Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Die Politik des Zeremoniells

Huldigungsfeiern im langen 19. Jahrhundert. Dissertationsschrift - Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
BuchKartoniert, Paperback
394 Seiten
Deutsch
Campus Verlagerschienen am21.05.2007
1840 versammelten sich vor dem Berliner Schloss zahlreiche Bürger und Funktionsträger, um Friedrich Wilhelm IV. zu huldigen. Selbst im 19. Jahrhundert waren solche vormodernen Zeremonien nicht nur Schaugepränge oder bloße Ornamente der Politik. Sie waren zentrale Ausdrucksformen politischen Handelns - für den Monarchen wie für die Untertanen. Matthias Schwengelbeck zeigt an Beispielen aus den deutschen Staaten Württemberg, Baden, Lippe und Preußen die Ausgestaltung und öffentliche Wahrnehmung dieser Feiern. Dabei erläutert er die politische Kultur der damaligen Monarchien, zu deren wesentlichen Elementen das Zeremoniell gehört.mehr

Produkt

Klappentext1840 versammelten sich vor dem Berliner Schloss zahlreiche Bürger und Funktionsträger, um Friedrich Wilhelm IV. zu huldigen. Selbst im 19. Jahrhundert waren solche vormodernen Zeremonien nicht nur Schaugepränge oder bloße Ornamente der Politik. Sie waren zentrale Ausdrucksformen politischen Handelns - für den Monarchen wie für die Untertanen. Matthias Schwengelbeck zeigt an Beispielen aus den deutschen Staaten Württemberg, Baden, Lippe und Preußen die Ausgestaltung und öffentliche Wahrnehmung dieser Feiern. Dabei erläutert er die politische Kultur der damaligen Monarchien, zu deren wesentlichen Elementen das Zeremoniell gehört.
Details
ISBN/GTIN978-3-593-38336-1
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Erscheinungsjahr2007
Erscheinungsdatum21.05.2007
Reihen-Nr.11
Seiten394 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht544 g
Artikel-Nr.11922488
Rubriken

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Vorwort
Einleitung
I. Vom Rechtsritual zum Staatszeremoniell: Die Huldigung in der Frühen Neuzeit
1. Die Huldigung als Rechtsakt
1.1 Entwicklungen vom mittelalterlichen Herrschaftsverband zum frühneuzeitlichen Territorialstaat
1.2 Absolutistischer Herrschaftsanspruch und ständische Kontinuität
2. Die Huldigung im öffentlichen Raum
3. Zum Wandel des Symbolgebrauchs im Huldigungszeremoniell
II. Monarchie und Zeremoniell im Umbruch: Ambivalenzen zwischen Ende des Alten Reiches und Wiener Kongress
1. Rechtliche Funktionen und zeremonielle Formen der Huldigung an der Schwelle zum 19. Jahrhundert
1.1 Die Huldigungslandtage am Ende des Alten Reiches
1.2 Personale Herrschaft im Kleinstaat Lippe
1.3 Huldigung vor Vertretern - depersonalisierte Herrschaft?
1.4 Das Huldigungszeremoniell in der Residenz
1.5 Huldigung, territoriale Neuordnung und die Entstehung des modernen Staates in Baden und Württemberg
1.6 Vom Untertan zum Staatsbürger? Huldigungseid und Staatsbürgerschaft
2. Umdeutungen des ständischen Zeremoniells: Bürgerkönigtum, politische Emotionen und national-patriotisches Fest
2.1 Das Huldigungszeremoniell zwischen Solennität und national-patriotischem Fest
2.2 Bürgerliche Umdeutungen: Die Inszenierung der Monarchie als Bürgerkönigtum und Familienideal
2.3 Politische Emotionen, monarchische Herrschaft und national-patriotisches Fest
III. Rechtlicher Wandel und Heterogenisierung des Zeremoniells zwischen Vormärz und Reichsgründung
1. Traditionsabbrüche und gewandelte Formen: Die Huldigung unter dem Einfluss des Konstitutionalismus
1.1 Die Huldigung im Kontext der "ersten deutschen Verfassungswelle"
1.2 Zum Weiterleben der Huldigung im nichtkonstitutionellen Staat: Preußen im Vormärz
1.3 Kontroversität und Ende des Huldigungseides im konstitutionellen Staat der nachrevolutionären Zeit
2. Konsens oder Konflikt? Offizielle Inszenierung, allgemeine Beteiligung und printmedialer Deutungskampf
2.1 Wechselnde Inszenierungshoheiten: Die Huldigungsfeiern für Friedrich Wilhelm IV.
2.2 Die konstitutionelle Monarchie in der bürgerlichen Gesellschaft: Einzugsfeierlichkeiten für Leopold von Baden 1830
2.3 Zeremoniell zwischen Monarchie und Republik: Die "Inthronisation" des Reichsverwesers 1848
2.4 Gottesgnadentum oder konstitutionelle Monarchie? Der Deutungskampf um die preußische Krönung von 1861
IV. Bühnensuche im Kaiserreich: Das Inthronisationszeremoniell im monarchischen Bundesstaat
1. "Kaiserkrönung"? Symbolkämpfe um den Kaiserbegriff
2. Neue Formen des Inthronisationszeremoniells im Kaiserreich
2.1 Konstruktionsprinzipien des monarchischen Nationalstaats: Kaiserproklamation und feierliche Reichstagseröffnung 1871
2.2 Der Auftakt des "media monarch": Wilhelm II. und die Reichstagseröffnungsfeier 1888
3. Zeremoniell jenseits des nationalen Kaisertums: Die feierliche Inthronisation Leopolds IV. in Lippe 1905
Zusammenfassung und Ausblick
1. Huldigungsfeiern in diachroner Perspektive
2. Von der Fürsten- zur Führerhuldigung? Faschistische Adaptionen des monarchischen Zeremoniells
Abkürzungen
Quellen und Literatur
Personen- und Ortsregister
mehr
Prolog
Historische Politikforschungmehr
Leseprobe
Symbole, Rituale und Zeremonien sind ein fester Bestandteil des politischen Handlungsrepertoires. Das gilt nicht nur für Stammesgesellschaften, antike oder mittelalterliche Kaiser- und Königreiche, sondern auch für moderne Staaten der Gegenwart. Die jüngste amerikanische Präsidenteninauguration am 20. Januar 2005 hat das noch einmal eindrucksvoll vor Augen geführt. Beobachtet von der Weltöffentlichkeit des massenmedialen Zeitalters wurde George W. Bush mit einem Zeremoniell in seine zweite Amtszeit eingeführt, das sich im Kern nur wenig von George Washingtons Inauguration am 30. April 1789 unterschied. Trotz aller Änderungen im Rahmenprogramm, bei der ästhetischen Gestaltung des symbolischen Raums oder der medialen Rezeption des Ereignisses weist das Inaugurationsprogramm selbst eine bemerkenswerte Stabilität auf. Nach Auftakt und Willkommensgruß wird das Bittgebet gesprochen, dann der Vizepräsident vereidigt. Im Anschluss daran folgt der zentrale Akt der Inauguration: Der Präsident wird in die Versammlung eingeführt und legt den Amtseid ab, wobei seine rechte Hand auf einer aufgeschlagenen Bibel ruht. Dann hält der Präsident die Inaugurationsansprache, es wird die Einsegnung vorgenommen und abschließend die Nationalhymne gesungen. Die vorliegende Studie geht davon aus, dass solche und andere zeremonielle Inszenierungen nicht als Schaugepränge oder bloße Residualkategorie eines unaufgeklärten Zeitalters abgetan werden sollten. Vielmehr sind sie als strukturierende Elemente des politischen Raums ernst zu nehmen, die sowohl in vergangenen wie auch gegenwärtigen politischen Verbänden zu finden sind. Jedoch waren politische Funktion und Bedeutung des Zeremoniells nicht zu allen Zeiten gleich. Das lässt sich in einer ersten Annäherung verdeutlichen, wenn man der neuzeitlichen amerikanischen Präsidenteninauguration die mittelalterliche deutsche Königskrönung gegenüberstellt. Der amerikanische Präsident zieht seine rechtliche Legitimität aus der entscheidungsoffenen Wahl durch das Volk. Die ordnungsgemäß durchgeführte Wahl stiftet eine formale "Legitimation durch Verfahren". Diese instrumentelle Form der Legitimation bedarf indes der Ergänzung um eine symbolisch-expressive Seite, die sich am deutlichsten in der Inaugurationsfeier niederschlägt. Dem Zeremoniell der Präsidenteninauguration kann man daher eine "kommunikative Legitimationsfunktion" zuweisen, "die sich an das amerikanische Volk und Publikum als Quelle von zeitlich begrenzter politischer Macht richtet". Idealtypisch ließe sich dann zwischen rechtskonstitutiver Wahl und herrschaftslegitimierender Inauguration differenzieren, wobei die Amtseinsetzung auf die Kombination beider Elemente angewiesen ist. Anders sieht es im Fall der mittelalterlichen Krönung aus. Die Kurfürsten des Reiches nahmen zwar auch eine Wahl des deutschen Königs vor. Allerdings wurde der Erwählte erst König durch den korrekten Vollzug von Salbung und Krönung. Das Krönungszeremoniell war hier ein rechtskonstitutiver Akt, bei dem instrumentelle und symbolisch-expressive Ebenen der Königserhebung zusammenfielen. Erst die Krönung bestimmte, wer König sein sollte. Die beiden aus unterschiedlichen Kontexten stammenden Beispiele verweisen auf einen langfristigen Funktionswandel des Zeremoniells im politischen Raum. In der Vormoderne brachte das Zeremoniell Herrschaftsverhältnisse hervor. Im korrekten Vollzug von Krönung und Salbung sowie in der Entgegennahme der Herrschaftsinsignien realisierte sich der Rang des Königs. In modernen Gegenwartsgesellschaften hingegen bestätigt das Zeremoniell symbolisch einen politischen Rang, der aus einem davon unabhängigen, rechtlich geregelten Verfahren resultiert. An diese Beobachtung knüpft die vorliegende Studie an. Konkret widmet sie sich dem Wandel des Huldigungszeremoniells im langen 19. Jahrhundert. Am Beispiel unterschiedlicher deutscher Staaten soll die These entwickelt werden, dass in diesem Zeitraum ein beschleunigter Wandel des Zeremoniells als politischer Handlungsform zu beobachten ist. Auf der Grundlage von prozessualen Entwicklungen, die in die Frühe Neuzeit zurückreichen, veränderte sich die Huldigung von einem rechtskonstitutiven Akt, der ein wechselseitig bindendes Herrschaftsverhältnis zwischen Herrschaft und Untertanen hervorbrachte, zu einem herrschaftslegitimierenden Zeremoniell, das die konstitutionell festgeschriebenen Herrschaftsverhältnisse kommunikativ zu festigen beanspruchte. In einem sich zunehmend ausdifferenzierenden öffentlichen Raum konnte das herrschaftslegitimierende Interesse jedoch zugleich in Frage gestellt und unterlaufen werden. Am Beispiel von Huldigungsfeiern untersucht die Studie Kontinuität und Wandel des monarchischen Zeremoniells im 19. Jahrhundert. Dabei fokussiert sie die Formen und Inhalte politischer Kommunikationsprozesse, die sich sowohl im zeremoniellen Handeln selbst als auch in der printmedialen Rezeption einer sich zunehmend ausdifferenzierenden Öffentlichkeit realisierten.mehr