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Geschichten aus dem gefährlichen Königreich

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Klett-Cotta Verlagerschienen am28.10.20115. Aufl. 2017
Die »Geschichten aus dem gefährlichen Königreich« präsentieren Tolkiens beliebte Fantasy- und Abenteuer- Erzählungen.  Diese fünf märchenhaften Geschichten aus einem Land jenseits von Mittelerde sind mit der Fantasie und Hingabe erzählt, die auch den Hobbit zu einem der beliebtesten Bücher gemacht haben. Tolkien ist ein meisterhafter Erzähler für Leser jeglichen Alters. Die in dem Band enthaltenen Geschichten: - Roverandum - Bauer Giles - Die Abenteuer des Tom Bombadil - Schmied von Großholzingen - Blatt von Tüftler

J.R.R. Tolkien wurde am 3. Januar 1892 geboren. Er gilt als einer der angesehensten Philologen weltweit, vor allem ist er jedoch als Schöpfer von Mittelerde und Autor des legendären Der Herr der Ringe bekannt. Seine Bücher wurden in mehr als 80 Sprachen übersetzt und haben sich weltweit millionenfach verkauft. Ihm wurde ein Orden des Britischen Empire (CBE) und die Ehrendoktorwürde der Universität Oxford verliehen. Er starb 1973 im Alter von 81 Jahren.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie »Geschichten aus dem gefährlichen Königreich« präsentieren Tolkiens beliebte Fantasy- und Abenteuer- Erzählungen.  Diese fünf märchenhaften Geschichten aus einem Land jenseits von Mittelerde sind mit der Fantasie und Hingabe erzählt, die auch den Hobbit zu einem der beliebtesten Bücher gemacht haben. Tolkien ist ein meisterhafter Erzähler für Leser jeglichen Alters. Die in dem Band enthaltenen Geschichten: - Roverandum - Bauer Giles - Die Abenteuer des Tom Bombadil - Schmied von Großholzingen - Blatt von Tüftler

J.R.R. Tolkien wurde am 3. Januar 1892 geboren. Er gilt als einer der angesehensten Philologen weltweit, vor allem ist er jedoch als Schöpfer von Mittelerde und Autor des legendären Der Herr der Ringe bekannt. Seine Bücher wurden in mehr als 80 Sprachen übersetzt und haben sich weltweit millionenfach verkauft. Ihm wurde ein Orden des Britischen Empire (CBE) und die Ehrendoktorwürde der Universität Oxford verliehen. Er starb 1973 im Alter von 81 Jahren.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783608101843
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum28.10.2011
Auflage5. Aufl. 2017
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1038799
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



BAUER GILES VON HAM

Aegidius de Hammo war ein Mann, der im Herzen der Insel Britannien lebte. Sein voller Name war Aegidius Ahenobarbus Julius Agricola de Hammo; denn die Leute waren in jenen längst vergangenen Tagen, als diese Insel noch glücklich in viele Königreiche aufgeteilt war, reichlich mit Namen ausgestattet. Man hatte damals mehr Zeit, und die Bevölkerung war geringer, so dass die meisten Menschen vornehmer Herkunft waren. Jene Tage sind jedoch jetzt vergangen, und ich will deshalb in dem, was folgt, den Namen des Mannes kurz und in der Umgangsform wiedergeben: Er war Bauer Giles von Ham, und er hatte einen roten Bart. Ham war nur ein Dorf, aber Dörfer waren in jenen Tagen stolz und noch unabhängig.

Bauer Giles hatte einen Hund. Der Hund hieß Garm. Hunde hatten sich mit kurzen Namen aus der Mundart zu begnügen: Das Bücherlatein wurde für ihre Herren aufgespart. Garm konnte nicht einmal Hundelatein; doch er beherrschte die Umgangssprache (so wie die meisten Hunde seiner Zeit), entweder um jemanden einzuschüchtern, oder um sich aufzuspielen, oder um sich einzuschmeicheln. Das Einschüchtern galt Bettlern und Eindringlingen, das Aufspielen anderen Hunden und das Einschmeicheln seinem Herrn. Garm war stolz auf Giles, doch fürchtete er ihn auch, denn der konnte besser einschüchtern und sich aufspielen als er.

Es war keine Zeit der Eile oder Hetze. Denn Schaffen muss nicht Hetzen sein. Die Menschen taten ihre Arbeit in aller Ruhe; und sie verstanden kräftig zuzupacken und sich dabei gut zu unterhalten. Es gab viel, worüber man reden konnte, denn es begaben sich ständig denkwürdige Ereignisse. Zu dem Zeitpunkt, da diese Geschichte beginnt, war allerdings schon reichlich lange nichts Denkwürdiges mehr in Ham vorgefallen. Das behagte dem Bauern Giles von Grund auf: Er war einer von den Langsamen, ein Mensch mit ziemlich wohlgeregelten Gewohnheiten und vollauf mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Er hatte alle Hände voll zu tun (sagte er), den Wolf von der Tür fernzuhalten, das heißt: selbst so wohlgenährt und sorgenfrei zu bleiben, wie vordem sein Vater war. Der Hund half ihm dabei eifrig. Keiner von beiden schenkte der weiten Welt außerhalb ihrer Felder, des Dorfes und des nächsten Marktes sonderliche Beachtung.

Aber die weite Welt gab es. Schon bald begann der tiefe Wald, und fern im Westen und Norden lagen die Wilden Hügel und die unsicheren Grenzgebiete des Berglandes. Und unter manch anderen Wesen, die noch frei umherliefen, gab es Riesen: freches und ungebildetes Volk und gelegentlich eine Plage. Vor allem gab es da einen Riesen, größer und dümmer als seine Gefährten. Ich finde seinen Namen in den Überlieferungen nicht erwähnt, aber das spielt keine Rolle. Er war sehr groß, sein Wanderstock war wie ein Baum, und sein Tritt war schwer. Er fegte Ulmen zur Seite wie hohes Gras; und er war der Ruin der Straßen und das Elend der Gärten, denn seine mächtigen Füße hinterließen Löcher, tief wie Brunnen; wenn er in ein Haus stolperte, bedeutete es dessen Ende. Und all diesen Schaden richtete er an, wo immer er auch ging, denn sein Kopf ragte weit über die Dächer der Häuser und überließ es seinen Füßen, auf sich selbst aufzupassen. Er war kurzsichtig und auch ziemlich taub. Glücklicherweise lebte er weit weg in der Wildnis und besuchte selten die Gegenden, die von Menschen bewohnt waren, und dann kaum absichtlich. Er besaß ein großes, baufälliges Haus weit oben in den Bergen; doch hatte er sehr wenig Freunde, wegen seiner Taubheit und Dummheit und mangels Riesen überhaupt. Gewöhnlich ging er in den Wilden Hügeln und in den unbewohnten Gebieten am Fuße der Berge ganz für sich allein spazieren.

Eines schönen Sommertages rückte dieser Riese aus, einen Spaziergang zu machen, und wanderte ziellos einher, wobei er in den Wäldern ziemlich viel Zerstörung anrichtete. Plötzlich merkte er, dass die Sonne unterging, und fühlte die Zeit seines Nachtmahls sich nähern; doch er musste entdecken, dass er in einem Teil des Landes war, den er überhaupt nicht kannte, und sich verlaufen hatte. Da er die richtige Richtung falsch vermutete, ging und ging er, bis es dunkle Nacht war. Dann setzte er sich nieder und erwartete den Aufgang des Mondes. Und er ging weiter im Mondlicht, eifrig ausschreitend, denn er wollte unbedingt nach Hause kommen. Er hatte seinen besten Kupferkessel auf dem Feuer gelassen und fürchtete, dass der Boden durchgebrannt sein könnte. Doch sein Rücken war den Bergen zugekehrt, und er war schon in den von Menschen bewohnten Gegenden. Ja, er näherte sich jetzt dem Hof des Aegidius Ahenobarbus Julius Agricola und dem Dorf, das (in der Umgangssprache) Ham hieß.

Es war eine schöne Nacht. Die Kühe waren auf den Feldern, und der Hund des Bauern Giles hatte sich losgemacht und war auf eigene Faust spazieren gegangen. Er hatte eine Vorliebe für Mondschein und Kaninchen. Natürlich hatte er keine Ahnung, dass auch ein Riese unterwegs war. Wohl hätte gerade das für ihn ein guter Grund sein können, ohne Erlaubnis auszugehen, doch noch ein besserer, still in der Küche zu bleiben. Ungefähr um zwei Uhr tauchte der Riese in den Feldern des Bauern Giles auf, durchbrach die Hecken, zertrampelte die Ernte und trat das noch ungemähte Gras nieder. In fünf Minuten hatte er mehr Schaden angerichtet, als es die königliche Fuchsjagd in fünf Tagen vermocht hätte.

Garm hörte ein Stapfen und Poltern das Flussufer entlangkommen und rannte zur Westseite des niedrigen Hügels, auf dem das Bauernhaus stand, nur um zu sehen, was vor sich ging. Plötzlich sah er den Riesen geradewegs über den Fluss schreiten und auf Galathea treten, des Bauern liebste Kuh, und das arme Tier so flach quetschen, wie der Bauer eine Küchenschabe hätte quetschen können.

Das reichte Garm vollauf. Er stieß einen Schreckenskläffer aus und stürzte nach Hause. Ohne sich überhaupt klar zu machen, dass er ohne Erlaubnis ausgegangen war, kam er und bellte und heulte unter dem Schlafzimmerfenster seines Herrn. Lange Zeit gab es keine Antwort. Bauer Giles war nicht leicht aufzuwecken.

»Helft! Helft! Helft!«, heulte Garm.

Das Fenster öffnete sich plötzlich, und eine wohlgezielte Flasche kam herausgeflogen.

»Au!«, sagte der Hund und sprang mit geübter Fertigkeit auf die Seite. »Helft! Helft! Helft!«

Da schoss des Bauern Kopf hervor. »Der Teufel soll dich holen, Hund! Was treibst du für Unfug?«, sagte er.

»Nichts«, sagte der Hund.

»Ich geb s dir gleich, von wegen nichts! Ich werde dir morgen das Fell über die Ohren ziehen«, sagte der Bauer und warf das Fenster zu.

»Helft! Helft! Helft!«, heulte der Hund.

Wieder kam Giles Kopf hervor. »Ich bringe dich um, wenn du noch einen Laut von dir gibst«, sagte er. »Was ist los mit dir, du Narr?«

»Nichts«, sagte der Hund; »aber bei Euch ist was los.«

»Was soll das heißen?«, sagte Giles ganz verdutzt inmitten seiner Wut. Niemals zuvor hatte Garm ihm frech geantwortet.

»Ein Riese ist in Euren Feldern, ein riesiger Riese; und er kommt in diese Richtung«, sagte der Hund. »Helft! Helft! Er tritt auf Euren Schafen herum. Er hat die arme Galathea zertrampelt, und sie ist flach wie ein Schuhabstreifer. Helft! Helft! Er zerstört all Eure Hecken und zermalmt Eure ganze Ernte. Jetzt fasst Euch ein Herz und beeilt Euch, Herr, oder Ihr werdet bald nichts mehr zu verlieren haben. Helft!« Garm begann zu heulen.

»Gib Ruh jetzt!«, sagte der Bauer und schloss das Fenster. »Gott sei uns gnädig!«, sagte er zu sich selbst; obwohl die Nacht warm war, fröstelte ihn, und er bibberte.

»Komm wieder ins Bett und sei kein Narr!«, sagte seine Frau. »Und ertränke morgen diesen Hund! Es gibt keinerlei Grund, das zu glauben, was ein Hund sagt: Werden sie beim Faulenzen oder Stehlen erwischt, so erzählen sie einem jedes Märchen.«

»Kann sein, Agatha«, sagte er, »und kann auch nicht sein. Aber irgendetwas geht in meinen Feldern vor, oder Garm soll Hans heißen. Dieser Hund war verschreckt. Und warum sollte er in der Nacht jaulend ankommen, wo er doch morgens beim Melken heimlich zur Hintertür hereinwitschen könnte?«

»Halt keine langen Reden!«, sagte sie. »Wenn du dem Hund glaubst, dann tu, was er sagt: Fass dir ein Herz und beeil dich.«

»Leichter gesagt als getan«, antwortete Giles; denn er glaubte wirklich so ungefähr die Hälfte von Garms Geschichte. In den frühen Morgenstunden sind Riesen weniger unwahrscheinlich.

Trotzdem, Besitz bleibt Besitz; und Bauer Giles machte kurzen Prozess mit Eindringlingen: Nur wenige konnten sich dem widersetzen. Er zog also seine Kniehose an, ging hinunter in die Küche und nahm seine Donnerbüchse von der Wand. Manche werden wissen wollen, was eine Donnerbüchse ist. Tatsächlich wurde gerade diese Frage, wie man hört, den vier weisen Gelehrten von Oxenford vorgebracht, und nachdem sie nachgedacht hatten, antworteten sie: »Eine Donnerbüchse ist ein kurzes Gewehr von großem Kaliber, das viele Kugeln oder Geschosse gleichzeitig abfeuert und innerhalb einer begrenzten Schussweite ohne genaues Ziel Schaden anrichten kann. (In fortschrittlichen Ländern jetzt durch andere Feuerwaffen verdrängt.)«

Die Donnerbüchse des Bauern Giles hatte jedenfalls eine weite Mündung, die sich wie ein Horn öffnete, und feuerte nicht Kugeln oder Geschosse, sondern alles Mögliche, was er gerade zum Hineinstopfen entbehren konnte. Und sie richtete keinen Schaden an, weil er sie selten lud und niemals losgehen ließ. Ihr Anblick genügte gewöhnlich für seine Zwecke. Und dieses Land war noch nicht fortschrittlich, denn die Donnerbüchse war nicht abgeschafft: Tatsächlich war sie das einzige Gewehr irgendwelcher Art, das es dort gab, und als solches rar. Die Leute bevorzugten...


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Autor

John Ronald Reuel Tolkien wurde am 3. Januar 1892 in Bloemfontein (Südafrika) geboren und wuchs in England auf. Von 1925 an war er Professor für englische Philologie in Oxford und erwarb sich schon bald großes Ansehen als einer der angesehensten Philologen weit über die Grenzen Englands hinaus. Seine besondere Vorliebe galt den alten nordischen Sprachen.Seine weltbekannten Bücher »Der Hobbit«, »Der Herr der Ringe«, »Das Silmarillion« haben die Fantasyliteratur entscheidend geprägt und wurden in über 40 Sprachen überSetzt. Millionen von Lesern werden seither von den Ereignissen in Mittelerde in Atem gehalten. J. R. R. Tolkien starb 1973 in Bournemouth.