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Trophäe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
544 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am10.11.2014
Grausam und perfide - dieses Buch werden sie nicht so schnell vergessen!
Elisabeth Caspersen, steinreiche Erbin eines dänischen Industrieimperiums, findet im Tresor ihres verstorbenen Vaters einen Film, der eine grauenvolle Menschenjagd zeigt. Einer der im Film zu sehenden Jäger hat unverkennbare Ähnlichkeit mit Elisabeths Vater. Um der Sache nachzugehen, heuert sie Michael Sander an, einen exklusiven Privatdetektiv, der auf brisante Fälle spezialisiert ist. Als Sander sich auf die Suche nach der Identität der Opfer macht, stößt er auf eine perfide Welt aus Gewalt und Größenwahn, in der er bald selbst zum Gejagten wird.

Steffen Jacobsen, 1956 geboren, ist Chirurg und Autor. Seine Bücher sind unter anderem in den USA, England und Italien erschienen. Er ist verheiratet, hat fünf Kinder und lebt in Kopenhagen. Nach »Trophäe«, »Bestrafung«, »Lüge« und »Hybris« ist »Sühne« der fünfte Roman um Kommissarin Lene Jensen und Ermittler Michael Sander.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextGrausam und perfide - dieses Buch werden sie nicht so schnell vergessen!
Elisabeth Caspersen, steinreiche Erbin eines dänischen Industrieimperiums, findet im Tresor ihres verstorbenen Vaters einen Film, der eine grauenvolle Menschenjagd zeigt. Einer der im Film zu sehenden Jäger hat unverkennbare Ähnlichkeit mit Elisabeths Vater. Um der Sache nachzugehen, heuert sie Michael Sander an, einen exklusiven Privatdetektiv, der auf brisante Fälle spezialisiert ist. Als Sander sich auf die Suche nach der Identität der Opfer macht, stößt er auf eine perfide Welt aus Gewalt und Größenwahn, in der er bald selbst zum Gejagten wird.

Steffen Jacobsen, 1956 geboren, ist Chirurg und Autor. Seine Bücher sind unter anderem in den USA, England und Italien erschienen. Er ist verheiratet, hat fünf Kinder und lebt in Kopenhagen. Nach »Trophäe«, »Bestrafung«, »Lüge« und »Hybris« ist »Sühne« der fünfte Roman um Kommissarin Lene Jensen und Ermittler Michael Sander.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641124281
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum10.11.2014
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2197 Kbytes
Artikel-Nr.1444883
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Michael Sander ließ einen Kamm durchs Haar gleiten und rückte die Krawatte zurecht. Er spazierte an einer drei Meter hohen, weißen Mauer entlang, die sich um eine von Dänemarks teuersten Adressen zog: die Wohnungen an der Richelieus Allé in Hellerup gehörten zu der erstrebenswertesten Kategorie zwischen sehr großen Villen und ausgesprochenen Palästen.

Er las das Namensschild, das neben der Pforte in die Mauer eingelassen war und auf dem CASPERSEN stand, versicherte sich in dem blank polierten Messing, dass sein Seitenscheitel richtig saß, legte den Finger auf den Klingelknopf und richtete ein, wie er hoffte, vertrauenswürdiges Lächeln in die Überwachungskamera.

»Wer ist da?«

Die Frage tönte aus einem Lautsprecher im Torpfosten.

»Michael Sander.«

»Einen Augenblick.«

Die Torflügel schwangen auf, und der Perlkies knirschte unter seinen Schuhsohlen, als er die Einfahrt hinaufging.

Lächelnde Delfine spuckten Wasserstrahlen auf eine nackte, ebenso lebendig wie sinnlich wirkende Nymphe im Brunnen vor dem Haus, und eine offene Garage präsentierte das Spielzeug des reichen Mannes: ein himmelblauer Maserati Quattroporte, ein Mercedes Roadster und ein taubengrauer Rolls Royce. Die Nummernschilder lauteten SONARTEK 1-3.

Vor der Haupttreppe parkte ein gewöhnlicher schwarzer Opel.

Michael wurde sich der optischen Täuschung bewusst, der er zum Opfer gefallen war. Vom Eingangstor aus hatte das weiße Gebäude unanständig groß gewirkt, aber da hatte er sich geirrt: In Wirklichkeit war es gigantisch.

Er ging die acht breiten Treppenstufen hinauf und wollte gerade den Türklopfer betätigen, als die Tür sich automatisch öffnete.

Ein graues Augenpaar musterte ihn, ehe sich das dazugehörige Gesicht ein reserviertes Lächeln abrang. Die Frau war groß, hatte einen kräftigen Knochenbau und wirkte weder graziös noch hinreißend. Die Gesichtszüge waren eher grob, aber symmetrisch, und Michael schätzte sie ein paar Jahre jünger als sich selbst.

Sie begrüßte ihn mit einem routinierten Händedruck und stellte sich vor.

»Elisabeth Caspersen-Behncke.«

Dann ging sie ihm voran über die weiß-grünen Marmorfliesen, während Michael sie in Augenschein nahm. Schwarzer Cashmere-Sweater, Perlenkette, anthrazitfarbener Rock und kontrastierende, bordeauxfarbene Strümpfe, die ihn an einen Austernfischer erinnerten. Sie war zu groß, um etwas anderes als flache Schuhe zu tragen, und sie war ein Kopfmensch.

Eine seiner ersten Einteilungen potenzieller Klienten war die Unterscheidung in Kopf- und Körpermenschen. Natürlich gab es Unterkategorien, aber nur selten musste er seinen ersten Eindruck korrigieren. Michael wusste, dass Elizabeth Caspersen-Behncke zum einen Erbin eines kolossalen Familienvermögens war und zum anderen Partnerin in einer der größten und ältesten Anwaltskanzleien Kopenhagens. Schon daher war sie ohne Zweifel und im buchstäblichen Sinn begabt, aber nicht das hatte ihn bewogen, sie der Kategorie Kopfmensch zuzuordnen. Es war die Art, wie ihre Hüfte mit dem Oberkörper und den Beinen zusammenhing, der Hüftschwung, die Haltung, die Schrittlänge. Ob die Gelenke gut geschmiert oder trocken waren.

Seine Frau fragte ihn immer wieder, welcher Kategorie er selbst angehörte, was Michael jedes Mal ein wenig verletzte. Er betrachtete sich eindeutig als Zwischenform; sinnlich, aber rational.

Elizabeth Caspersen ging vor ihm die Treppe hinauf, und es war ein wenig so, als würde er durch ein zoologisches Museum spazieren. Alle Wände waren mit ausgestopften Hirsch- und Antilopenköpfen, Geweihen und Hörnern in allen Formen und Größen geschmückt. Leere Augenhöhlen observierten ihn von allen Seiten, und die Trophäen verströmten einen trockenen, muffigen Geruch.

Am ersten Treppenabsatz streckte ein afrikanischer Löwe seine daumenlangen Krallen nach ihm aus. Über einem Vorderbein des Tieres brach der enorme Kopf durch die Mahagoniplatte, die schwarzen Lefzen waren nach hinten gezogen und entblößten gelbe Zähne, die Mähne war aufgerichtet und der rasende Blick aus den Glasaugen veranlasste ihn, wie angewurzelt stehen zu bleiben.

Die Frau sah sich um.

»Mein Vater hat ihn Louis genannt. Erschreckend, nicht wahr?«

»Absolut, Frau Caspersen-Behncke.«

»Elizabeth reicht, wenn ich Sie Michael nennen darf.«

»Selbstverständlich.«

Er war wie hypnotisiert von dem Tier.

»Stellen Sie sich vor, Sie wären ein kleines Mädchen mit ausgesprochen blühender Fantasie, das spät am Abend noch mal runtermuss, weil es etwas aus der Küche braucht.«

»Ich hätte jede Nacht Albträume gehabt«, antwortete er.

Sie gingen weiter nach oben, bis Michael unter dem etwa drei Meter hohen Porträt des Hausherrn stehen blieb, dem vor kurzem verstorbenen Unternehmer Flemming Caspersen. Das Gemälde war nahezu fotografisch präzise. Die eine Hälfte des Bildhintergrunds zeigte Regale mit alten, goldenen Buchrücken. Caspersen stützte sich in nachdenklicher Positur mit der Hand auf einem runden Tisch ab, auf dem versiegelte Pergamente und vergilbte Manuskripte, Landkarten und aufgeschlagene Folianten lagen, als wäre der Milliardär bei seinem Studium der Nilquellen oder dem Konnex aller Dinge unterbrochen worden.

Hinter dem Milliardär richtete sich ein grauer Grizzly auf, und die Schatten von Tier und Mann verschmolzen vor der Wand. Caspersens viriles, energisches Gesicht war ernst, die Haare standen in kurzen Borsten hoch, der Blick war auf den Betrachter gerichtet, und die erhöhte Position des Bildes sowie seine stattliche Erscheinung sicherten ihm eine königliche Würde. Die Krawatte war dezent graugestreift, der Anzug war ihm auf den Leib geschneidert.

»Mein Vater liebte es, sich als aufgeklärtes Universalgenie der Renaissance darzustellen«, erklärte Elizabeth Caspersen. »Obwohl ich bezweifle, dass er jemals ein schöngeistiges Buch gelesen hat. Er pflegte zu sagen, dass er selbst mehr als genug erlebt hat. Erdichtete Lebensläufe langweilten ihn.«

Michael zeigte auf einen Nashornkopf, der sechs Meter über dem Boden hing. Das Tier schielte dramatisch auf die grauen, flachen Stümpfe, die von seinen Hörnern noch übrig waren.

»Was ist denn mit dem passiert?«

»Vor ein paar Monaten ist im Haus eingebrochen worden. Sie haben die Leiter des Gärtners an die Wand gestellt, die Hörner mit einer Metallsäge abgesägt und sind verschwunden. Meine Mutter war im Krankenhaus, das Haus war also leer. Die Durchführung sei höchst professionell gewesen, meint die Polizei. Eigentlich müssten wir das Tier runternehmen. Ein Nashorn ohne Hörner ist ziemlich witzlos.«

Sie zeigte auf einen Schrank unten neben der Eingangstür. »Sie haben die Eingangstür mit einer Brechstange aufgehebelt und die Alarmanlage mit flüssigem Stickstoff ausgeschaltet.«

Michael lehnte sich über das Geländer und sah sich die cremefarbene Wand unter der amputierten Trophäe an. Tatsächlich waren noch die Flecken von der Leiter zu sehen.

»Zoologische Museen und Privatsammlungen erleben offenbar eine Epidemie an Horndiebstählen«, sagte er. »Angeblich sollen sie alles kurieren können, von Impotenz bis Krebs.«

»Das war ein imposantes Horn«, sagte sie. »Mein Vater hat das Tier ´73 in Namibia geschossen. Es ist ein weißes Nashorn. Oder war.«

»Ich dachte, die ständen unter Naturschutz.«

»Dieses Tier wurde zu Forschungszwecken erlegt, was natürlich ein anderes Wort für Bestechung ist. Mein Vater blieb hartnäckig, bis er seinen Willen gekriegt hat.«

Michael blieb stehen. Das prähistorische Tier weckte ein zartes Mitgefühl in ihm.

»Die Hörner brachten ungefähr acht Kilo auf die Waage und waren ihr Gewicht in Kokain wert«, sagte sie. »Der Straßenpreis ist exakt der gleiche. Zweiundfünfzigtausend Dollar pro Kilo.«

Michael war beeindruckt. Vierhunderttausend Dollar für eine halbe Stunde Arbeit, das war gut. Souverän, könnte man sagen.

»Sonst haben sie nichts mitgenommen?«, fragte er.

»Mutters Schmuck liegt in einem Bankfach, und es ist nie mehr Bargeld im Haus als nötig, um den Gärtner oder die Putzfrau zu bezahlen.«

Sie führte ihn den Flur der oberen Etage entlang. In einem abgedunkelten Schlafzimmer erhaschte Michael einen kurzen Blick auf ein mageres Frauengesicht auf einem Kissen: große Vogelaugen, die zur offenen Tür gewandt waren. Eine Krankenpflegerin war gerade dabei, einen Tropf am Stativ zu befestigen.

»Flemming? Flemming?«

Die Pflegerin schloss die Tür.

Das Rufen verstummte.

»Meine Mutter«, sagte Elizabeth Caspersen. »Alzheimer.«

Michael lächelte mitfühlend.

Sie öffnete die nächste Tür, und Michael flutete blendendes Licht vom Øresund entgegen, der in der Sonne glitzerte.

»Ein wunderschöner Raum, nicht wahr?«, sagte sie.

Die Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichten, waren mindestens sechs Meter hoch.

»Fantastisch«, sagte er und beschattete die Augen mit der Hand.

Er erkannte das Interieur der Bibliothek von Flemming Caspersens Porträt wieder. Vor den Regalen in etwa drei Meter Höhe verlief ein schwarzer, kunstschmiedeeiserner Steg, der eine Galerie bildete. Der riesige, ausgestopfte Bär focht weit über seinem Kopf mit den Tatzen.

»Ein Kodiakbär, Alaska ´95«, sagte sie lakonisch.

»Ich beginne zu verstehen, wieso diese Tiere vom Aussterben bedroht sind«, konterte er.

»Sie selbst jagen nicht?«

»Keine...

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Steffen Jacobsen, 1956 geboren, ist Chirurg und Autor. Seine Bücher sind unter anderem in den USA, England und Italien erschienen. Er ist verheiratet, hat fünf Kinder und lebt in Kopenhagen. Nach »Trophäe«, »Bestrafung«, »Lüge« und »Hybris« ist »Sühne« der fünfte Roman um Kommissarin Lene Jensen und Ermittler Michael Sander.