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Fährte des Todes

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am12.05.2014
In den Wäldern um den Mountain Island Lake in North Carolina lauert der Tod besonders auf alle, die ins Beuteschema gefährdeter Raubvögel passen - denn für sie wurde in der Nähe das Carolina Raptor Center eingereichtet. Doch Edith Blankenship, eine junge Biologiestudentin, fand hier allem Anschein nach den Tod durch die Hand eines Artgenossen, ihre Leiche findet sich in einer alten Sporttasche. Tempe Brennan, als forensische Anthropologin mit der Untersuchung betraut, heftet sich an die Fersen eines offenbar skrupellosen Mörders - ohne zu ahnen, wie gut sich ihr Widersacher auf täuschen, tarnen und zuschlagen versteht...


Kathy Reichs, geboren in Chicago, lebt in Charlotte und Montreal. Sie ist Professorin für Soziologie und Anthropologie, eine von nur knapp hundert vom American Board of Forensics Anthropology zertifizierte forensischen Anthropolog*innen und unter anderem für gerichtsmedizinische Institute in Quebec und North Carolina tätig. Ihre Romane erreichen regelmäßig Spitzenplätze auf internationalen und deutschen Bestsellerlisten und wurden in dreißig Sprachen übersetzt. Für den ersten Band ihrer Tempe-Brennan-Reihe wurde sie 1998 mit dem Arthur Ellis Award ausgezeichnet. Die darauf basierende Serie »BONES - Die Knochenjägerin« wurde von Reichs mitkreiert und -produziert.
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Produkt

KlappentextIn den Wäldern um den Mountain Island Lake in North Carolina lauert der Tod besonders auf alle, die ins Beuteschema gefährdeter Raubvögel passen - denn für sie wurde in der Nähe das Carolina Raptor Center eingereichtet. Doch Edith Blankenship, eine junge Biologiestudentin, fand hier allem Anschein nach den Tod durch die Hand eines Artgenossen, ihre Leiche findet sich in einer alten Sporttasche. Tempe Brennan, als forensische Anthropologin mit der Untersuchung betraut, heftet sich an die Fersen eines offenbar skrupellosen Mörders - ohne zu ahnen, wie gut sich ihr Widersacher auf täuschen, tarnen und zuschlagen versteht...


Kathy Reichs, geboren in Chicago, lebt in Charlotte und Montreal. Sie ist Professorin für Soziologie und Anthropologie, eine von nur knapp hundert vom American Board of Forensics Anthropology zertifizierte forensischen Anthropolog*innen und unter anderem für gerichtsmedizinische Institute in Quebec und North Carolina tätig. Ihre Romane erreichen regelmäßig Spitzenplätze auf internationalen und deutschen Bestsellerlisten und wurden in dreißig Sprachen übersetzt. Für den ersten Band ihrer Tempe-Brennan-Reihe wurde sie 1998 mit dem Arthur Ellis Award ausgezeichnet. Die darauf basierende Serie »BONES - Die Knochenjägerin« wurde von Reichs mitkreiert und -produziert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641137946
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum12.05.2014
Reihen-Nr.1
SpracheDeutsch
Dateigrösse1339 Kbytes
Artikel-Nr.1399649
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1. Kapitel

Ich klammerte mich an einer Strebe fest, während der Mule hüpfte und schlingerte und seine Teile schepperten wie ein Schrottwagen aus dem Korea-Krieg. Ich blies Luft nach oben in dem vergeblichen Versuch, die Haare zu befreien, die auf meiner Stirn klebten, denn loslassen wollte ich die Verstrebung dieses allradgetriebenen Geländefahrzeugs auf gar keinen Fall.

Wie ich mir eine Künstlerkolonie auch vorgestellt hatte, zu meinem Bild gehörten auf jeden Fall zahlreichere und besser erhaltene Straßen. Diese hier bestand aus dichtem Wald, einem gelichteten Streifen für Stromleitungen und einem Netzt holperiger Wege durch dichtes Unterholz. North Carolina meets Jurassic Park.

Aber ich war nicht hier, um mit der Natur zu kommunizieren oder um die Kreativität meiner linken Gehirnhälfte zu fördern. Ich war hier, um eine Leiche zu bergen.

Eigentlich hatte ich für heute ein paar entspannte Runden auf dem Booty Loop, Charlottes berühmter Jogging-Strecke, Mittagessen mit meiner Freundin Anne und einen Bummel durch die Galerien in NoDa, dem Kunstdistrikt nördlich der North Davidson Street, geplant. Ich schnürte mir gerade meine Nikes, als ich den Anruf meines Chefs erhielt.

»Es ist Samstag«, hatte Anne protestiert, als ich ihr die schlechte Nachricht überbrachte. »Warum kann das denn nicht warten?«

»Willst du vor dem Mittagessen wirklich über Verwesung reden?«

»Ist für so etwas nicht die Polizei zuständig?«

»Das ist mein Fall.« Als forensische Anthropologin des Mecklenburg County Medical Examiner sind nicht identifizierbare menschliche Überreste mein Fachgebiet. »Vor ein paar Wochen wurden am Mountain Island Lake eine Fibula und eine Tibia, also ein Schien- und ein Wadenbein sowie zwei Wirbel gefunden. Die Polizei dachte, es handle sich um eine vermisste Person namens Edith Blankenship.«

»Ich habe in den Nachrichten davon gehört. Ein Collegemädchen, nicht?«

»Masterstudentin an der UNCC.« Ich meinte damit die University of North Carolina-Charlotte, mein zweiter Arbeitgeber.

»Nicht Edith?«

»Der Amelogenin-Test ergab, dass die Knochen von einem Mann stammen«, sagte ich.

»Ich steh drauf, wenn du schmutzige Wörter in den Mund nimmst.«

»Ich habe den Kerl noch nicht identifiziert.« Der Unbekannte lag in einer Kiste in meinem Labor. Fallnummer: MCME-422-13. Ich hatte eine Sonaruntersuchung der kleinen Bucht beantragt, in der die Knochen angespült worden waren. War jetzt vielleicht gar nicht mehr nötig. Weniger Papierkram. Ein schwacher Trost.

Anne gratulierte mir nicht für mein Engagement im Dienst an der Öffentlichkeit.

»Derselbe Kerl, der die Knochen gefunden hat, glaubt, er hätte noch mehr entdeckt.«

»Und du musst jetzt den Rest von Mr. Tibia Fibula einsammeln.«

»Vielleicht habe ich ja danach noch Zeit, mich mit dir zu treffen.«

»Aber wasch dir ja vorher die Hände.« Anne legte auf.

Der Mule machte einen Satz nach links und schoss durch eine unsichtbare Öffnung in den Bäumen nach unten. Mich hätte es beinahe mit dem Kopf voran durch die offene Seite nach draußen geschleudert. Der Kerl am Steuer schrie über die Schulter.

»Alles okay?« Leichter Akzent.

»Bestens«, brachte ich gerade noch heraus.

Mein Fahrer war ein Kunst-Cowboy namens Emmett Kahn. Die Bezeichnung stammte von ihm, nicht von mir. Vor einer Stunde hatte er mich mit einem herzlichen Lächeln und einem knochenbrechenden Händedruck begrüßt.

Ich schätzte Kahn auf etwas über sechzig. Zottelige schwarze Haare, olivfarbene Haut, dunkle Augen mit schweren Lidern, Koteletten, groß wie Hochrippensteaks. Als erfolgreichem Kunsthändler gehörten Kahn die einhundertzwanzig Hektar, durch die uns dieser wilde Ritt führte.

»Ich nenne das Anwesen hier Carolitaly, weil es die Form eines Stiefels hat. Wir sind unterwegs zum Zeh. Wissen Sie viel über den Mountain Island Lake?«

Ich schüttelte mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf.

»Der See wurde 1929 als Reservoir für die Wasser- und Dampfkraftwerke aufgestaut. Er wird vom Catawba River gespeist und ist der kleinste der drei künstlichen Seen in Mecklenburg County.«

»Groß.« Mehr als Höhlenmenschengebrabbel brachte ich nicht heraus. Land ausgedehnt. Fahrt holperig. Tempe durchgeschüttelt.

»Deshalb habe ich einen Verwalter. Skip kümmert sich um die Sicherheit.« Kahn deutete mit dem Kopf zu dem Betonklotz von einem Mann auf dem Beifahrersitz. Er war kantig in jeder Hinsicht. Kantige Schultern, kantiger Rücken, ein Bürstenschnitt, der auch seinen Kopf kantig machte. Eine Fliegersonnenbrille verdeckte Skips Augen, aber ich war mir sicher, dass er finster dreinblickte.

»Skip ist Polizist in Gaston County. Es hilft, wenn man lokal vernetzt ist, wissen Sie?«

Der Mule richtete sich wieder aus und gestattete einen klaren Blick auf den östlichen Horizont. Tief, dunkel und regenschwer hingen dort die Wolken.

Der ebenere Untergrund gestattete mir zu schreien: »Ich dachte, wir sind in Mecklenburg?«

»Die County-Grenze verläuft durch die Mitte des Sees. Mein Besitz liegt auf beiden Seiten. Mein Mann Skip wusste, dass Mecklenburg eine Knochenlady hat und schlug mir vor, bei euch anzurufen.«

Schlau, Skip. Die Polizei von Mecklenburg hatte es beim MCME abgeladen. Und mein Chef hatte es mir aufgeladen.

»Um genau zu sein, ich arbeite für den Medical Examiner.«

»Sind Sie Coroner?«

»Forensische Anthropologin. Ich untersuche die Leichen, die für eine normale Autopsie zu schlecht erhalten sind.«

»Wasserleichen zum Beispiel.« Kahns Verwendung des Begriffs deutete auf zu viel Fernsehen hin.

»Ja.« Und die Skelettierten, die Mumifizierten, die Verwesten, die Zerstückelten, die Verbrannten und Verstümmelten.

»Ich hab das im Fernsehen gesehen. Sie finden raus, wie alt das Opfer ist? Ob Mann oder Frau, schwarz oder weiß? Wie es gestorben ist, oder?«

»Ja.«

»Können Sie das mit nur vier Knochen auch?«

»Bei Fragmenten wird´s schwierig«, rief ich. »Gut, dass Sie mehr gefunden haben.«

Irgendetwas spritzte von einem Hinterreifen weg und prallte an einem Felsbrocken ab.

»Sind wir bald da?«

Kahn ignorierte meine Frage oder er hatte sie nicht gehört.

»Also je mehr Knochen, um so einfacher ist es, den Mörder zu fangen.«

»Wenn es Mord ist.«

Ich hatte meine Zweifel. Mr. Tibia Fibulas Knochenrinden waren glatt und ausgebleicht. Zu glatt und ausgebleicht. Ich nahm an, dass sie schon Jahrzehnte herumlagen. Ich würde auf ein ausgewaschenes Grab tippen. North Carolina hatte ziemlich laxe Gesetzte in Bezug auf private Bestattungen. In den Appalachians war es nicht unüblich, dass Opa neben Bello im Hinterhof landete.

»Wurden alle Knochen an derselben Stelle gefunden?«

»Die ersten vier wurden am Arch Beach angespült. Sollen wir einen Abstecher dorthin machen?

»Ein anderes Mal.« Aus den Wolken dröhnte unheimliches Grollen. »Und der Fund von heute?«

»Am Zeh, gegenüber der Mecklenburger Seite.«

»Dem gegenüberliegenden Ufer der Halbinsel«, konkretisierte ich.

»Als der Fluss letzte Woche Hochwasser hatte, stieg der See um fünf Meter. Die ganze Landspitze war unter Wasser, die Tasche hätte also von beiden Seiten kommen können. Skip überprüfte eben die Schäden, als er sie in einem Baum verfangen sah. Einmal schnuppern, und er rief an.«

Tasche? Schnuppern? Ich bekam so eine Vorahnung.

»Ich dachte, Sie hätten Knochen gefunden.«

Kahn strahlte mich über die Schulter an. »Sie haben darauf bestanden, dass wir anrufen, falls wir noch irgendwas finden, und deshalb haben wir es getan. Wir haben nichts angerührt, damit der Fundort nicht kontaminiert wird.« Eindeutig zu viel Fernsehkrimis.

Verärgerung stritt mit Unbehagen. War das eine völlig sinnlose Suche? Eine kolossale Verschwendung meines Samstags?

Kahn riss am Lenkrad, der Mule machte einen Satz um neunzig Grad, holperte einen Abhang hinunter und kam kurz vor dem Wasser zum Stehen. Als der Motor verstummte, war die Stille ohrenbetäubend. »Wir sind da.«

Ich sprang heraus und schaute mich um.

Wir standen auf einer schmalen Landzunge, die offensichtlich erst kürzlich überflutet worden war. Wellige Erde. Verstreut liegende Kiesel und Muschelschalen. Schlammverkrustete Vegetation.

Ich schaute Skip fragend an. Er deutete zum See.

Äste verfingen sich in meinen Haaren, als ich mir einen Weg zum Wasser bahnte. Kahn und Mr. Gesprächig warteten ein Stück weiter oben.

Auf dem schlammigen Ufer lag ein toter Fisch, die Eingeweide quollen ihm wie Pilze aus dem Bauch. Überraschend wenige Fliegen nutzten das günstige Angebot. Fraßen sie woanders? Hatte der heraufziehende Sturm sie vertrieben?

Ich schaute am Stamm einer Kiefer entlang, die halb am Ufer, halb im Wasser lag. Entdeckte etwa drei Meter im Wasser eine übergroße blaue Leinentasche, auf der es von Fliegen wimmelte.

Ich drehte mich um und fragte meinen redseligen Begleiter: »Sie haben die Tasche nicht angerührt?«

»Nee.« Skip konnte doch sprechen. »Der Gestank reichte mir.«

»Wann haben Sie sie gefunden?«

»Zwei, drei Stunden.«

Ich zog Handschuhe an, denn inzwischen feuerten meine Neuronen staccato. Gestank? Fliegen auf alten...


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Kathy Reichs, geboren in Chicago, lebt in Charlotte und Montreal. Sie ist Professorin für Soziologie und Anthropologie, eine von nur knapp hundert vom American Board of Forensics Anthropology zertifizierte forensischen Anthropolog*innen und unter anderem für gerichtsmedizinische Institute in Quebec und North Carolina tätig. Ihre Romane erreichen regelmäßig Spitzenplätze auf internationalen und deutschen Bestsellerlisten und wurden in dreißig Sprachen übersetzt. Für den ersten Band ihrer Tempe-Brennan-Reihe wurde sie 1998 mit dem Arthur Ellis Award ausgezeichnet. Die darauf basierende Serie »BONES - Die Knochenjägerin« wurde von Reichs mitkreiert und -produziert.