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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am02.09.2019
Nobody Deserves to be Forgotten
Ein nie für die Augen anderer bestimmter Brief lässt Evan Hansen als engsten Freund eines toten Mitschülers erscheinen. Dem einsamen Evan eröffnet sich durch dieses Missverständnis die Chance seines Lebens: endlich dazuzugehören. Evan weiß natürlich, dass er falsch handelt, doch nun hat er plötzlich eine Aufgabe: Connors Andenken zu wahren und den Hintergründen seines Todes nachzuspüren. Alles, was er tun muss, ist weiter vorzugeben, Connor Murphy habe sich vor seinem Selbstmord allein ihm anvertraut. Plötzlich findet sich der unsicht- und unscheinbare Evan im Zentrum der Aufmerksamkeit. Sogar der des Mädchens seiner Träume - Connors Schwester.

Val Emmich ist ein Autor, Singer-Songwriter und Schauspieler. Er ist einer der Drehbuchautoren des Musicals »Dear Evan Hansen«, das sich seit seiner Premiere 2015 in New York zu einem vielfach preisgekrönten Kassenschlager entwickelt hat, der allein 2018 durch 50 Städte getourt ist. Nach seinem tragik-komischen Romandebüt »Die Unvergesslichen« legt Val Emmich nun mit diesem Roman sein erstes Jugendbuch vor.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR18,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextNobody Deserves to be Forgotten
Ein nie für die Augen anderer bestimmter Brief lässt Evan Hansen als engsten Freund eines toten Mitschülers erscheinen. Dem einsamen Evan eröffnet sich durch dieses Missverständnis die Chance seines Lebens: endlich dazuzugehören. Evan weiß natürlich, dass er falsch handelt, doch nun hat er plötzlich eine Aufgabe: Connors Andenken zu wahren und den Hintergründen seines Todes nachzuspüren. Alles, was er tun muss, ist weiter vorzugeben, Connor Murphy habe sich vor seinem Selbstmord allein ihm anvertraut. Plötzlich findet sich der unsicht- und unscheinbare Evan im Zentrum der Aufmerksamkeit. Sogar der des Mädchens seiner Träume - Connors Schwester.

Val Emmich ist ein Autor, Singer-Songwriter und Schauspieler. Er ist einer der Drehbuchautoren des Musicals »Dear Evan Hansen«, das sich seit seiner Premiere 2015 in New York zu einem vielfach preisgekrönten Kassenschlager entwickelt hat, der allein 2018 durch 50 Städte getourt ist. Nach seinem tragik-komischen Romandebüt »Die Unvergesslichen« legt Val Emmich nun mit diesem Roman sein erstes Jugendbuch vor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641240547
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum02.09.2019
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2889 Kbytes
Artikel-Nr.4310172
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

Lieber Evan Hansen,

So fangen alle meine Briefe an. Zuerst Lieber, weil das über jedem Brief steht. Das macht man so. Dann kommt der Name der Person, an die man schreibt. In diesem Fall bin ich das. Ich schreibe an mich. Also, ja, Evan Hansen.

Eigentlich ist Evan mein zweiter Vorname. Meine Mom wollte, dass ich Evan heiße. Mein Vater wollte, dass ich Mark heiße, so wie er. Laut Geburtsurkunde hat mein Dad die Schlacht gewonnen, aber den Krieg hat meine Mom gewonnen. Sie nennt mich immer nur Evan. Deshalb tut mein Vater das auch. (Achtung, Spoiler: Meine Eltern sind nicht mehr zusammen.)

Nur auf meinem (völlig ungenutzten) Führerschein heiße ich Mark - und wenn ich Bewerbungsbögen ausfülle oder am ersten Schultag, so wie heute. Meine neuen Lehrer werden bei der Anwesenheitsprüfung »Mark« rufen, und ich muss jeden einzelnen bitten, mich doch bei meinem zweiten Vornamen zu nennen. Selbstverständlich wird das erst passieren, wenn alle anderen den Raum verlassen haben.

Es gibt eine Million und zehn Sachen - vom Subatomarischen bis zum Kosmischen -, die täglich an meinen Nerven zerren, wie zum Beispiel meine Initialen M.E.H. Meh. Klingt wie Mäh. Meh ist im Grunde so was wie ein verbales Achselzucken, und das ist exakt die Reaktion, die ich bei anderen hervorrufe. Ganz das Gegenteil eines Überraschung verheißenden Oh. Oder dem Schwung eines Ah. Dem ­Zögern eines Äh. Oder der Verwirrtheit eines Häh? Meh drückt pure Gelangweiltheit aus. Nimm es oder lass es bleiben. Völlig egal. Interessiert keinen. Mark Evan ­Hansen? Meh.

Ich halte mich eher für einen Eh, das hat mehr so was davon, als würde man dabei nach Anerkennung suchen, auf Bestätigung warten. So etwa: Was ist denn nun mit diesem Evan Hansen, eh?

Meine Mom sagt, ich bin ein echter Fisch. Das Symbol dieses Sternbilds sind zwei miteinander verbundene Fische, die versuchen, in entgegengesetzte Richtungen zu schwimmen. Sie steht auf diesen ganzen Astrologie-Scheiß. Ich hab ihr eine App auf dem Handy installiert, da kann sie täglich ihr Horoskop lesen. Jetzt lässt sie überall im Haus handgeschriebene Zettel für mich liegen, auf denen Sachen stehen wie: Verlasse deine Komfortzone. Oder sie mogelt die Botschaft des Tages nebenbei in unsere Gespräche: Nimm eine neue Herausforderung an. Eine geschäftliche Unternehmung mit einem Freund verspricht Erfolg. Alles totaler Quatsch, wenn ihr mich fragt. Aber ich vermute, ihr Horoskop gibt meiner Mom Hoffnung und Orientierungshilfe - und genau das sollen meine Briefe mir auch verschaffen.

Wo wir gerade dabei sind. Nach der Anrede geht´s direkt ans Eingemachte: da beginnt der Hauptteil. Meine erste Zeile lautet immer:

Das wird heute ein ganz fantastischer Tag - und ich verrate dir auch, warum.

Eine positive Einstellung bewirkt positive Erfahrungen. Das ist der Gedanke hinter dieser ganzen Briefschreibaufgabe.

Zuerst habe ich versucht, drumherum zu kommen. »Ich glaube nicht, dass ein Brief an mich selbst mir viel helfen wird. Ich habe keine Ahnung, was ich da schreiben sollte«, habe ich zu Dr. Sherman gesagt.

Na, da wurde er aber munter und beugte sich auf seinem Lederstuhl vor, statt sich lässig zurückzulehnen wie sonst. »Das musst du gar nicht wissen. Genau darum geht es bei dieser Übung. Ums Erforschen. Du könntest zum Beispiel anfangen mit: Das wird heute ein ganz fantastischer Tag - und ich verrate dir auch, warum. Und dann machst du einfach weiter.«

Manchmal habe ich das Gefühl, Therapie ist absoluter Bullshit, dann wieder denke ich, das eigentliche Problem dabei ist, dass ich es nicht schaffe, mich vollständig darauf einzulassen. Aber letztendlich hab ich seinen Rat trotzdem angenommen - buchstäblich. (Eine Sache weniger, über die ich nachdenken muss.)

Danach wird´s dann aber erst so richtig schwierig. Diese erste Zeile ist nur eine Anfangsbehauptung, und im Anschluss muss ich diese steile These belegen. Ich muss beweisen, warum der Tag heute fantastisch werden wird, obwohl alle Tatsachen dagegen sprechen. Jeder Tag vor dem heutigen Tag war nämlich eindeutig nicht fantastisch, wie komme ich also bloß drauf, dass es ausgerechnet heute anders sein sollte?

Ganz ehrlich? Das glaub ich kein bisschen. Also wird es Zeit, meine Fantasie voll aufzudrehen, bis jedes einzelne Molekül meiner Kreativität topfit ist und losfeuert. (Es braucht ein molekulares Dorf, um eine fantastische Motiva­tionsrede zu schreiben.)

Denn heute musst du nichts weiter tun, als du selbst zu sein. Aber auch voller Selbstvertrauen. Das ist wichtig. Und interessant. Jemand, mit dem man gern spricht. Sei also offen. Versteck dich nicht. Zeig dich anderen. Nicht auf ´ne ­perverse Art, die Hose bleibt zu. Sei einfach du selbst - dein wahres Ich. Sei, wer du bist.
Steh zu dir.

Sei, wer du bist. Was soll das überhaupt heißen? Hört sich an wie einer von diesen pseudophilosophischen Instagram-Sprüchen vor coolem Schwarz-Weiß-Foto. Aber wie auch immer, wir wollen ja nicht vorschnell urteilen. Wir sind zum Erkunden hier, wie Dr. Sherman sagen würde.

Erkundung: Ich denke mal, dass dieses »wahre Ich« besser wäre ... so insgesamt im Leben. Besser mit Leuten. Und nicht so schüchtern. Zum Beispiel hätte es sich garantiert nicht entgehen lassen, Zoe Murphy kennenzulernen - letztes Jahr beim Konzert der Schulband. Es hätte nicht ewig lange überlegt, welche Worte seine Gefühle nach ihrem Auftritt am besten ausdrücken würden - ohne gleich rüberzukommen wie ein Stalker - gut, großartig, spektakulär, strahlend, bezaubernd, solide -, um dann, nachdem die Wahl auf sehr gut gefallen war, doch nicht mit ihr zu sprechen, wegen der Sorgen um die eigenen verschwitzen Hände

Dabei war es doch völlig wurscht, dass meine Hände verschwitzt waren. Sie hätte ja wohl kaum darauf bestanden, mir die Hand zu schütteln. Außerdem war wahrscheinlich eher sie diejenige mit den verschwitzten Händen, nach all dem Gitarrespielen. Abgesehen davon, bekomme ich sowieso nur verschwitzte Hände, wenn ich denke, dass sie schwitzig werden. Also war es allein meine Schuld, dass sie verschwitzt waren - und so was Tieftrauriges würde diesem »wahren« Evan garantiert nie passieren.

Toll, ich tu´s schon wieder, ich bringe meine Hände zum Schwitzen. Nun muss ich die Tastatur mit meiner Bettdecke abwischen. Und ich hab nur csxldmrr xsmit sskegv getippt. Und jetzt schwitzt mein Arm auch noch. Der Schweiß wird sich unter meinem Gips sammeln, Luft kommt da nämlich nicht durch, und schon bald wird mein Gips müffeln, ein Müffeln, von dem niemand in der Schule Wind kriegen soll, schon gar nicht am ersten Tag meines Abschlussjahres. Geh zur Hölle, falscher Evan Hansen. Du bist echt anstrengend.

Tief einatmen.

Ich greife in meine Nachttischschublade. Meine Lexapro habe ich heute Morgen schon genommen, aber Dr. Sherman sagt, es ist in Ordnung, auch eine Ativan zu nehmen, wenn wirklich alles zu viel wird. Ich schlucke also die Ativan, das hilft dann schon.

Das ist das Problem mit diesen Briefen. Am Anfang schlage ich den direkten Weg ein, aber dann schweife ich immer ab, verirre mich in den schummrigen Gässchen meines Gehirns, in denen nie was Gutes passiert.

»Du hast gestern Abend also beschlossen, nichts zu essen?«

Das ist meine Mom, sie beugt sich über mich, mit dem Zwanzig-Dollar-Schein in der Hand, den ich nicht verwendet habe.

Ich klappe den Laptop zu und schiebe ihn unter mein Kissen. »Ich hatte keinen Hunger.«

»Hör mal, Schatz. Du musst es schaffen, dir was zum Abendessen zu bestellen, wenn ich bei der Arbeit bin. Das kann man jetzt alles online machen. Du musst nicht mal mit irgendwem reden.«

Aber das stimmt nicht. Ich muss mit dem Liefertypen reden, wenn der an die Tür kommt. Ich muss da rumstehen, während er das Wechselgeld zusammensucht. Und die tun immer so, als hätten sie nicht genug Kleingeld. Deshalb muss man spontan entscheiden, ob man weniger oder mehr Trinkgeld gibt als eigentlich geplant. Wenn man weniger gibt, weiß man, dass sie einen beim Weggehen leise verfluchen, also gibt man mehr und endet als armer Schlucker.

»Tut mir leid«, sagte ich.

»Das muss dir nicht leidtun. Aber das ist eine von den Sachen, an denen du mit Dr. Sherman arbeiten solltest. Mit Leuten reden. Dich einbringen. Und Dingen nicht aus dem Weg gehen.«

Ging es eben in meinem Brief nicht genau darum? ­Darum, mich zu zeigen? Nicht zu verstecken. Ich weiß das alles schon. Sie muss es nicht ständig wiederholen. Das ist wie die Sache mit den verschwitzten Händen: Je mehr Aufmerksamkeit man dem Problem schenkt, desto schlimmer wird es.

Jetzt läuft sie im Kreis um mein Bett herum, mit verschränkten Armen. Sie sieht sich prüfend im Zimmer um, so als hätte sich hier irgendwas geändert seit dem letzten Mal, als sie hier drinnen war, so als würde hier irgendwo eine neue Antwort auf das große Rätsel Evan schlummern - in meiner Kommode oder als Zeichen an der Wand. Als könnte sie ­darauf stoßen, wenn sie nur genau genug hinguckt.

Ich habe ziemlich viel Zeit in diesem Zimmer verbracht, ihr könnt mir also glauben: Wenn es hier eine Antwort gäbe, dann hätte ich sie längst gefunden.

Ich lasse die Beine vom Bett gleiten und ziehe meine Turnschuhe an.

»Wo wir...

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Autor

Val Emmich ist ein Autor, Singer-Songwriter und Schauspieler. Er ist einer der Drehbuchautoren des Musicals »Dear Evan Hansen«, das sich seit seiner Premiere 2015 in New York zu einem vielfach preisgekrönten Kassenschlager entwickelt hat, der allein 2018 durch 50 Städte getourt ist. Nach seinem tragik-komischen Romandebüt »Die Unvergesslichen« legt Val Emmich nun mit diesem Roman sein erstes Jugendbuch vor.