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Das Lied der Dämonen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
704 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am19.05.2014
Wenn Götter und Drachen kämpfen, verzweifeln die Menschen
Götter und Drachen befinden sich im Krieg, und auch wenn die Drachen besiegt scheinen, haben sie noch nicht aufgegeben. Durch ihre Priester, die im Verborgenen handeln müssen, und besonders durch ihre Diener, die Dämonen, nehmen sie weiter Einfluss auf die Geschicke der Menschen. Nun sind sie kurz davor, ihre alte Macht zurückzuerlangen. Dabei soll ihnen ein junger Mann helfen. Er weiß nichts von seiner Bestimmung, doch er hört bereits das Lied der Dämonen ...

Wolfgang Thon wurde 1954 in Mönchengladbach geboren. Nach dem Abitur studierte er Sprachwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Berlin und Hamburg. Heute ist er als Übersetzer und Autor für verschiedene Verlage tätig. Er ist Vater von drei mittlerweile erwachsenen Kindern und lebt, schreibt, übersetzt, reitet und tanzt (argentinischen Tango) in Hamburg.
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Produkt

KlappentextWenn Götter und Drachen kämpfen, verzweifeln die Menschen
Götter und Drachen befinden sich im Krieg, und auch wenn die Drachen besiegt scheinen, haben sie noch nicht aufgegeben. Durch ihre Priester, die im Verborgenen handeln müssen, und besonders durch ihre Diener, die Dämonen, nehmen sie weiter Einfluss auf die Geschicke der Menschen. Nun sind sie kurz davor, ihre alte Macht zurückzuerlangen. Dabei soll ihnen ein junger Mann helfen. Er weiß nichts von seiner Bestimmung, doch er hört bereits das Lied der Dämonen ...

Wolfgang Thon wurde 1954 in Mönchengladbach geboren. Nach dem Abitur studierte er Sprachwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Berlin und Hamburg. Heute ist er als Übersetzer und Autor für verschiedene Verlage tätig. Er ist Vater von drei mittlerweile erwachsenen Kindern und lebt, schreibt, übersetzt, reitet und tanzt (argentinischen Tango) in Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641131753
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum19.05.2014
Reihen-Nr.1
Seiten704 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2844 Kbytes
Artikel-Nr.1365879
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



DER WEISSE SPIEGEL, GLETSCHER AN DER GRENZE ZWISCHEN ALGHOR UND HELLANDEN

Der Wind peitschte wütend über die zerfurchte Gletscherzunge und trieb Schleier aus nadelspitzen Eiskörnern vor sich her, die auf Schild und Helm des Drachenkämpfers prasselten. Im nächsten Moment gab es ein lautes Scheppern, als sich die Klinge der Streitaxt mit einem schrillen, metallischen Krachen in das Metall fraß, mitten hinein in den aufgemalten blauen Drachenschädel.

Der Hüne, der den gewaltigen Schlag mit nur einer Hand geführt hatte, knurrte und fletschte die Zähne, während er die Axt aus dem Schild zu reißen versuchte. Denn der war von der Wucht des Hiebes nicht zertrümmert worden, sondern die Schneide war darin stecken geblieben. Immerhin hatte der Schlag den Drachenkämpfer, einen Angehörigen der Eisdrachen der Grenzpatrouille Alghors, in die Knie gezwungen. Der Nordling schleuderte ihn rücklings auf das Eis, aber der Soldat ließ den Schild nicht los, sondern versuchte, seinen Gegner mitsamt der Axt ebenfalls zu Boden zu ziehen. In die von glitzerndem Eis bedeckte Eisenspitze des kurzen Spießes hinein, den er mit der Linken umklammerte und dessen stumpfes Ende er zwischen Ellbogen und Körperseite eingeklemmt hatte.

Der Nordling schien allerdings mit dieser Finte gerechnet zu haben. Er machte rasch einen seitlichen Ausfallschritt und bohrte die Eisdorne unter seinem durch dickes Leder und Fell geschützten Fuß fest in das Eis, um einen sicheren Stand zu kriegen. Dann trat er mit dem freien Fuß den Spieß zur Seite. Gleichzeitig packte er mit beiden Händen den lederumwickelten Griff seiner Streitaxt, nutzte sein ganzes Gewicht und drehte den Stiel. Die Schneide durchtrennte den Kettenhandschuh des Drachenkämpfers und fraß sich bis auf den Knochen in seine Hand, bevor sich die Klinge mit einem Knacken aus dem mit gehämmertem Blech verstärkten Holzschild löste.

Der Mann schrie vor Schmerz auf und kroch zurück, wobei er versuchte, den nutzlosen Schild vom Arm zu schütteln. Das Blut aus der Wunde an seinem Handgelenk spritzte durch die Luft und hinterließ rote Punkte auf dem schmutzig grauen Eis. Mit der anderen Hand hielt er immer noch den Spieß vor sich, ohne den Blick von dem Nordling zu nehmen. Der seine Bemühungen regungslos, fast nachsichtig beobachtete.

Man konnte keine Nachsicht in den unbeteiligt blickenden Augen dieser hünenhaften Gestalt erwarten. Der Kämpfer war in Pelze und Eisen gehüllt, seine langen schwarzen Haare waren zu einem Kriegerzopf geflochten und hingen auf seinen Rücken hinab, und sein gerötetes Gesicht glänzte von Fischtran, wie ihn sich die Nordlinge zum Schutz gegen die Kälte auf die Haut zu schmieren pflegten. Er mochte vielleicht vor den eisigen Winden schützen, dafür jedoch stank es bestialisch.

Der Hüne hatte den Kopf zur Seite geneigt, aber er schien nicht auf seinen Widersacher zu achten.

Er lauschte.

Was ihn allerdings nicht daran hinderte, mit seiner Streitaxt ansatzlos einen Schlag gegen den Spieß zu führen. Der Stiel brach mit einem dumpfen Splittern, und das kürzere Ende mit der eisernen Spitze flog durch die Luft und bohrte sich ein paar Schritte von den Männern entfernt ins Eis.

Der Drachenkämpfer hielt das zersplitterte Stielende einen Moment verwirrt in der Hand, bevor er es fallen ließ. Er blinzelte, als ihm der Eisschnee in die Augen biss. Der Nordling rührte sich immer noch nicht. Der Drachenkämpfer krabbelte auf allen vieren weiter zurück und blickte dabei kurz zu einer kleinen Anhöhe hinauf. Dahinter kämpften dem Lärm nach seine Kameraden.

Der Nordling hob den Kopf und sah sich suchend um. Die beiden Drachenkämpfer, die jetzt über die Anhöhe auf ihn zugerannt kamen, konnte er unmöglich übersehen. Aber sie schienen ihn nicht weiter zu kümmern, denn er spie nur in den Schnee und machte sich dann an die Verfolgung seines Gegners.

Der hatte mittlerweile eine kleine Mulde erreicht und war wieder auf die Beine gekommen, während seine beiden Kameraden näher kamen. Sie humpelten.

Der Nordling ging auf den Drachenkämpfer zu, der vergeblich versuchte, das Schwert aus der Scheide zu ziehen.

»Wo, verflucht, hast du denn kämpfen gelernt, Kriegsküken?« Die Stimme des Mannes klang tief und barsch, fast wie das Bellen eines der gefährlichen Weißbären, auf die man am Gletscher gelegentlich stieß und denen man besser aus dem Weg ging. Jetzt hob der Mann ohne sichtliche Mühe die Streitaxt mit einer Hand und tippte mit der flachen Seite des Blattes gegen die Schwertscheide des Jünglings. »Hat man dich nicht gelehrt, bei Eis und Kälte Scheide und Schwert einzufetten, damit sie nicht festfrieren?« Unvermittelt schlug er mit der Streitaxt zu. Der stumpfe Kopf der Klinge knallte gegen die Schwertscheide, und der Drachenkämpfer, der die ganze Zeit an dem Griff der Waffe gezerrt hatte, schrie auf, wurde herumgeschleudert und stöhnte vor Schmerz. Und vor Entsetzen.

Denn er musste mit ansehen, wie seine Kameraden in diesem Moment von mehreren Nordlingen eingeholt und auf der Stelle niedergemetzelt wurden. Sie hatten nicht den Hauch einer Chance gegen die barbarischen Krieger von jenseits des Gletschers.

Der Drachenkämpfer riss seinen Blick von dem grausigen Geschehen los und richtete ihn wieder auf den Nordling. Einen Moment lang kreuzten sich ihre Blicke, dann legte der Hüne erneut wie lauschend den Kopf auf die Seite. Plötzlich ertönte ein unheilvolles Knacken.

Gefolgt von einem lauten Prasseln.

Der entsetzte Schrei des Drachenkämpfers verklang, als er von dem gähnenden Schlund verschlungen wurde, der sich unvermittelt unter seinen Füßen aufgetan hatte.

Der Nordling hatte die Streitaxt bei dem Schrei gehoben und versuchte jetzt vergeblich, mit seinen Eisdornen festen Halt zu finden. Er senkte den Kopf und starrte in den Schlund unter sich, ohne auf die entsetzten Rufe seiner Kameraden zu achten, die, seinen Namen brüllend, auf ihn zurannten. Dann stürzte auch er in diese tückische Gletscherspalte, von denen es auf dem Weißen Spiegel nicht gerade wenige gab. Schon viele unachtsame Patrouillengänger oder Fallensteller waren von ihnen verschluckt worden und nie mehr aufgetaucht.

Der Nordling fiel … aber nicht wie der Drachenkämpfer unter ihm wild rudernd und kreischend, sondern ruhig, mit ausgebreiteten Armen, die Streitaxt in der Faust, den Blick fest nach unten gerichtet. Das matt schimmernde Grau der Spalte verlor sich tief unter ihm in einem finsteren Schwarz, während ihm der Abgrund entgegenzurasen schien. Unter ihm blitzte neben der wild um sich schlagenden Gestalt des Drachenkämpfers etwas Metallisches auf … das Schwert des Mannes.

Der Nordling hingegen fiel beinahe gelassen. Er presste die Beine zusammen und neigte den Kopf, um zu sehen, wohin die Reise ging. Er stürzte in aufrechter Haltung und mit angespannten Muskeln, wie in Erwartung einer Landung auf eisigem oder vielleicht sogar felsigem Boden. Eine Landung, die sämtliche Knochen in seinem Leib zermalmen, sein Hirn über den Boden verteilen würde und sein Blut …

Plötzlich wurde es heller um ihn herum.

Die Flanken des Gletschers schienen zurückzuweichen, immer weiter, als würde er in eine gewaltige, unermessliche Höhle stürzen. Gleichzeitig wölbte sich unter ihm eine eisige Zunge aus der Wand des Gletschers und bildete eine riesige Schanze, fast wie die ins Groteske angeschwollene Zunge eines Fleckenflosslers, eines dieser riesigen Meeressäuger, welche die Bewohner der Eisinseln an der nördlichen Grenze von Hellanden wegen ihres Fleisches, vor allem jedoch wegen der großen Mengen von Tran mit ihren schlanken Seglern jagten.

Die Eisschanze fiel zwar ebenfalls in die Tiefe ab, bog sich dem Mann jedoch seitlich entgegen, kam ihm immer näher, noch näher …

Er zog die Beine an, drehte den Rücken zu der Eiswand, hob die Arme und hielt die Streitaxt hoch über den Kopf …

Obwohl der Aufprall auf der harten Eiswand gewaltig war, gelang es ihm, die Kontrolle zu behalten, und plötzlich verwandelte sich der Sturz in den sicheren Tod in eine rasende Schussfahrt, die allerdings nicht weniger bedrohlich war und wahrscheinlich ebenfalls tödlich enden würde.

Die Fahrt verlangsamte sich, je weiter sich die Eiszunge waagerecht ausrichtete. Zu beiden Seiten der Schanze gähnte ein Schlund, der sich in der unergründlichen Finsternis verlor. Vor dem Nordling erstreckte sich blankes Eis, über ihm schimmerte die Gletscherspalte, durch die er gestürzt war, nur noch als winziger weißer Punkt, wie ein ferner Stern am ansonsten vollkommen schwarzen Firmament.

Vollkommen schwarz?

Selbst das spärliche Licht, das bis in diese Tiefe drang, ließ das Eis der weit entfernten Wände dieser ungeheuren Kaverne funkeln. Die Eisschanze war mittlerweile breiter geworden und verlief flacher, schien sogar leicht anzusteigen.

Er rutschte geradewegs auf einen Buckel zu, hinter dem die Eiszunge abrupt zu enden schien. Er blickte in den Abgrund neben sich, doch der Boden war immer noch nicht zu sehen. Er versuchte, die Streitaxt in das Eis zu schlagen, um die Geschwindigkeit zu verlangsamen und dann vielleicht von der Schanze herunterklettern zu können.

Der Nordling schüttelte den Kopf, als ein sonderbares Summen die Höhle erfüllte.

Tonn … Vorr … Draak … Sklavv … Draak … Vodder … Wache …

Das Summen ergab für ihn keinen Sinn, wirkte aber einschüchternd, fast drohend.

Dann verschwand das Eis unter ihm schlagartig, und er segelte erneut durch die Luft. Diesmal ruderte der Nordling mit den...


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Wolfgang Thon wurde 1954 in Mönchengladbach geboren. Nach dem Abitur studierte er Sprachwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Berlin und Hamburg. Heute ist er als Übersetzer und Autor für verschiedene Verlage tätig. Er ist Vater von drei mittlerweile erwachsenen Kindern und lebt, schreibt, übersetzt, reitet und tanzt (argentinischen Tango) in Hamburg.