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Peripherie - Das Buch zur Serie THE PERIPHERAL

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
624 Seiten
Deutsch
Tropenerschienen am12.08.2016Die Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes
Flynne und Wilf leben auf zwei Seiten des »Jackpots«, der Apokalypse, die gegen Ende des 21. Jahrhunderts große Teile der Menschheit hinweggerafft hat. Jahrzehnte liegen zwischen ihnen, doch als ein Mord geschieht, nimmt Wilf Kontakt zu Flynne auf ... Flynnes Heimatdorf liegt an der amerikanischen Ostküste, wo sie ihr Geld in einem 3D-Kopierladen verdient. Dort lebt auch ihr Bruder Burton, der heimlich Computerspiele testet, um seine spärliche Veteranenrente aufzubessern. Flynne springt eines Tages für ihn ein und findet sich in einer virtuellen, dunkelfremden Welt wieder, die an London erinnert. Sie ahnt nicht, dass diese Welt die Zukunft ist, in der Wilf lebt, ein PR-Mann, der Promis betreut und ein Problem hat, als eine seiner Kundinnen ermordet wird. Flynne ist die einzige Zeugin des grausamen Verbrechens - und wird von Wilf mithilfe eines Peripherals über den Zeitsprung hinweg kontaktiert. Dadurch wird sich Flynnes Welt ein für alle Mal ändern, während Wilf erfahren muss, dass die Vergangenheit einen langen Schatten hat und die Zukunft kein Spiel ist. Das Buch zur neuen Serie THE PERIPHERAL!

William Gibson, geboren 1948 in South Carolina, wanderte mit 19 Jahren nach Kanada aus, um der Einziehung zum Vietnamkrieg zu entgehen. 1972 ließ er sich in Vancouver nieder, wo er noch heute mit seiner Familie lebt. Bekannt wurde er mit seinem 1984 erschienenen und vielfach preisgekrönten Roman Neuromancer, in dem er erstmals den Begriff »Cyberspace« prägte. 2019 wurde ihm der Damon Knight Memorial Grand Master Award für sein Lebenswerk verliehen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextFlynne und Wilf leben auf zwei Seiten des »Jackpots«, der Apokalypse, die gegen Ende des 21. Jahrhunderts große Teile der Menschheit hinweggerafft hat. Jahrzehnte liegen zwischen ihnen, doch als ein Mord geschieht, nimmt Wilf Kontakt zu Flynne auf ... Flynnes Heimatdorf liegt an der amerikanischen Ostküste, wo sie ihr Geld in einem 3D-Kopierladen verdient. Dort lebt auch ihr Bruder Burton, der heimlich Computerspiele testet, um seine spärliche Veteranenrente aufzubessern. Flynne springt eines Tages für ihn ein und findet sich in einer virtuellen, dunkelfremden Welt wieder, die an London erinnert. Sie ahnt nicht, dass diese Welt die Zukunft ist, in der Wilf lebt, ein PR-Mann, der Promis betreut und ein Problem hat, als eine seiner Kundinnen ermordet wird. Flynne ist die einzige Zeugin des grausamen Verbrechens - und wird von Wilf mithilfe eines Peripherals über den Zeitsprung hinweg kontaktiert. Dadurch wird sich Flynnes Welt ein für alle Mal ändern, während Wilf erfahren muss, dass die Vergangenheit einen langen Schatten hat und die Zukunft kein Spiel ist. Das Buch zur neuen Serie THE PERIPHERAL!

William Gibson, geboren 1948 in South Carolina, wanderte mit 19 Jahren nach Kanada aus, um der Einziehung zum Vietnamkrieg zu entgehen. 1972 ließ er sich in Vancouver nieder, wo er noch heute mit seiner Familie lebt. Bekannt wurde er mit seinem 1984 erschienenen und vielfach preisgekrönten Roman Neuromancer, in dem er erstmals den Begriff »Cyberspace« prägte. 2019 wurde ihm der Damon Knight Memorial Grand Master Award für sein Lebenswerk verliehen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783608100488
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum12.08.2016
AuflageDie Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes
Seiten624 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4630 Kbytes
Artikel-Nr.1924937
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Doppelgemächt


Der Patcher-Boss hatte in etwa die Gesichtszüge eines Ochsenfroschs und keinen Hals, sofern er keine Vollkopfmaske aus keratotischer Haut trug. und Zudem besaß er zwei Penisse.

»Ekelhaft«, sagte Netherton, ohne von Rainey eine Antwort zu erwarten.

Gut zwei Meter groß, mit disproportional langen Armen, war der Boss auf einem durchsichtigen Hochrad erschienen, dessen hohle Speichen den Knochen eines Albatros nachempfunden waren. Er trug ein zerlumptes Tutu aus Treibmüll-Plastikfolie, die von den UV-Strahlen zerfressen war und durch dessen zerfallende Rüschen man das sah, was Rainey sein Doppelgemächt nannte. Der obere, kleinere Penis, wenn es sich denn wirklich um einen solchen handelte, war erigiert, vielleicht permanent, und endete in etwas, das wie ein Partyhütchen aus rauhem grauem Horn aussah. Der andere darunter war zwar übergroß, wirkte aber konventioneller und hing schlaff herab.

»Gut«, sagte Rainey, »sie sind alle da.«

Zwischen den Okuli der beiden Cam-Feeds studierte Lorenzo Daedra im Profil, während sie vor den fünf Stufen verharrte, die auf die Reling des Mobys führten. Kopf und Blick gesenkt, sie stand da, als betete oder meditierte sie.

»Was macht sie?«, fragte Rainey.

»Visualisieren.«

»Was?«

»Sich selbst, würde ich vermuten.«

»Ich habe eine Wette verloren«, sagte sie, »als du mit ihr angebandelt hast. Jemand meinte, du würdest es tun. Ich habe gesagt, nie im Leben.«

»Es war ja nicht lange.«

»Wie ein bisschen schwanger sein.«

»Kurz schwanger sein.«

Daedra hob jetzt den Kopf und berührte fast schon geistesabwesend den farbunterdrückten Stars-and-Stripes-Aufnäher über ihrem rechten Bizeps.

»Money Shot«, sagte Rainey.

Daedra stieg die Stufen hinauf und machte einen eleganten Kopfsprung von der Reling.

Ein dritter Feed öffnete sich zwischen die beiden anderen, dieser von unten aufgenommen.

»Micro-Cam. Wir haben gestern ein paar reingeschickt«, sagte Rainey, als Daedras Parafoil sich gerade rot-weiß über der Insel öffnete. »Die Patcher haben uns wissen lassen, dass sie s wissen, aber bisher ist noch keine gefressen worden.«

Netherton wischte mit der Zunge von rechts nach links über seinen Gaumen, damit sein Telefon-Display schwarz wurde. Sah das ungemachte Bett.

»Wie sieht sie für dich aus?«, fragte Rainey.

»Toll«, sagte er und stand auf.

Er ging an das vertikal konkave Eckfenster. Es änderte die Polarisierung. Er blickte hinab auf die Kreuzung, die total vorhersagbare Abwesenheit von Bewegung. Keine Salzverkrustungen, kein Drama, kein atonaler Windgesang. Jenseits der Bloomsbury Street hing eine ein Meter lange Mantis in leuchtendem britischem Renn-Grün mit gelben Aufklebern an einer Queen-Anne-Fassade und verrichtete irgendwelche minderen Instandhaltungsarbeiten. Vermutlich von irgendeinem Bastler teleoperiert. Ein unsichtbarer Assembler-Schwarm würde das besser erledigen.

»Sie wollte das allen Ernstes nackt machen«, sagte Rainey, »und mit Tattoos bedeckt.«

»Bedeckt wohl kaum. Du hast doch die Miniaturen ihrer früheren Häute gesehen. Das ist bedeckt .«

»Ich konnte es vermeiden, danke.«

Er doppeltippte auf seinen Gaumen, und die Feeds rechts und links zeigten ihm von ihrer jeweiligen Ecke des Platzes aus den Patcher-Boss und dessen elfköpfiges Gefolge; die Patcher blickten allesamt reglos empor.

»Schau sie nur an«, sagte er.

»Du kannst sie echt nicht ausstehen, was?«

»Da fragst du noch? Schau sie doch an.«

»Wir sollen ihr Äußeres offensichtlich nicht ansprechend finden. Der Kannibalismus ist ein Problem, wenn die Geschichten stimmen, aber sie haben die Wassersäule tatsächlich gereinigt und zwar praktisch ohne irgendwelchen Kapitalaufwand von irgendeiner Seite. Und sie besitzen jetzt das weltgrößte zusammenhängende Gebilde aus recyceltem Kunststoff. Das auf mich wie ein Land wirkt, wenn auch noch nicht wie ein Staat.«

Die Patcher bildeten jetzt mit ihren Rollern und Laufrädern einen ungefähren Kreis um ihren Boss, der sein Hochrad am Rand des Platzes hatte liegen lassen. Die anderen waren so klein, wie ihr Boss groß war, karikaturesk abstoßende Gestalten aus rauhem grauem Fleisch. Sie trugen Schichten von Salz und Sonne vergraute Lumpen. Natürlich gab es eine wilde Fülle an Modifikationen. Die offenkundiger Weiblichen unter ihnen hatten sechs Brüste, und ihre sichtbaren Körperregionen schmückten nicht Tattoos, sondern kompliziert-bedeutungslose Muster aus pseudoichthyotischen Schuppen. Sie hatten alle die gleichen zehenlosen, schuhartigen Füße. Ihre Lumpen flatterten im Wind, aber sonst bewegte sich auf dem Platz nichts.

Auf dem zentralen Feed schwebte Deadra jetzt herab, in weiten Kreisen, zwischendurch wieder aufsteigend. Der Parafoil änderte Breite und Profil.

»Da kommt sie«, sagte Rainey.

Daedra kam tief herangeschwebt, die breiteste der auf den Platz zuführenden Straßen entlang. Der Parafoil morphte jetzt rhythmisch, um zu bremsen, wie eine Qualle im Zeitraffer. Sie stolperte kaum, als ihre Füße auf dem Polymer aufkamen und Salzwolken aufwühlten.

Der Parafoil löste sich, schrumpfte augenblicklich und landete auf vier bizarren kleinen Beinen, aber nur für ein, zwei Sekunden. Dann lag er da, jetzt wieder zweilappig, mit dem Logo nach oben. Er wäre nie mit dem Logo nach unten gelandet, das war Netherton klar. Noch ein Money Shot. Der Feed der Micro-Cam schloss sich.

Auf den beiden Feeds der Cams über den entgegengesetzten Ecken des Platzes lief Daedra jetzt in beeindruckend aufrechter Haltung aus, genau in den Kreis der kleineren Gestalten hinein.

Der Patcher-Boss drehte sich schrittchenweise. Seine Augen, die in den Ecken seines riesigen, ganz und gar nichtmenschlichen Kopfes saßen, sahen aus wie etwas, das ein Kind hingekritzelt und dann ausradiert hatte.

»Jetzt!«, sagte Rainey.

Daedra hob die rechte Hand, sei es als Begrüßungsgeste, sei es, um zu demonstrieren, dass sie unbewaffnet war.

Ihre linke Hand, sah Netherton, wollte den Reißverschluss des Overalls aufziehen, doch der Reißverschluss verklemmte sich etwa eine Handbreit unter dem Brustbein.

»Bitch«, sagte Rainey fast schon fröhlich, während eine Mikroexpression geronnener Wut über Daedras Gesicht huschte.

Die Linke des Patcher-Bosses, die wie eine Art Fanghandschuh aus salzfleckigem grauem Leder aussah, schloss sich um ihre Rechte. Er hob sie hoch: Ihre kunstvoll abgewetzten Schuhe lösten sich von dem durchscheinenden Boden. Sie trat ihm mit voller Wucht in den schlaffen Bauch, direkt über dem zerlumpten Plastik-Tutu; Salz stob.

Er zog sie noch näher an sich heran, sodass sie jetzt über dem Pseudo-Phallus mit der hörnernen Spitze baumelte. Da berührte ihre linke Hand seine Flanke, direkt unterhalb der Rippen. Ihre Finger waren locker gekrümmt, die Daumenkuppe am grauen Fleisch.

Er erzitterte, schwankte.

Sie zog beide Beine an, stemmte die Füße wieder gegen seinen Bauch. Als sich ihre Hand von ihm löste, schien es, als zöge sie ein blutrotes Maßband aus. Einen Daumennagel, so lang wie ihr Unterarm, als er ganz draußen war. Das Blut des Patcher-Bosses knallrot vor einer Welt aus Grau.

Er ließ sie los. Sie landete auf dem Rücken, rollte sich sofort weg, der Nagel jetzt nur noch halb so lang. Er öffnete sein Riesenmaul, in dem Netherton nur Dunkel sah, und kippte vornüber.

Daedra war schon wieder auf den Beinen und drehte sich langsam um: beide Daumennägel konkav und leicht gekrümmt, der linke nass vom Blut des Patchers.

»Hyperschallobjekte im Anflug«, sagte eine unbekannte Stimme auf Raineys Feed, geschlechtslos, vollkommen gelassen. »Verlangsamung. Schockwelle.«

Er hatte hier noch nie Donner gehört.

Sechs makellos weiße senkrechte Zylinder in vollkommen gleichmäßigen Abständen erschienen, etwas nach außen versetzt, über dem Kreis der Patcher, die allesamt ihre Räder und Roller hingeworfen und einen ersten Schritt auf Daedra zu gemacht hatten. Eine senkrechte Linie aus winzigen orangefarbenen Nadeln tanzte jeden der Zylinder auf und ab, während die Patcher auf eine Art, die Netherton nicht begriff, zersprengt wurden. Die Oculi von Lorenzos Feeds gefroren: Das Bild wurde fast völlig von der perfekten, absurden tiefschwarzen Silhouette einer abgetrennten Hand ausgefüllt.

»Wir sind so was von am Arsch«, sagte Rainey, auf eine kindlich totale Art verblüfft.

Netherton, der sah, wie dem...
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William Gibson, geboren 1948 in South Carolina. Mit 19 wanderte er nach Kanada aus, um der Einziehung zum Vietnam-Krieg zu entgehen. 1972 ließ er sich in Vancouver nieder, wo er noch heute mit seiner Familie lebt. Bekannt wurde er mit seinem 1984 erschienenen und vielfach preisgekrönten Roman Neuromancer. Er prägte den Begriff »Cyberspace«. 2019 wurde ihm der Damon Knight Memorial Grand Master Award für sein Lebenswerk verliehen.