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Der Duft von Hibiskus

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am18.03.2013
Kann man für seine Zukunft kämpfen, wenn man seine Vergangenheit nicht kennt?
1858: Die junge Emma Röslin aus Süddeutschland verschlägt es ans andere Ende der Welt: in die australische Wildnis. Sie schließt sich den Botanikern Oskar Crusius und Carl Scheerer an, für die sie als Pflanzenzeichnerin arbeitet. Im australischen Busch beginnt die behütete Apothekertochter ein aufregendes und gefährliches Leben. Und für den Forschungsleiter Carl empfindet sie bald mehr als nur Bewunderung. Doch Emma wird immer wieder von bösen Träumen heimgesucht, die von dunklen Geheimnissen in ihrer Vergangenheit herrühren. Nur der Aborigine Yileen kann Emma helfen ...

Julie Leuze, geboren 1974, studierte Politikwissenschaften und Neuere Geschichte in Konstanz und Tübingen, bevor sie sich dem Journalismus zuwandte. Mittlerweile widmet sie sich ganz dem Schreiben von Romanen für Erwachsene und Jugendliche. Julie Leuze lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Stuttgart.
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Produkt

KlappentextKann man für seine Zukunft kämpfen, wenn man seine Vergangenheit nicht kennt?
1858: Die junge Emma Röslin aus Süddeutschland verschlägt es ans andere Ende der Welt: in die australische Wildnis. Sie schließt sich den Botanikern Oskar Crusius und Carl Scheerer an, für die sie als Pflanzenzeichnerin arbeitet. Im australischen Busch beginnt die behütete Apothekertochter ein aufregendes und gefährliches Leben. Und für den Forschungsleiter Carl empfindet sie bald mehr als nur Bewunderung. Doch Emma wird immer wieder von bösen Träumen heimgesucht, die von dunklen Geheimnissen in ihrer Vergangenheit herrühren. Nur der Aborigine Yileen kann Emma helfen ...

Julie Leuze, geboren 1974, studierte Politikwissenschaften und Neuere Geschichte in Konstanz und Tübingen, bevor sie sich dem Journalismus zuwandte. Mittlerweile widmet sie sich ganz dem Schreiben von Romanen für Erwachsene und Jugendliche. Julie Leuze lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Stuttgart.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641086701
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum18.03.2013
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2778 Kbytes
Artikel-Nr.1240126
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2

Moreton Bay, November 1858

Land in Sicht!«

Der triumphierende Schrei gellte über das ganze Schiff und wurde augenblicklich aus Hunderten von Kehlen beantwortet. Die zerlumpten Männer, Frauen und Kinder des Zwischendecks stimmten ein Jubelgeheul an, das nach der gedrückten Stille der letzten Tage noch stürmischer klang.

»Land in Sicht!«

Drei unscheinbare Worte trugen die Hoffnung von Monaten in sich. Jeder der Auswanderer musste sie gehört haben, und doch rief einer es dem anderen zu, ungläubig, glücklich, wie erwacht aus der dumpfen Furcht, niemals in Australien anzukommen, doch noch einem Schiffsunglück, einem Überfall oder einem Sturm zum Opfer zu fallen.

Emma stand allein auf dem Hinterdeck, als sie es hörte, und obwohl sie nach einer weiteren schlaflosen Nacht Kopfschmerzen gehabt hatte, waren diese nun wie weggeblasen. Eine fiebrige Aufregung ergriff sie, und sie starrte in den Horizont. Da, in der Ferne - war da nicht ein grünlicher Küstenstreifen? Nein, nicht grün, eher graublau, in sanften Dunst gehüllt.

»Fräulein Röslin!«

Wilhelmine stand am Ende des Hinterdecks und winkte Emma wild zu.

»Fräulein Röslin, wir sind da, wir sind in Australien!«

Emma vergaß ihre gute Erziehung und rannte quer über das Deck zu Wilhelmine. Sie hob das Kind empor und wirbelte es durch die Luft. »Ja, meine Kleine, wir haben es endlich geschafft!«

Wilhelmine quietschte und zappelte, und Emma setzte sie wieder auf den Planken ab. Dass sie nach diesem engen Körperkontakt selbst sicherlich ebenso streng roch wie das Kind, war ihr egal. Hauptsache, die Fahrt war zu Ende, und sie alle würden bald wieder festen Boden unter den Füßen haben!

»Ich kann´s gar nicht mehr erwarten«, sagte Wilhelmine aufgeregt. »Meinen Sie, wir können schon heute an Land?«

»Mit Sicherheit nicht«, keifte eine weibliche Stimme hinter Emma. »Erstens ist das noch gar nicht das Festland, du dummes Gör, sondern eine Insel, und zweitens«, die Stimme klang nun schrill, »hast du auf diesem Deck nichts zu suchen!«

Wilhelmine duckte sich wie in Erwartung eines derben Schlages, dann rannte sie davon, so schnell ihre Füßchen sie trugen.

»Dass ich dich nie mehr hier erwische!«, rief die Gattin des Kapitäns ihr ungnädig nach.

»Dazu werden Sie kaum mehr Gelegenheit haben, die Fahrt ist ja bald vorüber«, sagte Emma verstimmt. »Mussten Sie dem Kind unbedingt die Freude verderben?«

»Na, na, na, mein liebes Fräulein«, sagte Frau Karnshagen und drohte ihr scherzhaft mit dem Finger. »Wer wird sich denn mit dem Gesindel verbünden? Kommen Sie, ich weiß etwas Besseres. Nehmen Sie mein Fernglas und schauen Sie sich die Insel an.«

Obwohl sie verärgert war, konnte Emma dem verlockenden Angebot nicht widerstehen; zu lange hatte sie auf diesen Augenblick gewartet. Mit einem ebenso knappen wie nervösen »Danke« griff sie nach dem Fernglas und hielt es sich vor die Augen.

Zuerst sah sie gar nichts. Enttäuscht bewegte sie das Fernglas hin und her, doch dann ...

»Da! Da ist was! Ich sehe ... oh, ich sehe Bäume!«, jubelte sie.

Sogleich biss sie sich auf die Lippen. Wollte sie sich vor Frau Karnshagen etwa die Blöße geben zu jauchzen wie ein Kind? Aber ach, es war einfach zu schön: Sanfte Hügel wurden von undurchdringlichen Wäldern bedeckt, das satte Grün der Bäume reichte bis zum Strand hinab. Goldgelber Sand und türkisfarbenes Wasser leuchteten unter einem wolkenlosen Himmel, und schäumende Wellen umspielten vereinzelte Felsen. Alles erschien Emma unberührt und rein.

Sie ließ das Fernglas sinken. »Das Paradies«, flüsterte sie ergriffen.

Die Kapitänsgattin lachte abfällig. »Keineswegs, Fräulein Röslin. Oder haben Sie schon einmal gehört, dass es im Paradies Menschenfresser gibt?«

Mit einem Ruck wandte Emma ihr den Kopf zu. »Was reden Sie denn da?«

»Ich hole Sie in die Wirklichkeit zurück, meine Liebe. Australien ist eher die Hölle als das Paradies. Nicht, dass ich Sie verunsichern will, aber die Wilden dort verhindern sehr gekonnt, dass man sich fühlt wie im Garten Eden. Die Trockenheit übrigens auch. Und der Staub. Und die langweilige Vegetation.« Frau Karnshagen nahm ihr das Fernglas aus der Hand und setzte es selbst an die Augen. »Ich sag´s ja: Nichts als Gummibäume überall! Diese Inseln sehen doch eine wie die andere aus. Und glauben Sie mir: Auf dem Festland ist es noch schlimmer.«

Emma schwieg verunsichert. Wenn sie nun Recht hat?, flüsterte eine furchtsame Stimme in ihrem Kopf. Wird es dir gefallen, unter Menschenfresser zu fallen, Staub zu schlucken und dich auf das Zeichnen von Gummibäumen zu beschränken?

Aber nein, beruhigte sie sich, zumindest im letzten Punkt musste Frau Karnshagen sich irren. Hatte Herr Crusius ihr nicht erzählt, dass die deutschen Botaniker von jeder noch so kurzen Forschungsreise mit grünen Schätzen beladen zurückkehrten? Unzählige Pflanzen warteten darauf, entdeckt, systematisiert und der Welt gezeigt zu werden!

Sie beschloss, sich ihre Vorfreude nicht von einer Frau verderben zu lassen, die nicht nur ein Kinderschreck war, sondern offensichtlich auch eine Australienhasserin.

Entschlossen reckte Emma das Kinn vor. Wenn ihre neue Heimat tatsächlich die Hölle war, dann wollte sie das zumindest selbst herausfinden!

Der launische Wind ließ die Helene im Stich, und es dauerte noch quälende zehn Tage, bis sie die Moreton Bay erreichten. Als es endlich soweit war, wagte Emma es kaum mehr, sich zu freuen. Welche Verzögerungen würden wohl noch auf sie warten?

Doch just in diesem Moment erblickte sie ein kleines Boot, das geradewegs auf die Helene zusteuerte.

»Ah, der Lotse«, sagte Frau Karnshagen, die ihr wieder einmal ihre Gesellschaft aufgedrängt hatte, mit Kennermiene. »Nun werden wir gleich in die Bay einfahren können.«

»Können wir das denn nicht alleine?«, fragte Emma. »Bis hierher haben wir es doch auch ohne Lotsen geschafft.«

Frau Karnshagen schüttelte den Kopf. »Wie wenig Sie wissen, meine Liebe! Hier ist doch alles voller Untiefen und Sandbänke. Dazu die Brandung ... ts, ts, ts, wenn Sie der Kapitän wären, würde unsere Reise wohl in einem nassen Grab enden.«

Wenn ich der Kapitän wäre, würde ich Sie auf der nächsten unbewohnten Insel aussetzen, dachte Emma gereizt. Zu Frau Karnshagen sagte sie: »Dann lassen Sie mich doch an Ihrem reichen Wissen teilhaben und erzählen Sie mir, wie es nun weitergeht.«

»Gerne.« Frau Karnshagen lächelte geschmeichelt. »Wir werden dem Lotsen in die Bay folgen und dann auf Reede ankern. Dort werden Sie noch nicht viel vom Festland sehen, meine Liebe, die Bay ist nämlich riesig. Es gibt Hunderte von Inselchen dort, schrecklich unübersichtlich. Irgendwann kommen dann der Health Officer und der Customs Officer an Bord ...«

Also der Arzt, übersetzte Emma in Gedanken, und ein Zolloffiziant. Endlich profitierte sie von den langen Stunden mit ihrem Englischlehrwerk.

»... und erst wenn das alles erledigt ist, dürfen die Passagiere an Land«, schloss Frau Karnshagen. »Sofern sie keine Seuchen einschleppen, natürlich.«

»Natürlich«, echote Emma abwesend. In Gedanken setzte sie bereits ihren Fuß auf die rote australische Erde, und sie musste sich beherrschen, um nicht wie ein wildes Tier auf und ab zu laufen. Jetzt, wo das Ziel ihrer Reise so nahe war, konnte sie ihre Ungeduld, endlich von Bord zu gehen, kaum mehr bezähmen.

Zwar lag die Helene noch eine ganze Nacht auf Reede, bevor der Health Officer und der Customs Officer endlich vom Lotsen abgeholt und an Bord gebracht wurden. Doch dann überschlugen sich für Emma die Ereignisse.

Der Customs Officer persönlich ließ sie rufen, um ihr eine wichtige Mitteilung zu machen. Emma fragte sich verwundert, was der Engländer von ihr wollte. Da er ihr hatte ausrichten lassen, er wünsche sie unverzüglich zu sehen, blieb ihr kaum Zeit, die lange verschmähte Krinoline anzulegen, geschweige denn ihre Fingernägel zu säubern. Nervös nestelte sie an ihrer Frisur herum, die kaum mehr diesen Namen verdiente, und kniff sich aus alter Gewohnheit in die Wangen - völlig sinnlos, wie ihr sogleich aufging, denn ihr Gesicht war so braun, dass rote Wangen darin überhaupt nicht auffielen.

Mit klopfendem Herzen trat sie dem Customs Officer schließlich entgegen und begrüßte ihn in seiner Landessprache.

»Das nenne ich einen viel versprechenden Anfang in unserer schönen Kolonie, Miss Röslin«, lächelte der Mann, der sich als Mr. Flinner vorstellte.

Emma lächelte sittsam zurück, musterte ihn dabei aber verstohlen. Mr. Flinner war gedrungen und ältlich, doch er war sehr elegant gekleidet: Ein leichter, blütenweißer Rock spannte sich über seinem Bauch, auch die Hosen waren aus dünnem, weißem Stoff, und hätte Mr. Flinner nicht diesen beeindruckenden Helm auf dem Kopf gehabt, so hätte man in ihm niemals eine Amtsperson vermutet. Wie anders alles hier war als in Württemberg!

»Darf ich erfahren, weshalb Sie mich rufen ließen?«, fragte sie höflich.

»Aber natürlich. Ich wollte Sie ersuchen, rasch zu packen, sofern Sie das nicht schon getan haben, und mir dann auf das Lotsenboot zu folgen.«

Eisiger Schrecken durchzuckte Emma, und ihr war, als hole das Geheimnis ihrer Vergangenheit sie mit einem Paukenschlag ein. Wusste man auch hier schon von ihrem Verbrechen, woraus auch...


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Kritik
"Eine wunderbare, mitreißende Auswanderersaga."mehr

Autor

Julie Leuze, geboren 1974, studierte Politikwissenschaften und Neuere Geschichte in Konstanz und Tübingen, bevor sie sich dem Journalismus zuwandte. Mittlerweile widmet sie sich ganz dem Schreiben von Romanen für Erwachsene und Jugendliche. Julie Leuze lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Stuttgart.