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Das Schiff

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
592 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am11.12.20181. Auflage
Mit exklusiver Bonus-Erzählung »All die Jahrtausende«! Der mehrfach preisgekrönte Erfolgsroman erstmals im Taschenbuch: Seit tausend Jahren schicken die intelligenten Maschinen der Erde lichtschnelle Sonden zu den Sternen. Sie sind auf der Suche nach den Hinterlassenschaften der Muriah, der einzigen bekannten und längst untergegangenen Hochkultur in der Milchstraße. Bei der Suche helfen die Mindtalker, die letzten sterblichen Menschen auf der Erde. Doch sie finden nicht nur das technologische Vermächtnis der Muriah, sondern auch einen alten Feind, der seit einer Million Jahren schlief und jetzt wieder erwacht ...

Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, schrieb mit seinen futuristischen Thrillern und Science-Fiction-Romanen wie »Das Schiff« und »Omni« zahlreiche Bestseller. Spektakuläre Zukunftsvisionen sind sein Markenzeichen. Zuletzt erschien im Piper Verlag der Roman »Infinitia«.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextMit exklusiver Bonus-Erzählung »All die Jahrtausende«! Der mehrfach preisgekrönte Erfolgsroman erstmals im Taschenbuch: Seit tausend Jahren schicken die intelligenten Maschinen der Erde lichtschnelle Sonden zu den Sternen. Sie sind auf der Suche nach den Hinterlassenschaften der Muriah, der einzigen bekannten und längst untergegangenen Hochkultur in der Milchstraße. Bei der Suche helfen die Mindtalker, die letzten sterblichen Menschen auf der Erde. Doch sie finden nicht nur das technologische Vermächtnis der Muriah, sondern auch einen alten Feind, der seit einer Million Jahren schlief und jetzt wieder erwacht ...

Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, schrieb mit seinen futuristischen Thrillern und Science-Fiction-Romanen wie »Das Schiff« und »Omni« zahlreiche Bestseller. Spektakuläre Zukunftsvisionen sind sein Markenzeichen. Zuletzt erschien im Piper Verlag der Roman »Infinitia«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492994026
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum11.12.2018
Auflage1. Auflage
Seiten592 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4989 Kbytes
Artikel-Nr.4066474
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Ein Sturm
1

Die Wolken hingen tief und schwer über dem grauen, aufgewühlten Ozean. Vom Wind gepeitscht türmten sich die Wellen höher, als wollten sie sich gegenseitig übertreffen, schmetterten gegen die Klippe und zerstoben an hartem Fels. Böen nahmen die Gischt und warfen sie nach oben, dorthin, wo Adam stand, drei Dutzend Meter weiter oben, sein schwacher Körper gehalten von seinem Mobilisator, der ihn wie ein Exoskelett umhüllte. Er hatte darauf verzichtet, den Schild zu aktivieren; nichts schützte ihn vor Wind und Regen.

»Oh, hier bist du, Adam«, erklang eine Stimme hinter ihm. Es war eine ruhige Stimme, aber sie übertönte mühelos das Donnern der Brandung. »Ich habe dich gesucht.«

»Wie kannst du mich gesucht haben, wenn ihr doch immer genau wisst, wo ich bin?«

Der Mobilisator half Adam, den Kopf zu drehen. Ein Mann stand neben der Kapsel, die ihn hierher gebracht hatte. Er sah anders aus als bei ihrer letzten Begegnung, die nur wenige Tage zurücklag, aber das war bei den Avataren der Maschinen oft der Fall. Trotzdem erkannte er ihn: Bartholomäus, sein Mentor und Mittler, der Mann, dessen ruhige Weisheit ihn all die Jahre begleitet hatte. Er war mit einem MFV des Clusters gekommen, einem Multifunktionsvehikel, silbern wie er selbst: ein käferartiges Gebilde, das wie ein zum Sprung bereites Insekt neben Adams Kapsel stand.

Dahinter erstreckte sich eine Ebene, die einst - vor der großen Flut, von der ihm Bartholomäus vor einigen Wochen erzählt hatte, oder vielleicht vor Jahren, er wusste es nicht mehr genau - ein Hochplateau gebildet hatte. Bäume duckten sich dort im Wind, und für einen Moment erschien zwischen ihnen etwas Unerwartetes: eine Gestalt, die cremefarbene Kleidung trug. Adam blinzelte überrascht und sah genauer hin, doch zwischen den Bäumen gab es nur die dichter werdenden Schatten des Abends.

Bartholomäus kam näher. »Warum benutzt du einen Mobilisator und kein Faktotum?«

»Ich wollte das Meer erleben«, sagte Adam und richtete den Blick wieder nach vorn. »Ich wollte es sehen, hören und fühlen.«

»An diesem Ort ist es kalt und nass, und du bist nicht mehr jung«, sagte Bartholomäus. »Du könntest krank werden.«

»Ihr könntet mich heilen. Es wäre nicht das erste Mal.«

»Auch unsere Möglichkeiten sind begrenzt, Adam. Du bist nicht wie die anderen Menschen. Du bist alt.«

Ein hässliches Wort, alt. Adam rang sich ein Lächeln ab und spürte, wie ihm Regen ins Gesicht schlug. »Die anderen sind viel älter als ich, manche von ihnen sogar älter als du.« Neugier erwachte in ihm. »Wie alt bist du, Bartho?«

»Tausend Jahre«, sagte Bartholomäus. Er stand jetzt neben Adam vor dem Rand der Klippe. »Ich habe gesehen, wie die erste Sonde zu den Sternen aufbrach.«

»Na bitte. Einige der Unsterblichen sind viel älter. Manche von ihnen stammen aus der Zeit der großen Flut, als alles auf der Erde überschwemmt wurde. Wie lange ist das her?«

»Fast sechstausend Jahre.«

Unterstützt vom Mobilisator hob Adam die Hand, wischte sich Regen aus den Augen und schaute wieder übers Meer. In der Ferne flackerte ein Blitz, grell und schön, und in seinem Licht rollten Hunderte, Tausende von Wellen heran. Er verglich sie mit den Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, Wellen eines geistigen Ozeans, die meisten flach, vom Alter müde. Manchmal versuchte er sie festzuhalten, doch sie entglitten ihm wie Wasser den Fingern, die es zu ergreifen trachteten. Es erstaunte ihn ein bisschen, mit welcher Klarheit er jetzt darüber nachdachte. Vielleicht lag es an Ozean, Wind und Regen, dachte er. Vielleicht hatten sie den Nebel aus seinem Schädel vertrieben.

»Warum kann ich nicht sein wie die anderen?«, fragte er. »Warum musste ich alt werden? Warum muss ich schließlich sterben?«

»Wir haben oft darüber gesprochen, Adam. Ich habe es dir erklärt.«

Hatte er das? In seinem Gedächtnis gab es viele Lücken, von den Jahren geschaffen. Bartholomäus hingegen vergaß nie etwas. Er erinnerte sich an alles, an jede noch so kleine Kleinigkeit seines tausend Jahre langen Lebens. Dort stand er, ein Mann mit silberner Haut, kurzem Haar, großen grauen Augen und einer auffallend langen Nase, kein Mensch, sondern ein Avatar, ein Faktotum der intelligenten Maschinen, des Clusters, der sich auch hier unter Adams Füßen erstreckte, beziehungsweise unter der Klippe und dem aufgewühlten Meer. Der Regen perlte an ihm ab, schien ihn kaum zu berühren.

»Bei manchen Menschen versagt die Behandlung«, sagte Bartholomäus. »Es tut mir leid. Wir arbeiten daran.«

Der Moment der Klarheit dauerte an. »Seit sechstausend Jahren?«

»Das Problem ist kompliziert, selbst für uns. Der Omega-Faktor widersetzt sich unseren Bemühungen, alle Menschen unsterblich zu machen. Noch haben wir keinen Weg gefunden, ihn zu überlisten. Er macht sich in einem von tausend Neugeborenen bemerkbar. Wir können nichts dagegen tun«, betonte Bartholomäus. »Noch nicht.«

»Ich bin einer von tausend«, sagte Adam und beobachtete das Meer.

»Ja.«

»Bin ich wichtig?«

»Du bist sogar sehr wichtig, Adam. Deshalb bin ich hier. Wir haben eine Aufgabe für dich. Eine neue Mission.«

Eine Windbö heulte lauter als die anderen und war kräftig genug, die Krone einer großen Welle bis zum Rand der Klippe emporzutragen. Schaumiges Wasser klatschte gegen Adam, so heftig, dass selbst der Mobilisator Mühe hatte, ihn aufrecht zu halten. Er schmeckte Salz und dachte: Wie viel Kraft in Wind und Wasser steckt. Was ich hier oben fühle, ist nur ein winziger Teil davon. Wie stark müssen die Wogen dort unten sein, jede von ihnen mit der Kraft eines ganzen Ozeans im Rücken, und der Sturm, der sie auftürmt.

»Meine letzte Mission liegt nur zwei Tage zurück.« Der Wind nahm seine Worte und trug sie fort. Adam stellte sich vor, wie sie sich mit Regen und Sturm vereinten. Vielleicht lebten sie weiter, auch wenn niemand sie hörte. Gesprochene Worte, die länger lebten als ihre Sprecher, die irgendwann in Regentropfen gefangen auf den Boden fielen oder, sich an Wolken festklammernd, um die Welt zogen. Es war ein seltsamer Gedanke, fand Adam. Vielleicht war es sogar einer der dummen Gedanken, die durch seinen Kopf wanderten, wenn es ihm schlechter ging. Neurodegeneration. So nannten Bartholomäus und die anderen Avatare es manchmal.

»Eine Woche«, sagte der silberne Mann an seiner Seite. »Du bist seit einer Woche wieder bei uns.«

»Tatsächlich? Schon eine Woche? Mir kommt es kürzer vor.«

»Du hast die meiste Zeit geschlafen. Wir haben uns um dich gekümmert und dich behandelt, damit es dir wieder besser geht.« Bis hierher klang die Stimme des silbernen Mannes sanft, aber in den nächsten Worten lag eine gewisse vorwurfsvolle Schärfe. »Andernfalls könntest du jetzt nicht hier sein und Leib und Leben bei etwas riskieren, das keinen Sinn hat.«

Bartholomäus bewegte sich nicht, die Arme blieben an seinen Seiten und die Hände unten, aber plötzlich war ein Schild da, ein dünner Vorhang aus Energie, die Adam vom Sturm trennte, Wind, Regen und Kälte von ihm fernhielt. Das Fauchen der Böen wurde leiser, so leise, dass er das Summen der Servomotoren hörte, als er erneut die Hand hob, sich Nässe von der Stirn wischte und die Finger an den Mund hielt, um das Salz des Meeres zu schmecken.

»Ich bin als Kind am Meer gewesen«, sagte er. »Ich bin mit Wind und Wellen aufgewachsen. Dies ist nicht sinnlos, sondern Teil meines Lebens.« Fast trotzig fügte er hinzu: »Die Jahre sind nicht gnädig mit mir gewesen, aber sie haben mir nicht alle meine Erinnerungen genommen.«

»Bitte entschuldige«, sagte Bartholomäus wieder sanft. »Ich verstehe. Vielleicht kannst du auch mich verstehen. Du bist wichtig, ja. Wir brauchen dich. Es gibt nicht viele wie dich.« Ein weiterer Blitz flackerte, viel näher diesmal, und fast sofort rollte Donner über Meer und Land. »Lass uns gehen. Wir sollten nicht riskieren, dass du von einem Blitz getroffen wirst. Es wäre vielleicht zu viel für den Schild.«

Adam wandte sich vom Meer ab, oder vielleicht war es der Mobilisator, der die Zeit für gekommen hielt, zur Kapsel zurückzukehren. Sein suchender, neugieriger Blick ging an ihr vorbei zu den vom Wind geschüttelten Bäumen, doch zwischen ihnen blieb alles dunkel.

»Suchst du etwas?«, fragte Bartholomäus und folgte Adams Blick.

»Nein.« Wahrscheinlich hatte er sich die cremefarbene Gestalt nur eingebildet. Adam öffnete die Luke der Kapsel, und der Mobilisator erweiterte den energetischen Schild auf das kleine, zerbrechlich wirkende Fluggerät, das ihn zum Ozean gebracht hatte. Er stieg ein und fühlte sich plötzlich müde, wie nach einem anstrengenden Marsch.

Bartholomäus befand sich bereits im Cluster-Vehikel, das auf einem rubinroten Gravitationskissen über dem regennassen Boden schwebte. »Ich habe eine Verbindung hergestellt und steuere uns beide, Adam. Ich möchte dich nicht noch einmal verlieren.« Er lächelte, und es sah seltsam aus, dieses Lächeln, es schien nicht in das silberfarbene Gesicht zu passen, auch nicht zu den analytisch blickenden grauen Augen. »Bald schicken wir dich wieder hinauf.« Er deutete nach oben. »Zu den Sternen.«

Als ihn die Kapsel durch die Nacht trug, dachte Adam daran, dass Bartholomäus seine ursprüngliche Frage nicht beantwortet hatte. Wie kannst du mich gesucht haben, wenn ihr doch immer genau wisst, wo ich bin? Die Maschinen wussten immer, wo er und die anderen hundertdreißig Mindtalker sich aufhielten, denn sie trugen etwas in sich, das Signale sandte und die ganze Zeit über zu ihnen sprach.

Adam schloss die Augen, schlief ein und...
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Autor

Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, schrieb mit seinen futuristischen Thrillern und Science-Fiction-Romanen wie "Das Schiff" und "Omni" zahlreiche Bestseller. Spektakuläre Zukunftsvisionen sind sein Markenzeichen. Der SPIEGEL-Bestseller "Das Erwachen" widmet sich dem Thema Künstliche Intelligenz. Sein aktueller Wissenschaftsthriller "Ewiges Leben" zeigt Chancen und Gefahren der Gentechnik auf.
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Brandhorst, Andreas