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Zwilling verzweifelt gesucht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am24.02.2014
Svenja und ihre außergewöhnliche Chaos-Familie
Svenjas Familie ist ziemlich ungewöhnlich: Alle sechs Geschwister sind Zwillingspärchen. Fabian und Finn (12), Jule und Jana (6), Robin und Rasmus (1). Nur Svenja ist angeblich allein? Je mehr sie darüber nachdenkt desto überzeugter ist sie davon, dass auch sie eine Zwillingsschwester haben muss, die aus mysteriösen Gründen nicht bei der Familie lebt. Klar, dass Svenja bei der Aufdeckung dieses »dunklen Geheimnisses« von ihrer besten Freundin Alisia unterstützt wird. Und dabei geraten die beiden in alle möglichen Turbulenzen ...

Bettina Obrecht wurde 1964 in Lörrach geboren und studierte Englisch und Spanisch. Sie arbeitet als Autorin, Übersetzerin und Rundfunkautorin und wurde für ihre Kurzprosa und Lyrik mehrfach ausgezeichnet. Schon lange hat sie sich in die »Garde wichtiger Kinderbuchautorinnen hineingeschrieben« (Eselsohr).
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Produkt

KlappentextSvenja und ihre außergewöhnliche Chaos-Familie
Svenjas Familie ist ziemlich ungewöhnlich: Alle sechs Geschwister sind Zwillingspärchen. Fabian und Finn (12), Jule und Jana (6), Robin und Rasmus (1). Nur Svenja ist angeblich allein? Je mehr sie darüber nachdenkt desto überzeugter ist sie davon, dass auch sie eine Zwillingsschwester haben muss, die aus mysteriösen Gründen nicht bei der Familie lebt. Klar, dass Svenja bei der Aufdeckung dieses »dunklen Geheimnisses« von ihrer besten Freundin Alisia unterstützt wird. Und dabei geraten die beiden in alle möglichen Turbulenzen ...

Bettina Obrecht wurde 1964 in Lörrach geboren und studierte Englisch und Spanisch. Sie arbeitet als Autorin, Übersetzerin und Rundfunkautorin und wurde für ihre Kurzprosa und Lyrik mehrfach ausgezeichnet. Schon lange hat sie sich in die »Garde wichtiger Kinderbuchautorinnen hineingeschrieben« (Eselsohr).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641137588
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum24.02.2014
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3629 Kbytes
IllustrationenMit s/w Illustrationen
Artikel-Nr.1367800
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



"Ich helfe dir", sagt Alisia mit fester Stimme. "Wir finden sie."

Wenn Alisia doch meine vermisste Zwillingsschwester wäre! Wir verstehen uns so gut, dass wir uns alles teilen könnten, sogar die Eltern. Aber Alisia sieht mir nun einmal beim besten Willen kein bisschen ähnlich.

Das liegt wahrscheinlich daran, dass ihre Mutter von den Philippinen stammt. Alisia ist zwar jetzt schon so groß wie ihre Mutter, aber sie hat ihre goldfarbene Haut und die wunderschönen schwarzen Haare, die kleine Nase und die dunklen Augen von ihr geerbt. Ich dagegen habe graublaue Augen, hellbraune Haare und leider eine ziemlich große Nase. Ich glaube nicht, dass ein Mädchen auf der Welt scharf darauf ist, genau wie ich auszusehen! Aber das kann man sich ja nicht aussuchen.

Alisia ist das Zweitbeste, was es nach einer Zwillingsschwester geben kann: eine richtige beste Freundin. Sie darf zwar nicht die ganze Zeit bei mir wohnen, logisch, aber sie übernachtet häufig auf einer Klappmatratze in meinem Zimmer, und manchmal schlafe ich bei ihr auf einem Feldbett.

Jetzt kann ich Alisia besser brauchen als je zuvor. Sie kennt sich nämlich mit Detektivgeschichten bestens aus. Ihre Mutter sieht sich jeden Abend Krimis im Fernsehen an, dabei lernt Alisia eine ganze Menge. Deswegen hat sie nicht den geringsten Zweifel daran, dass wir meiner Schwester auf die Spur kommen.

"Wo fangen wir an?", frage ich.

Zwar geht es hier um meine Schwester, aber Alisia darf trotzdem bestimmen.

"Wir schreiben erst mal alle Möglichkeiten auf, die uns einfallen. Alles, was passiert sein könnte."

Sie zieht ihr großes Notizbuch aus dem Rucksack, an dessen vorderem Deckel sie einen Stift festgeklemmt hat. Dann klappt sie das Buch auf und schreibt mit großen Buchstaben "Fall 2 - die verschwundene Zwillingsschwester" auf eine freie Seite.

Wie in meinem Elternhaus üblich, spielt sich unser Gespräch übrigens nicht vor einem ruhigen Hintergrund ab, sondern untermalt von Streit- und Kampfszenen, Diskussionen, Getobe und Geschepper. Alisia ist schon so lange Gast in unserem Haus, dass sie diese Klangkulisse genauso gut aus ihrem Bewusstsein ausblenden kann wie ich.

"Was war denn Fall 1?", frage ich stirnrunzelnd.

Jana im Hintergrund: Mama, Jule hat meine Buntstifte aus dem Fenster gekippt.

Alisia zuckt mit den Achseln. "Na ja, den gibt es so nicht", räumt sie ein. "Aber wenn wir mit Fall 1 anfangen, das sieht doch komisch aus. So, als wären wir blutige Anfängerinnen."

"Stimmt." Ich nicke, obwohl sich mir Alisias Logik nicht immer ganz erschließt.

Mama: Moment mal Jule. Ich muss gerade Robins Windel wechseln.

Jule: Bäh.

Mama: Das ist auch nicht mehr bäh als deine Windeln früher.

Jule: Darf ich das machen?

Mama: Nein.

Jule: Darf ich das machen?

Mama: Nein.

Jule: Darf ich das…?

Mama: NEIN!!!

Etwas fällt scheppernd zu Boden. Robin schreit los.

Alisia macht eine Liste.

"Also, erste Möglichkeit: Es gibt keine Zwillingsschwester."

"Streich das weg", befehle ich.

Alisia nickt, streicht die Wörter aber nicht durch.

"Zweitens: Svenjas Schwester ist tot."

Ich schlucke: "Das glaube ich nicht!"

Mama: Heb das sofort auf!

Jana: Ich war das nicht! Das war Jule!

"Wir müssen an alle Möglichkeiten denken", sagt Alisia streng. "Leider."

Sie fängt wieder an zu schreiben.

"Drittens: Svenjas Schwester ist verloren gegangen."

Ich runzle die Stirn.

"Wie kann ein Baby verloren gehen?"

Papa: Hat jemand den Kreuzschlitzschraubenzieher gesehen?

Mama: Ich kann jetzt nicht.

Finn: Fabian hat ihn gehabt.

Fabian: Finn hat ihn gehabt.

Jule: Warum darf ich Robin nicht die Windel anziehen?

(Ich verzichte von hier an auf die Gespräche im Hintergrund, sonst kommen wir nie weiter).

"Man kann ein Baby überall verlieren. Es irgendwo stehen lassen. Im Supermarkt zum Beispiel", erklärt Alisia geduldig. "Oder auf einem Autobahnrastplatz."

"Quatsch!"

Manchmal geht Alisias Fantasie mit ihr durch. Man lässt doch ein richtiges Kind nicht irgendwo liegen wie ein Handy!

"Na gut", murmelt Alisia. "Dann nehmen wir mal an, dass diese Möglichkeit ausscheidet." Sie lässt den Stift zwischen den Fingern hin und her schnappen, streicht dann die Nummer drei wieder aus. "Dann haben wir nur noch eine übrig. Nämlich, dass sie geklaut worden ist. Entführt."

"Wer klaut denn Babys?"

"Das kommt vor", behauptet Alisia. "Hab ich schon mal gehört."

"Im Fernsehen."

"Klar, im Fernsehen."

Alisia schreibt in ihrer sehr ordentlichen Schrift: "3. Svenjas Schwester ist entführt worden."

Sie unterstreicht diesen Satz dreimal mit dem Lineal. Alisia hat die schönsten Schulhefte in der ganzen Klasse. Sie schreibt Überschriften in einer anderen Farbe, meistens in Türkis oder Rosa, vergisst niemals das Datum und unterstreicht alles, was wichtig ist, einmal, und alles, was megawichtig ist, zweimal.

Ich starre auf diesen Satz.

"Ist das wirklich die einzige Möglichkeit?"

"Ja", bestätigt Alisia ohne einen Moment des Zögerns.

Dann denkt sie doch noch nach und ich denke auch nach, aber uns fällt wirklich keine andere Möglichkeit mehr ein. So einfach ist das.

Alisia nimmt ihren türkisfarbenen Stift aus dem Mäppchen und schreibt unter ihre drei Punkte mit geschwungenen Buchstaben:

"Wo ist S2?"

"Was ist S Zwei?", frage ich und fühle mich sehr dumm.

"Überleg doch mal."

Ich kenne die S-Bahn-Linie S2 aus Frankfurt, mit der sind wir schon mal gefahren. Aber was die jetzt mit unserem Plan zu tun haben soll, ist mir schleierhaft.

"Was meinst du denn, wie deine Schwester heißt?", fragt Alisia betont geduldig.

"Keine Ahnung." Aber dann dämmert es mir. "Du meinst, irgendwas mit S vorne?"

"Genau. Du bist S Eins und sie ist S Zwei, kapiert? Das ist unser Codename für deinen Zwilling."

"Cool!"

Ich bin beeindruckt. Alisia ist ein Bond Girl. Sie schüttelt sich lässig eine Haarsträhne aus der Stirn, die dort gar nicht hängt.

In diesem Moment geht die Tür auf und meine Familie ergießt sich in einem Schwall in mein Zimmer, allen voran die beiden Hunde, dahinter Jana und Jule, beide mit schokoladenverschmierten Mündern, und ganz am Schluss Finn und Fabian.

Alisia klappt ihr Notizbuch schnell zu und presst es gegen ihre Brust.

"Ist was Besonderes?", erkundige ich mich.

Aber meine Geschwister veranstalten nur eine ihrer üblichen Verfolgungsjagden, die aus irgendeinem Grund in einer Schleife durch mein Zimmer führt. Drei Sekunden später sind sie alle wieder verschwunden. Alisia sieht ihnen bewundernd nach.

"Bei euch ist echt immer etwas los", stellt sie fest. "Und du meinst wirklich, es wäre besser, wenn du noch eine Schwester hättest?"

"Sie gehört nun mal dazu", bestätige ich. "Das kann man sich ja nicht aussuchen."

Alisia sieht mich einen Moment lang rätselnd an, dann wendet sie den Blick ab und tippt sich mit dem Zeigefinger gegen die Nasenspitze. Ich kenne sie lang genug, um zu wissen, dass ihr gerade etwas Unerfreuliches durch den Kopf geht.

"Was ist?", forsche ich nach.

"Ich hab nur was gedacht", sagt sie, als wäre das bei ihr etwas Besonderes. Ist es aber nicht. Alisia denkt ununterbrochen irgendetwas, sie kann gar nicht anders.

"Und?"

Sie zögert, aber dann spricht sie es doch aus.

"Wenn du S Zwei gefunden hast, brauchst du mich eigentlich nicht mehr!"

"Quatsch!"

Aber sie glaubt mir nicht. Schicksalsergeben...


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Autor

Bettina Obrecht wurde 1964 in Lörrach geboren und studierte Englisch und Spanisch. Sie arbeitet als Autorin, Übersetzerin und Rundfunkautorin und wurde für ihre Kurzprosa und Lyrik mehrfach ausgezeichnet. Schon lange hat sie sich in die »Garde wichtiger Kinderbuchautorinnen hineingeschrieben« (Eselsohr).