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Der dunkle Weg

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.04.2015
Eine Reise nach Irland, die alles verändert
Hamburg 1912: Gegen den Willen ihrer Eltern begibt sich die Kaufmannstochter Ida auf eine gewagte Reise, fort von ihren Pflichten, auf nach Irland. Dublin empfängt sie weltoffen, kreativ und gegensätzlich - genau die Abwechslung, die Ida gesucht hat. Schnell findet die junge Künstlerin Arbeit, schließt Freundschaften und lernt den Arzt Cian kennen - und lieben. Voller Zuversicht hofft Ida auf eine Zukunft mit ihm und ein neues Leben in Irland. Doch Europa stehen blutige Zeiten bevor, und bald muss Ida um ihre Träume kämpfen.


Susanne Goga wurde 1967 in Mönchengladbach geboren und lebt dort bis heute. Die renommierte Literaturübersetzerin und Autorin reist gern - mit Vorliebe auch in die Vergangenheit. Das spiegelt sich in ihren überaus erfolgreichen historischen Romanen wider. Für die Kriminalreihe um Leo Wechsler taucht sie ein ins Berlin der 1920er-Jahre, für den Diana Verlag begibt sie sich immer wieder ins geschichtsträchtige 19. Jahrhundert. Die Künstlerinnen in Glasgow, die dort in jener Zeit ein kreatives Forum gründeten und in ganz Europa berühmt wurden, waren Inspiration für ihren neuesten Roman.
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Produkt

KlappentextEine Reise nach Irland, die alles verändert
Hamburg 1912: Gegen den Willen ihrer Eltern begibt sich die Kaufmannstochter Ida auf eine gewagte Reise, fort von ihren Pflichten, auf nach Irland. Dublin empfängt sie weltoffen, kreativ und gegensätzlich - genau die Abwechslung, die Ida gesucht hat. Schnell findet die junge Künstlerin Arbeit, schließt Freundschaften und lernt den Arzt Cian kennen - und lieben. Voller Zuversicht hofft Ida auf eine Zukunft mit ihm und ein neues Leben in Irland. Doch Europa stehen blutige Zeiten bevor, und bald muss Ida um ihre Träume kämpfen.


Susanne Goga wurde 1967 in Mönchengladbach geboren und lebt dort bis heute. Die renommierte Literaturübersetzerin und Autorin reist gern - mit Vorliebe auch in die Vergangenheit. Das spiegelt sich in ihren überaus erfolgreichen historischen Romanen wider. Für die Kriminalreihe um Leo Wechsler taucht sie ein ins Berlin der 1920er-Jahre, für den Diana Verlag begibt sie sich immer wieder ins geschichtsträchtige 19. Jahrhundert. Die Künstlerinnen in Glasgow, die dort in jener Zeit ein kreatives Forum gründeten und in ganz Europa berühmt wurden, waren Inspiration für ihren neuesten Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641161484
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum14.04.2015
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5716 Kbytes
Illustrationen6 schwarz-weiße Abbildungen
Artikel-Nr.1679847
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Februar 1912

Die Koffer standen im Flur. Ida Martens zog den Wintermantel an und griff gerade nach ihrer Mütze, als sie hörte, wie sich die Tür des Salons hinter ihr öffnete.

»Willst du es dir nicht noch einmal überlegen?«, fragte ihre Mutter vorwurfsvoll und klagend zugleich.

Ida drehte sich resigniert um. Sie hatte die Frage oft gehört, zu oft. »Es ist doch kein Abschied für immer. Ich besuche nur eine Freundin in Irland, die ich seit drei Jahren nicht gesehen habe.«

Ein harter Zug erschien auf Luise Martens´ Gesicht. »Nach deiner letzten Reise bekam ich eine andere Tochter zurück. Seit London bist du nicht mehr die, die du warst.«

Vielleicht war ich das nie, dachte Ida. Vielleicht hast du mich nie wirklich gesehen. »Mutter, fang bitte nicht wieder davon an. Mit dem Studium an der Slade School habt ihr mir meinen größten Wunsch erfüllt, dafür werde ich euch immer dankbar sein. Aber ich muss für eine Weile weg aus Hamburg. Es ist an der Zeit, etwas Neues zu sehen.« Sie zögerte. »Es wäre schön, wenn ihr euch mit mir freuen könntet.«

»Das kannst du nicht verlangen, Ida. Eine so weite Reise für eine junge Frau ohne Begleitung, zu Leuten, die du kaum kennst. Überdies bist du in einem Alter, wo andere Dinge -«

Ida hob die Hand, um ihre Mutter zum Schweigen zu bringen. »Lass uns nicht im Streit auseinandergehen.« Sie nahm ihre Handschuhe vom Garderobentisch. »Grüße Vater und Christian von mir. Ich werde euch schreiben.«

Luise Martens machte keine Anstalten, auf sie zuzugehen, geschweige denn, ihre Tochter zu umarmen.

In diesem Augenblick rollten draußen Räder übers Pflaster und hielten vor dem Haus. Ida nickte noch einmal, wandte sich ab und öffnete die Tür.

Ida hatte den Hafen immer geliebt und früher oft ihren Großvater hierher begleitet. Er hatte ihr die großen Schiffe gezeigt und erklärt, woher sie kamen. Oft waren es geheimnisvoll klingende Namen wie Rio de Janeiro, Madagaskar oder Surabaya gewesen, die Idas Fantasie stärker anregten als jedes Märchen.

Als sie an der Reling stand, musste Ida an ihren Aufbruch vor drei Jahren denken. Wie nervös und jung sie gewesen war, voller Erwartung - die erste Reise allein und dann gleich nach London! Nun sah sie ohne Bedauern, wie die vertrauten Stadtviertel an ihr vorbeizogen, Altona, Othmarschen, Flottbek. Sie blickte hinüber zur Elbchaussee, die sie bis nach Blankenese begleitete, wo ihr Großvater gewohnt hatte. Danach wurden die Häuser weniger, der Fluss immer breiter, bis er sich in der weiten Nordsee auflöste.

Ida fühlte sich stark und erwartungsvoll, als sie in den Zug stieg und zusah, wie der Bahnsteig hinter ihr kleiner wurde und die hohen Gebäude der Londoner Innenstadt den endlosen braunen und roten Reihenhäusern der Vororte wichen. Zum Glück hatte sie das Abteil für sich allein und war nicht gezwungen, Konversation zu machen.

Sie lehnte sich in die Polster zurück und dachte an ihren ersten Besuch in London, als sie verspätet in den Zeichensaal der Slade School of Fine Art, einer angesehenen Kunstakademie, gekommen und neben einer selbstbewussten jungen Frau gelandet war. Rote Haare, energisches Kinn, große Augen - ihre erste Begegnung mit Grace Gifford. Ida dachte an die Picknicks auf dem Russell Square und die Abende am Kamin, wenn die Wohnung in Bloomsbury zum Bersten voll gewesen war und alle wild durcheinanderredeten. An Professor Tonks, von dem sie so viel gelernt hatte.

Nach einer Weile tauchte sie aus den Erinnerungen auf und schaute aus dem Fenster, sah die Landschaften wie ein Bilderbuch an sich vorbeiziehen, bemerkte im Vorbeifahren Burgen und hübsche Dörfer, bei denen sich ein Innehalten und Betrachten gelohnt hätte. Nachdem sie die Grenze zu Wales überquert hatten, wurde das Land einsamer und rauer, die Wälder wurden dichter, und die Menschen, die zustiegen, sprachen in einem fremdartigen, singenden Tonfall.

Ida spürte, wie ihre Erregung mit jedem Kilometer wuchs. Was erwartete sie in Irland? Grace hatte in ihren Briefen nicht nur von den Lebensverhältnissen auf der großen Insel, sondern auch so viel von ihrer Familie erzählt, dass Ida beinahe meinte, die Menschen zu kennen. Die strenge Mutter und die begabten Schwestern, von denen Grace ihr gelungene Karikaturen geschickt hatte. Das geliebte Kindermädchen.

Habe ich Dir schon von unserem Kindermädchen Bridget erzählt? Wir haben viel von ihr gelernt - verbotene Rebellenlieder, kleine gälische Redewendungen, Sagen und Legenden. Sie hat uns auch vom großen Hunger erzählt, dem vor sechzig Jahren so viele Menschen zum Opfer gefallen sind. Ich habe fünf Schwestern, und Bridget hat uns alle zu Rebellinnen gemacht.

Wenn der Zug anhielt, versuchte Ida, die Umgebung zu zeichnen, doch die Aufenthalte reichten meist nur für eine flüchtige Skizze. Außerdem war das Zeichnen von Landschaften nicht das, woran ihr Herz hing - eine nützliche Übung, mehr nicht.

Ida zeichnete unauffällig auch einige Mitreisende - einen kräftigen Herrn mit karierter Mütze und buschigem Schnurrbart, der sich in ein Buch über die Vogelwelt Großbritanniens vertieft hatte. Eine ältere, gut gekleidete Frau mit ihren Enkelkindern, die einen eleganten Hut trug und streng und ungeduldig wirkte, was Ida für die Kinder leidtat, was aber ein gutes Motiv abgab. Im Geiste hörte sie dabei die Stimme von Professor Tonks: Unter der Farbe liegt die Präzision. Ohne sie gibt es keine Menschlichkeit.

Sie erinnerte sich an das letzte Porträt, das sie gemalt und das zu einem heftigen Streit mit ihren Eltern geführt hatte.

Ida hatte die Frau bei einem Spaziergang durch St. Pauli entdeckt. Sie saß vor einer Kneipe, ihr Gesicht hatte Ida sofort fasziniert. Sie war Mitte vierzig und sicher einmal wunderschön gewesen - bis jemand ihr die rechte Gesichtshälfte mit einem Messer zerstörte. Die Narben waren stumme Zeugen einer längst vergangenen Tat. Ida hatte die Frau gefragt, ob sie sie malen dürfe. Den Blick würde sie nie vergessen - erst Argwohn, dann ungläubiges Staunen, als sie erkannte, dass es Ida ernst war.

Ihre Eltern waren entsetzt gewesen, als die Frau, die sich die grüne Lotte nannte, zu ihnen nach Hause kam. Doch wo sonst hätte Ida sie malen sollen? Das Licht war nirgendwo besser als im Atelier, das sie sich unter dem Dach eingerichtet hatte.

Zuerst hatte die Frau befangen gewirkt und die Haare über die entstellte Hälfte ihres Gesichts gezogen, doch nachdem Ida ihr versichert hatte, dass sie weder Abscheu noch Furcht empfände, wurde sie vertrauensvoller und gehorchte Idas Anweisungen, bis sie die richtige Position gefunden hatten.

Sie hatte das Bild an einen Anwalt aus Berlin verkauft, vorher jedoch einige Fotografien davon anfertigen lassen. Eine hatte sie Grace nach Dublin geschickt.

Ich habe meinen Schwestern das Bild gezeigt, und alle waren beeindruckt. Sidney hat es mit zu ihrer Zeitung genommen, worauf man sie gefragt hat, ob sie es abdrucken dürfen. Wärst Du damit einverstanden? Stell Dir vor, Dein Name in einer Dubliner Zeitung!

Ida erwachte aus ihren Gedanken. Die Küste rückte näher, sie meinte, die Nähe des Meeres zu spüren - sicher eine Einbildung, denn noch waren sie von hohen, teils in Schnee gehüllten Bergen umgeben. Und doch kam ihr das Gebirge vor wie eine letzte Schwelle, hinter der sie etwas völlig Neues erwartete. Und sie wurde nicht enttäuscht.

Es war ein klarer Tag, und der Blick, der sich bot, als sie kurz darauf den Kopf wagemutig aus dem Zugfenster streckte, nahm ihr den Atem. Sie blickte auf eine Insel, weit, flach und grün, die nah am Festland lag und zu der sich zwei Brücken hinüberspannten: zum einen eine kühne Hängebrücke zwischen zwei gewaltigen Pfeilern, die zu beiden Seiten der Meerenge aufragten. Ein Stück weiter eine Eisenbahnbrücke, auf die sie sich nun zubewegten. Die Schienen führten durch zwei eiserne Röhren. Staunend zog Ida den Kopf ein und schloss das Fenster, blieb aber stehen, um nichts zu verpassen. Es war ein sonderbares Gefühl, in die Dunkelheit einzutauchen und zu wissen, dass tief unter einem Schiffe entlangfuhren. Doch dann verließen sie die Röhre, und beiderseits des Zuges breitete sich die weite, grüne Landschaft aus.

Ida atmete tief durch und setzte sich wieder, während der Zug sich Holyhead an der äußersten westlichen Spitze von Wales näherte. Dort würde sie an Bord des Postdampfers gehen, der die Irische See überquerte und in Kingstown nahe Dublin anlegte.

Nicht lange danach tauchten die ersten Häuser von Holyhead auf. Der Zug fuhr bis zum Hafen durch. Auf dem Bahnsteig fand Ida einen Gepäckträger, der ihre Koffer auf einen Wagen lud.

»Zum Postdampfer, Miss?«, fragte der Mann, als er sich mit seiner Last in Bewegung setzte.

»Ja, bitte.«

Sie kamen an einem von Säulen getragenen Tor vorbei, das an eine Miniaturausgabe des Arc de Triomphe erinnerte. Dann stand Ida unvermittelt am Wasser, wo die Hafenmauer ohne Geländer steil zum Meer hin abfiel. Sie blickte auf die See, die an diesem dunklen Februartag bleigrau schimmerte.

»Kann man bei klarem Wetter bis nach Irland sehen?«, fragte sie unvermittelt.

Der...


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Susanne Goga wurde 1967 in Mönchengladbach geboren und lebt dort bis heute. Die renommierte Literaturübersetzerin und Autorin reist gern - mit Vorliebe auch in die Vergangenheit. Das spiegelt sich in ihren überaus erfolgreichen historischen Romanen wider. Für die Kriminalreihe um Leo Wechsler taucht sie ein ins Berlin der 1920er-Jahre, für den Diana Verlag begibt sie sich immer wieder ins geschichtsträchtige 19. Jahrhundert. Die Künstlerinnen in Glasgow, die dort in jener Zeit ein kreatives Forum gründeten und in ganz Europa berühmt wurden, waren Inspiration für ihren neuesten Roman.