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Die Farbe des Goldes

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
528 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am16.09.2019
Württemberg 1605. Elisabeth lebt mit ihren Eltern in einem kleinen Dorf, harte Arbeit bestimmt ihr Leben. Als sie 17 Jahre alt ist, begegnet sie dem charismatischen Frédéric und lässt sich auf ihn ein. Doch Frédéric ist nicht, wer er vorgibt zu sein. Als Elisabeth unerwartet schwanger wird, will er nur noch eins: sie um jeden Preis loswerden. Und so findet Elisabeth sich plötzlich als Gefangene in einem Freudenhaus wieder. Erst als sie den Alchemisten Johannes Keilholz kennenlernt, scheint es Hoffnung zu geben. Denn durch ihn trifft sie jemanden, dem sie mehr wert ist als alvillageles Gold der Welt ...

Deana Zinßmeister widmet sich seit einigen Jahren ganz dem Schreiben historischer Romane. Bei ihren Recherchen wird sie von führenden Fachleuten unterstützt, und für ihren Bestseller »Das Hexenmal« ist sie sogar den Fluchtweg ihrer Protagonisten selbst abgewandert. Die Autorin lebt mit ihrer Familie im Saarland.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR2,99

Produkt

KlappentextWürttemberg 1605. Elisabeth lebt mit ihren Eltern in einem kleinen Dorf, harte Arbeit bestimmt ihr Leben. Als sie 17 Jahre alt ist, begegnet sie dem charismatischen Frédéric und lässt sich auf ihn ein. Doch Frédéric ist nicht, wer er vorgibt zu sein. Als Elisabeth unerwartet schwanger wird, will er nur noch eins: sie um jeden Preis loswerden. Und so findet Elisabeth sich plötzlich als Gefangene in einem Freudenhaus wieder. Erst als sie den Alchemisten Johannes Keilholz kennenlernt, scheint es Hoffnung zu geben. Denn durch ihn trifft sie jemanden, dem sie mehr wert ist als alvillageles Gold der Welt ...

Deana Zinßmeister widmet sich seit einigen Jahren ganz dem Schreiben historischer Romane. Bei ihren Recherchen wird sie von führenden Fachleuten unterstützt, und für ihren Bestseller »Das Hexenmal« ist sie sogar den Fluchtweg ihrer Protagonisten selbst abgewandert. Die Autorin lebt mit ihrer Familie im Saarland.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641238988
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum16.09.2019
Seiten528 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2287 Kbytes
Artikel-Nr.4024964
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 3

Kapitel 3

Nach einer Weile schaute Elisabeth über die Schulter zurück. Als sie den Mann nicht mehr sehen konnte, rannte sie los. Sie wollte so schnell wie möglich Abstand zwischen sich und den Fremden bringen. Hoffentlich taucht er nicht noch einmal zwischen den Bäumen auf, dachte sie, als im selben Augenblick ihre Füße wegrutschten. Sie strauchelte, fing sich aber und lief weiter.

Die Luft war feucht und eisig. Winzige Wasserperlen legten sich auf ihr Haar und ihre Kleidung. Die Kälte brannte in ihrem Schlund. Sie versuchte durch die Nase zu atmen, doch sie hatte das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Schnaufend riss sie den Mund auf. Obwohl in der Kiepe nur ihr Kleid lag, schien der Korb so schwer, als sei er noch mit Karpfen gefüllt. Das ungewohnte Laufen strengte Elisabeth an. Ihr Herz pochte heftig und schmerzte unter ihren Rippen. Trotzdem verlangsamte sie ihre Schritte nicht.

Das schwindende Licht tauchte die Umgebung in helles Grau. Sie konnte kaum mehr den Weg erkennen. Doch schließlich nahm sie den Geruch von verbranntem Holz wahr. Ihr Dorf konnte nicht mehr weit sein. Erleichtert erkannte sie die Umrisse der Kirche am Ortsrand. Erst jetzt zügelte sie ihr Tempo. Mit schmerzverzerrtem Gesicht presste sie sich die Hand gegen den Rippenbogen.

Kurz vor den ersten Häusern blieb sie stehen und drehte sich um. Obwohl die Landschaft im Dunst verschwand, ließ sie den Blick umherschweifen.

Er ist mir nicht gefolgt, stellte sie erleichtert fest und bog in die Gasse ein, an deren Ende die Kate ihrer Familie stand.

Sie öffnete die Eingangstür, zog den Kopf ein und trat in den Raum, der durch einen zerschlissenen Vorhang in zwei Bereiche geteilt war. Im hinteren Teil der Hütte befanden sich die Schlafplätze der Familie sowie die Verschläge für vier Ziegen, acht Hühner und eine Sau. Während des Winters lebten die Tiere mit den Menschen unter einem Dach, damit sie sich gegenseitig wärmten.

Der Bereich, in dem Elisabeth nun stand, war Küche und Wohnraum zugleich. Ein Tisch mit fünf Schemeln, eine Truhe für die Wäsche sowie ein kleiner Schrank für das wenige Geschirr, das die Familie besaß, waren das einzige Mobiliar. An der schmalen Wand befand sich ein gemauerter Herd, von dessen Feuerstelle dichter Rauch aufstieg, der durch den Schornstein abziehen sollte. Doch der kalte Wind drückte ihn zurück in die Kammer. Da die Fenster mit Stroh verstopft waren, konnte er nur notdürftig entweichen.

Das Mädchen kniff die Augen zusammen, die vom Rauch zu brennen begannen. »Wie oft habe ich dir gesagt, dass du das nasse Holz erst vor dem Ofen trocknen sollst! Es brennt nicht, es qualmt nur, und wärmt kein bisschen«, maulte sie hustend ihren Bruder an, der mit ihrer Schwester Adelheid am Tisch saß und getrocknete Maiskolben schälte. Mit dem Schürhaken zog sie das rauchende Scheit zur Seite.

Dann schnallte sie den Tragekorb ab, lehnte ihn gegen die gekalkte Wand und öffnete den Eingang. »Wenn man nicht alles selber macht«, murmelte sie und wedelte mit dem Türblatt den Rauch nach draußen.

Da wurde der Vorhang zur Seite geworfen, und ihre Mutter erschien. »Warum ist es so kalt in der Stube?«, fragte sie. Kaum erblickte sie Elisabeth, keifte sie ihre Tochter an: »Wo bist du so lang gewesen?«

Elisabeth schloss die Tür wieder und legte ihren feuchten Umhang über den Stuhl. Sie war verärgert über den anklagenden Tonfall der Mutter. »Du weißt, dass Vater mich mit den Karpfen zu Johanna geschickt hat«, erklärte sie ihr.

»Das war am Mittag. Seit Stunden warte ich auf dich!«

»Der Korb war schwer und der Weg rutschig und mühsam«, verteidigte sich das Mädchen.

»Du weißt, dass meine Finger bei diesem Wetter schmerzen, sodass ich die Ziegen nicht melken kann.« Die Mutter streckte ihr die verkrüppelte rechte Hand hin, an der man Verdickungen an den Gliedern erkennen konnte. Ihre Miene verriet die Schmerzen, die sie plagten.

»Adelheid oder Ulrich hätten dir helfen können«, erwiderte Elisabeth und sah wütend zu ihren Geschwistern.

»Dein Bruder war mit dem Vater unterwegs. Und deine Schwester hat kein Geschick zum Melken, das weißt du doch.« Plötzlich wanderte der Blick der Mutter über Elisabeths Leib. Sie zupfte am Stoff des Kleids. »Wessen Gewand ist das?«, fragte sie misstrauisch.

»Es gehört Johanna. Ein Reiter hat mich umgerissen auf dem Weg zu ihr, sodass ich hingefallen bin und vollkommen durchnässt war ...« Die Ohrfeige der Mutter unterbrach Elisabeths Rede. »Warum schlägst du mich?«, jammerte sie und hielt sich die Wange.

»Du lügst. Niemand hier besitzt ein Reitpferd.«

»Es war ein fremder Mann.«

Erneut brannte ihre Wange. Verwirrt schaute sie die Mutter an, die schnaubend vor ihr stand. »Du wagst es, deine Mutter abermals anzulügen? Anstatt deiner Arbeit nachzugehen, hast du dich herumgetrieben!«

»Ich spreche die Wahrheit. Es war ein Edelmann auf einem wertvollen Pferd.«

Als die Mutter erneut die Hand hob, wich Elisabeth dem Schlag aus.

»Ich glaube dir kein Wort. Was sollte ein Edelmann hier in dieser Gegend zu schaffen haben? Auch frage ich mich, woher ausgerechnet du wissen willst, dass er ein solcher war?« Mit hartem Blick fixierte die Mutter sie. »Warum hast du keine Entschädigung für dein ramponiertes Kleid verlangt, wenn der Fremde ein reicher Mann war?«

Elisabeth zuckte mit den Schultern.

»Du weißt es nicht? Dann werde ich es dir sagen. Weil deine Geschichte erlogen ist. Du bist ein liederliches Weibsbild, das sich vor der Arbeit drückt. Warte nur, bis dein Vater aus dem Gasthaus kommt. Dann setzt es Prügel.«

Elisabeth dankte mit einem Stoßgebet, dass ihr Vater nicht zu Hause war. Während die Mutter wegen ihrer kranken Hände nur wenige Male zuschlug, prügelte der Vater die Kinder nicht nur mit der Faust, sondern auch mit einem Rohrstock, den er ihnen über die Beine zog. Diesen Schlägen konnte man unmöglich ausweichen. Doch da der Vater in der Schankstube war, würde er sicherlich erst zurückkommen, wenn alle schon schliefen.

Sie versuchte die Mutter zu versöhnen und sagte: »Du irrst, Mutter! Ich schwöre dir bei allem, was mir lieb und teuer ist: Das Ross des Reiters hat mich zu Boden gerissen. Ich habe dem Mann Hurenbock nachgerufen, doch er ist unbekümmert weitergeritten. Alle Karpfen lagen auf dem Weg verstreut. Bis ich sie eingesammelt hatte, waren meine Finger steif gefroren«, erklärte sie und zeigte ihre geröteten Hände. Dabei sah sie die Mutter flehend an. Sie hoffte, dass diese ihre halb wahre Geschichte glaubte. Doch die sagte kein Wort, sondern taxierte sie nur mit mürrischem Blick.

»Ich friere und bin hungrig«, wisperte Elisabeth und umfasste ihre Oberarme.

Die Gesichtszüge der Mutter entspannten sich. Schließlich nickte sie. »Zieh dir meine dicken Strümpfe über. Ich habe Suppe gekocht, die dich wärmen wird. Anschließend melkst du die Ziegen«, erklärte sie mild gestimmt und verschwand hinter dem Vorhang.

Elisabeth schloss erleichtert die Augen. Als sie dann ihre Geschwister anschaute, konnte sie das Grinsen ihres Bruders und der Schwester erkennen.

»Was gib es da zu feixen?«

»Warte nur, bis der Vater davon hört«, höhnte der Elfjährige, der durch seine Größe und massive Gestalt älter wirkte, aber einen kindlichen Verstand hatte.

»Du holst sofort trockenes Holz aus dem Schuppen, Ulrich«, befahl Elisabeth ihm. Als er nicht gehorchte, sprang sie zu ihm und zog ihn am Ohr zur Tür.

»Du hast mir nichts zu sagen«, quiekte der Junge und sah sie zornig an, während er sich das rote Ohr rieb.

»Halt dein Maul«, fauchte Elisabeth, öffnete die Tür und stieß ihn hinaus in die Kälte. Dann ging sie zurück in die Kammer und nahm die dicken Strickstrümpfe ihrer Mutter aus der Wäschetruhe.

Seufzend setzte sie sich vor den Herd, zog ihre aufgeweichten Schuhe und Socken aus und streckte die Füße der Glut entgegen. Rasch fingen die Zehen an zu kribbeln, als ob Ameisen auf der Haut liefen. Sie zog die Strümpfe über und hängte ihre eigenen zum Trocknen auf. Dann füllte sie sich eine Schüssel mit der dünnen Suppe und setzte sich an den Tisch zu ihrer Schwester Adelheid.

Bereits nach wenigen Schlucken fühlte sie, wie die Wärme in ihren Körper zurückströmte. Während sie ein Stück trockenes Brot brach, um es in die Brühe zu tunken, spürte sie den Blick der Schwester auf sich. Fragend schaute sie die Fünfzehnjährige an.

»Wie sah er aus, dieser Edelmann?«, flüsterte Adelheid, wobei ihre Augen seltsam leuchteten.

Stirnrunzelnd betrachtete Elisabeth das Gesicht des Mädchens. »Warum willst du das wissen?«, fragte sie ebenso leise.

»Ich habe noch nie einen Edelmann gesehen.«

»Er war so schnell fort, wie er gekommen war«, erklärte Elisabeth und wandte sich ihrer Mahlzeit zu.

»Irgendetwas musst du von ihm zu berichten wissen.«

»Es gibt nichts, was ich dir erzählen könnte«, erklärte Elisabeth gereizt. Sie hatte Angst, sich zu verplappern, und wollte deshalb das Gespräch beenden.

»Du wirst rot«, spottete ihre Schwester.

»Das kommt von der heißen Suppe«, murmelte Elisabeth und wischte sich über das Gesicht.

»Ich glaube dir nicht. Du willst mir nur nichts über den Fremden verraten.«

Ertappt blickte Elisabeth ihre Schwester an.

»Ich werde dich nicht verpetzen«, versprach Adelheid leise und schielte zum Vorhang hinüber. Die beiden Mädchen wussten, dass die Mutter...
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