Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Republikanischer Sozialismus

Positionen von Bernstein, Kautsky, Jaurès und Blum. Dissertationsschrift - Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
BuchKartoniert, Paperback
433 Seiten
Deutsch
Campus Verlagerschienen am03.03.2008
Eduard Bernstein und Karl Kautsky, Jean Jaurès und Léon Blum waren nicht nur Sozialisten, sondern auch entschiedene Demokraten - und als solche Gegner des Totalitarismus. Matthias Lemke stellt dar, mit welchen Überzeugungen sich die deutschen und französischen Sozialisten der kommunistischen Revolution verweigerten. Dabei wird deutlich, dass ihre antitotalitären Argumente nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben und auch zu heutigen Demokratiedebatten wichtige Beiträge liefern können.mehr

Produkt

KlappentextEduard Bernstein und Karl Kautsky, Jean Jaurès und Léon Blum waren nicht nur Sozialisten, sondern auch entschiedene Demokraten - und als solche Gegner des Totalitarismus. Matthias Lemke stellt dar, mit welchen Überzeugungen sich die deutschen und französischen Sozialisten der kommunistischen Revolution verweigerten. Dabei wird deutlich, dass ihre antitotalitären Argumente nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben und auch zu heutigen Demokratiedebatten wichtige Beiträge liefern können.
Details
ISBN/GTIN978-3-593-38600-3
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Erscheinungsjahr2008
Erscheinungsdatum03.03.2008
Reihen-Nr.932
Seiten433 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht606 g
Artikel-Nr.10865567
Rubriken

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Vorwort1.Was tun? Die Versuchung kommunistischer Ungeduld und progressiver Gewalt1.1 Geschichtshermeneutik des Sozialismus1.2 Schisma: Revolution oder Reform?1.3 Revolutionäre Ungeduld1.4 Das Totalitäre im Leninismus1.5Analytische Zugänge2.Revisionismus und Republikanismus: Der Anti-Totalitarismusdiskurs vor der bolschewistischen Praxis (1889-1903)2.1 Sie küssten und sie schlugen sich: Eduard Bernstein, Karl Kautsky und die SPD nach 18902.2 Revisionismus überflüssig: Die französische Unbelastetheit vom Marxismus und die Folgen bei Jean Jaurès2.3 Transformation als Problem sozialistischer Theorie: Der Revisionismusstreit bis 19033.Transformation als Problem sozialistischer Theorie und Praxis: Ein Zwischenspiel (1903-1917).3.1 Lenin und die Ideologie der Tyrannis3.2 Bernsteins Reaktion auf das Postulat fremdbestimmter Transformationsgewalt3.3 Kautskys politische Strategie und die Frage nach der Macht3.4 Jaurès: Sozialismus zwischen Republik und Humanismus4.Der Anti-Totalitarismusdiskurs und die politische Praxis des Bolschewismus nach der Oktoberrevolution (1918-1924)4.1 Die deutsche und französische Sozialdemokratie und der Erste Weltkrieg: Die Ausgangslage4.2 Kautsky gegen den russischen Jakobinismus4.3 Léon Blum gegen den Bolschewismus und die Parteispaltung4.4 Nach dem Schock der Spaltung: Die neue Auseinandersetzung mit dem Kommunismus5.Deutsche und französische Argumente gegen das kommunistische Experiment: Anti-Totalitarismusdiskurse im Vergleich5.1 Politische Praxis zwischen Revolution und Reform5.2 Diskursdimension: Akteur5.3 Diskursdimension: Transformation6.Die Freiheitskompetenz des demokratischen Sozialismus - Republikanischer SozialismusLiteraturVerzeichnis der Tabellen und AbbildungenPersonenregistermehr
Leseprobe
"1.3 Revolutionäre Ungeduld. Revolutionäres Pathos wiederum schlägt sich häufig im Medium der Sprache nieder. Sprache im Dienste einer politischen Sache wird dann schnell zu Pro-paganda, sie wird als agitatorisches Mittel missbraucht. Ein Beispiel dafür liefern die folgenden Sätze:"Ja, wir wollen einig sein. Gerechtigkeit über alles. Das ist, was mir das Herz warm macht: der Gedanke, dass wir die Spießbürger bald hinwegfegen werden." Oder auch: "Doch wir begreifen, dass es für uns keine Besserung gibt, solange die Dinge so gehen, wie sie gehen, und darum werden früher oder später die Arbeiter sich entschließen müssen, einen anderen Weg einzuschlagen." Und noch: "Die Lohnarbeit ist eine neue Form der Sklaverei. Die Grube muss dem Bergmann gehören, wie das Meer dem Fischer, die Erde dem Bauern gehört. Hört ihr, die Grube gehört euch, euch allen, die ihr seit einem Jahrhundert sie mit so viel Blut und Elend bezahlt habt!"Diese Sätze der Unversöhnlichkeit könnten gut von Lenin stammen, er hat sie aber nie gesagt. Tatsächlich stehen sie in Émile Zolas Germinal und es ist der Maschinist Étienne Lantier, der sie mit einem an Rosa Luxemburgs "Il le faut, il le faut!" erinnernden Ausruf aus dem Innersten gequält, gedemütigt, ohn-mächtig und wütend, hervorstößt: "Oh, es ist Zeit! Es ist Zeit!" . Für Lantier ist es an der Zeit, dass die sich in der nordfranzösischen Mine Le Voreux ver-dingenden Bergleute, aufs Elendste im Dorfe der Zweihundertvierzig dahinvege-tierend, in einem Streik gegen die ihnen aufoktroyierten Arbeitsbedingungen widersetzen. Doch wie Goethes Zauberlehrling wird auch Lantier die Kräfte, die er rief, nicht mehr los. Die im Streik mit der Verheißung entfesselte Gewalt, die Bergleute würden "schließlich doch die Stärkeren sein" , entfaltet ihre autodestruktive Wirkung und schlägt gegen die Bergleute zurück. Der von Georges Sorel idealisierte, reine proletarische Streik endet in der Katastrophe: Nach dem Exzess der Gewalt ist das Leben im Dorf zwar radikal, jedoch auf tragische Weise anders. Die Lebensbedingungen, um derentwillen mit dem Mi-nenbesitzer gerungen wurde, sind hingegen um keinen Deut besser.Wie konnte es soweit kommen? müsste man Lantier fragen. Und vermut-lich würde er für das Ausufern dieser Handlungen der Wildheit (Georges Sorel) wohl keine Begründung wissen. Vielleicht steckt eine Antwort, die eine Ein-sicht in die Konfliktlogik ermöglicht, aber in den Schriften Lenins. Denn die Problematik, die sich in Russland ab dem 24.10.1917 alten Stils entfalten sollte, ist der in Zolas Germinal beschriebenen Konstellation prinzipiell sehr ähnlich. Die programmatischen Ansätze der leninistischen Strategie gehen, so-weit sie politiktheoretisch fassbar sind, auf das Jahr 1901/02 zurück. In dieser Phase erschienen in einem Abstand von nicht einmal zehn Monaten die beiden zentralen Handlungsrichtlinien für die russische Sozialdemokratie. Zeit-gleich mit dem Beginn der Arbeiten an seinem Buch Was tun? veröffentlichte Lenin Mitte Mai 1901 in der vierten Ausgabe der im Untergrund gedruckten Parteizeitung Iskra ("Der Funke", erstmals 1900 erschienen) den Aufsatz Womit beginnen?, an dessen Beginn wiederum die Frage nach dem Was tun? steht: "Die Frage Was tun? drängt sich in den letzten Jahren den russischen Sozialdemo-kraten mit besonderer Kraft auf."mehr