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Tea-Bag

Roman
BuchGebunden
Deutsch
Zsolnay, Paulerschienen am03.02.20036. Aufl.
Jesper Humlin hat es nicht leicht. Zwar ist er ein gefeierter Lyriker, doch sein Verleger besteht darauf, dass er endlich einen Kriminalroman schreibt, der Kurs seiner Wertpapiere ist gefallen, seine Freundin will ein Kind von ihm, und seine Mutter hat eine Agentur für Telefonsex eröffnet. Da lernt er bei einer Lesung Tea-Bag, ein schwarzes Flüchtlingsmädchen, und ihre Freundinnen kennen. Nach und nach erfährt er ihre Geschichten. Ein Roman, der das Gegensätzlichste verbindet - eine Satire auf den modernen Literaturbetrieb und einen Einblick in die illegale Welt der Einwanderer. Ein Buch von wunderbarer Komik und tiefem Ernst - ein neues Genre, in dem Mankell wie in seinen früheren Büchern brilliert.mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,90
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextJesper Humlin hat es nicht leicht. Zwar ist er ein gefeierter Lyriker, doch sein Verleger besteht darauf, dass er endlich einen Kriminalroman schreibt, der Kurs seiner Wertpapiere ist gefallen, seine Freundin will ein Kind von ihm, und seine Mutter hat eine Agentur für Telefonsex eröffnet. Da lernt er bei einer Lesung Tea-Bag, ein schwarzes Flüchtlingsmädchen, und ihre Freundinnen kennen. Nach und nach erfährt er ihre Geschichten. Ein Roman, der das Gegensätzlichste verbindet - eine Satire auf den modernen Literaturbetrieb und einen Einblick in die illegale Welt der Einwanderer. Ein Buch von wunderbarer Komik und tiefem Ernst - ein neues Genre, in dem Mankell wie in seinen früheren Büchern brilliert.
Zusatztext"Ich könnte es nicht ertragen, wenn ich nicht jeden Tag einmal richtig lachte. "Tea-Bag" bietet mir Raum für den satirischen Humor, den ich in mir trage." Henning Mankell

"Überzeugte Mankell-Fans bekommen hier alles geboten, was ihr Herz begehrt, im Verbund mit einer neuen, überraschenden Zutat: trockenem, skurrilem Humor." Andrea Bollinger, Der Bund, 13.02.03

"Wieder einmal zeigt Mankell, dass er auch ohne Verbrecher und Kommissar Wallander zu fesseln vermag. Ein mit Ironie verfeinerter und zugleich bewegender gesellschaftskritischer Roman." Gala, 20.02.03
Details
ISBN/GTIN978-3-552-05220-8
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
FormatPappband
ErscheinungsortWien
ErscheinungslandÖsterreich
Erscheinungsjahr2003
Erscheinungsdatum03.02.2003
Auflage6. Aufl.
SpracheDeutsch
Gewicht551 g
Artikel-Nr.10530667
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Olof Lundin war übergewichtig, er hatte ein Rudergerät zwischen den Manuskriptstapeln stehen, die den Boden bedeckten, und einen Blutdruckmesser neben dem überfüllten Aschenbecher. Es war einer der heißesten Kämpfe in der Geschichte des Verlags gewesen, als die oberste Leitung in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Gewerkschaften, die im Hause vertreten waren, im Verlag ein absolutes Rauchverbot eingeführt hatte. Olof Lundin hatte sich strikt geweigert. Er hatte mitgeteilt, daß er mit sofortiger Wirkung kündigen würde, wenn er nicht weiterhin in seinem eigenen Zimmer rauchen dürfte. Da es einen Graphiker mit der gleichen Einstellung gab, dem die Erlaubnis verweigert wurde, hatte der Konflikt bis in die Chefetage geführt. Der Verlag, seit über hundert Jahren im Familienbesitz, war vor zehn Jahren überraschend an eine französische Ölgesellschaft verkauft worden. Die großen Gewinne aus den angolanischen Ölquellen, für die das Unternehmen die Nutzungsrechte besaß, sollten in die Medienbranche investiert werden. Die Direktoren der Ölgesellschaft hatten die Sache mit Olof Lundins Ablehnung des Rauchverbots auf ihren Tisch bekommen. Schließlich hatte man sich auf einen Kompromiß geeinigt, der darauf hinauslief, daß in seinem Zimmer eine starke Belüftungsanlage installiert wurde. Für die Kosten hatte er allerdings persönlich aufzukommen.
Jesper Humlin entfernte ein paar Manuskripte von einem Stuhl und nahm inmitten der Rauchschwaden Platz. In dem Zimmer war es eiskalt, da die Belüftungsanlage mit voller Kraft Luft von draußen ansog. Olof Lundin trug Mütze und Handschuhe.
?Wie verkauft sich das Buch?
?Welches von ihnen?
Jesper Humlin seufzte.
?Das letzte.
?Erwartungsgemäß.
?Was heißt das?
?Nicht so gut wie erwartet.
?Vielleicht könntest du dich etwas deutlicher ausdrücken?
?Wir erwarten nicht, daß sich eine Gedichtsammlung mit mehr als höchstens 1000 Exemplaren verkauft. Das entspricht unserer Erwartung. Bis heute haben wir von deinem letzten Buch 1100 Exemplare verkauft.
?Dann hat es sich also über Erwarten verkauft?
?Eigentlich nicht.
?Kannst du das erklären?
?Was verstehst du daran nicht?
?Wenn von einem Buch mehr verkauft wird, als ihr erwartet, kann das nicht bedeuten, daß es gleichzeitig die Erwartungen nicht erfüllt hat.
?Wir erwarten natürlich immer, daß unsere Erwartungen zu niedrig angesetzt sind.
Jesper Humlin schüttelte den Kopf und zog die Jacke enger um den Körper. Er fror. Olof Lundin schob ein paar Papierhaufen auf dem Schreibtisch beiseite, so daß er freie Sicht auf Jesper Humlin hatte.
?Wie geht es mit dem neuen Buch?
?Ich habe gerade erst eins veröffentlicht. Ich bin keine Fabrik.
?Wie geht es mit dem Buch, das du bald zu schreiben beginnen wirst?
?Das weiß ich nicht.
?Ich hoffe natürlich, daß es gut gehen wird.
?Das hoffe ich auch.
?Ich möchte dir gerne einen Rat geben.
?Welchen?
?Schreib es nicht.
Jesper Humlin starrte seinen Verleger an.
?Ist das dein Rat?
?Ja.
?Du meinst, ich soll das Buch nicht schreiben, von dem du hoffst, daß ich gut damit vorankommen werde?
Olof Lundin zeigte vielsagend zur Decke.
?Die Direktoren sind besorgt.
?Soll ich vielleicht eine Gedichtsammlung über Öl schreiben?
?Mach dich nur lustig. Aber ich habe sie dauernd am Hals. Sie wollen einen besseren Ertrag sehen.
?Was bedeutet das?
?Ein Buch, das sich nicht garantiert in mindestens 50000 Exemplaren verkauft, sollte nicht veröffentlicht werden.
Jesper Humlin staunte.
?Wie viele von den Büchern, die du publizierst, verkaufen sich in 50000 Exemplaren?
?Keines, antwortete Olof Lundin munter.
?Wird der Verlag also seine Tätigkeit einstellen?
?Keineswegs. Vielmehr werden wir anfangen, Bücher zu publizieren, die sich in 50000 Exemplaren verkaufen.
?In der schwedischen Literaturgeschichte dürfte es kaum vorgekommen sein, daß eine Gedichtsammlung in einer Erstauflage von 50000 Exemplaren erschienen ist.
?Gerade deshalb rate ich dir, das Buch nicht zu schreiben, das du dir vorgestellt hast. Von dem ich natürlich hoffe, daß es gut werden wird.
Jesper Humlin bekam allmählich Magenschmerzen von dem, was Olof Lundin sagte. War er im Begriff, auf der schwarzen Liste zu landen? Einer von den Autoren zu werden, die der Verlag loswerden wollte?
?Willst du, daß ich den Verlag verlasse?
?Aber nein. Warum solltest du den Verlag verlassen? Habe ich nicht immer betont, daß du einer der zeitgenössischen Ecksteine des Verlags bist?
?Es gefällt mir nicht, als ein Mensch aus Zement beschrieben zu werden. Außerdem verkaufe ich nicht 50000 Gedichtsammlungen. Das weißt du genausogut wie ich.
?Gerade deshalb möchte ich nicht, daß du das Buch schreibst, das du im Sinn hast. Ich möchte, daß du etwas anderes schreibst.
?Was?
?Einen Kriminalroman.
Jesper Humlin fand plötzlich, daß Olof Lundins Gesicht in dem dichten Rauch, der durchs Zimmer wirbelte, eine unangenehme Ähnlichkeit mit den Zügen von Viktor Leander annahm.
?Ich bin Poet. Ich schreibe keine Kriminalromane. Ich will das nicht. Meiner künstlerischen Integrität ist es zu danken, daß man mir Respekt zollt. Außerdem weiß ich nicht, wie man es macht.
Olof Lundin stand auf, schob mit dem Fuß ein paar Manuskripte zur Seite, setzte sich in das Rudergerät und begann, mit langen Zügen zu rudern.
?Bist du sicher, daß du nicht weißt, wie man es macht?
Jesper Humlin fiel es jedesmal aufs neue schwer, sich zu konzentrieren, wenn er mit einem Mann sprach, der auf dem Boden saß und ruderte.
?Ich mag keine Kriminalromane. Ich finde sie langweilig. Es interessiert mich nicht, etwas zu lesen, bei dem es nur darum geht, daß man den Falschen für den Mörder hält.
?Das ist ausgezeichnet. Es ist genau das, was ich dachte.
?Mußt du unbedingt rudern?
?Ich kümmere mich um meinen Blutdruck. Mein Arzt sagt, daß ich in viereinhalb Jahren sterbe, wenn ich nicht regelmäßig Sport treibe.
?Warum gerade viereinhalb?
?Dann geht mein Arzt in Pension. Er will sich auf den Azoren niederlassen.
?Wieso?
?Dort soll es die gesündeste Bevölkerung der Welt geben.
?Ich schreibe keinen Kriminalroman.
Olof Lundin stützte sich auf die Ruder.
?Es freut mich, das zu hören.
?Freut dich das? Bevor du mit dem Rudern anfingst, hast du gesagt, du möchtest, daß ich einen Kriminalroman schreibe.
?Ich bin jetzt ungefähr in Möja.
?Was meinst du damit?
?Ich rudere einmal im Monat nach Finnland und zurück.
Jesper Humlin fühlte sich langsam erschöpft.
?Ich schreibe keinen Kriminalroman. Damit du es nur weißt. Was verstehen Öldirektoren von Literatur?
Olof Lundin hatte wieder mit dem Rudern angefangen.
?Nichts.
?Ich werde im Frühjahr eine Gedichtsammlung
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