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Sozialgeschichte als politische Geschichte

Werner Conze und die Neuorientierung der westdeutschen Geschichtswissenschaft nach 1945. Diss.
BuchGebunden
445 Seiten
Deutsch
Oldenbourgerschienen am26.09.2001
Der Historiker Werner Conze, als Angehöriger der sogenannten Volksgeschichte in der Zwischenkriegszeit sozialhistorisch ausgebildet, verfolgte nach dem Kriege dezidiert das Projekt, die bislang von der Politikgeschichte dominierte Geschichtsschreibung auf Sozialgeschichte umzustellen. Er und einige befreundete Kollegen waren der Meinung, dass die tief greifenden gesellschaftlichen Veränderungsprozesse im Gefolge der Industrialisierung und des Aufstiegs des Kommunismus in Europa politikgeschichtlich nicht mehr angemessen zu verstehen seien, sondern neuer Untersuchungsmethoden bedürften. Die Erneuerung erforderte freilich geschickte strategische Arbeit. Die Historiker mussten in einem mühevollen Prozess vom Mehrwert einer sozialgeschichtlichen Herangehensweise überzeugt werden, Sozialgeschichte setzte nicht sich durch, sie musste durch Historiker wie Conze aktiv propagiert und in der Historiographie etabliert werden. Gleichzeitig wird hinter dem Projekt der Sozialgeschichte ein spezifisches Weltbild sichtbar. Man erkennt, dass die Texte der frühen Sozialgeschichte durch die Vorstellung, dass die Gesellschaft im Innern sozial harmonisiert und nach außen durch sichere, eindeutigen Grenzen geschützt sein sollte, strukturiert wurden. Eine solche Gesellschaftsordnung bildete - wegen der persönlichen Erfahrung andauernder gesellschaftlicher Instabilität seit 1918 - das Ideal der Sozialhistoriker. Durch den Kommunismus sahen sie dieses Ideal permanent doppelt bedroht: im Innern durch soziale Revolutionen, von außen durch die Sowjetunion. Ihre Texte erweisen sich vor diesem Hintergrund als ein komplexes System ineinander verschachtelter und sich gegenseitig stützender Deutungen, das die Legitimation des Kommunismus historiographisch eliminieren sollte. Sozialisation in der Zwischenkriegszeit, methodische Innovation und politisches Programm erweisen sich in der Sozialgeschichte der frühen Bundesrepublik als unlösbar miteinander verknüpft; ein in der Zwischenkriegszeit ausgebildetes Ordnungsdenken modernisierte und prägte inhaltlich wie methodisch die Historiographie der 1950er Jahre.mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
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Produkt

KlappentextDer Historiker Werner Conze, als Angehöriger der sogenannten Volksgeschichte in der Zwischenkriegszeit sozialhistorisch ausgebildet, verfolgte nach dem Kriege dezidiert das Projekt, die bislang von der Politikgeschichte dominierte Geschichtsschreibung auf Sozialgeschichte umzustellen. Er und einige befreundete Kollegen waren der Meinung, dass die tief greifenden gesellschaftlichen Veränderungsprozesse im Gefolge der Industrialisierung und des Aufstiegs des Kommunismus in Europa politikgeschichtlich nicht mehr angemessen zu verstehen seien, sondern neuer Untersuchungsmethoden bedürften. Die Erneuerung erforderte freilich geschickte strategische Arbeit. Die Historiker mussten in einem mühevollen Prozess vom Mehrwert einer sozialgeschichtlichen Herangehensweise überzeugt werden, Sozialgeschichte setzte nicht sich durch, sie musste durch Historiker wie Conze aktiv propagiert und in der Historiographie etabliert werden. Gleichzeitig wird hinter dem Projekt der Sozialgeschichte ein spezifisches Weltbild sichtbar. Man erkennt, dass die Texte der frühen Sozialgeschichte durch die Vorstellung, dass die Gesellschaft im Innern sozial harmonisiert und nach außen durch sichere, eindeutigen Grenzen geschützt sein sollte, strukturiert wurden. Eine solche Gesellschaftsordnung bildete - wegen der persönlichen Erfahrung andauernder gesellschaftlicher Instabilität seit 1918 - das Ideal der Sozialhistoriker. Durch den Kommunismus sahen sie dieses Ideal permanent doppelt bedroht: im Innern durch soziale Revolutionen, von außen durch die Sowjetunion. Ihre Texte erweisen sich vor diesem Hintergrund als ein komplexes System ineinander verschachtelter und sich gegenseitig stützender Deutungen, das die Legitimation des Kommunismus historiographisch eliminieren sollte. Sozialisation in der Zwischenkriegszeit, methodische Innovation und politisches Programm erweisen sich in der Sozialgeschichte der frühen Bundesrepublik als unlösbar miteinander verknüpft; ein in der Zwischenkriegszeit ausgebildetes Ordnungsdenken modernisierte und prägte inhaltlich wie methodisch die Historiographie der 1950er Jahre.
Zusatztext"Die Arbeit gewinnt ihre Überzeugungskraft vor allem durch die breite Anlage, die nicht nur personelle Konstellationen, inhaltliche Fragen und wissenschaftspolitische Grundlinien zusammenführt, sondern auch den Blick auf die Nachbardisziplinen Soziologie und Politikwissenschaft und die realen gesellschaftlichen Veränderungen mit einbezieht. [...] Durch seine intelligente Anlage, seine solide Fundierung durch Literatur und Archivalien und nicht zuletzt durch seine unprätentiöse Sprache hat dieses Buch die Messlatte für nachfolgende Arbeiten erfreulich hoch gelegt." Winfried Schulze, in: Süddeutsche Zeitung vom 29.11.2001 "Die Studie ist brillant konzipiert, quellenreich an Archivalien wie an veröffentlichten Quellen, theoretisch überzeugend fundiert und dabei gut lesbar." Peter Exner, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 2002
ZusammenfassungDer Historiker Werner Conze, als Angehöriger der sogenannten Volksgeschichte in der Zwischenkriegszeit sozialhistorisch ausgebildet, verfolgte nach dem Kriege dezidiert das Projekt, die bislang von der Politikgeschichte dominierte Geschichtsschreibung auf Sozialgeschichte umzustellen. Er und einige befreundete Kollegen waren der Meinung, dass die tief greifenden gesellschaftlichen Veränderungsprozesse im Gefolge der Industrialisierung und des Aufstiegs des Kommunismus in Europa politikgeschichtlich nicht mehr angemessen zu verstehen seien, sondern neuer Untersuchungsmethoden bedürften...
Details
ISBN/GTIN978-3-486-56581-2
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Erscheinungsjahr2001
Erscheinungsdatum26.09.2001
Reihen-Nr.9
Seiten445 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht775 g
Artikel-Nr.16183647
Rubriken

Inhalt/Kritik

Kritik
"Es gibt noch nicht viele Arbeiten, die sich mit den Ursachen und Entstehungsbedingen der Sozialgeschichte als politische Geschichte beschäftigt haben, zu deren Protagonisten vor allem der Historiker Werner Conze zählt, weiß Rezensent Winfried Schulze. Thomas Etzemüller, ein Schüler des Tübinger Zeithistorikers Anselm Doering-Manteuffel, hat mit seiner Untersuchung über Conze einen wesentlichen Grundstein und damit Maßstäbe für künftige Arbeiten gesetzt, ist der Rezensent überzeugt. Sowohl die Denkstile Conzes als auch ihr institutionelles Umfeld und der Blick auf die Nachbardisziplinen Politikwissenschaft und Soziologie geben dem Leser einen dichten Einblick in das Wirken eines nach 1945 neu entstandenen Forschungszweiges. Wichtig sei dabei aber auch die "personelle Konstellation" der 'Rothfels-Gruppe", "also jener in Königsberg durch den - spät emigrierten - deutsch-nationalen Historiker sozialisierten Gruppe von Historikern und Soziologen, die sich nach 1945 als eng zusammenhaltendes Netzwerk verstanden und entsprechend agierten". Schulze findet all diese Zusammenhänge in Etzemüllers Studie intelligent, einfühlsam und fundiert aufbereitet. Der Autor hat, ist sich der Rezensent sicher, damit die Messlatte für die weitere Forschung zum Thema "erfreulich hoch angelegt". (SDZ, 29.11.2001)mehr