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Love & Bullets

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
427 Seiten
Deutsch
Suhrkamp Verlag AGerschienen am12.10.2020Deutsche Erstausgabe
Bill ist ein smarter Dandy, der vom Stehlen und Betrügen einfach nicht lassen kann. Sein Luxusleben, die schicken Autos, High-End-Uhren und Designerklamotten kosten schließlich auch einen Haufen Kohle. Nur mit Gewalt hat er es nicht so. Fiona hingegen hat mit Gewalt nicht wirklich ein Problem und geht dabei effektiv und ziemlich robust vor. Fiona und Bill sind das ideale Liebespaar.

Als sich Bill von einem New Yorker Gangster-Syndikat ein paar Millionen »borgt«, was er wohl lieber hätte bleiben lassen sollen, müssen die beiden fliehen wie weiland Bonnie & Clyde. Die rasante Jagd führt durch die amerikanischen Provinzen, wo irre Sheriffs lauern, in die Karibik, wo man sich nicht auch nur eine Sekunde lang sicher fühlen darf, und zurück nach New York City, wo schon die richtig harten Jungs vom Mob auf die beiden warten, die sich einmal mehr fragen müssen, wie sie aus dieser Nummer wieder rauskommen ...



Nick Kolakowski, geboren 1980, aufgewachsen in Washington. D.C., hat Geschichte in Chicago studiert. Schreibt Romane, Kurzgeschichten, Lyrik und Essays, viele davon über Crime Fiction und verwandte Themen. Seine Texte erscheinen u. a. in der Washington Post, in Shotgun Honey, North American Review, The Evergreen Review, Rust & Months. Kolakowski lebt in New York City.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextBill ist ein smarter Dandy, der vom Stehlen und Betrügen einfach nicht lassen kann. Sein Luxusleben, die schicken Autos, High-End-Uhren und Designerklamotten kosten schließlich auch einen Haufen Kohle. Nur mit Gewalt hat er es nicht so. Fiona hingegen hat mit Gewalt nicht wirklich ein Problem und geht dabei effektiv und ziemlich robust vor. Fiona und Bill sind das ideale Liebespaar.

Als sich Bill von einem New Yorker Gangster-Syndikat ein paar Millionen »borgt«, was er wohl lieber hätte bleiben lassen sollen, müssen die beiden fliehen wie weiland Bonnie & Clyde. Die rasante Jagd führt durch die amerikanischen Provinzen, wo irre Sheriffs lauern, in die Karibik, wo man sich nicht auch nur eine Sekunde lang sicher fühlen darf, und zurück nach New York City, wo schon die richtig harten Jungs vom Mob auf die beiden warten, die sich einmal mehr fragen müssen, wie sie aus dieser Nummer wieder rauskommen ...



Nick Kolakowski, geboren 1980, aufgewachsen in Washington. D.C., hat Geschichte in Chicago studiert. Schreibt Romane, Kurzgeschichten, Lyrik und Essays, viele davon über Crime Fiction und verwandte Themen. Seine Texte erscheinen u. a. in der Washington Post, in Shotgun Honey, North American Review, The Evergreen Review, Rust & Months. Kolakowski lebt in New York City.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783518765159
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum12.10.2020
AuflageDeutsche Erstausgabe
Reihen-Nr.5056
Seiten427 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5139492
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Erster Akt
Brutale Trottel mit gebrochenem Herzen



1.


Hören Sie zu.

Irgendwann kommt der Punkt, da schaut ein armer Trottel Sie an und sagt: »Das ist der schlimmste Tag meines Lebens.«

Aber solange man noch genug Luft hat, um diese Worte auszusprechen, ist es nicht der schlimmste Tag. Man ist noch nicht am tiefsten Punkt angelangt, geschweige denn, dass man schon zu schaufeln begonnen hätte. Man kann auch aus einem Autowrack noch entkommen, oder wenn beim Röntgen der Lunge ein furchteinflößender Schatten entdeckt wurde oder wenn man die eigene Frau mit dem gut ausgestatteten Quarterback der örtlichen Highschool im Bett erwischt hat. Um Probleme zu lösen, die vermeintlich das Ende der Welt bedeuten, braucht es manchmal nur Zeit und Sorgfalt. Oder etwas Bargeld. Oder eine Schaufel und ein paar Müllsäcke.

Andererseits: Wenn Sie mich kommen sehen, garantiere ich Ihnen, dass es Ihr schlechtester Tag ist. Und nicht zu vergessen Ihr letzter.

Lassen Sie mich Ihnen zeigen, wie schlimm es werden kann. Wie tief das Loch reicht. Und sollte Ihr bescheuerter Freund - wenn Sie gemeinsam zuschauen, wie sein Haus samt den geliebten Tieren und der einzigartigen Pornosammlung abbrennt - mal wieder etwas vom schlimmsten Tag faseln, dann erzählen Sie ihm diese Geschichte. Vielleicht hält er dann die Klappe.

Ich will Ihnen von Bill erzählen, meinem letzten Kunden.



2.


Bill erwachte, wie es halt manchmal so läuft: mit dem Kopf nach unten über einer Grube baumelnd, die Fußgelenke mit schweren Ketten umwickelt, brennende Schweißtropfen in den Augen und ein Kopf, der pochte wie ein absterbender Zahn. Irgendwo in der Nacht hörte er einen Hund bellen, und ein gedämpftes Rauschen, vermutlich die Interstate. Das einzige Licht kam von einer nackten gelben Glühbirne an einem Wellblechschuppen tief unter ihm.

War er jemals in einer gefährlicheren Lage aufgewacht? Bill zerbrach sich den Kopf und erinnerte sich an eine Situation vor rund fünf Jahren, als er die Augen geöffnet und in beide Läufe einer Schrotflinte Kaliber .12 geschaut hatte. Ein gehörnter Ehemann hatte mit zitternden Händen auf ihn angelegt. (Nur Bills unglaubliches Talent zum Schwafeln hatte ihn mit bleifreien Eingeweiden aus der Situation herauskommen lassen.) Und an den Tag, als er hinter dem Steuer eingedöst war und den Wagen in einen Graben gesetzt hatte. Das Knirschen von Metall hatte ihn gerade geweckt, als das Lenkrad ihn gleich wieder bewusstlos schlug. Die Narbe am Kinn hatte er bis heute.

Trotz allem war seine augenblickliche Lage ein Goldmedaillenanwärter für das Beschissenste Aufwachen aller Zeiten. Seine hinter dem Rücken gefesselten Arme kribbelten wegen der schlechten Durchblutung. Die um seine Beine gewickelte Kette hatten die Typen mit einem riesigen Schloss gesichert, das selbst dann schwer zu knacken gewesen wäre, wenn er das entsprechende Werkzeug gehabt und weit genug nach oben hätte greifen können, um es zu erreichen.

Er wandte den Kopf von der Glühbirne ab, damit seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten. Knapp fünfzehn Meter unter ihm war die Grube prallvoll mit riesigen, scharfkantigen Umrissen; das matte Mondlicht schimmerte silbern auf dem gekrümmten Glas einer Windschutzscheibe. Sollte er dort hineinstürzen, würde irgendein rostiges Maschinenteil ihn in ein Stück rohes Fleisch am Kebabspieß verwandeln.

»Wenigstens habe ich noch meine Klamotten an«, murmelte er in die nächtliche Brise.

»Nicht mehr lange«, erwiderte eine vertraute Stimme und lachte auf. Die Barfrau. Natürlich. Kräftig schüttelte Bill den Kopf wie einen Magic 8 Ball, bis die Erinnerungen an die jüngste Vergangenheit wieder an die Oberfläche trieben.



3.


Was kann man sich mit drei Millionen Dollar kaufen?

Einen Ferrari für jeden Wochentag.

Ein Haus, in dem man ein Megafon braucht, um sich von einer Seite des Wohnzimmers bis zur anderen verständlich zu machen, es sei denn, man lebt in New York City oder San Francisco, wo das Geld vielleicht für einen luxuriösen Einbauschrank in einem Gebäude mit Pförtner reicht.

Lebenslang Erste-Klasse-Flüge, eimerweise Champagner, Steaks von Rindern, die besser massiert und verhätschelt werden als jede Vorzeigegattin.

Mit anderen Worten: Freiheit.

Als Bill dem Rockaway-Mob die Millionen geklaut hatte, glaubte er, sich damit so viel Freiheit kaufen zu können, dass er ein für alle Mal sämtliche Sorgen los wäre. Stattdessen hatte ihn die pure Angst gepackt, und sein T-Shirt war in einem fort von Schweiß durchtränkt.

Das Einzige, was einen grausigen Tod noch verhindern konnte, war sein auf spektakuläre Weise analfixierter Fluchtplan. Jeder Vollstrecker, der die Tür seiner Wohnung eintrat, um Bills Zunge durch ein frisches Loch im Hals zu zerren, würde sich in leeren Räumen wiederfinden. Bills Lexus würde so lange auf der Ocean Avenue geparkt bleiben, bis die Stadtverwaltung ihn abschleppte. Nicht mal seine Freundin hatte den geringsten Schimmer, dass er abhauen wollte.

In einem gebrauchten hellgrünen Kabrio, für das er bar bezahlt hatte, fuhr Bill Richtung Südwesten. In seiner Brieftasche befanden sich mehrere Kreditkarten mit gestohlenen Identitäten und im Kofferraum eine Segeltuchtasche voller Zwanzig-Dollar-Scheine. Das Papiergeld würde seine Ausgaben decken, bis er sich in seinem neuen Zuhause in den Tropen niederließ. Der größere Batzen lag sicher auf einem Onlinekonto.

Während der beiden ersten Tage unterwegs hielt er nur an, um aufzutanken und sich Energydrinks zu kaufen, die nach Roboterpisse schmeckten. Er tauschte seine aus teuren Anzügen und Designerschuhen bestehende Alltagskluft gegen ein unauffälliges Outfit aus verwaschener Jeans und grauem T-Shirt. Allerdings behielt er seine Lieblingsstiefel aus Kalbsleder und Velours mit den farblich abgestimmten Nähten. Mit diesen Tausend-Dollar-Stiefeln hatte er manche Meile zurückgelegt, und wenn es nach ihm ging, durften noch einige dazukommen.

Ebenso hatte er sich geweigert, auf seine geliebte Piaget Altiplano zu verzichten, schließlich ließ die Uhr sich zu Geld machen, falls auf der Reise etwas schiefging. Beim Fahren schimmerte sie an seinem Handgelenk, und jedes Ticken des Sekundenzeigers war ein Segen. Zum ersten Mal in seinem harten Leben bot sich die Chance auf friedliche Stunden, Tage, Jahre.

Jedenfalls dann, wenn er diese kleine Fahrt quer durchs Land überlebte.

Als er am zweiten Abend schließlich ein paar Stunden Schlaf brauchte, nahm er sich ein billiges Motelzimmer, zahlte bar, schob einen Stuhl unter den Türknauf und schlief ein Ründchen in der Badewanne, die Pistole mit dem perlenbesetzten Griff in Reichweite.

Sobald er Texas erreichte, würde er sich mit seinem Kontaktmann in Verbindung setzen, El Rey, der ihn Richtung Süden nach Galveston begleiten und ihn dort auf ein Fischerboot mit Ziel Karibik setzen würde. Dort unten würde ihn, alles schon arrangiert, ein kleiner Trupp Leibwächter für kleines Geld beschützen.

Am Abend des dritten Tages, mit den verblassenden Lichtern von Tulsa im Rückspiegel, ging Bill im Kopf nochmals seine Checkliste durch: in Austin ankommen, die Nummernschilder des Wagens abschrauben und entsorgen, El Rey in einem Barbecue-Schuppen einen Block südlich des Kongresszentrums treffen.

Zumindest war das der Plan. Sein Auto hatte andere Vorstellungen. Als Bill auf siebzig Meilen pro Stunde beschleunigte, begann es zu ruckeln und zu buckeln wie ein kopfscheues Pferd. Die Anzeigen auf dem Armaturenbrett rutschten in den roten Bereich. Fluchend hämmerte Bill mit der Faust aufs Lenkrad und hielt Ausschau nach einer Ausfahrt.

Als hätte seine Panik sie herbeigerufen, tauchte in der Dunkelheit eine...


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Autor

Nick Kolakowski, geboren 1980, aufgewachsen in Washington. D.C., hat Geschichte in Chicago studiert. Schreibt Romane, Kurzgeschichten, Lyrik und Essays, viele davon über Crime Fiction und verwandte Themen. Seine Texte erscheinen u. a. in der Washington Post, in Shotgun Honey, North American Review, The Evergreen Review, Rust & Months. Kolakowski lebt in New York City.