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Azurie 1: Tochter aus Mondlicht und Tränen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Planet!erschienen am27.08.2021Auflage
»Wir waren zwei verfeindete Tierarten, die jemand absichtlich in denselben Käfig gesperrt hatte.« Joyas Haut ist weiß, ihre Augen blau - doch nicht nur ihr Aussehen kennzeichnet sie als Rarität. Denn seit dem unerklärlichen Verschwinden ihrer Mutter ist sie das einzige Mädchen in ihrem Stamm, in einem Land, in dem drastischer Frauenmangel herrscht. Ihr letztes bisschen Freiheit büßt sie ein, als ihr Vater sie mit dem Sohn des Stammesoberhauptes verlobt. Patrice ist kühl und grausam, sie sollte fliehen und ihn vergessen. Doch seine Nähe weckt in ihr eine tief verborgene Macht, die ihr und allen Frauen die Freiheit schenken könnte. Joya ist nämlich kein normales Mädchen - sie ist die letzte Azurie! Der spannende Auftakt zu einer epischen Fantasy-Dilogie von Newcomer-Autorin Jessica Amankona. »Azurie« überzeugt sowohl durch die starke weibliche Hauptfigur und das atmosphärische westafrikanisch inspirierte Setting als auch durch die gesellschaftspolitische Relevanz. //Dies ist der erste Band der »Azurie«-Reihe. Alle Romane der fantastisch-magischen Liebesgeschichte im Loomlight-Verlag: -- Band 1: Tochter aus Mondlicht und Tränen -- Band 2: vss. Januar 2022//

Jessica Amankona, geboren 1987 in Osnabrück, studierte Spanisch und Französisch an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Sie wuchs in einem verrückten Frauenhaushalt mit vier Schwestern und einer esoterisch versierten Mutter auf. Wenn sie nicht gerade Fantasywelten erschafft und Liebesromane schreibt, gibt sie im Fitnessstudio Gas oder vertreibt sich ihre Zeit auf Bookstagram.
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Produkt

Klappentext»Wir waren zwei verfeindete Tierarten, die jemand absichtlich in denselben Käfig gesperrt hatte.« Joyas Haut ist weiß, ihre Augen blau - doch nicht nur ihr Aussehen kennzeichnet sie als Rarität. Denn seit dem unerklärlichen Verschwinden ihrer Mutter ist sie das einzige Mädchen in ihrem Stamm, in einem Land, in dem drastischer Frauenmangel herrscht. Ihr letztes bisschen Freiheit büßt sie ein, als ihr Vater sie mit dem Sohn des Stammesoberhauptes verlobt. Patrice ist kühl und grausam, sie sollte fliehen und ihn vergessen. Doch seine Nähe weckt in ihr eine tief verborgene Macht, die ihr und allen Frauen die Freiheit schenken könnte. Joya ist nämlich kein normales Mädchen - sie ist die letzte Azurie! Der spannende Auftakt zu einer epischen Fantasy-Dilogie von Newcomer-Autorin Jessica Amankona. »Azurie« überzeugt sowohl durch die starke weibliche Hauptfigur und das atmosphärische westafrikanisch inspirierte Setting als auch durch die gesellschaftspolitische Relevanz. //Dies ist der erste Band der »Azurie«-Reihe. Alle Romane der fantastisch-magischen Liebesgeschichte im Loomlight-Verlag: -- Band 1: Tochter aus Mondlicht und Tränen -- Band 2: vss. Januar 2022//

Jessica Amankona, geboren 1987 in Osnabrück, studierte Spanisch und Französisch an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Sie wuchs in einem verrückten Frauenhaushalt mit vier Schwestern und einer esoterisch versierten Mutter auf. Wenn sie nicht gerade Fantasywelten erschafft und Liebesromane schreibt, gibt sie im Fitnessstudio Gas oder vertreibt sich ihre Zeit auf Bookstagram.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783522655026
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum27.08.2021
AuflageAuflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse3474 Kbytes
Artikel-Nr.6067573
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1
6 Jahre später

Vater schloss den obersten Knopf meines Rüschenkleides und bedachte mich mit seinem Pflanzenblick. Ich konnte ihm nicht lange in die Augen sehen, wenn er das tat, mich musterte, als sei ich eine verkümmerte Blütenknospe, die nicht zur rechten Zeit aufgegangen war. Oder gar, als sei ich nicht die Blüte, die er erwartet hatte. Mir fiel darauf nie etwas anderes ein, als zu schweigen.

Wortlos ließ ich mich von ihm mal nach links, mal nach rechts drehen. Kam mir dabei vor wie der Deckenventilator über meinem Kopf, der es trotz seiner Mühe nicht schaffte, die Schwüle aus unserem Haus zu vertreiben.

Sich die stumme Anprobe als eine Art Tanz vorzustellen, half, genau wie den grünen Busch durch das Stubenfenster zu beobachten oder an mein Nikolausäffchen Paipo zu denken. Trotzdem umspülte mich warme Erleichterung, als Vater endlich nickte und »fast fertig« murmelte. Ohne hinzusehen, angelte er ein rotes Seidenband vom Tisch. Ich verfolgte die raupenähnliche Bewegung, als es über die Rillen der zusammengeleimten Zuckerrohrstäbe floss, um in der Faust meines Vaters zu verschwinden, betrachtete die behaarten Handrücken, die sich meiner Taille näherten, Millimeter für Millimeter.

An diesem Morgen nahm ich die Welt um mich herum wahr, wie jemand, der wusste, dass er sie gerade ein letztes Mal so sah. Als würde ich den Kleinigkeiten plötzlich eine große Bedeutung beimessen. Dabei war ich morgens verschlafen von der Bastmatte gekrochen, wie immer. Vater hatte mich gebeten, in das weiße Kleid zu schlüpfen, wie immer. Und gleich würde er mir meine Tagesaufgaben diktieren und sich selbst in Richtung Felder aufmachen - wie immer. So bedrückend sein Schweigen mir gegenüber auch war, ich hatte nicht vor, ihn jemals zu verlassen. Schon gar nicht für einen Ehemann, der mich bloß bekam, weil er die höchste Summe bot.

Vater zurrte das Seidenband für die Schleife in meinem Rücken enger zusammen und ich zog den Bauch ein. Viel Spielraum gestattete mir die Korsage nicht. Beinahe luftdicht verschnürt, war sie aus gutem Grund der Teil an jenem Rüschenkleid, den ich am meisten hasste. Schlimmer schien mir bloß die Tatsache, dass es sich um das Kleid meiner verstorbenen Mutter handelte. Um ihr wunderschönes weißes Brautkleid. Aber welche Tochter hätte sich in so einem Erbstück wohlgefühlt? Wenn sie für den Tod der Mutter verantwortlich war.

Ich kam mir darin vor wie ein Finger, über den man einen zu kleinen Ring gestülpt hatte: eingequetscht und gefangen. Der Ring würde niemals hübsch aussehen an meiner Hand, er würde bloß an seine rechtmäßige Eigentümerin erinnern, die ich nicht war und an die ich nie heranreichen könnte: Mama. Doch ich hatte jetzt keine Zeit, mich zu schämen. Vater wollte, dass ich mich vor den Wandspiegel stellte.

Ich ließ gehorsam ein Lächeln aufblitzen, als ich meine Reflexion in der zerkratzten Scheibe erblickte. Das Lächeln vertiefte sich, je länger ich mich betrachtete. Gestern noch ein Dorfjunge, heute eine Frau.

»Das Hochzeitskleid deiner Mutter«, erklärte Vater stolz. »Es stammt aus der Cité.« Und war, soweit ich wusste, extra für Mama genäht worden. Sie musste damals meine Figur gehabt haben. Ich passte hinein, was jedoch nicht bedeutete, dass ich etwas von solchen Kleidern verstand. Wenn ich es trug, ging ich nicht darin, sondern schwankte. Um den mit Tüll unterfütterten Rock aus Spitze zu raffen, musste ich beide Arme ausstrecken, und selbst dann fühlten sich meine Finger den Stoffmassen nicht gewachsen. Doch wenigstens reichte der Rock nicht ganz bis auf den Boden. Sein Saum wäre in meiner Obhut bloß dreckig geworden, die Spitze zerrissen.

»Du hast jetzt dasselbe Alter.« Vaters Feststellung holte mich aus meinen Gedanken zurück. Weil sie falsch war, vor allem aber, weil ich sie nicht hören wollte. Noch nicht.

»Mama war damals siebzehn?«, fragte ich unschuldig.

»Nein.«

»Sondern?« Zweiundzwanzig. Das hatte sie mir selbst gesagt. Aber ich wollte, dass Vater es aussprach.

»Sie war so alt wie du. Reif genug, ihr Elternhaus aufzugeben.« Er zog die Stirn in tiefe Falten, die auch dann nicht verschwanden, als er seine Mimik entspannte. Über Vergangenes zu reden, hatte ihn im Zeitraffer altern lassen. Vielleicht war auch die stechende Sonne über den Kakaofeldern, auf denen er schuftete, daran schuld. Oder ich.

»Jetzt dreh dich mal und lass den Rock schwingen.« Ich kreiste um meine eigene Achse, damit er zufrieden war. Vater grunzte. Ich hoffte, nicht aus Missbilligung. »Hm-mh. Damit kannst du auf dem Dorfplatz ein paar schöne Mangos verkaufen.«

Unsicher, ob er einen Scherz gemacht hatte, stieß ich ein nervöses Lachen aus. Seit Mamas Tod hatten wir uns mit jedem Atemzug weiter voneinander entfernt, bis diese Distanz zwischen uns entstanden war, die ein langes Beieinandersein unerträglich machte. Ich war froh, wenn ich in den Busch durfte, um Wäsche zu waschen. Jede Art von Arbeit war mir recht, um Vaters unausgesprochenen Anklagen zu entgehen.

Als er still blieb, anstatt in mein Lachen einzustimmen, hörte ich damit auf, Lockerheit zu mimen. Ich löste die rote Schleife in meinem Rücken und arbeitete mich die Knopfleiste wieder herunter.

»Was tust du denn?«

»Mich umziehen. Ich muss zum Markt.«

»Und warum nicht in diesem Kleid?«

Weil man Mangos nicht in Brautgewändern verschacherte. Weil ich mich darin unwohler fühlte als ein Lamm am Spieß. Weil er selbst mir vor Jahren eingebläut hatte, mich wie ein Junge zu verhalten. Es gab unzählige Gründe.

Vater wartete auf eine Antwort, also sagte ich, dass ich nichts beschädigen wollte. Er nickte vertrauensselig, doch die folgenden Worte waren wie ein harter Schlag auf meine Fingerspitzen: »Du hast jetzt das richtige Alter, um in der Öffentlichkeit Kleider zu tragen. Du lässt es an.«

Ich fuhr mir durch die hüftlangen Haare, um das Ziepen in meinen Händen zu vertreiben. Mit zwölf hatte ich das letzte Mal die scharfe Klinge des Buschmessers spüren dürfen, das durch meine schwarzen Strähnen schnitt. Danach hatte Vater mir befohlen, sie lang wachsen zu lassen. Ich hatte zu dem Seidentuch, das meinen Schopf außerhalb des Hauses bedeckte, wohl eine engere Bindung aufgebaut als zu sonst wem. Es machte mir regelrecht Angst, mich unter Menschen aufzuhalten. Unter Männern. Vielleicht, weil ich zu der einzigen Frau im Dorf geworden war.

Madame Berima lebte nicht mehr, genau wie Mama und die Frau des Schutzmannes. Die Frau des Medizinmannes war seit jeher verschollen. Niemand sprach es aus, aber ich ahnte, dass eine der Banden sie geholt haben musste, wahrscheinlich als sie den Busch nach Heilpflanzen durchstreift hatte.

Seit ich vor drei Jahren zum einzigen weiblichen Wesen im Dorf mutiert war, hatte sich die allgemeine Stimmung verschlechtert. Ich fühlte die Blicke der Alten auf Stellen meines Körpers, die nur ich selbst nackt zu Gesicht bekommen sollte. Spürte, wie die Jüngeren um mich schlichen, Wetten auf mich abschlossen. Taio und Jerim verfolgten mich regelmäßig zum See. Einer in meinem Alter, der andere noch ein Kind. Mit angespannter Miene starrten sie mich dann an. Sie wussten, sie würden nie die nötigen Mittel aufbringen, um mich zu kaufen.

Zu arm für eine Frau. Wenn sie im Dorf blieben, würden sie als ewige Junggesellen sterben. Manchmal wunderte ich mich, dass sie überhaupt Abstand hielten. Ich an ihrer Stelle hätte mich längst auf mich gestürzt und mir das genommen, wonach einem jungen Mann verlangte.

Aber vielleicht wollte ich mich mit solchen Gedanken nur selbst bestrafen.

»Vater, ich errege Aufsehen in diesem ... Aufzug.«

»So verkaufst du mehr Mangos.«

Ich ließ den Kopf hängen, nachdem ich begriffen hatte, dass ich kein gutes Argument entgegnen konnte. Natürlich war das Kleid dazu gedacht, Aufsehen zu erregen. Es ging gar nicht um Mangos. In Wirklichkeit lief bereits meine Versteigerung und sie sollten alle vorgeführt bekommen, wie begehrenswert ich war. Damit sie um mich wetteiferten wie die Paviane. Den Preis in die Höhe katapultierten.

Ich zitterte bei dem Gedanken daran, unserem Stammesoberhaupt zugesprochen zu werden. Soweit ich wusste, besaß er die meisten Woka. Gleichzeitig aber auch einen Sohn, den es zu verheiraten galt. Sosehr Patrice mir zuwider war, ich würde ihn in jedem Fall seinem Alten vorziehen. Leider war mir klar, dass Geld gierig machte. Also stellte ich meine Hoffnungen ein und versuchte, mich mit seinem Vater, dem faltigen stinkreichen Berima abzufinden.

»Du verkaufst die Kochbananen, Mangos und Yams. Dafür erstehst du Fleisch von der Antilope, die Gérard heute Morgen geschossen hat.«

»Warum nicht Ziege? Die wird er tauschen.«

Vater hob überrascht die Brauen, entweder weil ich etwas Kluges gesagt hatte - oder weil ich Widerworte gab. »Entschuldigung, Mademoiselle, aber wer hat die Früchte angebaut, die dich ernähren?«

»Du, Vater.« Resignation stieg in mir hoch.

»Wer also sollte, deiner Meinung nach, die Einnahmen verwalten, die meine Früchte abwerfen?«

»Du.«

Er stieß einen langen Strom Luft durch die Nase aus, als hätte ihn die kleine Machtdemonstration Unmengen an Kraft gekostet. Seine Erschöpfung war mir gleichgültig. Da, wo einmal mein Herz gesessen hatte, existierte nur noch ein kalter Haufen Asche. Vater gelang es, ihn von Zeit zu Zeit aufzuwirbeln - mehr nicht.

»Wenn du mit dem Markt fertig bist, bringst du unserem Stammesoberhaupt einen Strauß Frangipaniblüten und lädst ihn für morgen zum Abendessen ein. Sprich auch eine Einladung an seinen Sohn aus.«

Ich richtete mein Kleid und schaute in den Spiegel, um mein Haar aufzulockern. Die Teilnahmslosigkeit...
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Autor

Jessica Amankona, geboren 1987 in Osnabrück, studierte Spanisch und Französisch an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Sie wuchs in einem verrückten Frauenhaushalt mit vier Schwestern und einer esoterisch versierten Mutter auf. Wenn sie nicht gerade Fantasywelten erschafft und Liebesromane schreibt, gibt sie im Fitnessstudio Gas oder vertreibt sich ihre Zeit auf Bookstagram.