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Blutige Zeilen

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
544 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am01.02.20191. Auflage
Astrid Sammils Leben gerät immer mehr aus den Fugen. Als Diplomatin hat sie mit Staatsbesuchen und dem anstehenden Thronjubiläum alle Hände voll zu tun. Und auch privat bleibt ihr keine Ruhe: Seit einiger Zeit bekommt sie immer wieder Hass-E-Mails und muss sich mit Anfeindungen und Drohungen im Internet auseinandersetzen. Als dann auch noch eine Freundin spurlos verschwindet, gerät Astrid immer tiefer in gefährliche Verstrickungen aus Neid, Macht und Hass. Dann wird auf ihrem Grundstück in Dalarna eine Leiche gefunden, und nichts ist mehr, wie es war ...

Ingrid Hedström hat jahrelang als Auslandskorrespondentin für die schwedische Tageszeitung Dagens Nyheter gearbeitet, aber auch als ausgebildete Psychologin. Sie hat bereits sechs erfolgreiche Spannungsromane geschrieben, für die sie mehrere Preise erhielt.
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Produkt

KlappentextAstrid Sammils Leben gerät immer mehr aus den Fugen. Als Diplomatin hat sie mit Staatsbesuchen und dem anstehenden Thronjubiläum alle Hände voll zu tun. Und auch privat bleibt ihr keine Ruhe: Seit einiger Zeit bekommt sie immer wieder Hass-E-Mails und muss sich mit Anfeindungen und Drohungen im Internet auseinandersetzen. Als dann auch noch eine Freundin spurlos verschwindet, gerät Astrid immer tiefer in gefährliche Verstrickungen aus Neid, Macht und Hass. Dann wird auf ihrem Grundstück in Dalarna eine Leiche gefunden, und nichts ist mehr, wie es war ...

Ingrid Hedström hat jahrelang als Auslandskorrespondentin für die schwedische Tageszeitung Dagens Nyheter gearbeitet, aber auch als ausgebildete Psychologin. Sie hat bereits sechs erfolgreiche Spannungsromane geschrieben, für die sie mehrere Preise erhielt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492966948
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum01.02.2019
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4685 Kbytes
Artikel-Nr.3411119
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
KAPITEL 1
London, England & Dalarna, Schweden

Silvester 2012/13

Astrid Sammils trat an die Glaswand und blickte auf London hinab. Tief dort unten glitzerte der Verkehr auf der Kensington High Street, ein Strom von weißen und roten Lichtern, hektisch, aber lautlos von ihrem Aussichtspunkt zehn Stockwerke darüber betrachtet. Sie hob den Blick und ließ ihn über die erleuchtete Weltstadt schweifen, die erwartungsvoll vibrierte, bereit, in Jubel und Feuerwerk zu explodieren, sowie die Uhr Mitternacht schlug.

In der dicken Glasscheibe erkannte sie ihr eigenes Spiegelbild, es zeigte eine hochgewachsene, kräftige dunkelhaarige Frau mit markanten Zügen in schmaler Hose und einer Abendjacke. Sie hatte sie von einem uralten Schneider in Warschau maßschneidern lassen, und obwohl sie perfekt saß, verzog Astrid das Gesicht. Ich wirke wie eine Karikatur, dachte sie, nicht sonderlich überzeugend.

Die Türklingel ertönte in einem gedämpften Dreiklang, wie eine Vorankündigung der Neujahrsglocken. Astrid öffnete, und draußen stand eine Frau mit einer Weinflasche und einem gehetzten Ausdruck in den Augen. Sie war klein und zierlich, hatte dunkle Haare und trug einen eleganten schwarzen Mantel und hochhackige Schuhe.

»Entschuldige, Astrid«, sagte Amanda Forssell. »Ich weiß, dass ich eine Stunde zu früh dran bin - mindestens -, doch ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten, im Hotel zu sitzen und â¦«

»Kein Problem, du darfst gerne schon reinkommen«, erwiderte Astrid und umarmte ihre Freundin flüchtig. »Aber wo hast du Peter gelassen?«

»Das ist es ja gerade« sagte Amanda und warf Astrid über die Schulter einen Blick zu, während sie ihren Mantel an der Garderobe aufhängte. »Er musste zu einem Termin mit der Geschäftsleitung des Unternehmens, das seine Firma übernehmen will, und hätte schon längst wieder da sein sollen. Er geht nicht ans Handy, und ich weiß nicht, wo er steckt, ich kann s mir einfach nicht erklären!«

Ihre Stimme wurde zunehmend lauter und schriller. Als sie Astrid die Weinflasche reichte, merkte diese, dass Amandas Hände schweißnass waren und ihre Finger zitterten.

»Er ist dort bestimmt nur in eine Silvesterparty geraten«, erwiderte Astrid beruhigend und schlang einen Arm um Amandas Schultern. »Oder er hat kein Taxi mehr erwischt, es ist schließlich Silvester, oder ist mit der U-Bahn irgendwo hängen geblieben. Komm rein, trink erst mal was und sag Stefan und den anderen Hallo.«

Astrid war erstaunt. Dieses Verhalten sah Amanda so gar nicht ähnlich. Solange Astrid sie kannte, war sie eine unbezwingbare und vor Energie sprudelnde Optimistin, ein Dynamo, der sämtliche Hindernisse, die ihr in die Quere kamen, beseitigte. Die Amanda, die jetzt so aufgewühlt vor ihr stand, war nicht die Frau, die sie kannte.

Sie gingen ins Wohnzimmer. Zwei Frauen saßen auf dem großen schwarzen Ecksofa, von ihrem Gastgeber Stefan Hallgrimsson aber war nichts zu sehen. Geräusche aus dem Arbeitszimmer verrieten, dass er immer noch vollauf darin vertieft war, mit seinem dreizehnjährigen Neffen Online-Games zu spielen.

Stefan Hallgrimsson war seit nunmehr zwei Jahren der Mann in Astrids Leben. Sie wusste, dass viele ihrer Bekannten sich darüber wunderten, vor allem diejenigen, die noch ihren Exmann, den Lyriker und Übersetzer Gabriel Wrede, kannten. Der Gegensatz zwischen Stefan und Gabriel hätte kaum größer sein können: Stefan war der Sohn eines Trawlerkapitäns aus Nordisland und ein vermögender Geschäftsmann. Er war im Dunstkreis eines isländischen Bankimperiums tätig gewesen, das 2008 einen sagenhaften Börsencrash hingelegt hatte. Aber Astrid hatte schon bei ihrer ersten Begegnung widerstrebend seine Anziehungskraft verspürt und nach näherer Bekanntschaft mit ihm festgestellt, dass die zynische und ironische Fassade, die er nach außen hin zeigte, etwas anderes verbarg, als sein Äußeres zunächst vermuten ließ, wenn es auch nicht unbedingt ein Herz aus Gold war. Sie konnten zusammen lachen und waren fasziniert von den Eigenarten des anderen. Astrid wusste, dass er im Zuge des Bankenzusammenbruchs nahe daran gewesen war, für Insidergeschäfte angeklagt zu werden. Sie vermied es, ihm zu viele Fragen darüber zu stellen, musste aber zugeben, dass die Vorstellung, dass er sich in Grauzonen bewegte, gefährlich nahe an Grenzen, die nicht überschritten werden durften, sie insgeheim reizte.

Solche Gefühle waren für eine Diplomatin wie Astrid, eine Botschafterin für Menschenrechte, natürlich höchst unpassend und auch der Grund dafür, dass sie nicht zusammengezogen waren und das vermutlich auch nie tun würden. Aber dass Astrid Silvester in Stefans Londoner Wohnung feiern würde, hatte für sie beide gar nicht zur Diskussion gestanden. Vor zwei Tagen war sie angekommen und genoss nun den ungezwungenen Komfort des Appartements in Kensington, nachdem sie wochenlang hart gearbeitet hatte und so viel auf Reisen gewesen war, dass sie beim Aufwachen kaum noch gewusst hatte, in welcher Stadt sie sich gerade befand. Dublin, Straßburg, Warschau â¦ die Bilder der anonymen Hotelzimmer vermischten sich miteinander. Nach einer Besprechung der Menschenrechtskommission des Europarats und einer umständlichen Flugreise von Straßburg nach Schweden, war sie einen Tag nach dem Luciatag am 14. Dezember wieder in ihre Stockholmer Wohnung zurückgekehrt. Dort hatte sie resolut ihre verwelkten Topfpflanzen entsorgt, zwei elektrische Kerzen hervorgekramt und mit viel Glück eine freie Waschmaschine im Waschkeller ergattert. Die letzte Woche vor Weihnachten hatte sie in Besprechungen zugebracht, sehr viel Zeit darauf verwendet, die Papiere durchzugehen, die sich auf ihrem Schreibtisch angehäuft hatten, und an dem abschließenden OSZE-Arbeitsgruppenbericht gearbeitet.

Zwei Tage vor Heiligabend war sie zum Hof ihrer Familie in Granåkers Hästberg, einem Dorf in den tiefen Wäldern Dalarnas, gefahren, um mit einer gemischten Schar von Freunden, Verwandten und Nachbarn Weihnachten zu feiern und sich ein paar Dingen zu widmen, die im vergangenen Herbst liegen geblieben waren.

Nach alldem war sie einfach nur froh, dass von ihr als Gastgeberin niemand erwartete, den Kochlöffel zu schwingen. Andere gastgeberische Pflichten, wie die Unterhaltung am Laufen zu halten und dafür zu sorgen, dass keiner der Gäste ausgeschlossen wurde, gelangen ihr nach beinahe zwanzig Jahren in Diplomatenkreisen mühelos.

Sie versorgte Amanda mit einem Drink und stellte sie den anderen beiden Frauen vor. Das Auftreten ihrer Freundin überraschte Astrid jedoch weiterhin. Amanda setzte sich ganz ans Ende des Sofas und wirkte so geistesabwesend, dass Stefans Schwester Asdis Hallgrimsdottir, genannt Disa, nach einigen misslungenen Anläufen, den neuen Gast in die Unterhaltung miteinzubeziehen, Astrid einen verwunderten, fragenden Blick zuwarf.

Disa lebte seit fünfzehn Jahren in London und war so bodenständig und geradeheraus wie ihr Bruder ironisch und ausweichend. Während Stefan im Cyberspace mit Millionen jonglierte, arbeitete sie als Fitnesstrainerin. Sie war ebenso hochgewachsen wie ihr Bruder, hatte eindringlich blickende blaue Augen und trug ihre dunkelblonden Haare in einer zerstrubbelten Kurzhaarfrisur. Astrid mochte sie sehr, obwohl ihr Disas muskulöse Oberarme das Gefühl gaben, selbst mehr trainieren zu müssen.

Zoe Miller, eine erfolgreiche Psychoanalytikerin und Disas Lebensgefährtin, warf Amanda ebenfalls forschende Blicke zu. Mit ihren wogenden, hennagefärbten Locken und langen, bunten Röcken, exotischem Schmuck und kunstvoll drapierten Schals wirkte sie wie ein moderner Hippie. Ihr Verstand aber war scharf und schnell. Wenn Zoe ihre dunklen Augen auf sie richtete, fühlte sich Astrid oft unangenehm durchschaut.

»Soll ich dir nachschenken, Amanda?«, fragte Astrid.

Amanda, die sich mit einer Miene über ihr Handy beugte, als wäre sie ein gestrandeter Flugpassagier, zuckte zusammen und sah auf.

»Was? Entschuldige, ich frage mich nur, wo Peter bleibt, er hätte doch schon längst hier sein müssen.«

»Peter? Ist das Ihr Mann?«, fragte Zoe freundlich. Die Frage zauberte ein Lächeln auf Amandas Gesicht, und sie begann, lebhaft, ausführlich und etwas zu exaltiert von ihrem Ehemann und seinen Geschäften zu berichten - eine Ausführung, die ebenso deplatziert war wie ihre vorige Schweigsamkeit.

Astrid kannte Amanda aus ihrer Studienzeit in Uppsala Ende der Achtzigerjahre. Sie hatten auf demselben Flur im Studentenwohnheim gewohnt, derselben Studentennation angehört und mit der Zeit auch derselben Clique von Studentinnen, die sich gelegentlich traf, um sich über ihre Erfahrungen mit herablassenden Professoren, niederträchtigen Funktionären der Studentenschaft und weiteren Hindernissen auszutauschen, auf die sie zu ihrem Erstaunen als Frauen stießen.

Ein paar Jahre lang waren Amanda und Astrid nahezu unzertrennlich gewesen, und Astrid hatte Amandas unglaubliches Talent, etwas zu bewegen, bewundert. Wenn die Frauengruppe eine Ausstellung oder eine Vorlesungsreihe organisieren wollte, war es immer Amanda gewesen, die die richtigen Personen zu fassen bekommen und sie von einer Teilnahme überzeugt, finanzielle Unterstützung oder die perfekten Räumlichkeiten aufgetan und ihnen kostenlose Werbung verschafft hatte.

Dennoch hatten sich ihre Wege allmählich getrennt. Während Astrid mehrere Jahre auf dem Balkan gearbeitet hatte und in das Diplomatennachwuchsprogramm des Schwedischen Außenministeriums aufgenommen worden war, hatte Amanda Karriere in der PR- und Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Nach einigen Jahren bei diversen Unternehmen hatte sie ihre eigene PR-Firma »Jaxon Communications« gegründet, die kurz vor der Jahrtausendwende von Peter Forssell, einem namhaften Gründer eines Start-up-Unternehmens in der...
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Ingrid Hedström hat jahrelang als Auslandskorrespondentin für die schwedische Tageszeitung Dagens Nyheter gearbeitet, aber auch als ausgebildete Psychologin. Sie hat bereits sechs erfolgreiche Spannungsromane geschrieben, für die sie mehrere Preise erhielt.