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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am09.07.2012
Fünf Tote, vergraben am Ufer der Seine. Und eine Reise in dunkle Gefilde ...
Lucie Hennebert, Ermittlerin bei der Kriminalpolizei in Lille, erhält eines Nachts einen mysteriösen Anruf eines Freundes: Er ist voller Panik, denn der leidenschaftliche Filmsammler hatte einen alten Streifen betrachtet - und ist nun vollständig erblindet. Als Lucie den Film selbst in Augenschein nimmt, stößt sie auf verstörende Bilder, deren Botschaft sie nicht entschlüsseln kann. Sie bittet Claude Poignet, einen Restaurator alter Filme, um Hilfe - doch der wird wenig später ermordet aufgefunden. Etwa zur gleichen Zeit trifft Kommissar Sharko am Schauplatz eines grausigen Leichenfundes ein: Fünf Männer sind am Ufer der Seine entdeckt worden, ihnen allen wurde das Gehirn entnommen. Lucie und Sharko ermitteln, und schnell wird klar, dass es einen diabolischen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen gibt.

Franck Thilliez wurde 1973 in Annecy geboren und gehört zu den renommiertesten Thrillerautoren Frankreichs. Für seine Romane erhielt er verschiedene Auszeichnungen, u.a. den 'Quais du Polar' und den 'Prix SNCF du polar francais', die Rechte an seinen Büchern wurden international in zahlreiche Länder verkauft, u.a. nach Amerika. Er lebt mit seiner Familie im Département Pas-de-Calais in Nordfrankreich.
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Produkt

KlappentextFünf Tote, vergraben am Ufer der Seine. Und eine Reise in dunkle Gefilde ...
Lucie Hennebert, Ermittlerin bei der Kriminalpolizei in Lille, erhält eines Nachts einen mysteriösen Anruf eines Freundes: Er ist voller Panik, denn der leidenschaftliche Filmsammler hatte einen alten Streifen betrachtet - und ist nun vollständig erblindet. Als Lucie den Film selbst in Augenschein nimmt, stößt sie auf verstörende Bilder, deren Botschaft sie nicht entschlüsseln kann. Sie bittet Claude Poignet, einen Restaurator alter Filme, um Hilfe - doch der wird wenig später ermordet aufgefunden. Etwa zur gleichen Zeit trifft Kommissar Sharko am Schauplatz eines grausigen Leichenfundes ein: Fünf Männer sind am Ufer der Seine entdeckt worden, ihnen allen wurde das Gehirn entnommen. Lucie und Sharko ermitteln, und schnell wird klar, dass es einen diabolischen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen gibt.

Franck Thilliez wurde 1973 in Annecy geboren und gehört zu den renommiertesten Thrillerautoren Frankreichs. Für seine Romane erhielt er verschiedene Auszeichnungen, u.a. den 'Quais du Polar' und den 'Prix SNCF du polar francais', die Rechte an seinen Büchern wurden international in zahlreiche Länder verkauft, u.a. nach Amerika. Er lebt mit seiner Familie im Département Pas-de-Calais in Nordfrankreich.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641088125
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum09.07.2012
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1744 Kbytes
Artikel-Nr.1189497
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 3

Wenige Stunden später und zweihundert Kilometer von Lille entfernt, beobachtete Martin Leclerc, Leiter des Office Central pour la répression des violences aux personnes, der Zentralstelle zur Bekämpfung von Gewalt, auf einem Macintosh-Bildschirm die dreidimensionale Darstellung eines menschlichen Schädels. Man erkannte deutlich das Gehirn und die verschiedenen Bereiche des Gesichts: Nasenspitze, Außenseite des rechten Auges, linkes Ohr ... Und auch eine grüne Zone im oberen linken Temporallappen.

»Und das leuchtet jedes Mal auf, wenn ich mit dir spreche?«

Halb auf einem hydraulischen Stuhl ausgestreckt, auf dem Kopf einen Helm mit hundertachtundzwanzig Elektroden, starrte Hauptkommissar Franck Sharko an die Decke, ohne sich zu rühren.

»Das ist das Wernicke-Zentrum, das heißt, das sensorische Sprachzentrum. Bei dir, ebenso wie bei mir, wird es durchblutet, sobald man eine Stimme hört. Daher die Farbe. Sehr eindrucksvoll.«

»Nicht so sehr wie deine Anwesenheit hier. Ich weiß nicht, ob du dich erinnerst, aber ich hatte dich auf ein Glas zu mir nach Hause eingeladen, Martin. Denn hier gibt es nichts außer dem ekelhaften Kaffee.«

»Dein Psychiater hat nichts dagegen, wenn ich einer Sitzung beiwohne. Und du hast es mir ebenfalls angeboten. Oder hast du jetzt auch das Erinnerungsvermögen verloren?«

Sharko legte seine großen Hände auf die Sessellehne, sein Ehering traf klirrend auf das Metall. Seit Wochen ließ er diese Behandlung nun schon über sich ergehen, und es wollte ihm noch immer nicht gelingen, sich zu entspannen.

»Was willst du?«

Der Leiter der OCRVP massierte sich müde die Schläfen. Innerhalb der zwanzig Jahre, die sie nun schon demselben Laden angehörten, hatten die beiden Männer viele schlimme Tage geteilt. Grauenvolle Tatorte, furchtbare Familienangelegenheiten, Gesundheitsprobleme.

»Es ist vor zwei Tagen passiert, in einem Kaff zwischen Le Havre und Rouen. Notre-Dame-de-Gravenchon - mein Gott, was für ein Name. Leichen, die man am Seine-Ufer ausgegraben hat. Du hast bestimmt im Fernsehen davon gehört.«

»Die Sache mit der Baustelle für die Pipeline?«

»Ja, ein gefundenes Fressen für die Medien. Sie waren ohnehin schon vor Ort, weil diese Arbeiten einiges Aufsehen erregten. Man hat fünf Leichen mit abgesägten Schädeldecken entdeckt. Die Kripo von Rouen arbeitet zusammen mit der örtlichen Gendarmerie an dem Fall. Der Staatsanwalt hätte beinahe die Jungs vom Kriminalpsychologischen Dienst hinzugezogen, aber letztlich ist die Geschichte bei uns gelandet. Ich will dir nicht verschweigen, dass mir das wirklich missfällt. Mitten im Sommer, das ist ekelhaft.«

»Und Devoise?«

»Arbeitet an einer hochsensiblen Sache, ich kann ihn nicht abziehen. Und Bertholet hat Urlaub.«

»Habe ich etwa keinen Urlaub?«

Leclerc zupfte an seiner schmalen gestreiften Krawatte. Gut fünfzig Jahre alt, schwarzer Tergal-Anzug, polierte Schuhe, schmales, angespanntes Gesicht, eine große Nummer bei der Kripo. Auf seiner Stirn perlten Schweißtropfen, die er mit einem Taschentuch abtupfte.

»Du bist der Einzige, der zur Verfügung steht. Die anderen sind mit ihren Frauen und Kindern ... Verdammt noch mal, du weißt doch, wie das ist.«

Lastendes Schweigen breitete sich aus. Eine Frau, Kinder, ein Ball am Strand, Gelächter, das sich in den Wellen verlor. All das lag weit zurück, nichts als eine verschwommene Erinnerung. Sharko wandte den Kopf zur Realzeitdarstellung seines Gehirns - ein fünfzig Jahre altes Organ voller dunkler Zonen. Er deutete mit dem Kinn darauf, um Leclercs Blick in die Richtung zu lenken. Obwohl nicht gesprochen wurde, leuchtete der grüne Bereich im oberen Temporallappen auf.

»Das blinkt, weil sie gerade jetzt mit mir spricht ...«

»Eugénie?«

Sharko nickte. Leclerc konnte ein Frösteln nicht unterdrücken. Zu sehen, dass die Gehirnwindungen seines Hauptkommissars auf Worte reagierten, die man nicht hören konnte, vermittelte ihm das Gefühl, dass sich ein Phantom im Raum befand.

»Und was sagt sie?«

»Sie will, dass ich beim nächsten Einkauf einen Liter Coctailsauce und glasierte Maronen mitbringe. Sie liebt diese verdammten glasierten Maronen. Entschuldige bitte kurz ...«

Sharko schloss die Augen und presste die Lippen zusammen. Überall sah und hörte er Eugénie. Auf dem Beifahrersitz seines alten Renault 21, abends, wenn er ins Bett ging. Im Schneidersitz saß sie da und sah zu, wie die Züge seiner Modelleisenbahn auf den Schienen kreisten. Vor zwei Jahren war Eugénie oft in Begleitung eines großen Schwarzen namens Willy aufgetaucht, der permanent Camel oder Marihuana rauchte. Eine wahre Plage, dieser Kerl, viel schlimmer als das Mädchen, denn er gestikulierte permanent und schrie laut herum. Dank der Behandlung war der Rasta definitiv verschwunden, aber die Kleine kam oft zurück, sie war resistent wie ein Virus.

Die grüne Zone auf dem Bildschirm des Mac blinkte einige Zeit weiter, ehe sie langsam erlosch. Sharko öffnete die Augen wieder. Er sah seinen Chef müde lächelnd an.

»Irgendwann schmeißt du deinen Kommissar raus, wenn du ihn noch oft so ausrasten siehst.«

»Das hindert dich nicht daran, deine Fälle zu lösen und deine Arbeit ordentlich zu machen. Ich würde sogar sagen, du bist manchmal noch besser.«

»Hm, das kannst du ja Josselin mal erzählen. Er ist ständig hinter mir her. Ich glaube, er will mich loswerden.«

»So ist das immer bei neuen Chefs. Ihnen geht es nur darum aufzuräumen.«

Endlich kam auch Professor Bertowski von der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses Salpêtrière in Begleitung des Spezialisten für Neuroanatomie.

»Wollen wir, Monsieur Sharko?«

Monsieur Sharko ... das klang für ihn immer merkwürdig, da die Charcot-Krankheit fortgeschrittene Muskelatrophie bedeutete. Als wäre alles Übel dieser Welt sein Verschulden.

»Ja, gut.«

Bertowski schlug eine Akte auf, die er stets bei sich trug.

»Nach meinen Aufzeichnungen haben die paranoiden Verfolgungsängste stark abgenommen. Nur noch ein gewisses Misstrauen, hervorragend. Und Ihre Visionen?«

»Die treten immer noch sehr häufig auf. Vielleicht liegt es ja daran, dass ich dauernd in meiner Wohnung bin. Es vergeht kein Tag, ohne dass Eugénie mich besuchen kommt. Meist bleibt sie nur ein paar Minuten, aber sie ist wirklich anstrengend. Ich weiß nicht, wie viele Kilo glasierte Maronen ich seit der letzten Sitzung habe kaufen müssen.«

Als man Sharko den Helm abnahm, zog sich Leclerc in die andere Ecke des Raums zurück.

»Hatten Sie in letzter Zeit viel Stress?«, fragte der Arzt.

»Es ist vor allem die Hitze, die mir zu schaffen macht.«

»Ihr Beruf vereinfacht die Sache nicht. Wir werden die Abstände zwischen den Sitzungen verkürzen. Alle drei Wochen scheint mir ein guter Kompromiss.«

Nachdem er Sharkos Kopf mit zwei weißen Gurten fixiert hatte, hielt der Neuroanatomiker ein Instrument in Form einer Acht über seinen Schädel - eine Spule, die Magnetimpulse an eine präzise Stelle des Gehirns abgab, wodurch die angepeilten Neuronen wie Minimagnete reagierten und sich neu organisierten. Mittels der transkraniellen Magnetstimulation konnte man die durch Schizophrenie ausgelösten Halluzinationen deutlich verringern, wenn nicht gar ganz auslöschen. Das Schwierigste an der Sache war natürlich, den richtigen Punkt zu treffen, denn die entscheidende Zone war nur wenige Zentimeter groß, und eine Abweichung von einigen Millimetern konnte dazu führen, dass der Patient den Rest seines Lebens miauen oder das Alphabet von hinten aufsagen würde.

Eine Schutzbrille vor den Augen, saß Sharko reglos da, er war ganz darauf konzentriert, sich nicht zu rühren. Jetzt war nichts anderes zu hören als das Knistern der kleinen Magnetimpulse, die mit einer Frequenz von einem Hertz abgeschickt wurden. Sharko spürte weder Schmerzen noch ein unangenehmes Gefühl, dachte aber mit Sorge daran, dass man ihn vor zehn Jahren vermutlich noch mit Elektroschocks zu heilen versucht hätte.

Die Sitzung verlief ohne Zwischenfälle. Nach eintausendzweihundert Impulsen erhob sich Sharko mit leicht verspannten Muskeln. Er zupfte sein Hemd zurecht und strich sich mit der Hand durch das grau melierte kurze Haar. Er schwitzte. Die drückende Luft und sein leichtes Übergewicht, das auf die Einnahme von Zyprexa, einem Neuroleptikum, zurückzuführen war, machten die Sache nicht leichter. Und in diesem heißen Monat Juli vermochte auch die Klimaanlage die tropischen Außentemperaturen nicht auszugleichen.

Er notierte seinen nächsten Termin, bedankte sich bei seinem Psychiater und verließ den Raum.

An der Kaffeemaschine am Ende des Korridors traf er Leclerc.

Sein Vorgesetzter brauchte jetzt eine Zigarette. Die kurze Zeit, die er der Behandlung beigewohnt hatte, hatte ihn erschöpft.

»Beängstigend, sie so mit deinem Gehirn spielen zu sehen.«

»Reine Routine, genau so, als würde man beim Friseur unter der...


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Kritik
"Ein exzellenter Thriller, mit dem Franck Thilliez uns in die Abgründe des menschlichen Gehirns entführt!"
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Autor

Franck Thilliez wurde 1973 in Annecy geboren und gehört zu den renommiertesten Thrillerautoren Frankreichs. Für seine Romane erhielt er verschiedene Auszeichnungen, u.a. den "Quais du Polar" und den "Prix SNCF du polar francais", die Rechte an seinen Büchern wurden international in zahlreiche Länder verkauft, u.a. nach Amerika. Er lebt mit seiner Familie im Département Pas-de-Calais in Nordfrankreich.