Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Laß still bei dir mich liegen

Liebesgedichte. Hrsg. v. Erwin Chvojka. Nachw. v. Daniela Strigl
BuchGebunden
153 Seiten
Deutsch
Paul Zsolnay Verlagerschienen am19.08.20053. Aufl.
"Kein anderer fand für das Schwerste so leicht einen Klang, keiner war so mündlich im Ton und so einprägsam", schrieb Herta Müller über den Lyriker Theodor Kramer, dessen Gedichtbände sie einst in Bukarester Antiquariaten fand. Weil er als Heimat- und Landschaftsdichter den Nationalsozialisten zunächst unverdächtig erschien, konnten Kramers Bücher unbehelligt veröffentlicht werden. Erst der Protest in der "Arbeiter-Zeitung" gegen die Vereinnahmung seiner Texte durch die Nazis führte zum Publikationsverbot in Deutschland und behinderte sie in Österreich.
Diese Sammlung von Liebesgedichten wurde um mehr als zwanzig bisher unveröffentlichte Gedichte aus dem Nachlass und ein Nachwort von Daniela Strigl ergänzt.
mehr

Produkt

Klappentext"Kein anderer fand für das Schwerste so leicht einen Klang, keiner war so mündlich im Ton und so einprägsam", schrieb Herta Müller über den Lyriker Theodor Kramer, dessen Gedichtbände sie einst in Bukarester Antiquariaten fand. Weil er als Heimat- und Landschaftsdichter den Nationalsozialisten zunächst unverdächtig erschien, konnten Kramers Bücher unbehelligt veröffentlicht werden. Erst der Protest in der "Arbeiter-Zeitung" gegen die Vereinnahmung seiner Texte durch die Nazis führte zum Publikationsverbot in Deutschland und behinderte sie in Österreich.
Diese Sammlung von Liebesgedichten wurde um mehr als zwanzig bisher unveröffentlichte Gedichte aus dem Nachlass und ein Nachwort von Daniela Strigl ergänzt.
Details
ISBN/GTIN978-3-552-05358-8
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Erscheinungsjahr2005
Erscheinungsdatum19.08.2005
Auflage3. Aufl.
Seiten153 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht306 g
Artikel-Nr.10606666
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Der JahrestagAls ich abends einmal traurig war,küßte ich dich flüchtig auf dein Haar,küßte länger dich auf deine Liderund du küßtest auf den Mund mich wieder.Nichts war damals zwischen mir und dirals die oft und nie gestillte Gierund vielleicht die Trauer um den Schatteneines Glücks, das wir verloren hatten.Aber als der Tag im Fenster standund ich dein Gesicht sah, das der Wandzugedreht bleich lag auf deinen Armen,fühlte ich nicht nur mit mir Erbarmen.Sacht hob ich mich fort aus deiner Näh,ließ das Bad ein, stellte auf zum Tee,stellte in die Vase frische Reiser,küßte dich dann lange und doch leiser.Und du sahst mich erst verschleiert an,kamst vom Bad noch feucht zurück sodann,strichst die Butter und mit stummer Bittereichtest du mir die gebähte Schnitte.Und ich sah dich, wie ich nie dich sah,anders kamen wir uns schweigsam nah;laß des Tages gut uns noch gedenkenund uns oft einander noch beschenken. Einer ArbeiterfrauIch komm verrußt und müd nach Hausvom Werk noch mit dem Schritt der Schar;mein Flausch haucht Blei und Laugen aus,der kalte Schweiß verklebt mein Haar.Und keine gute Wärme harrtmein auf dem Flur, die mich empfängtund mit dem Hemd, verschwitzt und hart,die Schwere auf den Nagel hängt.Es ist die gleiche harte Machtin dir, die mich in deiner Nähbefällt, befällt, wenn ich bei Nachtdie Falten deiner Brüste seh,die böse Macht, mir selbst zur Qual,doch wider die kein Vorsatz frommt,wie manchmal trocken bleibt und schalder Gaumen, wenn kein Speichel kommt.Und ob ich kenne auch den Zwang,an dem leicht du auch leidest schlicht,ich bin zu müd, um ihn dir langzu streichen aus dem Angesicht.Zu hart hat uns die Müh verbrauchtschon, um einander so zu nahn,daß Güte tief in Güte tauchtund gutmacht, was an uns wir sahn. Von schöner ÜbernächtigkeitEs ist schön, vom Lager einer kleinen Freundin Früh verstohlen aufzustehnund den Weg, der zwischen Quadersteinenaus dem Vorort führt, zur Stadt zu gehn.Unbefahren schimmern Steig und Schienen,seltsam blank glühn Hecke, Zaun und Dach;doch das Drahgeräusch der Kehrmaschinenbürstet sacht den Schwindel wieder wach.O des kalten Hochmuts, in den OhrenGroßen Schwall, zu schreiten wie im Traum,an die strengen Züge ganz verloren,die sich straffen durch den Wangenflaum!Um sich in der Stadt die Haare striegelnund rasieren zu lassen, reicht die Zeit;und drei Tassen heißen Mokkas riegelnauf des Magens harte Nüchternheit!Und der Stirne schwindliges Behagendauert an, solang die Sonne scheint,ob sie auch vorm Schreibtisch hinzuschlagenoder manchmal zu vergehen meint.Peinlich scharf und glücklich geht von statten,was zu tun ist; stets, wann es bequemt,stehn zu Diensten rauschend freie Schatten ,bis ihr Spiel der Abend hemmt und lähmt.mehr

Autor

Theodor Kramer, 1897 in Niederhollabrunn als Sohn eines jüdischen Gemeindearztes geboren, studierte in Wien und arbeitete anschließend im Buchhandel. 1939 Emigration nach Großbritannien, 1957 Rückkehr nach Wien, wo er im April 1958 starb. Bei Zsolnay lieferbar: Gesammelte Gedichte Band 1 bis 3 und Spätes Lied (hrsg. von Erwin Chvojka) sowie Die Wahrheit ist, man hat mir nichts getan (hrsg. von Herta Müller) und Laß still bei dir mich liegen.