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Roter Engel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am29.01.2015
Während die junge Ärztin Toby Harper Nachtschicht hat, taucht in der Notaufnahme ein alter Mann auf. Er redet wirr, reagiert kaum auf ihre Behandlung - und ist so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht ist. Als im Krankenhaus ein Patient mit den gleichen Symptomen stirbt, vermutet der Pathologe Daniel Dvorak eine hochansteckende Krankheit. Die Spur der beiden Patienten führt zur Seniorenresidenz Brant Hill. Und dort stoßen Toby und Daniel auf Unvorstellbares ...

So gekonnt wie Tess Gerritsen vereint niemand erzählerische Raffinesse mit medizinischer Detailgenauigkeit und psychologischer Glaubwürdigkeit der Figuren. Bevor sie mit dem Schreiben begann, war die Autorin selbst erfolgreiche Ärztin. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit dem Thriller »Die Chirurgin«, in dem Detective Jane Rizzoli erstmals ermittelt. Seither sind Tess Gerritsens Thriller von den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Maine.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR6,66
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextWährend die junge Ärztin Toby Harper Nachtschicht hat, taucht in der Notaufnahme ein alter Mann auf. Er redet wirr, reagiert kaum auf ihre Behandlung - und ist so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht ist. Als im Krankenhaus ein Patient mit den gleichen Symptomen stirbt, vermutet der Pathologe Daniel Dvorak eine hochansteckende Krankheit. Die Spur der beiden Patienten führt zur Seniorenresidenz Brant Hill. Und dort stoßen Toby und Daniel auf Unvorstellbares ...

So gekonnt wie Tess Gerritsen vereint niemand erzählerische Raffinesse mit medizinischer Detailgenauigkeit und psychologischer Glaubwürdigkeit der Figuren. Bevor sie mit dem Schreiben begann, war die Autorin selbst erfolgreiche Ärztin. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit dem Thriller »Die Chirurgin«, in dem Detective Jane Rizzoli erstmals ermittelt. Seither sind Tess Gerritsens Thriller von den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Maine.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641164140
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum29.01.2015
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1681 Kbytes
Artikel-Nr.1571683
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Draußen war es glühend heiß. Doch der Fahrer hatte die Klimaanlage voll aufgedreht, und Molly Picker saß fröstelnd auf dem Rücksitz des Wagens. Die kalte Luft blies in Kniehöhe aus den Lüftungsschlitzen und fuhr ihr messerscharf unter den Minirock. Sie beugte sich vor und klopfte gegen das Plexiglas der Trennscheibe.

»Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie. »Hey, Mister. Könnten Sie wohl die Klimaanlage herunterdrehen? Mister?« Sie klopfte noch einmal.

Der Fahrer schien sie nicht zu hören. Vielleicht ignorierte er sie auch. Außer seinem blonden Hinterkopf sah sie nichts von ihm.

Bibbernd schlang sie die nackten Arme um die Brust und rutschte zur Seite, weg vom Luftstrom. Am Fenster glitten die Straßen von Boston vorbei. Sie nahm die Gegend gar nicht richtig wahr, aber sie wußte, daß sie in südlicher Richtung fuhren. Das hatte jedenfalls auf dem letzten Straßenschild gestanden: Washington Street, South. Jetzt fiel ihr Blick auf Häuser wie Kästen und vergitterte Fenster. Davor saßen Männer mit verschwitzten Gesichtern auf den Veranden. Noch nicht einmal Juni, und die Temperaturen gingen schon auf die dreißig Grad zu. Molly mußte sich nur die Leute auf der Straße ansehen, dann wußte sie schon, wie heiß es war. Ihre herunterhängenden Schultern, ihre zeitlupenhaften Bewegungen auf den Gehsteigen. Molly sah sich gerne Leute an. Meistens die Frauen, denn die fand sie viel interessanter. Sie musterte ihre Kleider und fragte sich, warum einige in der Sommerhitze Schwarz trugen, warum die Fetten unter ihnen mit ihren dicken Hinterteilen ausgerechnet bunte Stretchhosen anhatten und warum heutzutage niemand einen Hut trug. Sie beobachtete, wie die Hübschen sich bewegten, wie ihre Hüften dabei leicht schwangen und ihre Füße perfekt auf hohen Hacken balancierten. Über was für Geheimnisse verfügten hübsche Frauen, die ihr selbst nicht vertraut waren? Was hatten ihre Mamas ihnen beigebracht, was Molly nicht gelernt hatte? Sie sah sich lange und genau ihre Gesichter an und hoffte auf tiefere Einblicke, was es denn eigentlich war, das eine Frau schön erscheinen ließ und die andere nicht. Was für eine besondere Ausstrahlung sie hatten, die sie, Molly Picker, nicht besaß.

Der Wagen hielt an einer roten Ampel. Vorn an der Ecke stand eine Frau auf hohen Plateausohlen, die Hüfte weit vorgeschoben. Eine Nutte, genau wie Molly, aber älter -vielleicht achtzehn, mit glänzend schwarzem Haar, das ihr dicht auf die bronzefarbenen Schultern fiel. Schwarze Haare hätte sie auch gerne, dachte Molly sehnsüchtig. Das machte etwas her. Es war keine Sowohl-als-auch-Farbe wie bei Mollys schlaffen Strähnen, die weder blond noch braun waren und nach überhaupt nichts aussahen. Die Fenster ihres Wagens waren dunkel getönt, und das schwarzhaarige Mädchen konnte nicht sehen, wie Molly sie anstarrte. Doch sie schien es zu spüren, denn langsam drehte sie sich auf ihren Absätzen um und schaute zu ihr.

So hübsch war sie gar nicht.

Molly lehnte sich zurück und war komischerweise enttäuscht.

Der Wagen bog nach links ab und fuhr in südöstlicher Richtung weiter. Sie waren inzwischen weit weg von Mollys Heimatbezirk und auf dem Weg in eine ihr zugleich unbekannte und furchteinflößende Gegend. Die Hitze hatte die Leute aus ihren Wohnungen vor die Tür getrieben. Sie saßen jetzt in ihren schattigen Eingängen und fächelten sich Kühle zu. Ihre Blicke folgten dem vorbeifahrenden Wagen. Sie wußten, daß er nicht in ihre Gegend gehörte. So, wie Molly wußte, daß sie nicht hierhergehörte. Wohin schickte Romy sie denn nur?

Er hatte ihr keine Adresse genannt. Normalerweise bekam sie eine hingekritzelte Hausnummer in die Hand, und sie mußte dann selbst zusehen, wie sie ein Taxi organisierte. Doch diesmal hatte ein Wagen vor der Tür auf sie gewartet. Und auch noch ein sauberer. Ohne die einschlägigen Flecken auf dem Rücksitz und ohne zusammengeknüllte, stinkende Papiertaschentücher im Aschenbecher. Alles sauber und ordentlich. In so einem sauberen Wagen hatte sie noch nie gesessen.

Der Fahrer bog nach links in eine schmale Straße. Hier saß niemand draußen auf dem Gehsteig, aber sie wußte, man beobachtete sie. Sie konnte es spüren. Sie wühlte in ihrer Handtasche, fischte eine Zigarette heraus und zündete sie an. Sie hatte gerade zwei Züge gemacht, da meldete sich plötzlich eine geisterhafte Stimme und sagte: »Machen Sie sie bitte aus.«

Molly sah sich überrascht um. »Wie bitte?«

»Ich habe gesagt, machen Sie sie aus. Das Rauchen im Wagen ist verboten.«

Sie wurde rot und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. Dann entdeckte sie den kleinen Lautsprecher in der Trennscheibe.

»Hallo? Können Sie mich hören?« fragte sie.

Keine Antwort.

»Falls ja, könnten Sie dann wohl die Klimaanlage abschalten? Ich friere hier hinten. Hallo, Mister? Fahrer?«

Der kalte Luftstrom brach ab.

»Vielen Dank«, sagte sie. Und mit unterdrückter Stimme: »Arschloch.«

Dann fand sie den Schalter für die Fensterscheibe und ließ das Fenster einen Spalt herunterfahren. Der Geruch des Sommers in der Stadt wehte herein, heiß und schweflig. Die Hitze machte ihr nichts aus. Das war wie zu Hause. Wie in all den feuchten und schweißtreibenden Sommern ihrer Kindheit in Beaufort. Verdammt, sie brauchte jetzt eine Zigarette. Aber sie hatte keine Lust, über die kleine scheppernde Anlage mit ihm zu streiten.

Der Wagen fuhr langsamer, hielt an. Aus dem Lautsprecher kam die Stimme: »Wir sind da. Sie können jetzt aussteigen.«

»Was? Hier?«

»Das Haus da vorne rechts.«

Molly äugte hinaus. Ein dreistöckiges Haus aus braunem Sandstein. Die Fenster im Erdgeschoß waren mit Brettern vernagelt. Auf dem Gehsteig verstreut lagen Glasscherben. »Sie machen wohl Scherze«, sagte sie.

»Die Eingangstür ist offen. Gehen Sie hoch in den zweiten Stock. Dann ist es die letzte Tür rechts. Sie brauchen nicht zu klopfen. Gehen Sie einfach hinein.«

»Von so was wie dem hier hat Romy nicht gesprochen.«

»Romy sagt, Sie machen mit.«

»Ja, also...«

»Das gehört nur zum Vorspiel, Molly.«

»Was für´n Vorspiel?«

»Denen des Kunden. Sie wissen ja, wie das ist.«

Molly seufzte tief und starrte noch einmal zu dem Haus hinüber. Die Kunden und ihre Phantasien. Und was hatte dieser Kerl für einen beschissenen Wunschtraum? Es zwischen Kakteen und Kakerlaken mit ihr zu treiben? Ein bißchen Gefahr, ein bißchen im Dreck wühlen, damit es etwas aufregender wurde? Warum paßten die Phantasien ihrer Kunden nie zu ihren eigenen? Ein sauberes Hotelzimmer, ein kleiner Whirlpool. Richard Gere und Pretty Woman beim Sektschlürfen.

»Er wartet.«

»Ja, ich geh´ schon, ich geh´ schon.« Molly schob die Tür auf und stellte die Füße auf den Bordstein. »Und Sie warten auf mich, ja?«

»Genau hier.«

Sie sah zum Haus und atmete tief durch. Dann stieg sie die Stufen hoch und ging hinein.

Drinnen sah es so schlimm aus, wie sie von außen geahnt hatte. Schmierereien an den Wänden, überall Zeitungsfetzen auf dem Boden. Rostende Sprungfedern. Eine einzige Müllhalde.

Sie stieg die Treppen hinauf. Es war unheimlich still im ganzen Haus, und das Klappern ihrer Schuhe hallte im Treppenhaus wider. Als sie im ersten Stock war, waren ihre Handflächen feucht. So etwas machte alles andere als einen guten Eindruck. Überhaupt keinen guten.

Sie blieb am Treppenabsatz stehen und sah hinauf zum nächsten Stockwerk. In was, zum Teufel, hast du mich da hineingebracht, Romy? Was ist das überhaupt für ein Kunde?

Sie wischte die feuchten Hände an der Bluse ab, holte noch einmal tief Luft und nahm die nächsten Stufen. Im dritten Stock blieb sie am Ende des Flurs vor der letzten Tür rechts stehen. Aus dem Zimmer drang ein Summen - eine Klimaanlage? Sie öffnete die Tür.

Ein Schwall kühler Luft schlug ihr entgegen. Sie ging hinein und stellte angenehm überrascht fest, daß sie in einem Zimmer mit seinerzeit einmal ganz weiß gestrichenen Wänden stand. Mitten im Raum stand so etwas wie ein Untersuchungstisch, wie sie ihn aus der Arztpraxis kannte. Er war mit braunem Vinyl bezogen. Von der Decke hing eine Lampe von gewaltigen Ausmaßen. Weitere Möbel gab es nicht, nicht einmal einen Stuhl.

»Hallo, Molly.«

Sie wirbelte herum und suchte den Mann, der gerade ihren Namen genannt hatte. Doch niemand sonst war im Zimmer. »Wo sind Sie?« wollte sie wissen.

»Keine Angst. Ich bin nur ein bißchen scheu. Ich möchte dich erst einmal ansehen.«

Mollys Blick fiel auf einen Spiegel an der weiter von ihr entfernten Wand. »Sie sind dahinter, nicht? Ist das so eine verspiegelte Scheibe?«

»Sehr gut erkannt.«

»Was soll ich tun?«

»Mit mir reden.«

»Das ist alles?«

»Es kommt dann noch mehr.«

Klar. Immer kam noch mehr. Sie ging fast beiläufig zum Spiegel. Er hatte gesagt, er sei scheu. Das gab ihr ein besseres Gefühl. Damit behielt sie die Sache in der Hand. Sie stand da, eine Hand in der Hüfte. »Okay. Wenn Sie sich mit mir unterhalten wollen, Mister, es ist Ihr Geld.«

»Wie alt bist du, Molly?«

»Sechzehn.«

»Kommt deine Periode regelmäßig?«

»Was?«

»Deine Menstruation.«

Sie mußte lachen. »Nicht zu fassen.«

»Antworte auf meine Frage.«

»Ja, eher regelmäßig.«

»Und deine letzte Periode hattest du vor zwei Wochen?«

»Woher wissen Sie denn das?« trumpfte sie auf. Doch dann schüttelte sie den Kopf und murmelte: »Ach. Von Romy.« Romy wußte natürlich Bescheid. Er wußte es immer, wenn...

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So gekonnt wie Tess Gerritsen vereint niemand erzählerische Raffinesse mit medizinischer Detailgenauigkeit und psychologischer Glaubwürdigkeit der Figuren. Bevor sie mit dem Schreiben begann, war die Autorin selbst erfolgreiche Ärztin. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit dem Thriller »Die Chirurgin«, in dem Detective Jane Rizzoli erstmals ermittelt. Seither sind Tess Gerritsens Thriller von den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Maine.
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Klaus Kamberger
Übersetzung