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What the hell is quality?

Qualitätsstandards in den Geisteswissenschaften - Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
BuchKartoniert, Paperback
295 Seiten
Deutsch
Campus Verlagerschienen am10.11.2008
Wie erkennt man »gute Wissenschaft«? Die Debatte um diese Frage wird kontrovers geführt: Der Forderung nach Qualitätskriterien und Transparenz steht die Auffassung gegenüber, dass Geist sich nicht messen lässt. Erstmals werden im vorliegenden Band diese gegensätzlichen Haltungen zusammengeführt und die Chancen und Risiken der Bewertung geisteswissenschaftlicher Forschung aufgezeigt. Renommierte Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft und Hochschulpolitik, unter anderen Ute Frevert, Ulrich Herbert und Jürgen Kaube, äußern sich zu Forschungsmoden, Qualitätsmerkmalen und Evaluationsmethoden sowie Förder- und Berufungskriterien. Ihre Lösungsansätze bieten neue Impulse für die Qualitätssicherung in der universitären Lehre und Forschung.mehr

Produkt

KlappentextWie erkennt man »gute Wissenschaft«? Die Debatte um diese Frage wird kontrovers geführt: Der Forderung nach Qualitätskriterien und Transparenz steht die Auffassung gegenüber, dass Geist sich nicht messen lässt. Erstmals werden im vorliegenden Band diese gegensätzlichen Haltungen zusammengeführt und die Chancen und Risiken der Bewertung geisteswissenschaftlicher Forschung aufgezeigt. Renommierte Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft und Hochschulpolitik, unter anderen Ute Frevert, Ulrich Herbert und Jürgen Kaube, äußern sich zu Forschungsmoden, Qualitätsmerkmalen und Evaluationsmethoden sowie Förder- und Berufungskriterien. Ihre Lösungsansätze bieten neue Impulse für die Qualitätssicherung in der universitären Lehre und Forschung.
Details
ISBN/GTIN978-3-593-38749-9
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Erscheinungsjahr2008
Erscheinungsdatum10.11.2008
Seiten295 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht376 g
Artikel-Nr.10921972

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
InhaltEinleitung - Das Zauberwort "Standards"Elisabeth Lack1. Ein Gespräch über Qualität in der geisteswissenschaftlichen Forschung und LehreDie Mühen der Ebene: Über Standards, Leistung und HochschulreformUlrich Herbert/Jürgen Kaube2. State of the Art der Qualitätsbeurteilung geisteswissenschaftlicher ForschungGesucht: Aussagekräftige Indikatoren und belastbare Datenkollektionen. Desiderate geisteswissenschaftlicher Evaluierung in DeutschlandStefan HornbostelDas zweiköpfige Lama zähmen: Die australische Suche nach den besten Evaluierungsmethoden für die GeisteswissenschaftenClaire DonovanQualität und Qualitäten: Forschungsmessung in den Geisteswissenschaften?Georg Braungart3. Haben uns Moden die Qualität verdorben?Weltwahrnehmung im Wandel: Neue Theorieansätze als adäquate heuristische Instrumente der GeisteswissenschaftenErika Fischer-LichteDer genauere Blick: Welche Moden haben uns wo die Qualität verdorben?Christoph MarkschiesWehe, Behemoth erwacht - harmlose und weniger harmlose Moden in den GeisteswissenschaftenWolfgang Kemp4. Wer wird berufen?Mehr Offenheit, weniger Passfähigkeit: Chancengleichheit in geisteswissenschaftlichen BerufungsverfahrenChristine FärberÜberwiegend wettbewerbsfähig: Der Kampf um die besten Köpfe aus der Perspektive der HochschulrektorenkonferenzMargret WintermantelBerufungen hüben und drüben - Ein ErfahrungsberichtUte Frevert5. Publikationsgepflogenheiten und Diskursstile in den GeisteswissenschaftenDiskursstile in den GeisteswissenschaftenBernd StieglerPublikation, Qualität, Reputation: Zu den Rahmenbedingungen einer Dreiecksbeziehung in den Geisteswissenschaften unter digital-vernetzten BedingungenStefan Gradmann6. Nach welchen Kriterien vergeben wir Geld?Lohnt der Aufwand? Drittmittel von StiftungenFrank SuderBegutachtung als Urteilsbildung im sozialen KontextManfred NießenAngemessen messen? Die Qualität von Forschungsprojekten in den GeisteswissenschaftenUlrike FeltAutorinnen und Autorenmehr
Prolog
Kann man Geisteswissenschaften messen?mehr
Leseprobe
Einleitung - Das Zauberwort "Standards"Elisabeth LackEine Tagung zur richtigen ZeitAls im Frühjahr 2007 die Idee zum Berliner Symposium "Geisteswissenschaften und Qualitätsstandards" und zu dieser Publikation entstand, wirkte der Begriff Standards wie ein Zauberwort. Wurde das Projekt einer großangelegten Verständigung über Qualitätsstandards in den (deutschen) Geisteswissenschaften näher erläutert, schien es, als lege sich sogleich eine merkliche Entspannung auf die Gesichter von Forschern, Studierenden, Forschungsförderern, Ministerialbeamten, selbst von Journalisten und Verlegern und bisweilen - aber bezeichnenderweise seltener - auch auf jene der Geisteswissenschaftler selbst. Doch wenn letztere auch anmerkten, dass es sich um ein äußerst komplexes Unterfangen handele, man wohl kaum mit einer festgelegten Maßeinheit für die Geisteswissenschaften, ja noch nicht einmal mit konkreten Ergebnissen aus der Tagung hervorgehen werde, klang durch alle Skepsis und Ironie selbst in diesem Kreis zumindest eine Ahnung davon durch, dass eine öffentliche Verabredung von Standards im Fachkollegenkreis die Geisteswissenschaften eventuell zur Selbstgewissheit von Natur- und Technikwissenschaften aufschließen ließe. Bei Vertretern der Geisteswissenschaften stellt sich zuweilen der Blick des Ethnologen ein, der auf ihm Unbekanntes, ja essenziell Fremdes trifft. Das geschieht, wenn diese beispielsweise Berichte von Kollegen der Naturwissenschaften über die drei top journals hören, in denen man genau so und so viele Aufsätze zu platzieren habe, um ein bestimmtes und klar definierbares standing zu erreichen, oder wenn sie aufschnappen, dass eine Publikation in den Augen ihres naturwissenschaftlichen Autors (selten ist es nur einer) schon fast fertig ist, wenn dieser sie nur noch zusammenschreiben muss . Die routinierte Einlassung auf Messungen in festgelegten Rhythmen und anhand vereinbarter Instrumente schien aber den einen oder anderen Geisteswissenschaftler im Vorfeld des Berliner Symposiums doch zu reizen, wenn er auch innerhalb seiner Community bislang immer das Gegenteil behauptet haben mochte. Die Absicht, Experten zu versammeln, um im Fachkollegenkreis Orientierungsgrößen für die Qualitätsmessung von Geisteswissenschaften zu ermitteln und dies unter der weithin geteilten Annahme zu tun, dass für die Geisteswissenschaften nur eine anders gestaltete Form der Qualitätsermittlung als die der Naturwissenschaften nutzbar zu machen sei, flößte in ihrer Solidität Vertrauen ein und war in ihrer Aktualität unmittelbar eingängig. Das Projekt kam zum richtigen Zeitpunkt. Schließlich hatte sich in den letzten Jahren gleichzeitig und auf verschiedenen Ebenen ein Kontext formiert, der die Zielsetzung des Berliner Symposiums gleichermaßen neu wie dringlich erscheinen ließ. Die Debatte war zwar nicht gerade eben erst in Gang gekommen, aber sie hatte erst jetzt öffentliche Sichtbarkeit entfaltet. Denn nach einer sehr stabilen Phase der dauerhaften Beschwörung ihrer Krisenhaftigkeit regte sich in den Geisteswissenschaften plötzlich ein neues, geradezu verwegenes Selbstbewusstsein, vereinzelt äußerte man sich sogar stolz zu Leistung und Originalität deutscher Geisteswissenschaften. Im Januar 2006 hat der Wissenschaftsrat diese neue Tendenz auf eine solide Grundlage gestellt und in den "Empfehlungen zur Entwicklung und Förderung der Geisteswissenschaften in Deutschland" in deutlicher Abkehr von der chronisch gewordenen Autoaggression der Geisteswissenschaften davon gesprochen, dass deren Leistungen "in einem selbstverständlich gewordenen internationalen Austausch erbracht" werden, "auf vielen Feldern Maßstäbe" setzen und zu den Wissenschaftsbereichen gehören, "die international Ausweis der Kultur- und Forschungsnation Deutschland sind". Um aber "die Kontinuität der geisteswissenschaftlichen Fächer zu sichern", gelte es, so der Bericht an anderer Stelle, eine "Verständigung über disziplinäre Standards" herzustellen, der Bezug auf Standards und Kernkompetenzen schaffe überhaupt erst "die Grundlage, auf der die Vielfalt der methodischen Konzepte sinnvoll entfaltet werden" könne. Parallel zu diesen fachinternen Entwicklungen hatte das allgemeine Schaulaufen der Universitäten in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder den zunehmenden Wettbewerb um Forschungsgelder in den Jahren 2006 und 2007 nicht nur besonders offensichtlich gemacht, sondern zum ersten Mal auch äußerst öffentlichkeitswirksam exponiert und dabei die Frage nach der Vergleichbarkeit der Wissenskulturen angesichts ihrer unterschiedlichen Fördermöglichkeiten brisant zugeschnitten. Außerdem kam durch die schon seit längerem gestiegene Bedeutung der Drittmitteleinwerbung an den Universitäten ein verstärkter Legitimationsdruck auf die Geisteswissenschaften zu, sowohl nach außen, also gegenüber Forschungsförderern und Zuwendungsgebern, wie auch nach innen, gegenüber den eigenen Hochschulleitungen, die sich zunehmend dem Credo der Profilbildung verschrieben. Zudem schienen die "wissenschaftsstrategischen und wissenschaftspolitischen Auseinandersetzungen über die Evaluationsmethoden", so Georg Braungart in diesem Band, zum Zeitpunkt des Symposiums bereits tatsächlich zu dem Ort geworden zu sein, an dem über den "Status und die Zukunft der geisteswissenschaftlichen Disziplinen" entschieden wurde.Angesichts dieser Ausgangssituation lag nahe, dass sowohl die Präsentation der Ergebnisse geisteswissenschaftlicher Forschung als auch das Nachdenken über die Überprüfbarkeit ihrer Qualität mit dem Ziel ihrer Sicherung - nicht zuletzt im vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung für 2007 ausgerufenen "Jahr der Geisteswissenschaften" - zusätzlichen Schwung erhalten würde. Aus der subkutanen Spannung zwischen neuem Selbstbewusstsein und gewachsenen Anforderungen ergab sich eine große Erwartung an das zweitägige Berliner Symposium am 21. und 22. November 2007. Dessen Ergebnisse liegen heute in diesem Band vor. In sechs Kapiteln wird das titelgebende Begriffsgespann des Bandes in seiner ganzen Multidimensionalität und anhand der zahlreichen Gebiete, in denen es eine Rolle spielt, gezeigt. Da die Debatte um "Qualitätsstandards und Geisteswissenschaften" noch an ihrem Anfang steht, soll im Folgenden eine möglichst umfassende Einführung gegeben und zugleich ein erster Vorschlag zu ihrer Ordnung unterbreitet werden. Denn die Definition eines Qualitätsbegriffs in den Geisteswissenschaften (Kapitel 1 "Ein Gespräch über Qualität in der geisteswissenschaftlichen Forschung und Lehre") hat unmittelbare Auswirkungen auf die Möglichkeiten und Grenzen, diese zu messen (Kapitel 2 "State of the Art der Qualitätsbeurteilung geisteswissenschaftlicher Forschung"). Die Methoden der Feststellung von Qualität wiederum müssen bestimmte Spezifika wie wechselnde Theoriemoden identifizieren können und Instrumente entwickeln, sie bei ihrer Bewertung zu integrieren (Kapitel 3 "Haben uns Moden die Qualität verdorben?"). Um adäquat reagieren zu können, sollten beispielsweise Kommissionen in Berufungsverfahren den brillanten theoretischen Neuentwurf vom sinnvollen Anknüpfen an Trends oder vollkommenen Epigonentum unterscheiden können, um auf dieser Basis valide Entscheidungen zu treffen (Kapitel 4 "Wer wird berufen?"). Publikationen, vielfach Monographien, sind in den Geisteswissenschaften die primäre Datengrundlage unter anderem für Berufungen. Fachspezifische Diskursstile und unterschiedliche Verbreitungsmöglichkeiten beeinflussen einmal mehr die Definition ihrer Qualität (Kapitel 5 "Publikationsgepflogenheiten und Diskursstile in den Geisteswissenschaften"). Dass Publikationen das Fundament für Förderentscheidungen der Zuwendungsgeber sind und retrospektiv auch deren Angemessenheit dokumentieren (Kapitel 6 "Nach welchen Kriterien vergeben wir Geld?"), führt schließlich wieder zur Ausgangsfrage nach der Definition von Qualität zurück. Überhaupt bestehen jenseits der hier genannten Zusammenhänge zahlreiche weitere Verstrebungen zwischen den in den Kapitelüberschriften aufgeworfenen Fragen, etwa der Konnex zwischen Moden und Forschungsförderungspolitik oder zwischen geisteswissenschaftlichen Publikationsstilen und der Feststellbarkeit von Forschungsqualität, zumal im Zeitalter der Digitalisierung. Mit der response-Struktur des Bandes, worunter die Beleuchtung eines Themas aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln und deren Ergänzung durch einen dritten kommentierenden Beitrag zu verstehen ist, wurde versucht, dieser Vielschichtigkeit Ausdruck zu verleihen. Darüber hinaus wird in den responses nicht nur geantwortet , sondern das Themenfeld durch neue Aspekte weiter verdichtet und seine Mehrstimmigkeit berücksichtigt. Der vorliegende Band - einige SchlussfolgerungenFesthalten lässt sich, dass eine Mehrzahl der Autoren für die Geisteswissenschaften Gefahr im Verzug sieht, wenn ihre Vertreter nicht beginnen, die eigene reflexive Kompetenz auf sich anzuwenden und selbst anfangen, über die Bestimmbarkeit ihrer Forschungsqualität nachzudenken. Geisteswissenschaftler sollten nicht länger als "die Betroffenen" oder als "mehr oder weniger widerspenstige Datenlieferanten" (Braungart) in einem Spiel auftreten, das "zunächst einmal von den sozialwissenschaftlichen Partnern" definiert wird (Braungart). Die Entwicklung einer für die Geisteswissenschaften spezifischen Bewertungskultur ist gefragt, die der Komplexität ihrer Fächer mit der Aushandlung, Definition und Neudefinition ebenso komplexer Kriterien für die Bestimmung ihrer Qualität begegnet. Ein Prozess, für den dieser Band eine umfangreiche Zusammenstellung zu beachtender Merkmale leistet und dabei nicht nur jene übliche Definition von Qualitätsmaßstäben bereitstellt (Breite der Materialkenntnis, Plausibilität des Urteils etc.), bei der noch jeder, wie Ulrich Herbert bemerkt, "für sich still und befriedigt" konstatieren kann, "wie vortrefflich all diese Kategorien auf das letzte eigene Werk zutreffen". Stattdessen wird in den fünfzehn Beiträgen dieses Bandes ein Anforderungskatalog an die Kriterienbildung für Qualitätsmaßstäbe formuliert. Welcher Fülle von Anforderungen dieser Katalog zu genügen hätte und welche Herausforderung darüber hinaus eine adäquate Erfassung geisteswissenschaftlicher Forschungsqualität durch "verfahrensmäßig organisierte Qualitätsbeurteilungen" auf der Basis von "Datenkollektionen" (Hornbostel) darstellt, lässt sich an einigen wenigen Beispielen verdeutlichen. Dem breiten und schwer abgrenzbaren Themenspektrum der Geisteswissenschaften wäre durch den Entwurf eines variablen, in sich gestaffelten Sets von Haupt- und Nebenkriterien zu begegnen, die auch das Feld des Unentscheidbaren berücksichtigen; die Bedeutung von Sprache (und damit auch von Nationalsprachen) als Medium geisteswissenschaftlicher Forschung sollte in der engen Verwobenheit mit ihren Forschungsergebnissen analysiert und Möglichkeiten gefunden werden, dieses Einflussverhältnis abzubilden; die extrem diverse geisteswissenschaftliche Zeitschriftenlandschaft, welche eine hierarchisierende Struktur kaum wiedergeben kann, wäre in eine gewichtete und von verschiedenen Perspektiven sich jeweils auch verschieden darbietende Darstellung zu überführen. Schließlich gilt es, das in den Geisteswissenschaften anders als in den Naturwissenschaften akzentuierte Verständnis von Erkenntniszuwachs offenzulegen und auch hier Kriterien zu entwickeln, die eher die Erweiterung des Erkenntnisraumes bzw. die Koexistenz konkurrierender Erkenntnisse erfassen und weniger auf einen Fortschrittsgedanken im Sinne linearer Höherentwicklung abheben. Insgesamt gilt es, eine Kombination von messenden und beurteilenden Verfahren zu entwickeln.Die Autoren haben dieser Liste ein Vielfaches hinzuzufügen. Ihr dringlicher Hinweis auf die Frage der Angemessenheit disziplinärer Standards unter dem Signum der Interdisziplinarität, auf die vielfach als Antagonismus verstandene Relation zwischen dem Bemühen, wissenschaftliche Qualität zu erfassen, und dem Anspruch auf nutzenfreie Wissbegier speziell der Geisteswissenschaften oder die Warnung vor der Gefahr der Ressourcenverschwendung bei fortwährender gegenseitiger Leistungsbewertung, schließlich die nicht zu unterschätzenden inhaltlichen Vorbehalte - und nicht nur Idiosynkrasien - vieler Geisteswissenschaftler gegenüber Begrifflichkeiten wie performance index sprechen dabei nicht gegen eine Entwicklung von Kriterien, sondern für sie. Wird auch nur die Mehrzahl der Punkte, an denen sich dieser Katalog zu messen hätte, beantwortet, also durch eine die Spezifik geisteswissenschaftlicher Fächer adäquat wiedergebende Merkmalserfassung und anschließend fachspezifisch profilierte Kriterienfindung etwas herausgebildet, das über allgemeinen Minimalkonsens hinausgeht, wäre dies Ausweis des hohen Grades an Selbstreflexion und der Problemlösungskompetenz, gewissermaßen eine Aktualisierung des traditionell von den Geisteswissenschaften beanspruchten Deutungs- und Ordnungsvermögens. Auch im Vergleich zu den Naturwissenschaften, die wie Ulrike Felt argumentiert, bereits "jahrzehntelange Überlegungen und Forschungen zu Arbeits- und Innovationskulturen" ihrer Wissenschaft angestellt haben, ist es spätestens jetzt an den Geisteswissenschaften, sich ihrer "Produktionszusammenhänge" gewahr zu werden, von denen bislang nur "ein recht fragmentiertes und nur punktuelles Verständnis" existiert. Der geisteswissenschaftlichen Community, unter anderem unter Beteiligung ihrer Fachgesellschaften geeignete Arbeitsbedingungen für eine so komplexe Aufgabe der Kriterienvereinbarung zur Verfügung zu stellen, etwa in Form einer intensiven Arbeitsgemeinschaft, die über ein Jahr konzentriert und mit allen Ressourcen - beispielsweise für die Einholung internationaler Expertise - ausgestattet Kriterien für die Leistungsmessung entwickelt und diese in der Folge auch aktuell hält, wäre von den Fördermittelgebern dieses Landes zu erbitten, ja ein solches Projekt ist bereits so überfällig wie großzügige Unterstützung dafür unerlässlich wäre. Die Schweizer Universitäten haben übrigens bereits die Initiative ergriffen und beginnen aktuell eine internationale Best Practices Review zu "Leistungsmessung in den Geisteswissenschaften".Neben der großen Frage nach der Qualitätsbestimmung geisteswissenschaftlicher Forschung, spielt Qualität aber in vielen Bereichen des geisteswissenschaftlichen Forschungs- und Lehralltags auch in pragmatischerer Hinsicht eine bedeutende Rolle. Genau hier wird dieses Thema aber noch seltener offen angesprochen, vielleicht weil an dieser Stelle die Frage der Qualität nicht einmal mehr vom Nimbus des überaus Komplexen umgeben ist und fehlende Standards hier nur mit größten Anstrengungen als Genialitätsbeweis der Geisteswissenschaften umgedeutet werden können. So sollte etwa die Verabredung von Qualitätsstandards in der Lehre (für Dozenten und für Studierende) nicht wieder separat und erst mit Verspätung bedacht werden, wie in diesem Band abermals eingefordert wird. Auf diesem Weg könnte beispielsweise die "unter Geisteswissenschaftlern stark verbreitete Neigung" überwunden werden, Prüfungen "für etwas dem Geist ganz Unangemessenes zu halten", weil "jeder Standard konstruiert" und deshalb "womöglich nur Ausdruck momentaner Machtverhältnisse, also Ideologie" sei. Doch ist damit leider beiden Seiten nicht geholfen. Die Vereinbarung eindeutiger Kriterien im Vorfeld hingegen würde - vor allem auf den höheren Qualifikationsstufen (Promotion/Habilitation) im high risk-Berufsfeld der geisteswissenschaftlichen Universitätslaufbahn - wenigstens ein Mindestmaß an Planungssicherheit gewährleisten. Aber auch Stichworte wie durch Hochschulen etablierte Betreuungsstandards für die Promotionsphase oder eine Langzeitplanung der Forschungsförderer mit Augenmaß und Aufmerksamkeit für die neuralgischen Punkte in akademischen Karrierepfaden - die "unkontrollierte Produktion von Post-Doktoranden" (Herbert) in den zahlreichen jüngst eingerichteten Graduiertenprogrammen ist angesichts des Mangels an Anschlussoptionen ein Teil dieses Problems - sollten in eine ausgeweitete Debatte aufgenommen werden. Schließlich müsste das Qualitätsthema, das sich, wie oben ausgeführt wurde, vor dem Hintergrund der veränderten Hochschule zugespitzt hat, neu interpretiert werden, denn wie an Jürgen Kaubes entgeisterter Frage "Kann man sich Hans Blumenberg als Sprecher eines Exzellenzclusters vorstellen?" abzulesen ist, gilt es für die Geisteswissenschaften, auf neue Gegebenheiten zu reagieren.mehr

Autor

Elisabeth Lack ist Referentin für das wissenschaftliche Leitbild an der Humboldt-Universität zu Berlin. Christoph Markschies ist Professor für Kirchengeschichte, Leibniz-Preisträger und seit 2006 Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin.