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Reflexive Mediävistik

Textus - Opus - Feudalismus
BuchKartoniert, Paperback
578 Seiten
Deutsch
Campuserschienen am16.08.2012
Das Mittelalter ist eine merkwürdige und spannungsreiche Zeit und fordert gerade deshalb Historiker stets neu heraus. Ludolf Kuchenbuch entfaltet hier das Programm einer Reflexiven Mediävistik. Anhand der drei Felder Schriftkultur (Textus), Arbeit (Opus) und Feudalismus zeigt er auf, wie eine solche sich selbst und ihren Gegenstand fortwährend reflektierende Mittelalterforschung aussehen kann.Aus dem Inhalt: Vom Mönchslatein zum Schriftdeutsch - Sind mediävistische Quellen mittelalterliche Texte? - Vom Brauchwerk zum Tauschwert: Überlegungen zur Arbeit - Zur mittelalterlichen Vorgeschichte der Arbeitsgesellschaft der Moderne - Feudalismus: Über die Gebrauchsstrategien eines wissenspolitischen Reizwortsmehr

Produkt

KlappentextDas Mittelalter ist eine merkwürdige und spannungsreiche Zeit und fordert gerade deshalb Historiker stets neu heraus. Ludolf Kuchenbuch entfaltet hier das Programm einer Reflexiven Mediävistik. Anhand der drei Felder Schriftkultur (Textus), Arbeit (Opus) und Feudalismus zeigt er auf, wie eine solche sich selbst und ihren Gegenstand fortwährend reflektierende Mittelalterforschung aussehen kann.Aus dem Inhalt: Vom Mönchslatein zum Schriftdeutsch - Sind mediävistische Quellen mittelalterliche Texte? - Vom Brauchwerk zum Tauschwert: Überlegungen zur Arbeit - Zur mittelalterlichen Vorgeschichte der Arbeitsgesellschaft der Moderne - Feudalismus: Über die Gebrauchsstrategien eines wissenspolitischen Reizworts
Details
ISBN/GTIN978-3-593-39738-2
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
FormatPaperback (Deutsch)
Verlag
ErscheinungsortFrankfurt
ErscheinungslandDeutschland
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum16.08.2012
Reihen-Nr.64
Seiten578 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht714 g
Illustrationenca. 19 Abb.
Artikel-Nr.17975741
Rubriken

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
InhaltVorausworte im Nachhinein11Textus1.Alteuropäische SchriftkulturAusgangsdimensionen und Grundtatsachen412.Vom Mönchslatein zum SchriftdeutschÜber die Dynamik der Schriftkultur im Mittelalter553.Pragmatische Rechenhaftigkeit?Kerbhölzer in Bild, Gestalt und Schrift644.Teilen, Aufzählen, SummierenZum Verfahren in ausgewählten Güterverzeichnissen des 9. Jahrhunderts985.Numerus vel ratioZahlendenken und Zahlengebrauch in Registern der seigneurialen Güter- und Einkünftekontrolle im 9. Jahrhundert1236.Register und rekenschapSchriftordination in der Wirtschaftsführung der Abtei Werden (12. bis Anfang 16. Jahrhundert)1697.Sind mediävistische Quellen mittelalterliche Texte?Zur Verzeitlichung fachlicher Selbstverständlichkeiten1848.Zwischen Improvisation und TextSchriftanthropologische Erwägungen eines Jazzamateurs und Mediävisten zur Musikhistorie217Opus9.Vom Brauch-Werk zum TauschwertÜberlegungen zur Arbeit im vorindustriellen Europa24910.Opus feminileDas Geschlechterverhältnis im Spiegel von Frauenarbeiten im früheren Mittelalter27911."Arbeit" und "Gesellschaft" vom späten 10. zum frühen 12. JahrhundertBemerkungen anhand vorwiegend urbarialer Überlieferung nördlich der Alpen31612.Die dreidimensionale Werk-Sprache des Theophilus presbyter"Arbeits"-semantische Untersuchungen am Traktat De diversis artibus34113.Zurück zu Kunst und Werk?Ein mediävistischer Essay zur mittelalterlichen Vorgeschichte der modernen Arbeitsgesellschaft402Feudalismus14. FeudalismusVersuch über die Gebrauchsstrategien eines wissenspolitischen Reizworts 41915.Mediävalismus und OkzidentalistikErinnerungskulturelle Funktionen des Mittelalters und das Epochenprofil des christlich-feudalen Okzidents45216.Das Huhn und der Feudalismus47917.Censum dareVorstudien zur herrschaftlichen Aneignungssprache im Deutschen Reich im Spiegel von Besitz- und Zinsregistern (12. bis 15. Jahrhundert)485Mediävistische Anthropologie18.Zwischen Lupe und FernblickBerichtspunkte und Anfragen zur Mediävistik als historischer Anthropologie537Veröffentlichungen und Manuskripte568mehr
Prolog
Campus Historische Studienmehr
Leseprobe
Alles historische Arbeiten kommt um die Frage des Überliefertseins der Zeugnisse, die zu untersuchen sind, als primärer Aufgabe nicht herum. Die Materialität und Form der mittelalterlichen Schriftstücke (scripta), die Art ihrer Herkunft, ihres Status als schriftliche, bildliche oder figürliche Stücke (die beschriftet sind), sowie die Wege ihrer Überlieferung bilden das Feld, ohne dessen Aufklärung keine weitere Untersuchung fruchten kann. Aber warum konnte für die Betitelung dieser Problemlage nicht der Begriff der Schrift bzw. der Quelle oder des Textes genügen, warum wurde der lateinische Begriff textus gewählt? Nur die ganze erste Sektion des Buches selbst kann hierzu ausreichend antworten. Nur so viel sei hier angedeutet: Das lateinische Wort textus (und später auch das deutsche Fremdwort Text) ist im Verständnis des langen Mittelalters kein Passepartout für jedwedes Schriftstück. Es wird selten benutzt, und wenn, dann nahezu exklusiv für die Heilige Schrift als liturgischer Gegenstand (Evangelienbuch) bzw. für die visuelle Ordnung und den inneren Sinn wortlautstabiler Schriften (wie der Bibel). Die Folgerung: Im Mittelalter sprach man kaum von textus - wenn, dann übertragen aus diesem engen Ausgangsbereich. Was aber sind dann die unzähligen scripta eigentlich, und welche materialen, formalen, inhaltlichen Wandlungen sind bei ihnen erkennbar, in welchen Verständigungsforen wirken sie, wer hat den Nutzen von ihnen? Dieser ganze Teil des vorliegendes Bandes ist also Text-Kritik, zielt auf die Differenz zwischen den mittelalterlichen Schriftstücken und dem modernen Textverständnis, das ja durchgehend die Forschungsmethodik leitet: der modernen (Text-)Hermeneutik. Ohne Historisierung des Textes und die Gebrauchsanalyse der scripta keine Mediävistik - so lautet die Devise.Die Reihe der acht Beiträge beginnt mit Bestimmungen der Basiselemente der alphabetischen Schriftkultur insgesamt und geht dann zum Bestand derjenigen Charakteristika über, ohne welche die lateineuropäische Schriftkultur, ihr Machtpotential und ihre enorme Wandlungsdynamik im Mittelalter - einschließlich der aufkommenden vernakulären Schriftwerke - nicht verständlich wird (1). Die entscheidenden Wandlungsetappen dieser sozial begrenzten Klerus-Literalität werden im anschließenden Beitrag, darauf aufbauend, von der Spätantike bis zur Reformation möglichst anschaulich dargelegt (2). Danach folgen vier Detailstudien über Schriftstück-Typen bzw. -Gattungen, mit deren Hilfe regiert werden konnte: Kerbhölzer (3); Besitz- und Einkunftsregister, Urkunde, Rechtsbuch, Rechnung (4,5 und 6). Sie alle verdanken sich dem mündlichen Wissen an der lokalen Sozialbasis (Verschriftung durch Visitation und Inquisition) und wurden von den Herrschaftsbeauftragten für interne Zwecke bearbeitet (Verschriftlichungen). Beiden Vorgängen wohnten Möglichkeiten eines verbesserten Umgangs mit allen Elementen des Schriftstücks inne (Rolle/Kodex, Seiten-Layout, Figur, Buchstabe, Ziffer, Zeichnung, Zeichen usf.), der langfristig auf stumm lesbare Aneignung und effektivere Nutzung hinauslief. Es ging um visuelle und kalkulatorische Ordinations-Gewinne durch kleinschrittige Verdeutlichungen, Ergänzungen und Formalisierungen. Umgekehrt, von heute aus gesagt: Es ging um Beiträge zur Genealogie der modernen Rationalisierung und Numeralisierung des Schreibens, Denkens und Rechnens bei der Erfassung und Manipulation der sozialen Wirklichkeit (Herrschaftspraxis). Diese Ausrichtung der Beiträge auf den Schriftmachtwandel verstehe ich als Korrektiv zu dem in der Mediävistik vorherrschenden Interesse an Literalitätstypen und -praktiken in Kultus und Kultur der geistlichen und weltlichen Aristokratien. Eine kritische Auseinandersetzung mit mediävistischen Text- und Textualitätskonzepten dient daher im folgenden Beitrag dazu, ausgehend von einigen mittelalterlichen textus-Geschichten gängige Indienstnahmen des modernen Text- und Quellen-Begriffs für die mediävistische Arbeit zu hinterfragen (7). Seit der Entstehung dieses Textes im Jahre 2000 meide ich beide Begriffe bei der mediävistischen Arbeit. Den Abschluss dieses ersten Teils bildet ein Spagat zwischen der Form und Rolle von Notaten im Amateur-Jazz und der Frage nach der schriftkulturellen Differenz zwischen cantus und musica im 12./13. Jahrhundert. Damit habe ich die Klangaufzeichnung (Musikschrift) in mein Historisierungsfeld einbezogen. Unterbrochen wird der Spagat durch einen musikgeschichtlichen Rückwärtslauf von der heutigen Musik zur mittelalterlichen musica. In diesem Zusammenhang ergab sich die Notwendigkeit, das dreidimensionale Sinn-Feld von textus, scripta und usus zu schematisieren und auf seine inneren Bewegungsformen hin zu deuten (8). Soweit das Profil der Beiträge - auf Vieles musste verzichtet werden.mehr