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'Nichts als die Schönheit'

Ästhetischer Konservatismus um 1900 - Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
BuchKartoniert, Paperback
368 Seiten
Deutsch
Campus Verlagerschienen am25.06.2007
Der politische Konservatismus entstand im 19. Jahrhundert als Begleiterscheinung der Modernisierung. Parallel dazu bildete sich ein ästhetischer Konservatismus heraus, der unter anderem von Hugo von Hofmannsthal, Heinrich Mann und Julius Meier-Graefe vertreten wurde. In Beiträgen aus Kunst-, Literatur-, Musik-, Politik- und Geschichtswissenschaft wird gezeigt, dass diese Richtung als ästhetisch-politischer Kommentar und als Entwurf einer anderen Moderne verstanden werden kann.mehr

Produkt

KlappentextDer politische Konservatismus entstand im 19. Jahrhundert als Begleiterscheinung der Modernisierung. Parallel dazu bildete sich ein ästhetischer Konservatismus heraus, der unter anderem von Hugo von Hofmannsthal, Heinrich Mann und Julius Meier-Graefe vertreten wurde. In Beiträgen aus Kunst-, Literatur-, Musik-, Politik- und Geschichtswissenschaft wird gezeigt, dass diese Richtung als ästhetisch-politischer Kommentar und als Entwurf einer anderen Moderne verstanden werden kann.
Details
ISBN/GTIN978-3-593-38334-7
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Erscheinungsjahr2007
Erscheinungsdatum25.06.2007
Reihen-Nr.10
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht510 g
Illustrationenca. 14 s/w-Abb.
Artikel-Nr.10749948
Rubriken

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Inhalt Ästhetischer KonservatismusZur Einführung Jan Andres/Wolfgang BraungartPhilosophische Gedanken über ästhetischen Konservatismus Johannes Roggenhofer»die schönheit die schönheit die schönheit« Ästhetischer Konservatismus und Kulturkritik um 1900 Wolfgang BraungartBildung und Habitus in Bürgerfamilien um 1900Ästhetische Praxis und soziale Distinktion: Wer liebt welche Kunst? Carola GroppeHistorisierende Ästhetik - Ästhetisierte Historie Beobachtungen zu den Ursprüngen des ästhetischen KonservatismusJohannes Heinßen»Das klassische Ideal«, der »Wille zum Stil« und die »Falschmoderne«Bewältigungsversuche des Fin de Siècle in Weimar Justus H. UlbrichtKonservatismus oder Existentialismus? Anmerkungen zu Rembrandt als Erzieher Stefan Breuer»Corrector Germaniae« Naturalismus-Kritik, Schönheitsstreben und Nationalpädagogik bei Richard Dehmel Barbara BeßlichStefan Georges Erinnerungsorte in den Tafeln des Siebenten Ring Jan AndresForm und GewaltZum ästhetisch-ethischen Konservatismus bei Hugo von Hofmannsthal Toni TholenKonservative AnarchieIndividualismus als Politik bei Oscar Wilde, Karl Kraus, Peter Altenberg und Hugo von Hofmannsthal Friedmar ApelKonservatismus im Werk des frühen Heinrich Mann Volker RiedelDas Thingspiel - eine nationalsozialistische Literaturform zwischen Theatralität und Ritualität Burckhard DückerDer Klang als Vorgang des BildesDie Diskussion über Modernität und Konservatismus in der Kunstkritik seit Meier-Graefes Der Fall BöcklinMarkus BernauerTraditionalismus in der Architektur um 1900 und seine politischen Konnotationen Wolfgang SonneAvantgarde und GnosisZur »großen musikalischen Revolution« der frühen Schönberg-Schule Werner KeilÄsthetischer Konservatismus, revisited Kai KauffmannAutorinnen und Autorenmehr
Prolog
Historische Politikforschungmehr
Leseprobe
Ästhetischer Konservatismus ist nicht umstandslos gleichzusetzen mit politischem Konservatismus. Politischer Konservatismus ist wertsetzend, traditions- und kontinuitätsorientiert. Ästhetischer Konservatismus verträgt sich dagegen mit politisch-gesellschaftlicher und kultureller Radikalität, zumindest in der Zeit von etwa 1870-1933. Es kommt immer darauf an, von woher man sich zunächst definiert. Wer sich primär politisch radikal oder sogar revolutionär versteht, produziert, die Geschichte lehrt es unübersehbar, ästhetisch in der Regel Uninteressantes. Es gibt aber durchaus einen Konservatismus der ästhetischen Avantgarden. Kandinsky zum Beispiel, Bauhausmeister in den Jahren 1922-1932, hat das von ihm bezogene Meisterhaus in Dessau, sehr zum Unmut von Walter Gropius, ausgesprochen bürgerlich und russisch-traditionalistisch ausstaffiert.Politischer Konservatismus ist eine Erscheinungsform der neuzeitlichen Modernisierungsprozesse. Er setzt mit der späten Aufklärung ein, etabliert und konturiert sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts und faltet sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts in seine unterschiedlichen Varianten aus. Die politik- und geschichtswissenschaftliche Forschung dazu ist mittlerweile breit, wenngleich sich bislang kein systematischer, konsensfähiger Konservatismus-Begriff herausgebildet hat. Als heuristisches Konzept ist die Rede vom politischen Konservatismus in der historischen Makroepoche »Moderne« dennoch fest eingeführt.Ganz anders ist die Lage auf dem Gebiet des Ästhetischen: Bislang ist noch nicht im historischen Überblick danach gefragt worden, wie sich parallel zu den gesellschaftlichen Modernisierungsprozessen auch ein ästhetischer Konservatismus entwickelt, ob dessen Struktur und Geschichte selbst einen inneren Zusammenhang bilden könnte, und wie sich ein solcher ästhetischer Konservatismus womöglich auf das Politische und Gesellschaftliche beziehen lässt. Für die Alltagsästhetik kann man sich das Problem noch relativ leicht klarmachen: Man kann sich, zum Beispiel, so kleiden, dass eine Aura der Sicherheit, des Stabilen, des Traditionellen, des Kontinuierlichen, des Wertebewussten entsteht. Man kann entsprechend wohnen und sich auch so verhalten; man kann die sozialen Beziehungen entsprechend gestalten. Wer uns so - »konservativ« - begegnet, von dem erwarten wir nicht, dass er uns mit radikalen und forcierten Ansichten konfrontiert. Hier passen »ästhetisch« und »konservativ« in der Regel zusammen. Auf dem Gebiet der Künste ist das weniger einfach. Über den grundsätzlich inszenatorischen Charakter des Politischen ist viel geschrieben worden. Unter den Bedingungen der Mediengesellschaft nimmt Politik immer stärker die Form des Politainment an, auch vermeintlich noch konservative Politik. Dann können Spannungen zwischen der konservativen Schauseite und der tatsächlichen Praxis auftreten, die das Konzept des Konservatismus als historisch überständig oder bloß noch ideologisch erscheinen lassen. Nicht anders im ehemals traditionalen Milieu der Gesellschaft: Ein bayerischer Politiker kann es kaum zu etwas bringen, wenn er die konservative Rhetorik und Ästhetik der Leutseligkeit nicht wenigstens in ihren Grundzügen beherrscht und hin und wieder das Oktoberfest aufsucht - um am nächsten Tag München als Hightech-Metropole zu feiern. Bayern München, dieser äußerst professionell als hochprofitables Wirtschaftsunternehmen geführte Fußballverein, präsentiert sich bei seinen Meisterfeiern gern als bayerischer Trachtenclub. Der ehemalige »Revoluzzer« Paul Breitner in Lederhosen: Der ideologische Charakter dieser konservativen Selbstinszenierung ist so manifest, dass sie schon wieder ins Lächerliche rutscht. Kein Verein sonst hat das doch konservativ-traditionale Milieu des Fußballs in Deutschland so dynamisiert wie der bayerische Lederhosen-Club.mehr

Autor

Wolfgang Braungart und Kai Kauffmann sind Professoren für Neuere deutsche Literatur an der Universität Bielefeld. Jan Andres, Dr. phil., ist dort wissenschaftlicher Mitarbeiter.