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Tiefe

Roman
BuchGebunden
368 Seiten
Deutsch
Zsolnay, Paulerschienen am04.03.20053. Aufl.
Lars Tobiasson-Svartman ist Marineoffizier und Seevermessungsingenieur, ein Mann der Abstandmessung und des Abstandhaltens. Es ist die Zeit des Ersten Weltkriegs und er hat den militärischen Auftrag, in den Stockholmer Schären neue Fahrwasser auszuloten. Eines Tages trifft er auf einer der äußersten Schären eine einsam lebende Frau, Sara Fredrika. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Doch bald geht sein Auftrag zu Ende, und zu Hause erwarten ihn seine Frau und ein geordnetes Heim. Um zu Sara Fredrika zurückkehren zu können, ersinnt er einen dreisten Betrug. Wie immer bei Mankell entwickelt die Geschichte einen unwiderstehlichen und unheimlichen Sog.Ein Mann zwischen zwei Frauen. Ein Mensch, der über Leichen geht, um ans Ziel seiner Wünsche zu gelangen. Ein Roman über die finsteren Abgründe der Seele und das Böse in uns.mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR21,50
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextLars Tobiasson-Svartman ist Marineoffizier und Seevermessungsingenieur, ein Mann der Abstandmessung und des Abstandhaltens. Es ist die Zeit des Ersten Weltkriegs und er hat den militärischen Auftrag, in den Stockholmer Schären neue Fahrwasser auszuloten. Eines Tages trifft er auf einer der äußersten Schären eine einsam lebende Frau, Sara Fredrika. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Doch bald geht sein Auftrag zu Ende, und zu Hause erwarten ihn seine Frau und ein geordnetes Heim. Um zu Sara Fredrika zurückkehren zu können, ersinnt er einen dreisten Betrug. Wie immer bei Mankell entwickelt die Geschichte einen unwiderstehlichen und unheimlichen Sog.Ein Mann zwischen zwei Frauen. Ein Mensch, der über Leichen geht, um ans Ziel seiner Wünsche zu gelangen. Ein Roman über die finsteren Abgründe der Seele und das Böse in uns.
Zusatztext"Die clevere Mischung aus Sozialdrama und Kriminalroman, die der Schwede aus dem Effeff beherrscht, macht süchtig. Nie zuvor ist Mankell ein so differenziertes Psychogramm gelungen. Sein tiefgründigster Roman." Susanne Kunckel, Welt am Sonntag, 06.03.2005 "Da ist er wieder, der Großmeister des schwedischen Krimis. "Tiefe" heißt das neue Werk von Henning Mankell, in dem er uns in die Abgründe der Meeres und der Seele blicken lässt. Ein heftiger Stoff. Von einem Erzähler, dessen Sprachmacht dem Bösen gewachsen ist." Brigitte, 15. März 2005"... ein ambitioniertes und in jeder Hinsicht profundes Buch über die Untiefen der menschlichen Seele." Denis Scheck, Tagesspiegel, 10.04.2005"Eine ebenso düstere wie packende Geschichte, welche die Facetten des Bösen im Menschen wie in seinen Handlungen zu erspüren versucht." NZZ, 28. / 29. 5. 2005"Henning Mankell versteht sich ausgesprochen gut auf die Abgründe der menschlichen Seele, das weiß man, wenn man den einen oder anderen seiner Kriminalromane gelesen hat." Kolja Mensing, F.A.Z., 30.04.2005
Details
ISBN/GTIN978-3-552-05343-4
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
FormatPappband
ErscheinungsortWien
ErscheinungslandÖsterreich
Erscheinungsjahr2005
Erscheinungsdatum04.03.2005
Auflage3. Aufl.
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht544 g
Artikel-Nr.10593372
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Er versuchte, sich den steigenden und sinkenden Bewegungen des Schiffs anzupassen. Er dachte an den Abend, an dem er im Wohnzimmer in der Wallingata über die Zeichnungen gebeugt saß. Da hatte eigentlich die Reise begonnen.Es war Ende Juli, die Hitze drückend, alle warteten auf den großen Krieg, der jetzt unausweichlich schien. Die Frage war nur, wann die ersten Schüsse abgefeuert werden würden, und von wem, auf wen. Die Depeschenbüros der Zeitungen füllten ihre Schaufenster mit hitzigen Berichten. Gerüchte kamen auf und wurden verbreitet, niemand wußte etwas Genaues, aber alle meinten, gerade sie hätten die richtigen Schlußfolgerungen gezogen.Über Europa flogen unsichtbare Telegramme zwischen Kaiser, Generälen und Ministern hin und her. Die Telegramme waren wie ein verirrter, aber gefährlicher Vogelschwarm.Auf dem Schreibtisch hatte ein Zeitungsausschnitt mit der Photographie des deutschen Schlachtkreuzers Goeben gelegen. Der Dreiundzwanzigtausend-Tonner war das schönste, aber auch das furchterregendste Schiff, das er je gesehen hatte.Seine Frau kam ins Zimmer und berührte behutsam seine Schulter. »Es ist schon spät. Was ist denn so wichtig?«»Ich studiere das Schiff, auf dem ich reisen werde. Da es für mich Zeit wird, an einen unbekannten Ort zu gehen.«Sie strich ihm immer noch über die Schulter. »Unbekannter Ort? Mir mußt du doch sagen können, wohin du fährst?«»Nein. Nicht einmal dir.«Die Finger tasteten über seine Schulter. Ihre Hand streifte den Stoff kaum. Trotzdem spürte er die Bewegung im tiefsten Innern.»Was kannst du von all diesen Strichen und Zahlen ablesen? Ich kann nicht einmal erkennen, daß es ein Schiff ist.«»Ich sehe gern das, was man nicht sehen kann.«»Was ist das?«»Die Idee. Das, was dahintersteckt. Der Wille vielleicht, der Ehrgeiz. Ich weiß es nicht sicher. Aber es gibt immer etwas dahinter, was man nicht sofort entdecken kann.«Sie seufzte ungeduldig. Sie hatte aufgehört, mit den Fingern über seine Schultern zu streichen, und begann statt dessen, ungeduldig mit dem Zeigefinger gegen sein Schlüsselbein zu trommeln. Er versuchte zu deuten, ob sie ihm eine Mitteilung schickte.Schließlich nahm sie die Hand weg. Er stellte sich vor, es sei ein Vogel, der aufflatterte.Ich sage nicht die Wahrheit, dachte er. Ich vermeide es, zu sagen, wie es ist. Daß ich nach einem Punkt an Deck suche, wo man mich von der Kommandobrücke aus nicht sehen kann.Was ich eigentlich suche, ist ein Versteck.10Er sah aufs Meer hinaus.Fetzen von Nebelwolken, ein einsamer Keil von Seevögeln.Erinnerungsbilder hervorzurufen erforderte Genauigkeit und Geduld. Was war dann geschehen, an jenem Abend im Juli, kurz bevor die Kriegserklärungen ausgefertigt wurden? Was an den Tagen der drückenden Hitze, in denen Millionen von jungen Menschen in Europa rasch mobilisiert wurden?Er hatte die Zeichnungen eine knappe Stunde lang studiert, dann hatte er den Punkt gefunden, nach dem er suchte. Er wußte, wo er sein Versteck einrichten konnte.Er schob die Zeichnungen beiseite. Von der Straße her hörte er ein unruhiges Brauereipferd wiehern. In einem der inneren Zimmer der großen Wohnung stellte Kristina Porzellanfiguren um, die sie von ihrer Mutter bekommen hatte. Ein Klang wie von gedämpften Glocken. Obwohl sie seit neun Jahren verheiratet waren und selten ein Abend verging, an dem sie nicht in den Regalen umräumte, war noch keine Figur zu Boden gefallen und zerbrochen.Aber danach? Was war dann geschehen? Er konnte sich nicht erinnern. Es war, als wäre in der Erinnungsflut ein Leck entstanden. Etwas war verronnen.Der Juliabend war windstill gewesen, die Hitze drückend, die Temperatur hatte 27 Grad betragen. Vereinzelte Donnerschläge waren aus der Richtung von Lidingö zu hören gewesen, wo sich schwarze Wolken vom Meer her näherten.Er dachte an die Wolken. Sie riefen in ihm eine Unsicherheit hervor: Ob er sich eine Wolkenformation leichter merken konnte als das Gesicht seiner Frau?Er schüttelte die Gedanken ab und blinzelte ins Morgengrauen hinaus. Was sehe ich? dachte er. Dunkle Felseninseln an einem noch frühen schwedischen Herbstmorgen. Irgendwann in der Nacht hatte der wachhabende Offizier den Rudergänger angewiesen, den Kurs in eine südlichere Richtung zu verändern. Die Geschwindigkeit betrug sieben oder vielleicht acht Knoten.Fünf Knoten bedeutet Frieden, dachte er. Sieben Knoten ist eine geeignete Geschwindigkeit, wenn man in einem geheimen und eiligen Auftrag ausgesandt wird. 27,8 Knoten bedeutet Krieg. Das ist die höchste Geschwindigkeit, die die Goeben erreicht, obwohl ihre Dampfmaschinen nach hartnäckigen Gerüchten an einem Konstruktionsfehler leiden, der zu einem schwerwiegenden Leck führt.Ihm kam der Gedanke, daß man den Punkt vorhersagen kann, an dem ein Krieg begonnen, aber nie, wann er enden wird.11Von Steuerbord aus, wo er unter der Treppe versteckt stand, sah man die Landlinie im Licht der Morgendämmerung. Felsinseln und äußere Schären stiegen und sanken in der rauhen See.Hier beginnt und endet ein Land, dachte Lars Tobiasson-Svartman. Doch die Grenzlinie ist gleitend, es gibt keinen exakten Punkt, an dem das Meer endet und das Land beginnt. Die Felseninseln sind über der Meeresoberfläche kaum sichtbar. In früheren Zeiten hatten die Seeleute diese Klippen und Felsbuckel für merkwürdige und entsetzliche Wasserungeheuer gehalten. So kann ich mir auch diese Klippen vorstellen, die langsam aus dem Meer steigen wie Tiere. Aber sie erschrecken mich nicht. Für mich sind diese Klippen, die zwischen den brechenden Wellen auftauchen, nichts anderes als nachdenkliche und völlig harmlose Flußpferde, von einer Art, die es nur in der Ostsee gibt.Hier beginnt und endet ein Land, dachte er wieder. Ein Felsen, der bedächtig seinen Rücken streckt. Ein Felsen, der Schweden heißt.Er ging vor zur Reling und schaute in das bleigraue Meer, das entlang der Wasserlinie des Zerstörers strudelte. Das Meer weicht nie zurück, dachte er. Das Meer verkauft nie seine Haut. Im Winter ist es wie gefrorene Haut. Der Herbst ist Stille, Erwartung. Plötzliche Ausbrüche heulender Winde. Der Sommer ist nichts anderes als ein flüchtiges Aufblinken im spiegelglatten Wasser.Das Meer, die Landhebung, all das Unbegreifliche, ist wie die langsame Bewegung von der Kindheit bis zum Alter und zum Tod. In allen Menschen findet eine Landhebung statt. Aus dem Meer kommen all unsere Erinnerungen.Das Meer ist ein Traum, der nie seine Haut verkauft.Er lächelte. Meine Frau will es mir nicht zeigen, wenn sie weint. Vielleicht will ich ihr aus denselben Gründen, welche es nun auch sein mögen, nicht zeigen, wer ich bin, allein mit dem Meer.Er kehrte zu seinem Platz in Lee zurück. Am Heck leerte ein verfrorener Matrose einen Eimer mit Essensresten ins Wasser. Möwen folgten dem Kielwasser des Schiffs wie eine wachsame Nachhut. Das Deck war wieder leer. Er betrachtete weiterhin die Felseninseln. Das Morgenlicht wurde stärker.Die Felsen und Inseln sind nicht nur Tiere, dachte er. Sie sind auch Steine, die sich vom Meer loslösen. Es gibt keine Freiheit ohne Anstrengung. Aber diese Steine sind auch Zeit. Steine, die sich langsam aus dem Meer erheben, das niemals zurückweicht.Er nahm eine Berechnung des Standorts vor. Vor elf Stunden hatten sie Stockholm verlassen. Er berechnete erneut die Geschwindigkeit und korrigierte sie auf neun Knoten. Sie befanden sich im nördlichen Schärengebiet von Östergötland, südlich von Landsort, nördlich vom Leuchtfeuer von Häradskär, südlich oder östlich von Fällbådarna.Er kehrte in seine Kabine zurück. Außer dem Matrosen hatte er niemanden von der großen Besatzung des Schiffs gesehen. Und natürlich hatte niemand ihn selbst oder sein Versteck entdeckt.Er betrat die Kabine und setzte sich auf den Rand der Koje. In dreißig Minuten würde er in der Offiziersmesse frühstücken. Um halb zehn sollte er sich im privaten Salon des Befehlshabers einfinden. Fregattenkapitän Hans Rake sollte ihm die geheimen Instruktionen überreicmehr