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Die Toten ruhen nicht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am12.07.2021
Ein heimliches Versteck aus Kindheitstagen, ein grauenerregender Fund und ein mörderisches Geheimnis, das viel zu lang verborgen war ...
London, gegen Ende des zweiten Weltkriegs: Vier Kinder entdecken in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft einen Tunnel, der zu ihrem Geheimversteck wird, bis im Sommer 1944 einer der Väter davon erfährt und ihnen das Spielen dort verbietet.
Sechs Jahrzehnte später: Bauarbeiter finden in einer Blechkiste zwei skelettierte Hände - eine stammt von einem Mann, die andere von einer Frau. Die Entdeckung lässt die Freunde von damals wieder zusammenkommen, um der Polizei unter die Arme zu greifen. Möglicherweise haben sie damals etwas gesehen, was ihnen nicht wichtig erschien. Nach und nach kommt ein lang zurückliegendes Verbrechen ans Licht, in das sie tiefer verwickelt sind, als sie es jemals für möglich gehalten hätten ...

Ruth Rendell wurde 1930 in London geboren und lebte dort bis zu ihrem Tod 2015. Zunächst arbeitete sie als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Sie hat über sechzig Bücher veröffentlicht, einige davon unter dem Pseudonym Barbara Vine. Dreimal erhielt sie den Edgar-Allan-Poe-Preis und viermal den Golden Dagger Award. 1997 wurde sie mit dem Grand Master Award der Mystery Writers of America, dem renommiertesten Krimipreis, ausgezeichnet und darüber hinaus von Königin Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEin heimliches Versteck aus Kindheitstagen, ein grauenerregender Fund und ein mörderisches Geheimnis, das viel zu lang verborgen war ...
London, gegen Ende des zweiten Weltkriegs: Vier Kinder entdecken in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft einen Tunnel, der zu ihrem Geheimversteck wird, bis im Sommer 1944 einer der Väter davon erfährt und ihnen das Spielen dort verbietet.
Sechs Jahrzehnte später: Bauarbeiter finden in einer Blechkiste zwei skelettierte Hände - eine stammt von einem Mann, die andere von einer Frau. Die Entdeckung lässt die Freunde von damals wieder zusammenkommen, um der Polizei unter die Arme zu greifen. Möglicherweise haben sie damals etwas gesehen, was ihnen nicht wichtig erschien. Nach und nach kommt ein lang zurückliegendes Verbrechen ans Licht, in das sie tiefer verwickelt sind, als sie es jemals für möglich gehalten hätten ...

Ruth Rendell wurde 1930 in London geboren und lebte dort bis zu ihrem Tod 2015. Zunächst arbeitete sie als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Sie hat über sechzig Bücher veröffentlicht, einige davon unter dem Pseudonym Barbara Vine. Dreimal erhielt sie den Edgar-Allan-Poe-Preis und viermal den Golden Dagger Award. 1997 wurde sie mit dem Grand Master Award der Mystery Writers of America, dem renommiertesten Krimipreis, ausgezeichnet und darüber hinaus von Königin Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641190569
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum12.07.2021
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1544 Kbytes
Artikel-Nr.5142621
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Er war ein attraktiver Mann. Einen hübschen Jungen hatte seine Mutter ihn immer genannt, denn sie hatte schon angefangen, ihn für sein Aussehen zu loben, als er fünf war. Davor hatte er die üblichen Kinderkomplimente bekommen: »Niedliches Baby.« und »Ist er nicht süß?« Sein Vater war nie da. Mit vierzehn ging er dann von der Schule ab - was damals noch möglich war - und arbeitete in einer Gärtnerei, einem Schlachthof und schließlich in einer Kosmetikfabrik. Die Tochter des Chefs verliebte sich in ihn. Da er damals schon zwanzig war, heirateten sie. Anitas Vater drohte zunächst, ihr das Erbe ihrer Großmutter vorzuenthalten, war jedoch schließlich zu weichherzig dafür. Die Summe war zwar nicht hoch, reichte aber, um ein Haus auf dem Hill in Loughton zu kaufen, etwa zwanzig Kilometer von London entfernt und beinahe ländlich. Woody, wie seine Mutter und seine Frau ihn nannten, weil ihm jemand in der Schule einmal diesen Spitznamen verpasst hatte, war arbeitsscheu und beschloss, für den Rest seines Lebens die Finger von jeglicher Berufstätigkeit zu lassen. Es war ja genug Geld da. Ob es bis an sein Lebensende genügen würde, wusste er nicht. Schließlich war er erst dreiundzwanzig.

Damals führte um die Ehe kein Weg herum. Da biss die Maus keinen Faden ab. Einfach zusammenzuwohnen kam beinahe einer Straftat gleich. Einige Jahre lang waren sie mehr oder weniger glücklich. Seine Mutter starb, und sie erbten auch ihr Haus und einen kleinen Geldbetrag. Als Nächstes starb ihr Vater. In den Dreißigerjahren wurden die Leute noch nicht so alt. Da sie Einzelkind war, trat sie das elterliche Erbe an, und sie erhielt erheblich mehr, als Woody bekommen hatte. Weil er nicht arbeitete, war Woody immer zu Hause. Er empfand es als seine Pflicht, ein Auge auf seine Frau zu haben. Ständig fuhr sie nach London, um Kleider zu kaufen, und ging dauernd zum Friseur. Außerdem verschwand sie übers Wochenende, wie sie sagte, um ihre ehemaligen Mitschülerinnen zu besuchen, die inzwischen verheiratet waren. Woody war nicht eingeladen.

Eine Frau erledigte das Putzen. Woody war der Ansicht, dass seine Gattin das hätte übernehmen können, und sagte das auch. Doch er war machtlos dagegen. Sie bezahlte. Sie kümmerte sich nicht einmal um das Kind und nahm es, soweit er feststellen konnte, kaum zur Kenntnis. Irgendwo hatte er gelesen, das Parlament habe vor sechzig oder siebzig Jahren ein Gesetz erlassen, das es verheirateten Frauen gestattete, selbst über ihr Geld zu verfügen. Davor hatten sie es ihren Ehemännern aushändigen müssen. Er hasste dieses Gesetz. Als die Männer noch alles Geld besessen hatten, musste die Welt ein ­Paradies gewesen sein.

Als der Krieg ausbrach, war er dreißig. Die schreckliche Möglichkeit, eingezogen zu werden, hing wie ein Damoklesschwert über ihm. Doch er hatte Glück. Dem Arzt erzählte er, er brauche eine Bestätigung, dass er kerngesund sei, damit er sich melden könne, und zwar zur Marine. Wie immer ging es ihm gut, ihm fehlte nichts - sehr bedauerlich. Aber der Arzt stellte ein Geräusch im Herzen fest, offenbar Folge der Lungenentzündung, die er als Kind durchlitten hatte. Woody erinnerte sich an diese Lungenentzündung, und zwar hauptsächlich wegen der Todesangst seiner Mutter. Doch er war zu überglücklich und erleichtert, um sich große Sorgen um sein Herz zu machen. Dem Arzt spielte er Bestürzung vor und meinte bedauernd, er fühle sich ausgezeichnet und würde sicherlich hundert werden.

Im Haus wimmelte es ständig von Freunden seiner Frau. Einer trug Uniform. Er sah zwar nicht so gut aus wie Woody, aber die Uniform wirkte zweifellos äußerst anziehend. Ein anderer junger Mann, der in der Nähe wohnte, war häufig dabei anzutreffen, wie er in Woodys Küche Tee kochte oder ihn in Woodys Wohnzimmer mit Woodys Frau trank. Er machte nicht sehr viel her, fand Woody.

»Du beurteilst alle nach ihrem Äußeren«, sagte seine Frau. »Etwas anderes zählt für dich nicht.«

»Ich habe dich nach deinem beurteilt. Was wäre da sonst noch gewesen?«

Falls seine Frau ihn hätte betrügen wollen, wären ihre Gelegenheiten dafür sehr eingeschränkt gewesen. Allerdings fand die Liebe oder was es auch sein mochte, immer einen Weg. Woher sollte er wissen, wo sie wirklich steckte, wenn sie angeblich ihre Schulfreundinnen besuchte, was er einfach so hinnehmen musste? Seine Frau hatte rotes Haar und blaue Augen. Ihr Freund, der in Uniform, hatte Augen von derselben Farbe und hellbraunes Haar. Eines Nachmittags ging Woody in die Küche, um Geld aus der Keksdose zu holen und Mrs. Mopp zu bezahlen. In Wirklichkeit hieß sie Mrs. Moss, aber Mrs. Mopp war ein so viel lustigerer Name. Die Putzfrau folgte ihm auf den Fersen; sie gierte, wie er fand, viel zu sehr nach ihrem Geld, um ihn aus den Augen zu lassen. Seine Frau saß am Küchentisch und hielt Händchen mit dem Uniformierten. Ihre Hand lag auf der Tischdecke aus amerikanischem Tuch, seine ruhte auf ihrer. Sobald Woody hereinkam, rissen sie die Hände auseinander, allerdings nicht schnell genug. Woody bezahlte Mrs. Mopp und ging hinaus, ohne ein Wort mit den beiden zu wechseln, die reglos auf ihren Schoß starrten.

Für Woody war Wut etwas Kaltes. Kalt war sie und langsam gärend. Doch wenn sie einmal eingesetzt hatte, steigerte sie sich stetig, sodass er an nichts anderes mehr denken konnte. Von Anfang an war ihm klar, dass er nicht weiterleben konnte, solange die zwei am Leben waren. Anstatt zu schlafen, lag er in der Dunkelheit wach und sah ihre Hände vor sich: Anitas schlanke blasse mit den langen, spitzen, pastellrosa lackierten Nägeln. Und die des Mannes, gebräunt, ebenfalls wohlgeformt und mit leicht gespreizten Fingern. Woody dachte an das dritte Mitglied der Familie, um das sich Anita seiner Einschätzung nach nicht scherte. Sie ignorierte das Kind. Einmal hatte er beobachtet, wie sie den Flur entlang zur Haustür rannte und den kleinen Jungen übersah. Sie stieß am helllichten Tag mit ihm zusammen und rempelte ihn um. Sie verletzte ihn zwar nicht, half ihm aber auch nicht, sich aufzurappeln, sondern ließ ihn weinen. Sicher würde er seine Mutter nicht vermissen und sich freuen, sie los zu sein.

Ehe er sein Vorhaben in die Tat umsetzte, nahm er das Geld aus der Keksdose und verstaute es in einer kleineren, die einmal Kakao enthalten hatte. Auf der Keksdose waren verschieden geformte Mürbeteigkekse abgebildet. Sie war ziemlich groß, ein Durchmesser von etwa zwanzig mal fünfzehn Zentimeter und ungefähr sieben Zentimeter tief. Das würde genügen, denn sie hatten kleine Hände. Anita kam und ging mit dem Mann in Khaki und vielleicht auch mit dem anderen in Zivil. Letzterer war Woody egal. Er würde verschwinden, wenn Anita verschwand, und auch nicht aufkreuzen, um sich nach ihr zu erkundigen. Mrs. Mopp kam und putzte das Haus. Sie sprachen kaum miteinander, weil es nichts zu sagen gab. Der Junge ging zur Schule und schaffte den Weg allein. Er wusste, dass er zur Schule gehen musste und dass Widerspruch zwecklos war. Er redete mit Mrs. Mopp und schien sie zu mögen, doch das interessierte Woody nicht. Er dachte viel über Anitas Geld nach. Dieses Nachdenken kostete Zeit und zögerte seinen Plan hinaus. Es musste doch einen Weg geben, sie dazu zu bringen, ihre Tausender, und es waren ziemlich viele Tausender, auf sein Konto zu überweisen. Allerdings neigte sie zum Argwohn.

»Ich werde kein gemeinsames Konto mit dir eröffnen, Woody«, sagte sie. »Warum ist dir das so wichtig? Nein, antworte nicht. Sicher geht es um etwas Zwielichtiges, irgendeine Gaunerei. Die Antwort lautet Nein.«

Schade, doch das würde ihn nicht aufhalten. Nichts konnte ihn bremsen. Seine einzige Möglichkeit war, sich Zugriff auf ihr Scheckbuch zu verschaffen. Er stellte einen Scheck über hundert Pfund auf sich selbst aus; mehr wäre verdächtig gewesen. Wie sich herausstellte, war es ein Kinderspiel, ihn einzulösen, weshalb er ziemlich bedauerte, nicht die doppelte Summe eingetragen zu haben. Nun musste er zuschlagen, bevor sie ihren Kontoauszug erhielt.

Woody dachte nicht an die Anfangszeit ihrer Beziehung. Er dachte nicht an das, was er einst als ihre »Romanze« bezeichnet hatte. Nicht einmal mit der jüngsten Vergangenheit ganz allgemein beschäftigte er sich und meinte zu jedem, der ihm zuhörte: »Es ist vorbei und kommt nicht wieder. Welchen Sinn hat es, darüber nachzugrübeln?« Ganz gleich, wie er es anstellte, es durfte kein Blut fließen. Er teilte Anita mit, er werde seine Tante Midge in Norwich besuchen. Sie sei krank und würde ihm sicher ihr Geld hinterlassen - ein Anlass für einen Besuch, den seine Frau ihm bestimmt glauben würde. Sobald er weg war, würden Anita und der Khakimann gewiss das Bett miteinander teilen, aller Wahrscheinlichkeit nach sein Bett. In den späten Nachtstunden würde er zurückkommen.

Natürlich behielt er recht. Da lagen sie und schliefen tief und fest. Nachdem er die Tür hinter sich abgeschlossen hatte, erdrosselte er zuerst den Mann. Anita war eine zierliche Frau und ihm körperlich nicht gewachsen. Sie jagte er durchs Zimmer, schleuderte sie zu Boden und setzte denselben Ledergürtel auch bei ihr ein. Bald war es ausgestanden. Das einzige Blut stammte von ihm selbst, weil sie ihn beide gekratzt hatten, doch es war nicht sehr viel. Seine Erfahrung aus dem Schlachthof kam ihm jetzt zustatten, als er die rechte und die linke Hand abtrennte. Bevor er die Hände in die Keksdose legte, entfernte er noch Anitas Ehe- und Verlobungsring. Ein zusätzlicher Bonus. Bei seinen Berechnungen, wie viel Geld er würde abzweigen können, hatte er die Ringe ganz vergessen. Natürlich würde er sie verkaufen. Er konnte weit weg nach Devon oder nach Schottland fahren und einen Juwelier suchen, der ihm...
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Ruth Rendell wurde 1930 in London geboren und lebte dort bis zu ihrem Tod 2015. Zunächst arbeitete sie als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Sie hat über sechzig Bücher veröffentlicht, einige davon unter dem Pseudonym Barbara Vine. Dreimal erhielt sie den Edgar-Allan-Poe-Preis und viermal den Golden Dagger Award. 1997 wurde sie mit dem Grand Master Award der Mystery Writers of America, dem renommiertesten Krimipreis, ausgezeichnet und darüber hinaus von Königin Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben.