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Das geheime Leben des Monsieur Pick

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am13.03.2017
Über das Glück, vom Leben überrascht zu werden ...
Im bretonischen Finistère, am wind- und wellenumtosten »Ende der Welt«, gibt es eine ganz besondere Bibliothek. Sie sammelt Bücher, die nie erscheinen durften. Eines Tages entdeckt dort eine junge Pariser Lektorin ein Meisterwerk, und der Roman wird zum Bestseller. Der Autor, Henri Pick, war der Pizzabäcker des Ortes. Seine Witwe beteuert, er habe zeit seines Lebens kein einziges Buch gelesen und nie etwas anderes zu Papier gebracht als die Einkaufslisten - ob er ein geheimes Zweitleben führte? Diese verrückte Geschichte spornt viele Menschen an, selbst Neues zu wagen: Paare trennen sich, Liebende finden unerwartet zueinander, und so manche Gewissheit wird auf den Kopf gestellt.
Ein französisch-charmanter Roman über die Liebe, verlorene Träume und den Mut, sein Leben in die Hand zu nehmen. Leicht, beschwingt und voller Witz.
Verfilmung unter dem Titel »Der geheime Roman des Monsieur Pick« - zurzeit im Kino!

David Foenkinos, 1974 geboren, lebt als Schriftsteller und Drehbuchautor in Paris. Seit 2002 veröffentlicht er Romane, darunter den Millionenbestseller 'Nathalie küsst', der auch als Film mit Audrey Tautou das Publikum begeisterte. Seine Bücher werden in rund vierzig Sprachen übersetzt. Der vielfach ausgezeichnete Roman 'Charlotte' hat sich allein in Frankreich rund eine halbe Million Mal verkauft und wurde auch in Deutschland zum Bestseller. 'Das geheime Leben des Monsieur Pick' war in Frankreich monatelang auf der Bestsellerliste und kommt 2019 in die Kinos.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextÜber das Glück, vom Leben überrascht zu werden ...
Im bretonischen Finistère, am wind- und wellenumtosten »Ende der Welt«, gibt es eine ganz besondere Bibliothek. Sie sammelt Bücher, die nie erscheinen durften. Eines Tages entdeckt dort eine junge Pariser Lektorin ein Meisterwerk, und der Roman wird zum Bestseller. Der Autor, Henri Pick, war der Pizzabäcker des Ortes. Seine Witwe beteuert, er habe zeit seines Lebens kein einziges Buch gelesen und nie etwas anderes zu Papier gebracht als die Einkaufslisten - ob er ein geheimes Zweitleben führte? Diese verrückte Geschichte spornt viele Menschen an, selbst Neues zu wagen: Paare trennen sich, Liebende finden unerwartet zueinander, und so manche Gewissheit wird auf den Kopf gestellt.
Ein französisch-charmanter Roman über die Liebe, verlorene Träume und den Mut, sein Leben in die Hand zu nehmen. Leicht, beschwingt und voller Witz.
Verfilmung unter dem Titel »Der geheime Roman des Monsieur Pick« - zurzeit im Kino!

David Foenkinos, 1974 geboren, lebt als Schriftsteller und Drehbuchautor in Paris. Seit 2002 veröffentlicht er Romane, darunter den Millionenbestseller 'Nathalie küsst', der auch als Film mit Audrey Tautou das Publikum begeisterte. Seine Bücher werden in rund vierzig Sprachen übersetzt. Der vielfach ausgezeichnete Roman 'Charlotte' hat sich allein in Frankreich rund eine halbe Million Mal verkauft und wurde auch in Deutschland zum Bestseller. 'Das geheime Leben des Monsieur Pick' war in Frankreich monatelang auf der Bestsellerliste und kommt 2019 in die Kinos.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641203917
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum13.03.2017
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1522 Kbytes
Artikel-Nr.2151017
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

1971 erschien der Roman Die Abtreibung1 des amerikanischen Schriftstellers Richard Brautigan. Er erzählt die ziemlich außergewöhnliche Liebesgeschichte zwischen einem Bibliothekar und einer sagenhaft schönen jungen Frau. Diese wird in gewisser Weise Opfer der eigenen Schönheit, als gäbe es einen Fluch der Schönheit. Wegen ihr, erzählt sie, sei ein Autofahrer tödlich verunglückt. Gebannt vom Anblick der umwerfenden Passantin, habe er schlichtweg vergessen, auf die Straße zu achten. Vida, so der Name der Figur, war nach dem Crash sofort zu dem Wagen geeilt. Blutüberströmt, im Sterben liegend, brachte der Fahrer diese letzten Worte hervor: »Sie sind wunderschön.«

Eigentlich gilt unser Interesse hier jedoch mehr dem Bibliothekar als Vida. Denn das Spezielle an diesem Buch ist, dass der Held in einer Bibliothek arbeitet, die von Verlagen abgelehnte Manuskripte annimmt. Wir begegnen etwa einem Mann, der sein Buch nach über vierhundert Ablehnungen dort abgibt. Vor den Augen des Erzählers stapeln sich Bücher jeglicher Art. Ein Essay mit dem Titel Wie man bei Kerzenschein in Hotelzimmern Blumen züchtet oder ein Kochbuch mit sämtlichen Rezepten der Dostojewski-Romane. Eine Besonderheit des Konzepts dieser Bibliothek liegt zudem darin, dass die Autoren ihren Platz in den Regalen frei wählen dürfen. Bevor man das eigene Anti-Vermächtnis einreiht, kann man noch ein wenig in den Werken der ebenfalls verstoßenen Kollegen blättern. Manuskripte mit der Post zu schicken ist allerdings nicht zulässig. Man muss die von allen verschmähte Arbeit schon persönlich abliefern und bekundet durch diesen symbolischen Akt, dass man jegliche Hoffnung auf eine Veröffentlichung hat fahren lassen.

1984 nahm sich der Autor der Abtreibung in Bolinas, Kalifornien, das Leben. Von ihm und den Umständen, die zu seinem Selbstmord führten, wird noch die Rede sein, doch bleiben wir erst einmal bei seiner der Fantasie entsprungenen Bibliothek. Anfang der 90er-Jahre wurde seine Idee Wirklichkeit. Als Hommage an Brautigan rief ein begeisterter Leser eine Bibliothek der abgelehnten Manuskripte ins Leben. In den Vereinigten Staaten entstand die Brautigan Library, deren Ziel es ist, verwaiste Texte zu beherbergen. Sie befindet sich in Vancouver im Bundesstaat Washington.2 Die Initiative seines Fans hätte Brautigan sicherlich gerührt. Andererseits, was weiß man schon über die Gefühlswelten eines Toten? Über die Einweihung der Bibliothek berichteten allerhand Zeitungen, auch in Frankreich. In der bretonischen Gemeinde Crozon stand einem Bibliothekar der Sinn danach, genau das Gleiche zu tun. Und so gründete er im Oktober 1992 die französische Version der Bibliothek der abgelehnten Manuskripte.

2

Jean-Pierre Gourvec war stolz auf das kleine Schild mit dem Aphorismus von Cioran, das über dem Eingang zu seiner Bibliothek angebracht war. Ein schelmischer Spruch für jemanden, der außer der Bretagne nicht viel von der Welt zu sehen bekam.

»Paris ist der ideale Ort, um im Leben zu scheitern.«

Gourvec gehörte zu den Leuten, die mehr an ihrer Region als an ihrem Land hingen, was aber noch keinen glühenden Nationalisten aus ihm machte. Auch wenn er durchaus einen glühenden Eindruck machte: Ein schroffer, schlaksiger Typ mit ziemlich rotem Gesicht und deutlich hervortretenden Adern am Hals - da denkt man schnell, der Mann weist sämtliche äußeren Merkmale eines cholerischen Wesens auf. Doch weit gefehlt. Gourvec war ein besonnener und überlegter Mensch, in dessen Augen Wörter einem Sinn und Zweck dienten. Es genügte, wenige Minuten in seiner Gesellschaft zu verbringen, schon ließ man den falschen ersten Eindruck hinter sich. Gourvec vermittelte das Gefühl, ganz in sich selbst zu ruhen, ähnlich einem Buch in einem Regal.

Er räumte also die Regale um und schuf in einem Winkel seiner Gemeindebücherei Platz für schutzbedürftige Manuskripte. Eine Arbeit, die ihm einen Satz von Jorge Luis Borges ins Gedächtnis rief: »Wer ein Buch aus einem Regal nimmt, um es gleich wieder zurückzustellen, strapaziert nur das Möbelstück.« Heute werden die Möbel ganz schön strapaziert, dachte Gourvec lächelnd. Er hatte den leicht angestaubten Humor eines Gelehrten, mehr noch: des einsamen Gelehrten. So sah er sich selbst, was der Wirklichkeit relativ nahekam. Sein Sinn für Geselligkeit war äußerst schwach ausgeprägt, er konnte selten über die Dinge lachen, über die die Leute aus der Gegend lachten, verstand es jedoch, sich bei dem einen oder anderen Witz dazu zu zwingen. Von Zeit zu Zeit ging er sogar in der Kneipe am Ende der Straße ein Bier trinken, redete mit anderen Männern belangloses Zeug, wie er fand, über Gott und die Welt und ließ sich bei solch großen gemeinschaftlichen Anlässen auch mal auf ein Kartenspiel ein. Ihm war nicht daran gelegen, dass man ihn für einen Sonderling hielt.

Man wusste recht wenig über ihn, nur so viel, dass er allein lebte. In den 50er-Jahren hatte er geheiratet, doch niemand hätte sagen können, weshalb ihn seine Frau schon nach wenigen Wochen wieder verlassen hatte. Es hieß, die beiden hätten sich über eine Heiratsanzeige kennengelernt. Bevor sie sich trafen, schrieben sie sich lange Zeit Briefe. Hatte das Scheitern der Beziehung damit zu tun? Vielleicht zählte Gourvec zu der Sorte von Mann, dessen flammende Liebesbekenntnisse man mit Freuden las, für den man gleich alles liegen und stehen ließ, doch die mit schönen Worten verhüllte Realität stellte dann wohl eher eine Enttäuschung dar. Andere böse Zungen behaupteten damals, seine Frau habe sich schleunigst aus dem Staub gemacht, weil Gourvec impotent war. Eine ziemlich unwahrscheinlich anmutende Theorie, doch man greift bei komplexen psychologischen Sachverhalten gern zu einfachen Erklärungen. Jedenfalls blieb dieses Liebesintermezzo ein unlösbares Rätsel.

Nachdem seine Frau das Weite gesucht hatte, war nie davon zu hören, dass er eine dauerhafte Bindung eingegangen wäre, und er hatte auch keine Kinder. Schwer zu sagen, wie sein Sexualleben aussah. Möglicherweise tat er sich ja als Liebhaber einer verlassenen Frau hervor, einer Emma Bovary seiner Zeit. So manche hielt in den Regalen bestimmt nicht nur nach der Befriedigung ihrer literarischen Träume Ausschau. Mit einem wie Gourvec, der sich aufs Lesen und dadurch auch aufs Zuhören verstand, ließ sich sicher herrlich aus dem drögen Alltag ausbrechen. Doch für diese Spekulationen fehlen die Beweise. Fest steht nur: Seine Begeisterung und Leidenschaft für seinen Beruf sind nie abgeklungen. Er bedachte jeden Nutzer der Bibliothek mit besonderer Aufmerksamkeit, bemühte sich, immer ein offenes Ohr zu haben, und gab persönliche Lektüreempfehlungen ab. Es ging ihm dabei nicht darum, ob er den jeweiligen Titel nun mochte oder nicht, das Ziel war vielmehr, für jeden Leser das passende Buch zu finden. Er vertrat die Ansicht, dass alle Leute gerne lesen, jedoch nur, wenn das Buch das richtige für sie ist, wenn es ihnen so sehr gefällt, wenn es sie so anspricht, dass sie es gar nicht mehr aus der Hand legen wollen. Um im Einzelfall zu ermitteln, welches Buch das richtige ist, hatte er eine geradezu übernatürlich wirkende Methode entwickelt: Er musterte das äußere Erscheinungsbild der Leute und konnte daraus ableiten, welches Werk für sie geeignet war.

Die nimmermüde Energie, die er in seine Arbeit steckte, ließ den Bestand der Bibliothek immer weiter anwachsen. Ein immenser Erfolg seiner Ansicht nach, als würde sich jeder neue Band in die Armee der Schwachen einreihen, die einen heroischen Kampf gegen das drohende Büchersterben führte, bei dem es auf jeden einzelnen ankam. Der Bürgermeister von Crozon erklärte sich einverstanden, noch eine Assistentin einzustellen. Man schaltete also eine Stellenanzeige. Gourvec mochte es, Bücher zu beschaffen, die Regale zu sortieren und noch vieles andere mehr, doch der Gedanke daran, eine Entscheidung fällen zu müssen, die ein menschliches Wesen betraf, flößte ihm Angst und Schrecken ein. Dabei sehnte er sich nach so etwas wie einem literarischen Spießgesellen, nach jemandem, mit dem man stundenlang über die Bedeutung der Auslassungspunkte im Werk Célines diskutieren oder sich über die Gründe für Thomas Bernhards Selbstmord austauschen konnte. Um aber eine solche Person zu finden, stand ihm etwas im Wege: Er wusste sehr wohl, er konnte zu niemandem Nein sagen. So würde ihm die Wahl nicht schwerfallen. Wer sich als Erstes bewarb, würde genommen werden. Und damit fiel die Wahl auf Magali Croze, die fraglos ein Talent dafür hatte, recht zügig auf Stellenanzeigen zu antworten.

3

Magali hatte keine besondere Schwäche für Literatur,3 doch sie war Mutter von zwei kleinen Kindern und brauchte dringend einen Job. Ihr Mann hatte nur noch eine halbe Stelle in einem Renault-Werk. Anfang der 90er-Jahre wurden in Frankreich immer weniger Autos gebaut, man richtete sich auf eine dauerhafte Krise ein. Magali hatte das Bild ihres Mannes vor Augen, das Bild seiner ölverschmierten Hände, als sie ihren Vertrag unterschrieb. Solche Unannehmlichkeiten würde sie nicht in Kauf nehmen müssen, wenn sie den ganzen Tag mit Büchern hantierte. Das würde einen riesigen Unterschied ausmachen zwischen ihr und ihrem Mann. Vom Standpunkt der Hände aus entfernten sie sich immer weiter voneinander.

Letztlich war Gourvec die Vorstellung, mit jemandem zusammenzuarbeiten, dem Bücher nicht heilig waren, recht angenehm. Er sah ein, dass man sich nicht jeden Morgen über...

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Autor

David Foenkinos, 1974 geboren, lebt als Schriftsteller und Drehbuchautor in Paris. Seit 2002 veröffentlicht er Romane, darunter den Millionenbestseller "Nathalie küsst", der auch als Film mit Audrey Tautou das Publikum begeisterte. Seine Bücher werden in rund vierzig Sprachen übersetzt. Der vielfach ausgezeichnete Roman "Charlotte" hat sich allein in Frankreich rund eine halbe Million Mal verkauft und wurde auch in Deutschland zum Bestseller. "Das geheime Leben des Monsieur Pick" war in Frankreich monatelang auf der Bestsellerliste und kommt 2019 in die Kinos.