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Feuer und Skepsis

Einlesebuch. Hrsg. u. m. e. Vorw. v. Elisabeth Binder - Klappenbroschur. Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
BuchKartoniert, Paperback
231 Seiten
Deutsch
Klett-Cottaerschienen am02.11.2005
Eine schöne, konzentrierte Auswahl also, die von den frühen Texten über prägnante Selbstdarstellungen und Interviews bis zu Ausschnitten aus den großen Romanen reicht. Ein Kaleidoskop, dessen Teile sich gegenseitig spiegeln. Kindheitsszenen aus »Rita Münster« gehören dazu, eine Italien-Impression aus dem »Berittenen Bogenschützen«, eine Betrachtung über Tiere - eines der großen Themen der Autorin. Die kurze Erzählung ist vertreten und der literarische Essay. Kundiger und abwechslungsreicher kann der neugierige Leser kaum durch durch dieses Werk geführt werden.

Höhepunkt und Finale dieses »Einlesebuchs« ist die Schlußszene aus »Verlangen nach Musik und Gebirge«.

Der Reader enthält ein Vorwort der Herausgeberin, einen brillanten Überblick über Brigitte Kronauers schriftstellerische Entwicklung.
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Produkt

KlappentextEine schöne, konzentrierte Auswahl also, die von den frühen Texten über prägnante Selbstdarstellungen und Interviews bis zu Ausschnitten aus den großen Romanen reicht. Ein Kaleidoskop, dessen Teile sich gegenseitig spiegeln. Kindheitsszenen aus »Rita Münster« gehören dazu, eine Italien-Impression aus dem »Berittenen Bogenschützen«, eine Betrachtung über Tiere - eines der großen Themen der Autorin. Die kurze Erzählung ist vertreten und der literarische Essay. Kundiger und abwechslungsreicher kann der neugierige Leser kaum durch durch dieses Werk geführt werden.

Höhepunkt und Finale dieses »Einlesebuchs« ist die Schlußszene aus »Verlangen nach Musik und Gebirge«.

Der Reader enthält ein Vorwort der Herausgeberin, einen brillanten Überblick über Brigitte Kronauers schriftstellerische Entwicklung.
Details
ISBN/GTIN978-3-608-93728-2
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Erscheinungsjahr2005
Erscheinungsdatum02.11.2005
Seiten231 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht324 g
Illustrationenzwei s/w-Abbildungen
Artikel-Nr.11723136
Rubriken

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
An ungeschützter Front (von Elisabeth Binder)

Auftakt
Sie! (In: Die Tricks der Diva)

I. Strophen einer Kindheit
Auszug aus dem Roman Teufelsbrück
Rita Münster (Aus: Rita Münster)

II. Vom Umgang mit der"wilden Literatur": Werdegang - frühe Texte
Entscheidung für das grüne Gras (In: Die Revolution der Nachahmung)
Auszug aus dem Klappentext Die Revolution der Nachahmung
Ein Tag, der zuletzt doch nicht im Sande verlief (In: Die gemusterte Nacht)
Die Wirklichkeit und die narrativen Tricks (Aus: Ist Literatur unvermeidlich?)
Der Kontrolleur (In: Vom Umgang mit der Natur)
Eine erfolgreiche Bemühung um Fräulein Block (In: Vom Umgang mit der Natur)
Hinter der Mauer (In: Die gemusterte Nacht)
Eine prinzipielle Unsicherheit (In: Die Revolution der Nachahmung)

III. Das Idyll der Begriffe und die freien Bahnen
Achtung! Achtung! Es wird ernst (Aus: Berittener Bogenschütze)
Auszug aus dem Essay Das Idyll der Begriffe (In: Die Lerche in der Luft und im Nest)
Die Weite (In: Schnurrer)
Auszug aus dem Nachwort in: Die Wiese
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Prolog
Eine Auswahl der wichtigsten Texte und Passagen aus dem Werk Brigitte Kronauersmehr
Leseprobe
Vorwortvon Elisabeth BinderAn ungeschützter FrontSollte man, was Brigitte Kronauer einmal in einer Skizze über den »Weg des Älterwerdens« formuliert, vielleicht umstandslos als ihr eigenes Lebensprogramm, ja mehr noch: als ihr eigentliches Literaturprogramm verstehen? Nämlich: nicht dem »wohligen Schutz vorgeprägter Muster«, der »Geborgenheit von Vorerzähltem und Wahrnehmungsbefehlen«, der »Macht der Schablonen«, »besserwisserischer Konvention«, dem »Trost der Gruppe« zu verfallen, »sondern das paradoxerweise so Simple wie Schwierige schaffen: ohne Einflüsterungen wahrzunehmen, was man erlebt. Angenehmes wie Schmerzliches auf sich gemünzt, ein Registrieren an ungeschützter Front.«An ungeschützter Front! Das setzt allerdings Mut und einen beträchtlichen Eigensinn voraus. Wenn hier aber von jedermann gefordert wird, was für einen Schriftsteller - jedenfalls von Format, und vom Format dieser Autorin - notwendige Voraussetzung des Schreibens ist, so zeigt sich darin nicht nur, wie eng bei ihr der »Clinch von Leben und Literatur« ist, sondern auch die Überzeugung, daß »Literatur nie auf der Seite von ?Eliten? steht«. Oder müßte man es anders formulieren? Wird hier schlankweg vom Leben dasselbe Elitäre, nämlich Rebellische (der Rebell definiert als der »unerbittliche Nicht-Ideologe aus Instinkt«) wie von der Kunst gefordert?Was aber fordert die Autorin Brigitte Kronauer von der Kunst der Literatur? Im Endeffekt, dort, wo sie mehr ist als eine Lebenshaltung, nämlich dann doch dem Leben als »fixsternhaft Anderes« gegenübergestellt: jene »neue, alte Utopie«, welche sie gelegentlich kühn »Poesie« nennt - »die Gegenwelt der Poesie«?Vielleicht im Innersten dies: daß sie, gerade als energisch gesetzte Kunstform, dennoch auf das Leben, und es aus dieser Gegenposition »nur umso genauer observierend«, inständig bezogen bleibt. Denn von dieser Vorgabe (sie steht heute bekanntlich wieder zur Diskussion), es gebe hinter der Sprache keine substantielle Wirklichkeit, mit der sie in Kontakt steht, alles sei nur »Text auf Text« und unser Bewußtsein dem rettungslos eingesperrten Rilkeschen »Panther« vergleichbar (»... als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt«), ist die Autorin nie ausgegangen. »Ich glaube«, so Brigitte Kronauer in einem Interview von 1992, »daß es hinter der Sprache etwas gibt, auf das Literatur zielt, das sie mit immer neuen Variationen und Tricks zu erreichen versucht, wobei immer nur Sprache herauskommt. Wenn man als Schriftsteller aufhört, wie mit einem Stein oder einem Netz nach der Wirklichkeit zu zielen, dann verflüchtigt sich auch das Leben, das Temperament der Literatur.«Ob aber »Netz« oder »Stein« oder eventuell Pfeil - und die Autorin eine Art »Berittener Bogenschütze«, auf der Jagd nach Wirklichkeit: Voraussetzung dieser Metaphorik ist, daß die Wesen und Dinge in ihrer eigentlichen Gestalt nicht einfach taube, schläfrig und für jedes x-beliebige Allerwelts- und Modewort vorhandene Klötze sind. Sondern scheues, behendes, womöglich im Dickicht, und sei es auch des modernen Lebens, verborgenes Wild, das, aufgestöbert, aufgestört von einem aufmerksamen, gebannten Jäger, getroffen, aber natürlich nicht getötet, im Gegenteil: angesprochen vom richtigen Wort und im Kunstraum des Textes zu einer im Gestrüpp, in der Gleichgültigkeit des Alltags gar nicht möglichen Präsenz kommt. »... niemand hatte sie sehen wollen«, heißt es einmal in einer frühen Erzählung von einer grau und reizlos gewordenen alten Frau, »nun auch sie gewiß sich selbst nicht mehr.« Die Autorin schon, eine ganze Erzählung lang, bis auch diese »graue« Figur, etwas Lebendiges, Eigenwilliges, ihre »abenteuerlichen Reize« preisgibt.Jägerin und Hüterin also. So wie Artemis, die alte Waldgöttin, es mit dem ihr anvertrauten Wild hält, wobei sie manchmal auch Menschen in Tiere verwandelt, einen vorwitzigen Mann zum Beispiel auf der Stelle in einen Hirsch. Sollte sich auch deshalb - aufgrund eines Jägerinnen-, Hüterinneninstinkts, und weil der Wald immer schon (den gesellschaftlichen Ordnungen entzogen) der Ort für Verwandlungen war, in Märchen, Mythen, Metamorphosen, die in ihren Texten zunehmend wichtiger werden - die Autorin Brigitte Kronauer, wie oft beteuert, im Wald, in der alten »Waldeinsamkeit« so wohl fühlen?Literarisch aber fühlt sie sich dort wohl, wo aus einem sowohl innigen wie energischen, das heißt auch energisch subjektiven Realitätsbezug (extreme Verfremdung dabei keineswegs ausgeschlossen, das gilt, entsprechend, auch im Medium der bildenden Kunst, von den alten Heiligenbildern bis zur Moderne: kein Zutrauen zur Abstraktion!) eben jene Verwandlung geschieht. Nicht als Gestaltwandel zwar wie in der Metamorphose, sondern als »Substanzwandel«: von Natur in Literatur. So, als gebe es diese Sprache wirklich, von der Lord Chandos in Hofmannsthals »Brief« noch träumt, vielleicht sogar jenes Eichendorffsche »Zauberwort «, unter dem, wenn es trifft, die Welt »zu singen« anhebt, oder jene »zarte Vereinigung« von Wort und Ding, des fallenden Blütenblatts mit seinem Spiegelbild im Wasser, von der Nabokov einmal spricht: »... den Bruchteil einer Sekunde fürchtete man, das Kunststück würde mißlingen, das geweihte Öl sich nicht entzünden, das Spiegelbild würde das Blütenblatt verfehlen, und dieses müßte allein wegtreiben. Aber jedesmal fand die zarte Vereinigung statt, magisch genau wie das Wort des Dichters, das seiner eigenen Erinnerung oder der eines Lesers auf halbem Weg entgegenkommt.«Aber verlangt das Blütenblatt, verlangt die Welt diese Vereinigung wirklich? Oder erträgt nur ihre Gleichgültigkeit nicht, wer als Liebhaber um sie wirbt? Die Frage wird man wohl nicht endgültig entscheiden können. Sicher ist, daß Brigitte Kronauers Literatur ihre beeindruckende und nicht nachlassende Energie aus der Überzeugung bezieht, daß die Welt danach verlangt, und ebenso sicher ist, daß sie bezüglich der Welt zu den großen Liebhabern gehört: feurig und skeptisch zugleich. Im Grunde kreisen alle ihre Texte (gelegentlich auch thematisch, ganze Romane) um jenen »höchst erotischen Moment, nach dem die Dinge wie nach ihrer endgültigen Erlösung verlangen, ein um das Danach unbekümmertes Erglühen der Welt in Offenbarungslust im Angesicht des Liebhabers (und dort vergänglich), des Künstlers (und dort für immer gebannt).«Offenbarungslust? Dazu aber könnte ja eventuell noch etwas anderes gehören als die Offenbarung ihres geheimsten Wesens, das heißt bei dieser Autorin, die es hierin mit Goethe hält (»Nichts ist drinnen, nichts ist draußen: Denn was innen, das ist außen«): Vergegenwärtigung ihrer einzigartigen, unverwechselbaren Gestalt. »... denn die Pferde« heißt es einmal, »sie werfen ihre Schweife bereits in einem luftigen Grau und Grün und gut kaschierten Gold, das ja wohl nie, niemals schwinden kann.«Könnte es sein, daß sich in ihrer leidenschaftlichen Liebe zu den Erscheinungen der Welt, aber auch in dem Bedürfnis, die gewohnten Sehmuster, alles Gemütliche, Vorfabrizierte, das Alltagsgrau, alle ideologischen Gehäuse zu durchbrechen und an »ungeschützter Front« wahrzunehmen und zu formulieren - daß sich in einem heftigen Interesse an der physischen Welt (ihrem »Grau und Grün«) auch noch ein metaphysisches, eben an jenem »gut kaschierten Gold«, verbirgt? Vielleicht jener »apetito de Dios« (Jorge Carrera Andrade), von dem sie in einem Aufsatz einmal spricht, als »Antrieb und Fluchtpunkt«? Oder die Überzeugung des Mystikers Meister Eckehart, welche in ihrem letzten Roman Verlangen nach Musik und Gebirge die Icherzählerin, Frau Fesch, außer Atem, denn sie ist dabei, auf der Seepromenade von Oostende, ihrem Liebsten entgegenzueilen, im Laufschritt vor sich hinkeucht: »Die Welt will, die Welt will, die Welt will uns in Gott eingewöhnen.«?Die vorliegende Textsammlung vereinigt Erzählungen, Romanauszüge, Skizzen, Essays, Vorträge und Auszüge aus solchen. Dazu kommen einzelne Passagen aus einem Interview und die Antworten der Autorin auf den »Proust?schen Fragebogen« der FAZ. Die Texte sind nicht nach Gattung und auch nicht chronologisch geordnet. Nur die frühen Texte bis hin zu dem Erzählband Die gemusterte Nacht sind in einem Kapitel zusammengenommen, weil sie die zu Beginn streng programmatischen Schreibansätze und den Werdegang der Autorin illustrieren. Sonst ist der Band thematisch, nach Schwerpunkten, auch poetologischen, gegliedert, die aber aufeinander verweisen und organisch ineinander übergehen. Im übrigen spannt sich so etwas wie ein allgemeiner Lebensbogen von den Kindheitserinnerungen aus Rita Münster bis zu den »Beobachtungen auf dem Weg des Älterwerdens«. Und da man die Liebe der Autorin zur Oper kennt, mag man die musikalische Pointierung des Ganzen mit »Auftakt«, »Zwischenspiel«, »Finale« als Anspielung in dieser Richtung verstehen.Dem möglichen Nachteil einer solchen »interpretierenden« Ordnung, nämlich, daß der Leser sich zu sehr gegängelt vorkommen und daß außerdem gelegentlich der Eindruck entstehen könnte, ein Romanauszug, der unmittelbar einer thematisch entsprechenden Essay-Passage folgt oder vorangeht, sei lediglich die praktische Ausführung des theoretischen Gedankens, mag der Anreiz gegenüberstehen, die verschiedenen Gattungen einmal unter einem Motto versammelt zu sehen, das heißt auch zu sehen: wie eine Anschauung, eine Überzeugung, eine Affinität oder Aversion sich in den verschiedenen Textsorten verbalisiert und im eigentlich literarischen Medium, in Erzählung und Roman, Fleisch und Blut wird.Im Ganzen ist zu hoffen, die Kostprobensammlung vermittle etwas vom poetischen Temperament sowohl wie von der vertrauenerweckenden Menschlichkeit dieses Werks, das auf Schritt und Tritt den Leser ermuntert und ermutigt - auch wenn es ihn rüttelt und schüttelt und aus allen möglichen Sicherheiten, hintergründig, mutwillig, lustvoll, und durchaus auch lustig, hinausbugsiert - das Leben, das eigene und das fremde, die Natur außerdem, wichtig- und auf eigensinnige Weise wahrzunehmen. Eben: an ungeschützter Front!mehr

Autor

Kronauer, BrigitteBrigitte Kronauer, 1940 in Essen geboren, lebte als freie Schriftstellerin in Hamburg. Ihr schriftstellerisches Werk wurde unter anderem mit dem Fontane-Preis der Stadt Berlin, mit dem Heinrich-Böll-Preis, dem Hubert-Fichte-Preis der Stadt Hamburg, dem Joseph-Breitbach-Preis und dem Jean-Paul-Preis ausgezeichnet. 2005 wurde ihr von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung der Büchner-Preis verliehen. Brigitte Kronauer verstarb im Juli 2019.Binder, ElisabethElisabeth Binder ist 1951 in Bürglen (Thurgau/Schweiz) geboren. Nach einem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte in Zürich war sie Lehrerin, dann Literaturkritikerin beim Feuilleton der »Neuen Zürcher Zeitung«. Seit 1994 ist sie freie Schriftstellerin. 2004 erschien bei Klett-Cotta ihr Roman »Sommergeschichte«. Elisabeth Binder erhielt die Medaille der Schweizer Schiller-Stiftung sowie den Förderpreis zum Mörikepreis.Binder, ElisabethElisabeth Binder ist 1951 in Bürglen (Thurgau/Schweiz) geboren. Nach einem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte in Zürich war sie Lehrerin, dann Literaturkritikerin beim Feuilleton der »Neuen Zürcher Zeitung«. Seit 1994 ist sie freie Schriftstellerin. 2004 erschien bei Klett-Cotta ihr Roman »Sommergeschichte«. Elisabeth Binder erhielt die Medaille der Schweizer Schiller-Stiftung sowie den Förderpreis zum Mörikepreis.