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Der Schelm von Venedig

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am26.05.2014
Der Hofnarr Pocket trauert um seine geliebte Cordelia, Königin von England, die vor Kurzem einem mysteriösen Fieber erlag. Vor ihrem Tod hatte sie Pocket gebeten, nach Venedig zu reisen, um die Mächtigen der Stadt von einem Krieg abzuhalten. Pocket macht sich auf den Weg, aber als er in Venedig ankommt, muss er nicht nur erfahren, dass Cordelia in Wahrheit Opfer eines Giftanschlags wurde, er wird auch noch bei lebendigem Leib in einen Keller eingemauert. Hinter alldem stecken der Senator Brabantio und der Kaufmann Antonio, die alles tun, um ihre Kriegspläne durchzusetzen. Pocket schwört Rache - wenn er sich nur erst einmal aus seinem Verlies befreien könnte ...

Der ehemalige Journalist Christopher Moore arbeitete als Dachdecker, Fotograf und Versicherungsvertreter, bevor er anfing, Romane zu schreiben. Inzwischen haben seine Bücher längst Kultstatus. Christopher Moore liebt den Ozean, Acid Jazz und das Kraulen von Fischottern. Er lebt in San Francisco.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextDer Hofnarr Pocket trauert um seine geliebte Cordelia, Königin von England, die vor Kurzem einem mysteriösen Fieber erlag. Vor ihrem Tod hatte sie Pocket gebeten, nach Venedig zu reisen, um die Mächtigen der Stadt von einem Krieg abzuhalten. Pocket macht sich auf den Weg, aber als er in Venedig ankommt, muss er nicht nur erfahren, dass Cordelia in Wahrheit Opfer eines Giftanschlags wurde, er wird auch noch bei lebendigem Leib in einen Keller eingemauert. Hinter alldem stecken der Senator Brabantio und der Kaufmann Antonio, die alles tun, um ihre Kriegspläne durchzusetzen. Pocket schwört Rache - wenn er sich nur erst einmal aus seinem Verlies befreien könnte ...

Der ehemalige Journalist Christopher Moore arbeitete als Dachdecker, Fotograf und Versicherungsvertreter, bevor er anfing, Romane zu schreiben. Inzwischen haben seine Bücher längst Kultstatus. Christopher Moore liebt den Ozean, Acid Jazz und das Kraulen von Fischottern. Er lebt in San Francisco.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641130756
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum26.05.2014
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2428 Kbytes
Artikel-Nr.1366103
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1
Die Falle

Sie warteten am Hafen, die drei Venezianer, und harrten der Ankunft des Narren.

»Eine Stunde nach Sonnenuntergang, hatte ich ihm gesagt«, meinte der Senator, ein krummer Graubart in prunkvoll bestickter Brokatrobe, die seinem Amt entsprach. »Ich habe persönlich eine Gondel geschickt, um ihn abzuholen.«

»Aye, er wird schon kommen«, sagte der Soldat, ein breitschultriger Rohling von vierzig Jahren, in Leder und grobes Leinen gekleidet. Er trug Schwert und Dolch am Gürtel, hatte einen schwarzen Bart und eine Narbe durch die rechte Augenbraue, die ihn stets verwundert oder argwöhnisch dreinblicken ließ. »Er hält sich für einen Kenner und kann der Versuchung Eures Weinkellers nicht widerstehen. Wenn es getan ist, haben wir mehr zu feiern als nur den Karneval.«

»Und doch stimmt es mich traurig«, sagte der Kaufmann. Ein feiner Herr mit weichen Händen und heller Haut, der einen hübschen, samtenen Schlapphut trug, dazu einen güldenen Ring von der Größe einer kleinen Maus, mit welchem er Verträge besiegelte. »Fürwahr, ich weiß gar nicht, wieso.«

Über die Lagune von Venedig hinweg hörten sie in der Ferne den Klang von Flöten, Trommeln und Hörnern. Fackeln tanzten am Ufer beim Markusplatz. Hinter den drei Männern ragte das dunkle Anwesen des Senators auf, die Villa Belmont, nur von einer Sturmlaterne in einem der oberen Fenster beleuchtet, ein Licht, das einem Gondoliere helfen mochte, die private Insel anzusteuern. Draußen auf dem Wasser hatten die Fischer Fackeln entzündet, die wie trunkene Sterne auf tintenschwarzen Fluten schwankten. Auch während des Karnevals musste die Stadt essen.

Der Senator legte dem Kaufmann eine Hand auf die Schulter. »Wir erweisen Gott und dem Staat einen Dienst, erleichtern ihm das Herz und das Gewissen - eine Läuterung, die unserem Vorhaben einige Türen öffnet. Denkt nur an das gewaltige Vermögen, das Euch zuteil wird, sobald die Ratte aus dem Kornspeicher vertrieben ist.«

»Aber sein Äffchen mag ich eigentlich ganz gern«, sagte der Kaufmann.

Der Soldat grinste und kratzte sich am Bart, um zu verbergen, dass er sich amüsierte. »Habt Ihr dafür gesorgt, dass er allein kommt?«

»Es war Bedingung für seine Einladung«, sagte der Senator. »Ich habe ihm erklärt, schon aus christlicher Nächstenliebe müsse er seinen Dienern Gelegenheit geben, am Karneval teilzunehmen, ganz wie ich es mit meiner Dienerschaft handhabe.«

»Geschickt eingefädelt«, sagte der Soldat mit Blick auf die unbeleuchtete Villa. »So wird er sich nichts dabei denken, wenn er keine Diener sieht.«

»Äffchen können schrecklich schwer zu fangen sein«, sagte der Kaufmann.

»Vergesst doch endlich mal diesen Affen«, knurrte der Soldat.

»Ich habe ihm gesagt, dass meine Tochter sich vor Affen fürchtet und mit ihnen nicht im selben Raum sein kann.«

»Aber sie ist doch gar nicht da«, sagte der Kaufmann.

»Das weiß der Narr ja nicht«, sagte der Soldat. »Unser tapferer Montressor würde selbst seine jüngere Tochter als Köder auswerfen, obwohl ein Schwarzbarsch ihm die Älteste vom Haken geschnappt hat.«

»Des Senators Verlust schmerzt auch ohne Eure Stichelei schon genug«, sagte der Kaufmann. »Verfolgen wir denn nicht dasselbe Ziel? Euer Witz ist zu böse, um gewitzt zu sein. Er ist nur grob und grausam.«

»Aber holder Antonio«, sagte der Soldat. »Ich bin zugleich listig, grob und grausam, was für Euer Unterfangen durchaus von Vorteil ist. Oder möchtet Ihr Euch lieber mit der mildtätigen Klinge eines vornehmeren Schwertes verbünden?« Er legte eine Hand auf das Heft seines Schwertes.

Der Kaufmann blickte auf die dunklen Fluten hinaus.

»Dachte ich mir«, sagte der Soldat.

»Setzt freundliche Gesichter auf, Ihr zwei!« Der Senator trat zwischen die beiden und blinzelte in die Nacht. »Das Boot des Narren naht. Dort drüben!«

Inmitten der Fischerboote schwankte eine hellere Laterne, die sich langsam aus deren Reihen löste. Bald darauf schon glitt die Gondel an den Kai. Der Gondoliere ging so geschickt mit seinem Ruder um, dass er die Reling des schwarzen Bootes bis auf eine Handbreit an den Steg manövrierte. Die Tür der Felze klappte auf, und ihr entstieg ein kleiner, drahtiger Mann in schwarz-silbernem Narrenrock und der Maske eines Harlekins. Seiner Größe nach zu urteilen hätte man ihn für einen Knaben halten können, doch sein übergroßer Hosenbeutel und der Schatten eines Bartes auf den Wangen verrieten sein wahres Alter.

»Nur eine einzige Laterne?«, fragte der Harlekin und hüpfte auf den Holzsteg. »Hättet Ihr nicht vielleicht noch ein, zwei Fackeln zusätzlich spendieren können, Brabantio? Hier draußen ist es finster wie im Hodensack der Nacht.« Er stolzierte an dem Soldaten und am Kaufmann vorbei. »Arschkriecher«, raunte er ihnen zu, und schon war er auf dem Weg hinauf zur Villa, wobei er im Gehen ein puppenköpfiges Narrenzepter schwang wie ein Tambourmajor. Der Senator trabte hinterher und hielt die Laterne hoch, um ihnen den Weg zu leuchten.

»Dieser Abend lässt Großes hoffen, Fortunato«, sagte der Senator. »Und ich habe die Dienerschaft schon vor Einbruch der Dunkelheit fortgeschickt, also …«

»Nennt mich Pocket«, sagte der Narr. »Nur der Doge nennt mich Fortunato. Und ich frage mich, ob er nicht alle Welt so nennen sollte, wenn man sieht, wie selten blöd er sich beim Kartenspiel anstellt.«

Einmal mehr griff der Soldat auf dem Steg nach dem Heft seines Schwertes und sagte: »Bei allen Heiligen, am liebsten möchte ich ihm meine Klinge gleich hier und jetzt in die Leber bohren und ihn hochheben, um zu sehen, wie er zuckt und ihm das arrogante Grinsen vergeht. Oh, wie ich diesen Narren hasse!«

Lächelnd presste der Kaufmann seine Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während er die Schwerthand des Soldaten niederdrückte und zum Gondoliere hinübernickte, der bei seinem Boot stand und wartete. »Ich doch auch - in diesem Schauspiel, das wir zum Karneval aufführen, in dem er den spöttelnden Clown gibt. Ha! Der Pulchinello in unserer kleinen Komödie - ein großer Spaß, habe ich nicht recht?«

Der Soldat blickte zu dem Bootsführer und zwang sich zu einem Grinsen. »Recht habt Ihr. Ein großer Spaß. Ich spiele meine Rolle einfach zu gut. Einen Moment, Signor. Ich will mich erkundigen, wie Ihr weiter zu verfahren habt.« Er wandte sich um und rief den Weg hinauf: »Montressor! Der Gondoliere?«

»Zahlt ihn aus und sagt ihm, er kann fahren und sich amüsieren. Um Mitternacht soll er wieder hier sein.«

»Ihr habt ihn gehört«, sagte der Soldat. »Geht feiern, aber nicht, dass Ihr nachher Euer Boot nicht mehr lenken könnt. Ich möchte heute Nacht in meinem eigenen Bett schlafen. Zahlt ihn aus, Antonio.« Der Soldat machte kehrt und stapfte den Weg hinauf.

»Ich? Wieso immer ich?« Er griff in seinen Geldbeutel. »Sei's drum, meinetwegen.« Der Kaufmann warf dem Gondoliere eine Münze zu, der sie aus der Luft fing und sich dankend verneigte. »Dann also um Mitternacht.«

»Um Mitternacht, Signor«, sagte der Gondoliere, der sein Ruder drehte, was die Gondel lautlos und sanft wie ein Messer durch die Nacht gleiten ließ.

Draußen vor dem prunkvollen Eingang des Palazzos blieb der Narr stehen. »Was ist das dort über Eurer Tür, Montressor?« In den Marmor war ein Wappen gehauen, im Dunkeln kaum zu erkennen. Der Senator hob seine Laterne hoch, beleuchtete das Emblem, das einen goldenen Männerfuß zeigte, der auf eine Jade-Schlange trat, während diese ihm die Giftzähne in die Ferse schlug.

»Mein Familienwappen«, sagte der Senator.

»Schätze, da waren den Leuten im Wappenladen wohl die Drachen und Löwen ausgegangen, dass Ihr Euch mit Kleinvieh begnügen musstet, was?«

»Man sollte meinen, Ihr hättet eine bourbonische Lilie einarbeiten lassen«, sagte die Stockpuppe des Narren mit einer Stimme, die etwas höher war als die des Narren. »Montressor ist doch froschfresserisch, oder etwa nicht?«

Der Senator fuhr herum und starrte die Puppe an. »Montressor ist ein Titel, den mir der Doge verliehen hat. Es bedeutet >mein Schatz>Nemo me impune lacessit.« Bei jeder Silbe ließ er die Lampe hüpfen. »Es bedeutet: Niemand reizt mich ungestraft.«

»Na, froschfresserisch ist das aber nicht«, sagte die Puppe und wandte sich dem Narren zu.

»Nein«, sagte der Narr. »Jones, die Puppe, spricht recht fließend Froschfresserisch«, erklärte er dem Senator.

»Aber Montressor ist doch froschfresserisch, oder?«

»Froschig wie ein Sommertag auf der Seine«, antwortete der Narr.

»Dachte ich mir«, sagte die Puppe.

»Hör auf, mit dieser Puppe zu reden!«, bellte der Senator.

»Nun, eben habt Ihr sie noch selbst angeschrien«, sagte der Narr.

»Und jetzt schreie ich dich an! Du bewegst den Mund der Puppe und gibst ihr eine Stimme.«

»Nein!«, sagte die Puppe, und der hölzerne Mund blieb offen stehen. Sie sah den Narren an, dann den Senator, dann wieder den Narren. »Der Blödmann hat das Sagen?«

Der Narr nickte. Die Glöckchen an seiner Kappe bimmelten feierlich.

Die Puppe wandte sich dem Senator zu. »Nun, wenn Ihr es denn unbedingt wissen wollt: Das Motto ist...


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Der ehemalige Journalist Christopher Moore arbeitete als Dachdecker, Fotograf und Versicherungsvertreter, bevor er anfing, Romane zu schreiben. Inzwischen haben seine Bücher längst Kultstatus. Christopher Moore liebt den Ozean, Acid Jazz und das Kraulen von Fischottern. Er lebt in San Francisco.