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Traurig bin ich schon lange nicht mehr

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
160 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am06.12.2011
Wäre Woody Allen eine junge Französin - er würde genau so schreiben
Längst sind die drei Schwestern erwachsen geworden, doch noch immer konkurrieren sie erbittert um die Zuneigung des Vaters. Bis nach einem Eklat der Verdacht im Raum steht, dass eine von ihnen ein Kuckuckskind ist.
Anne Berest erzählt die Suche der drei Schwestern nach ihrer Herkunft und Identität in bester französischer Tradition - mit großem Einfühlungsvermögen und hinterhältigem Witz.
Wenn es nicht die Besuche am Grab der Mutter sind, so sind es die Geburtstage, zu denen die drei Schwestern aufs Land fahren. Wieder einmal treffen sie sich zu einem solchen Anlass im Haus der Familie, wo der Vater mit seiner neuen Frau, Catherine, lebt. Provoziert durch die Ablehnung der Schwestern enthüllt Catherine der versammelten Familie ein Geheimnis: Eine der Schwestern ist nicht die Tochter des geliebten Vaters. Wie Gift dringt diese Enthüllung in die Beziehungen der Familienmitglieder und die Köpfe und Herzen der Schwestern. Denn eine jede findet plötzlich genug Zeichen dafür, bloß ein Kuckuckskind zu sein.

Anne Berest, geboren 1979, ist Theaterregisseurin. 'Traurig bin ich schon lange nicht mehr' ist ihr erster Roman. Er wurde von der französischen Kritik begeistert begrüßt und für den 'Prix Goncourt Premier Roman' nominiert.
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Produkt

KlappentextWäre Woody Allen eine junge Französin - er würde genau so schreiben
Längst sind die drei Schwestern erwachsen geworden, doch noch immer konkurrieren sie erbittert um die Zuneigung des Vaters. Bis nach einem Eklat der Verdacht im Raum steht, dass eine von ihnen ein Kuckuckskind ist.
Anne Berest erzählt die Suche der drei Schwestern nach ihrer Herkunft und Identität in bester französischer Tradition - mit großem Einfühlungsvermögen und hinterhältigem Witz.
Wenn es nicht die Besuche am Grab der Mutter sind, so sind es die Geburtstage, zu denen die drei Schwestern aufs Land fahren. Wieder einmal treffen sie sich zu einem solchen Anlass im Haus der Familie, wo der Vater mit seiner neuen Frau, Catherine, lebt. Provoziert durch die Ablehnung der Schwestern enthüllt Catherine der versammelten Familie ein Geheimnis: Eine der Schwestern ist nicht die Tochter des geliebten Vaters. Wie Gift dringt diese Enthüllung in die Beziehungen der Familienmitglieder und die Köpfe und Herzen der Schwestern. Denn eine jede findet plötzlich genug Zeichen dafür, bloß ein Kuckuckskind zu sein.

Anne Berest, geboren 1979, ist Theaterregisseurin. 'Traurig bin ich schon lange nicht mehr' ist ihr erster Roman. Er wurde von der französischen Kritik begeistert begrüßt und für den 'Prix Goncourt Premier Roman' nominiert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641077167
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum06.12.2011
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse352 Kbytes
Artikel-Nr.1042446
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Silvester (S. 67-68)

Irène bat uns, sie nach Paris zu begleiten; sie hat Angst, allein zu dem Termin mit dem Anwalt zu gehen, wir sollen im Wagen auf sie warten. Die Kanzleisekretärin rief sie gestern an und verlegte den Termin von acht Uhr auf »Viertel vor« acht. Ich musste also den Wecker früh stellen, wachte aber ein paar Sekunden vor dem Klingeln auf. Ich hatte geträumt, ich sei in Afrika, es war dunkel, und der Mond beschien mit einem fahlen Licht große, glatte Pfützen auf dem Boden.

Mehrere Personen gingen vor mir her, ihre Silhouetten zeichneten sich im silbernen Glanz ab, das war schön, aber erschreckend zugleich, denn ich hatte Angst, in die Wasserlachen zu fallen, die sich wie Quecksilbermeere ausbreiteten. Wir waren zusammen zur Jagd aufgebrochen. Eine Kinderjagd. Es war spannend, zu warten, bis die Kinder losgelassen wurden. Ich wollte unbedingt eines schnappen, um ihm »etwas« anzutun. Plötzlich hing ein Satz in der Luft - es hatte jedoch niemand etwas gesagt -, es war der Satz: »Lasset die Kindlein zu mir kommen.« Das war das Signal für den Auftakt der Jagd.

Ich wachte auf. Kurz darauf klingelte der Wecker, und ich spürte, dass die Laken kratzten. Seit zwei Monaten habe ich keinen Nerv, sie zu waschen - seit Mathieu zum letzten Mal hier geschlafen hat. Ich stelle mir vor, wie Tausende seiner Zellen, die dort noch liegen, sich reproduzieren, vielleicht haben sie meinen Organismus mit etwas Krankhaftem infiziert, sodass ich so komische Sachen träume. Charlie fährt, ich sitze neben ihr, Irène hat auf der Rückbank Platz genommen. Am Stadtrand von Paris verfahren wir uns.

Charlie hat die Porte d'Ivry mit der Porte de Bercy verwechselt. Ich spüre Irènes stille Nervosität im Wagen. Sie schwebt in der Luft. Eine Nervosität, die sich an der kleinsten Verstimmung entzünden kann. Wir wissen nicht mehr, wo wir sind, und Charlie bemerkt, dass die Angebote im Fenster von McDonald's vor uns auf Chinesisch geschrieben sind. Außerdem ist alles chinesisch geschrieben, auch das Dach des Lokals sieht aus wie ein Pagodendach.

Plötzlich wimmelt es auf der Straße nur so von Menschen mit gelben und roten Plastiktüten in der Hand; fast alle haben die gleichen Tüten, und hinter dem Fenster von McDonald's liest ein Asiate mit Sonnenbrille Zeitung. Hinter den Bäumen werden die Gebäude von grünen und blauen Flächen durchbrochen, so weit das Auge reicht, bei Asia Trésor gibt es ganze Wandregale voller Tüten mit getrocknetem Krake; Schaufenster voller Zierdeckchen mit Blumenmuster und goldenem Spitzenbesatz; kilometerweit runde, seidig schimmernde Kuchen, garniert mit kandierten Pfirsichschnitzen und Kirschen; säckeweise weiße Nudeln wie Wollknäuel; Drachen aus Krepppapier hängen von der Decke über klapperndem Kupfergeschirr; eine alte Frau taucht ein in ein Meer aus glänzenden grünen, bauchigen Früchten in orangeroten Netzen - sie sehen aus wie Hintern in Netzstrümpfen. Die schmalen Rechtecke der vielen Fenster durchbohren den Himmel, Gebäude wie riesige Käsereiben.

Auf einem Haus mit weiß gekachelter Fassade steht: »Die Vergangenheit ist geheimnisvoll, die Zukunft vorhersehbar.« Leute warten vor Restaurants, wo glasierte Enten an Haken ihre gespreizten Keulen und ihre schwarzen, breiten After darbieten. In der Menschenmenge steht ein Mann in gelber Daunenjacke, im Mund eine Zigarre, während sich ein Pakistani in Heiratstracht im Schaufenster eines Friseursalons von einem sinohawaiianischen Friseur die Nasenhaare entfernen lässt.
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Autor

Anne Berest, geboren 1979, ist Theaterregisseurin. "Traurig bin ich schon lange nicht mehr" ist ihr erster Roman. Er wurde von der französischen Kritik begeistert begrüßt und für den "Prix Goncourt Premier Roman" nominiert.