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Trügerische Ruhe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am29.01.2015
Kaum hat die junge Ärztin Dr. Claire Elliot ihre Praxis in dem Provinznest Tranquility eröffnet, muß sie erleben, wie eine ganze Gruppe Jugendlicher in einen blutigen Wahn verfällt.
Selbst ihr Sohn Noah wird in diese Gewalttaten verwickelt. Mit dem Polizeichef Lincoln Kelly als einzige Unterstützung forscht sie nach und entdeckt einen grausigen, unheimlichen Parasiten. Ein tödlicher Wettlauf mit der Zeit beginnt...

So gekonnt wie Tess Gerritsen vereint niemand erzählerische Raffinesse mit medizinischer Detailgenauigkeit und psychologischer Glaubwürdigkeit der Figuren. Bevor sie mit dem Schreiben begann, war die Autorin selbst erfolgreiche Ärztin. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit dem Thriller »Die Chirurgin«, in dem Detective Jane Rizzoli erstmals ermittelt. Seither sind Tess Gerritsens Thriller um das Bostoner Ermittlerduo Rizzoli & Isles von den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Maine.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextKaum hat die junge Ärztin Dr. Claire Elliot ihre Praxis in dem Provinznest Tranquility eröffnet, muß sie erleben, wie eine ganze Gruppe Jugendlicher in einen blutigen Wahn verfällt.
Selbst ihr Sohn Noah wird in diese Gewalttaten verwickelt. Mit dem Polizeichef Lincoln Kelly als einzige Unterstützung forscht sie nach und entdeckt einen grausigen, unheimlichen Parasiten. Ein tödlicher Wettlauf mit der Zeit beginnt...

So gekonnt wie Tess Gerritsen vereint niemand erzählerische Raffinesse mit medizinischer Detailgenauigkeit und psychologischer Glaubwürdigkeit der Figuren. Bevor sie mit dem Schreiben begann, war die Autorin selbst erfolgreiche Ärztin. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit dem Thriller »Die Chirurgin«, in dem Detective Jane Rizzoli erstmals ermittelt. Seither sind Tess Gerritsens Thriller um das Bostoner Ermittlerduo Rizzoli & Isles von den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Maine.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641164119
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum29.01.2015
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2133 Kbytes
Artikel-Nr.1571714
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die Gegenwart

1

»Irgendwer wird sich da draußen noch verletzen«, sagte Dr. Claire Elliot, während sie aus ihrem Küchenfenster blickte. Der Morgennebel lag dicht wie Rauch über dem See, und die Bäume vor ihrem Fenster waren bald deutlich, bald nur unscharf zu erkennen. Wieder krachte ein Gewehrschuß, diesmal aus größerer Nähe. Seit dem ersten Tageslicht hatte sie das Gewehrfeuer gehört, und sie würde es wahrscheinlich den ganzen Tag bis zur Dämmerung hören, denn es war der erste November - der Beginn der Jagdsaison. Irgendwo in diesen Wäldern stapfte ein Mann mit einem Gewehr halbblind durch den Schnee, während schemenhafte Trugbilder von weißschwänzigen Hirschen um ihn herumtanzten.

»Ich finde, du solltest nicht draußen auf den Bus warten«, sagte Claire. »Ich fahre dich zur Schule.«

Noah, der vornübergebeugt am Frühstückstisch saß, sagte nichts. Er nahm noch einen Löffel voll Cheerios und verschlang sie schlürfend. Vierzehn Jahre alt, und immer noch aß ihr Sohn wie ein Zweijähriger; verkleckerte die Milch über den ganzen Tisch und übersäte den Boden mit Toastkrümeln. Er aß, ohne sie anzusehen, als ob er der Medusa ins Auge schauen würde, wenn er ihren Blick erwiderte. Und was würde es für einen Unterschied machen, wenn er mich ansähe, dachte sie mit bitterer Ironie. Mein lieber Sohn ist ja schon zu Stein geworden.

Sie sagte erneut: »Ich fahre dich zur Schule, Noah.«

»Ist schon gut. Ich nehme den Bus.« Er stand auf und schnappte sich seinen Rucksack und sein Skateboard.

»Diese Jäger da draußen können unmöglich sehen, auf was sie schießen. Zieh wenigstens die orangene Mütze an. Damit sie dich nicht für einen Hirsch halten.«

»Aber die sieht so bescheuert aus!«

»Du kannst sie ja im Bus abnehmen. Aber zieh sie jetzt an.« Sie nahm die gestrickte Mütze von der Garderobe und hielt sie ihm hin.

Er sah zuerst die Mütze an, dann schließlich auch sie. Er war in nur einem Jahr etliche Zentimeter in die Höhe geschossen, und sie waren nun gleich groß; ihre Blicke trafen sich direkt, keine Seite hatte einen Vorteil. Sie fragte sich, ob sich Noah ihrer neuen physischen Gleichberechtigung so deutlich bewußt war wie sie selbst. Früher hatte sie ihn im Arm halten können, und ein Kind hatte die Umarmung erwidert. Jetzt war das Kind verschwunden; seine Zartheit in neue, muskulöse Formen gegossen; sein Gesicht verschmälert zu ungewohnter Scharfkantigkeit.

»Bitte«, sagte sie, während sie ihm die Mütze immer noch hinhielt.

Schließlich stülpte er sich die Kopfbedeckung mit einem Stöhnen über seine dunklen Haare. Sie mußte ein Lächeln unterdrücken - er sah wirklich bescheuert aus.

Er war schon auf dem Weg zur Haustür, als sie ihm zurief: »Abschiedskuß?«

Mit dem Ausdruck der Verzweiflung wandte er sich noch einmal um und gab ihr einen äußerst flüchtigen Kuß auf die Wange; dann war er auch schon draußen.

Keine Umarmungen mehr, dachte sie betrübt, als sie am Fenster stand und ihn beobachtete, wie er in Richtung Straße trottete. Nur noch Gebrummel und Achselzucken und betretenes Schweigen.

Unter dem Ahorn am Ende der Zufahrt blieb er stehen, zog die Mütze ab und stand mit den Händen in den Hosentaschen da, die Schultern gegen die Kälte hochgezogen. Keine Jacke, nur ein dünnes graues Sweatshirt als Schutz gegen eine Morgentemperatur von drei Grad. Es war cool, zu frieren. Sie mußte dem Drang widerstehen, nach draußen zu laufen und ihn in einen Mantel zu packen.

Claire wartete, bis der Schulbus kam. Sie sah zu, wie er einstieg, ohne sich noch einmal umzudrehen, sah seine Silhouette, als er den Mittelgang entlangging und sich auf einen der freien Plätze setzte, neben ein Mädchen. Wer ist dieses Mädchen? fragte sie sich. Ich kenne nicht einmal mehr die Namen der Freunde meines Sohnes. Ich bin zu einem kleinen Winkel seines Universums zusammengeschrumpft. Sie wußte, daß all dies ein notwendiger Prozeß war - das Sichzurückziehen, der Kampf des Kindes um seine Unabhängigkeit -, aber sie war nicht darauf vorbereitet. Die Verwandlung hatte sich so plötzlich vollzogen, als ob ein lieber kleiner Junge eines Tages das Haus verlassen hätte und statt seiner ein Fremder zurückgekommen wäre. Du bist alles, was mir von Peter geblieben ist. Ich bin nicht bereit, auch noch dich zu verlieren.

Der Bus rumpelte davon.

Claire ging in die Küche zurück und setzte sich hin, um ihren lauwarmen Kaffee zu trinken. Das Haus wirkte leer und still: immer noch ein Trauerhaus. Sie seufzte und breitete die wöchentliche Tranquility Gazette vor sich aus. GESUNDES ROTWILDRUDEL VERSPRICHT REICHLICHE ERNTE, verkündete die Titelseite. Die Jagd war eröffnet. Dreißig Tage Zeit, um sich sein Wildbret zu sichern.

Draußen hallte wieder ein Gewehrschuß durch die Wälder.

Sie schlug die Seite mit dem Polizeiregister auf. Über die Halloween-Krawalle der letzten Nacht stand noch nichts darin, auch nicht über die sieben Teenager, die verhaftet worden waren, weil sie bei ihrem traditionellen Beutezug durch die Gemeinde zu weit gegangen waren. Doch da, versteckt zwischen den Berichten über entlaufene Hunde und gestohlenes Brennholz, war ihr Name, unter der Rubrik ÜBERTRETUN-GEN: »Claire Elliot, 40; Führen eines Kraftfahrzeugs mit abgelaufener Sicherheitsplakette.« Sie hatte den Subaru immer noch nicht zur Inspektion gebracht; heute würde sie statt dessen den Transporter nehmen müssen, um eine neuerliche Erwähnung zu vermeiden. Gereizt blätterte sie um und studierte gerade die Wettervorhersage - kalt und windig, Höchstwerte knapp über Null, Tiefsttemperaturen um minus fünf Grad -, als das Telefon klingelte.

Sie stand auf und nahm den Hörer ab. »Hallo?«

»Dr. Elliot? Hier spricht Rachel Sorkin, draußen an der Toddy Point Road. Ich habe hier so was wie einen Notfall. Elwyn hat sich gerade angeschossen.«

»Was?«

»Sie wissen schon, dieser Idiot Elwyn Clyde. Er hat bei der Hirschjagd mein Grundstück unbefugt betreten. Hat sie auch erlegt - eine wunderschöne Hirschkuh, mitten in meinem Vorgarten. Diese dummen Männer mit ihren dummen Gewehren.«

»Was ist mit Elwyn?«

»Ach, er ist gestolpert und hat sich in den Fuß geschossen. Geschieht ihm recht.«

»Er muß sofort ins Krankenhaus.«

»Tja, sehen Sie, das ist das Problem. Er will nicht ins Krankenhaus, und er will nicht, daß ich einen Krankenwagen rufe. Er möchte, daß ich ihn und das Tier nach Hause fahre. Nun, das werde ich nicht tun. Also, was soll ich mit ihm machen?«

»Wie schlimm blutet er?«

Sie hörte Rachel rufen: »He, Elwyn? Elwyn! Blutest du?«

Dann war Rachel wieder in der Leitung. »Er sagt, er ist okay. Er will bloß nach Hause gefahren werden. Aber ich fahre ihn nicht, und ich fahre ganz bestimmt nicht die Hirschkuh.«

Claire seufzte. »Ich denke, ich kann kommen und mir die Sache ansehen. Sie wohnen an der Toddy Point Road?«

»Etwa eine Meile hinter den Boulders. Mein Name steht auf dem Briefkasten.«

 


Der Nebel begann sich aufzulösen, als Claire mit ihrem Transporter in die Toddy Point Road einbog. Durch die Seidenkiefern hindurch konnte sie hier und da ein Stückchen des Locust Lake erblicken, während der Nebel wie Wasserdampf aufstieg. Schon brachen die ersten Sonnenstrahlen durch und malten goldene Tupfen auf die sich kräuselnde Wasserfläche. Auf der anderen Seite, durch die Nebelschwaden gerade noch zu erkennen, war das Nordufer des Sees mit seinen Sommerhäuschen, von denen die meisten schon für den Winter verriegelt und verrammelt waren, nachdem ihre reichen Besitzer nach Boston oder New York zurückgekehrt waren. Am Südufer, dort, wo Claire jetzt entlangfuhr, waren die bescheideneren Ferienhäuschen, einige davon kaum mehr als Zwei-Zimmer-Schuppen, versteckt zwischen den Bäumen.

Sie fuhr an den Boulders vorbei, einem granitenen Felsvorsprung, wo sich die Teenager im Sommer zum Schwimmen trafen, und sie fand den Briefkasten mit dem Namen »Sorkin«.

Ein holpriger Feldweg führte zum Haus. Es war eine merkwürdige, wunderliche Konstruktion mit planlos angebauten Zimmern und mit Ecken und Vorsprüngen an Stellen, wo man sie am wenigsten erwartet hätte. Über allem erhob sich ein verglastes Türmchen, wie die Spitze eines Kristalls, der das Dach durchbrach. Eine exzentrische Frau mußte wohl ein exzentrisches Haus haben, und Rachel Sorkin war eines von Tranquilitys Originalen, eine auffallende schwarzhaarige Frau, die einmal die Woche in die Stadt rauschte, angetan mit einem roten Cape mit Kapuze. Dieses Haus sah tatsächlich so aus, als könne eine Frau mit Cape dort residieren.

Vor der Verandatreppe, direkt neben einem gepflegten Kräutergärtchen, lag die tote Hirschkuh.

Claire stieg aus ihrem Transporter aus. Sofort schossen zwei Hunde zwischen den Bäumen hervor und versperrten ihr bellend und knurrend den Weg. Claire wurde klar, daß sie die Beute bewachten.

Rachel kam aus dem Haus heraus und schrie die Hunde an: »Macht, daß ihr fortkommt, ihr verdammten Viecher! Ab nach Hause mit euch!« Sie schnappte sich einen Besen von der Veranda und stürmte mit fliegenden schwarzen Haaren die Stufen herunter, den Besen wie eine Lanze im Anschlag.

Die Hunde wichen zurück.

»Ha! Feiglinge!« sagte Rachel, während sie mit dem Besen nach ihnen stieß. Sie zogen sich in den Wald zurück.

»He, lassen Sie meine Hunde in Frieden!« rief Elwyn Clyde, der humpelnd auf der Veranda erschienen war. Elwyn war ein Musterbeispiel einer evolutionären Sackgasse: ein fünfzigjähriger Klumpen Fleisch, in...


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So gekonnt wie Tess Gerritsen vereint niemand erzählerische Raffinesse mit medizinischer Detailgenauigkeit und psychologischer Glaubwürdigkeit der Figuren. Bevor sie mit dem Schreiben begann, war die Autorin selbst erfolgreiche Ärztin. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit dem Thriller »Die Chirurgin«, in dem Detective Jane Rizzoli erstmals ermittelt. Seither sind Tess Gerritsens Thriller um das Bostoner Ermittlerduo Rizzoli & Isles von den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Maine.