ist ja auch so im Leben: Wer Tagebuch schreibt, muss erzählen, wer ein Buch schreibt, muss viel erzählen - will vielleicht loswerden -, berichten, beschreiben,...
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Marco Schreyl, geboren 1974, begann seine Arbeit beim Fernsehen als Sportmoderator und übernahm später die Moderation von »Deutschland sucht den Superstar« und vieler großer RTL-Shows. Heute ist er am frühen Morgen bei RTL zu sehen. Auf WDR 2 ist er Gastgeber der »Sonntagsshow mit Marco Schreyl« und im Tagesprogramm zu hören.
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