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Die Tour der Gesellen

Mobilität und Biographie im Handwerk vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Dissertationsschrift - Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
BuchKartoniert, Paperback
420 Seiten
Deutsch
Campus Verlagerschienen am14.02.2005
Einige Jahre in der Fremde unterwegs zu sein, war im mitteleuropäischen Handwerk über Jahrhunderte hinweg üblich. Die Tour der Gesellen war Gegenstand politischer Debatten, sie inspirierte Dichter und findet sich in vielen detail- und episodenreichen autobiographischen Berichten beschrieben. Dabei ging es nicht nur um Arbeit, Ausbildung und Bewährung im Handwerk. Die Tour bot Raum für mehr: fremde Länder und Sitten kennen zu lernen, sich zu bilden oder Abenteuer zu erleben. Sigrid Wadauer beschreibt anhand autobiographischer Texte, die sie in einer systematischen und vergleichenden Analyse auswertet, die Vielfalt der Gesellentouren und das daraus entstandene handwerkliche Migrationssystem.mehr

Produkt

KlappentextEinige Jahre in der Fremde unterwegs zu sein, war im mitteleuropäischen Handwerk über Jahrhunderte hinweg üblich. Die Tour der Gesellen war Gegenstand politischer Debatten, sie inspirierte Dichter und findet sich in vielen detail- und episodenreichen autobiographischen Berichten beschrieben. Dabei ging es nicht nur um Arbeit, Ausbildung und Bewährung im Handwerk. Die Tour bot Raum für mehr: fremde Länder und Sitten kennen zu lernen, sich zu bilden oder Abenteuer zu erleben. Sigrid Wadauer beschreibt anhand autobiographischer Texte, die sie in einer systematischen und vergleichenden Analyse auswertet, die Vielfalt der Gesellentouren und das daraus entstandene handwerkliche Migrationssystem.
Details
ISBN/GTIN978-3-593-37625-7
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Erscheinungsjahr2005
Erscheinungsdatum14.02.2005
Reihen-Nr.30
Seiten420 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht535 g
Artikel-Nr.10582420
Rubriken

Inhalt/Kritik

Prolog
Studien zur historischen Sozialwissenschaftmehr
Leseprobe
Viele sind unterwegs. Sie unterscheiden und kommentieren sich - auch durch die Art, wie sie unterwegs sind: Sie wandern und reisen, walzen, ziehen herum, vazieren, flanieren, spazieren, fahren oder bleiben immer wieder, wo sie sind. Sie definieren sich selbst, und sie werden auf verschiedene Arten kommentiert und unterschieden: flüchtig oder dauerhaft, sanktionierend oder auszeichnend, inoffiziell oder offiziell, polizeilich, amtlich, statistisch. Manche dieser Unterscheidungen erscheinen so sicher und fraglos gegeben, dass sie kaum mehr hintergangen werden können: Ein Handwerker unternimmt eine Nutzreise, ein Adeliger eine Kavalierstour, ein Bildungsbürger eine Bildungsreise. Dies wird nötigenfalls schon in Reisepässen und Wanderbüchern entsprechend verbrieft. Viele solcher Unterschiede sind normalisiert, sie sind institutionalisiert, sie werden offiziell eingefordert: Wer Muße behauptet, wo Arbeit gefragt ist, wer eine Bildungsreise tut, wo Arbeitsmigration erwartet wird, setzt sich dem Misstrauen, der Sanktion - vielleicht aber auch der besonderen Anerkennung aus.
Die so unterschiedenen Mobilitäten werden sogar zum Gegenstand verschiedener Forschungsdisziplinen: Das Wandern der Handwerksgesellen wird zum Thema von Migrationsforschung und Handwerksgeschichtsschreibung, das Reisen zum Thema von Reiseforschung und Kulturwissenschaften. Um Vagabundage und Armut kümmert sich die Disziplinierungs- und Kriminalgeschichte.
4 Diese geradezu substanzielle Trennung der Praktiken bleibt jedoch nur dann klar, wenn die Definitions- und Grenzziehungsarbeit, die Anstrengungen des Sich-Gruppierens sowie die prinzipielle mehr oder minder große Uneindeutigkeit jeder Praktik aus dem Blick geraten. In den Quellen findet sich kein problemloser Konsens darüber, was eigentlich getan wird. Es bleibt umstritten, welche Art von Mobilität
für wen legitim und wünschenswert, notwendig oder nützlich ist.
Dies gilt auch für das Handwerk und die wandernden Gesellen. Auch die Wandernden/Reisenden tragen durch ihr Unterwegs-Sein und ihr Schreiben auf verschiedene Weise zu diesem Streit bei. Sie fügen sich dabei nicht einfach in das Vorgegebene, sie eignen sich nicht bloß an, was andernorts angeordnet wird. Sie tragen zur historischen Erzeugung der Gesellenmobilität in Konflikt und Konsensus bei. Ihre Mobilität und Repräsentationen sind vielfältig und stets auf verschiedene Kontexte bezogen. Sie beziehen sich auf das, was als Mobilität von historischen und historiographischen Akteuren beschrieben und betrieben wird: von Zeitgenossen und (manchmal ebenso zeitgenössischen) Historikern, die sich ihrerseits wiederum auf die historiographischen oder volkskundlichen Angebote und Überlegungen beziehen können. Zunft, Handwerk und Wandern sind dabei keineswegs die einzigen Kontexte auf die sich Mobilität und Schreiben beziehen können. Allerdings sind nicht alle Formen und Bezüge der Mobilität (und darin eingeschlossen: des sich Unterscheidens und Repräsentierens) gleichermaßen wirksam, gültig und durchgesetzt. Die Bedeutungen sind hierarchisiert, sie haben unterschiedlichen praktischen Wert. So sind doch manche Facetten des Wanderns durch die Wissenschaft, die Zünfte und den Staat etwa verallgemeinert, erhalten und bestätigt. Andere sind kaum sicht- und erkennbare Marginalien und Ornamente, Produkte von Individualisierung und Ausschluss. Viele machen bei den Mobilitäten der Handwerksgesellen mit, indem sie be- und vorschreiben, unmittelbar eingreifen, schweigen, indem sie nicht wandern/reisen oder nicht schreiben: Indem sie bestätigen, ablehnen, bezweifeln, opponieren oder verleugnen, konstituieren sie den Raum des
Möglichen mit. All das beeinflusst die Möglichkeiten der Mobilität und der Repräsentation, aber auch die Archivierung, Überlieferung, die Edition und die Lektüre der Texte. All das trägt zur Glaubwürdigkeit, zum offiziellen Erfolg oder Scheitern der Mobilität und der
Repräsentation bei. Weder die Fo
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Kritik
Auf der Walz
"Ein spannendes Buch, das die Forschung voranbringt, indem es die Selbstsicht der Protagonisten wirklich ernst nimmt." (Damals, 01.02.2006)
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