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Rache verjährt nicht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
688 Seiten
Deutsch
Suhrkamp Verlag AGerschienen am12.11.20122. Auflage
Wolf Hadda hat alles verloren: seine Familie, seinen Reichtum, seinen guten Ruf. Obwohl er seine Unschuld beteuert, wird er zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Seine Freunde haben sich von dem einst so erfolgreichen und beliebten Geschäftsmann abgewandt, seine Frau ist mit seinem Anwalt durchgebrannt. Er ahnt, wem er dies zu verdanken hat. Noch sitzt er im Gefängnis, doch bald wird er entlassen werden ... Als Wolf nach sieben Jahren endlich aus dem Gefängnis freikommt, hat er nur eines im Sinn: Er will sich an denjenigen rächen, die sich gegen ihn verschworen haben. Er kehrt zurück in die abgelegenen Wälder von Cumbria in Nordengland, wo einst alles begann. Kurz darauf wird einer von Wolfs alten Feinden ermordet aufgefunden. Alva Ozigbo, Wolfs Gefängnispsychiaterin, ahnt, was er im Schilde führt und stellt eigene Nachforschungen an. Bald kommt sie den Intrigen, die Wolf zu Fall brachten, auf die Spur. Doch wird es ihr auch gelingen, seine Rachepläne zu vereiteln? Ein atemberaubendes Katz-und-Maus-Spiel beginnt ...


Reginald Hill, geboren 1936, wuchs in Cumbria in Nordengland auf. Er ist einer der bekanntesten Krimiautoren Großbritanniens und wurde für sein Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem prestigevollen Dagger Award der britischen Crime Writers' Association für sein Lebenswerk. Hill starb im Jahr 2012.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextWolf Hadda hat alles verloren: seine Familie, seinen Reichtum, seinen guten Ruf. Obwohl er seine Unschuld beteuert, wird er zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Seine Freunde haben sich von dem einst so erfolgreichen und beliebten Geschäftsmann abgewandt, seine Frau ist mit seinem Anwalt durchgebrannt. Er ahnt, wem er dies zu verdanken hat. Noch sitzt er im Gefängnis, doch bald wird er entlassen werden ... Als Wolf nach sieben Jahren endlich aus dem Gefängnis freikommt, hat er nur eines im Sinn: Er will sich an denjenigen rächen, die sich gegen ihn verschworen haben. Er kehrt zurück in die abgelegenen Wälder von Cumbria in Nordengland, wo einst alles begann. Kurz darauf wird einer von Wolfs alten Feinden ermordet aufgefunden. Alva Ozigbo, Wolfs Gefängnispsychiaterin, ahnt, was er im Schilde führt und stellt eigene Nachforschungen an. Bald kommt sie den Intrigen, die Wolf zu Fall brachten, auf die Spur. Doch wird es ihr auch gelingen, seine Rachepläne zu vereiteln? Ein atemberaubendes Katz-und-Maus-Spiel beginnt ...


Reginald Hill, geboren 1936, wuchs in Cumbria in Nordengland auf. Er ist einer der bekanntesten Krimiautoren Großbritanniens und wurde für sein Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem prestigevollen Dagger Award der britischen Crime Writers' Association für sein Lebenswerk. Hill starb im Jahr 2012.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783518792100
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum12.11.2012
Auflage2. Auflage
Seiten688 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1218088
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2

Herbst 1989: die Welt in Aufruhr; die Berliner Mauer fällt; Chris Reas Album The Road to Hell steht auf Platz eins der britischen Charts; die westlichen Industriestaaten beobachten mit angehaltenem Atem die sich überschlagenden Ereignisse, die zur Befreiung Osteuropas und dem Ende des Kalten Krieges führen werden.

In einem Wald in Cumbria sitzt ein Mann auf einer von den Strahlen der Mittagssonne gesprenkelten Lichtung schlaff gegen eine verwachsene Eberesche gelehnt. Sein verwittertes Gesicht ist tief gezeichnet von den Gedanken, die ihm durch den gesenkten Kopf kreisen, die Augen sind starr, aber blicklos auf die ungeöffnete Thermosflasche und die Sandwichdose zwischen seinen Füßen gerichtet. Ein kleines Stück entfernt steht ein zweiter Mann und beobachtet ihn. Sein langes braunes Haar ist wolfsgrau gesträhnt, in seinem besorgten Gesicht liegt Mitgefühl, es offen zu zeigen, wäre sinnlos, wie er weiß. Auch ein junges Mädchen im Hintergrund betrachtet den sitzenden Mann mit starrem Blick, doch ihre Miene ist weit schwerer zu deuten. Und auf das weite Waldland, über das der Wind nahezu unaufhörlich seine Musik rauschen lässt und wo im Unterholz das Pizzicato knackender Zweige erklingt, senkt sich eine Stille, als würden selbst die Bäume und der Himmel und die Berge ringsum den Atem anhalten, weil sie fürchten, jemanden in seiner Trauer zu stören.

Dreihundert Meilen weiter südlich, in einem Ostlondoner Parkhaus, brechen fünf junge Burschen, die wahrscheinlich nicht mal mit der Wimper zucken würden, wenn Jesus Christus in einem Feuerwagen auf dem Dach von St. Paul's landete, ein Auto auf.

Aber sie haben das einmal zu oft gemacht, und plötzlich schießen überall um sie herum Polizisten aus dem Boden, als hätte jemand Drachenzähne gesät. Die Jungen stieben auseinander, müssen aber feststellen, dass ihnen jeder Fluchtweg versperrt ist.

Nur einer ergibt sich nicht. Er läuft auf eine drei Meter hohe Betonwand zu, in der ganz oben eine gut dreißig Zentimeter große Lücke klafft. Zum Erstaunen der Polizisten huscht er wie eine Eidechse die Wand hinauf. Und dann schiebt er sich zu ihrem Entsetzen durch die Lücke und verschwindet.

Sie sind auf der fünften Ebene, und hinter der Lücke geht es fast zwanzig Meter senkrecht in die Tiefe.

Die Polizisten geben ihren wartenden Kollegen über Funk durch, sie sollen zur Rückseite des Parkhauses gehen und die Leiche sichern.

Wenige Minuten später antworten sie keine Leiche am Fuße der Mauer, bloß ein junger Bursche, der weglaufen wollte, sobald er sie kommen sah.

Auf dem Revier gibt er sich als John Smith aus, achtzehn Jahre alt, ohne festen Wohnsitz.

Danach verstummt er und sagt kein Wort mehr.

Sie nehmen seine Fingerabdrücke. Er ist nicht in der Kartei.

Seine Komplizen behaupten, ihn noch nie gesehen zu haben. Sie behaupten auch, einander noch nie gesehen zu haben. Einer von ihnen ist so zugedröhnt, dass er nicht weiß, ob er sich selbst je gesehen hat.

Zwei sind eindeutig minderjährig. Ein Sozialarbeiter wird hinzugezogen, der bei ihrer Vernehmung anwesend ist. Die anderen beiden haben Vorstrafen. Sie sind achtzehn und neunzehn Jahre alt. Der Pflichtverteidiger kümmert sich um sie.

Die Polizisten sind nicht sicher, ob John Smiths Altersangabe stimmt, und der Junge hat irgendwas an sich, eine schwer definierbare Aura von Liebenswürdigkeit, was sie veranlasst, dem Pflichtverteidiger ihre Zweifel mitzuteilen.

Gleich zu Beginn seines Gesprächs mit Smith weist er ihn darauf hin, dass er als Minderjähriger anders behandelt werden würde, wahrscheinlich mit einer milden Strafe ohne Freiheitsentzug davonkäme. Smith bleibt bei seiner Aussage und verweigert jegliche weiteren Auskünfte über seine Herkunft, wenngleich er eindeutig mit nordenglischem Akzent spricht.

Der Verteidiger vermutet, dass Smith deshalb seinen Namen und sein Alter verfälscht, weil er seine Familie aus der Sache raushalten will. Er hofft, dem Jungen die Wahrheit entlocken zu können, indem er ihm die Folgen, die ihm für sein Delikt nach Erwachsenenstrafrecht blühen, drastisch ausmalt, doch als er sich die Beweislage gegen ihn genauer ansieht, muss er feststellen, dass die ziemlich mager ist. Eine Identifizierung anhand der unscharfen Aufnahmen von Überwachungskameras in dem dämmrig beleuchteten Parkhaus ist mehr als fragwürdig. Und könnte denn wirklich jemand die glatte Außenmauer heruntergeklettert sein, wie die Polizisten behaupten, und noch dazu in weniger als einer Minute?

Während sie sich unterhalten, entspannt sich der Junge, solange keine Fragen nach seiner Herkunft gestellt werden, und der Verteidiger spürt, wie er sich für seinen jungen Mandanten zu erwärmen beginnt. Auf dem Nachhauseweg fährt er an dem Parkhaus vorbei, um die Außenmauer zu fotografieren und zu dokumentieren, wie glatt sie ist. Am nächsten Tag zeigt er das Foto dem Jungen, der offensichtlich gerührt ist von so viel Engagement, dann jedoch panisch reagiert, als er erfährt, dass er noch am Vormittag einem Richter vorgeführt werden soll. Der Verteidiger beruhigt ihn, handelt es sich doch bloß um einen Beweisaufnahmetermin, nicht um einen Strafprozess, er warnt ihn jedoch vor, dass er als Volljähriger ohne festen Wohnsitz mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Untersuchungshaft bleiben wird.

Und genau so kommt es auch. Als der Junge weggeführt wird, sagt der Verteidiger, es bestehe kein Grund zur Sorge und er werde am Nachmittag im Untersuchungsgefängnis vorbeischauen. Aber er hat noch andere Dinge zu erledigen, die ihn bis in den späten Abend in Anspruch nehmen. Als er auf dem Nachhauseweg ist, fällt ihm der Junge wieder ein, und er beruhigt sein schlechtes Gewissen mit dem Gedanken, dass eine Nacht im Untersuchungsgefängnis, ohne ein freundliches Gesicht zu sehen, vielleicht genau das Richtige ist, um Smith zur Vernunft zu bringen.

Er erzählt seiner Frau von dem Jungen. Sie blickt ihn verblüfft an. Normalerweise baut er keine emotionale Bindung zu dem kriminellen Gesindel auf, aus dem seine Mandantschaft üblicherweise besteht.

Er ist müde und geht früh schlafen. Als seine Frau ihn in den frühen Morgenstunden flüsternd weckt, weil sie glaubt, es würde jemand versuchen, durchs Wohnzimmerfenster einzusteigen, denkt er, sie muss einen Albtraum gehabt haben, denn schließlich liegt ihre Wohnung im zehnten Stock eines Hochhauses.

Aber als er ins Wohnzimmer geht und das Licht anmacht, kauert die Gestalt eines Mannes draußen auf dem schmalen Fenstersims.

Nein, kein Mann. Ein Junge. John Smith.

Der Verteidiger sagt seiner Frau, dass alles in Ordnung sei, öffnet das Fenster und lässt Smith herein.

»Sie haben gesagt, Sie würden kommen«, sagt der Junge halb weinerlich, halb vorwurfsvoll.

»Wie bist du aus dem Gefängnis entwischt?«, fragt der Verteidiger. »Und wie hast du mich gefunden?«

»Durch ein Fenster«, sagt der Junge. »Und die Adresse von Ihrer Kanzlei stand auf der Visitenkarte, die Sie mir gegeben haben, also bin ich durch ein Oberlicht eingestiegen und hab rumgesucht, bis ich Ihre Privatanschrift gefunden hab. Ich hab hinterher aufgeräumt, alles wieder in Ordnung gebracht.«

Seine Frau, die die Unterhaltung interessiert verfolgt hat, lässt das Brotmesser in ihrer Hand sinken und sagt: »Ich mach uns Tee.«

Sie kommt mit einer Kanne Tee und einem großen Biskuitkuchen zurück, den Smith im Verlauf der folgenden Stunde verputzt. In dieser einen Stunde holt sie mehr aus dem Jungen heraus als ihr Mann und die Polizei mit vereinten Kräften in zwei Tagen.

Als sie das Gefühl hat, nicht mehr erfahren zu können, sagt sie: »Jetzt bringen wir dich lieber wieder zurück.«

Der Junge blickt verstört, und sie beruhigt ihn: »Mein Mann sorgt dafür, dass die Anklage gegen dich fallen gelassen wird, ganz bestimmt. Aber aus der U-Haft fliehen, das geht nicht, deshalb musst du wieder im Untersuchungsgefängnis sein, wenn sie zum Wecken kommen.«

»Wir können da nicht einfach an die Tür klopfen«, wendet ihr Ehemann ein.

»Natürlich nicht. Du kannst doch so wieder reinkommen, wie du rausgekommen bist, nicht wahr, mein Lieber?«

Der Junge nickt, und eine halbe Stunde später sitzt das Ehepaar im Auto und beobachtet aus der Ferne, wie ein Schatten die Außenmauer des Untersuchungsgefängnisses hinaufläuft.

»Netter Kerl«, sagt die Frau. »Du hattest schon immer eine gute Menschenkenntnis. Wenn du ihn da rausgeholt hast, bringst du ihn mit nach Hause, bis wir uns überlegt haben, wie es für ihn weitergeht.«

»Nach Hause!«, echot der Verteidiger. »Zu uns nach Hause?«

»Wohin denn sonst?«

»Hör mal, ich mag den Jungen, aber ich hab nicht vor, ihn zu adoptieren!«

»Ich auch nicht«, sagt seine Frau. »Aber irgendwas müssen wir für ihn tun. Was soll er denn sonst machen? Weiter Autos knacken oder am King's Cross seinen Hintern verkaufen?«

Also zieht Smith ins Gästezimmer seines Verteidigers, nachdem das Verfahren eingestellt worden ist.

Aber nicht für lange.

Die Ehefrau sagt: »Ich hab in der Kapelle von ihm erzählt. JC sagt, er würde ihn gern kennenlernen.«

Der Verteidiger verzieht das Gesicht: »Da wäre King's Cross vielleicht die bessere Alternative.«

»Nein, da liegst du falsch. So was passiert nicht, wenn er einen Jungen unter seine Fittiche nimmt. Außerdem braucht der Junge einen Job, und an wen könnten wir uns sonst wenden?«

Das Treffen findet in einem Pub statt, nachdem der mittägliche...
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Kritik
»... so anrührend wie schwarzhumorig, so bitterböse wie menschenfreundlich ...«mehr

Autor

Reginald Hill, geboren 1936, wuchs in Cumbria in Nordengland auf. Er ist einer der bekanntesten Krimiautoren Großbritanniens und wurde für sein Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem prestigevollen Dagger Award der britischen Crime Writers' Association für sein Lebenswerk. Hill starb im Jahr 2012.