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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
592 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am02.09.2019
»Cloud« ist mehr als nur ein Arbeitgeber. Es ist dein Zuhause. Deine Familie. Und wenn du einmal dort bist, wirst du nie wieder gehen wollen - oder können ...
USA in der nahen Zukunft. Zinnia hätte nie gedacht, dass sie einmal für »Cloud« arbeiten würde, den weltgrößten Onlinestore, der alle lokalen Geschäfte geschluckt hat. In Zeiten enormer Arbeits- und Obdachlosigkeit bietet das Unternehmen Sicherheit - und liefert jedes Produkt, das man sich vorstellen kann. Aber Zinnias Arbeitsbedingungen sind unmenschlich. In den riesigen Lagerhallen wird jeder Schritt überwacht, jedes Gespräch belauscht. Und es steht noch mehr auf dem Spiel: Wenn Pakete mit Drohnen ausgeliefert und Kundendaten gespeichert und analysiert werden, gibt es bald keine Privatsphäre mehr. Doch niemand ahnt, dass Zinnia nicht die ist, als die sie sich ausgibt. Sie riskiert alles, um »Cloud« zu bremsen - und die Welt wieder zu einem besseren Ort zu machen.

Rob Hart hat als politischer Journalist, als Kommunikationsmanager für Politiker und im öffentlichen Dienst der Stadt New York gearbeitet. Er ist Autor einer Krimiserie und hat zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht. Rob Hart lebt mit Frau und Tochter auf Staten Island.
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Produkt

Klappentext»Cloud« ist mehr als nur ein Arbeitgeber. Es ist dein Zuhause. Deine Familie. Und wenn du einmal dort bist, wirst du nie wieder gehen wollen - oder können ...
USA in der nahen Zukunft. Zinnia hätte nie gedacht, dass sie einmal für »Cloud« arbeiten würde, den weltgrößten Onlinestore, der alle lokalen Geschäfte geschluckt hat. In Zeiten enormer Arbeits- und Obdachlosigkeit bietet das Unternehmen Sicherheit - und liefert jedes Produkt, das man sich vorstellen kann. Aber Zinnias Arbeitsbedingungen sind unmenschlich. In den riesigen Lagerhallen wird jeder Schritt überwacht, jedes Gespräch belauscht. Und es steht noch mehr auf dem Spiel: Wenn Pakete mit Drohnen ausgeliefert und Kundendaten gespeichert und analysiert werden, gibt es bald keine Privatsphäre mehr. Doch niemand ahnt, dass Zinnia nicht die ist, als die sie sich ausgibt. Sie riskiert alles, um »Cloud« zu bremsen - und die Welt wieder zu einem besseren Ort zu machen.

Rob Hart hat als politischer Journalist, als Kommunikationsmanager für Politiker und im öffentlichen Dienst der Stadt New York gearbeitet. Er ist Autor einer Krimiserie und hat zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht. Rob Hart lebt mit Frau und Tochter auf Staten Island.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641244309
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum02.09.2019
Seiten592 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2341 Kbytes
Artikel-Nr.4310762
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Paxton

Paxton drückte die Handfläche ans Schaufenster der Eisdiele. Die Speisekarte an der Wand drinnen versprach hausgemachte Köstlichkeiten. Graham-Cracker, Schokolade-Marshmallow und Erdnussbutter-Fudge.

Flankiert wurde die Eisdiele auf der einen Seite von einer Eisenwarenhandlung namens Pop´s und auf der anderen von einem Diner mit einem Schild aus Chrom und Neon, das Paxton nicht deutlich lesen konnte. Delia´s? Dahlia´s?

Er blickte in beiden Richtungen die Hauptstraße entlang. Es war leicht, sich vorzustellen, dass sie von Menschen wimmelte. Wie lebendig es hier früher gewesen sein musste! Das war eine Stadt, die schon beim ersten Besuch nostalgische Gefühle weckte.

Jetzt war sie nur noch ein Echo, das im weißen Sonnenlicht verhallte.

Er wandte sich wieder der Eisdiele zu, dem einzigen Geschäft in der Straße, das nicht mit verwitterten Sperrholzplatten zugenagelt war. Wo die Sonne auf das Fenster auftraf, fühlte es sich heiß an. Es war mit einer Schmutzschicht bedeckt.

Während Paxton durchs Fenster die staubigen Stapel aus Metallbechern, die unbesetzten Hocker und die leeren Kühlfächer betrachtete, hätte er gern irgendein Bedauern darüber verspürt, was dieser Ort einmal für die ihn umgebende Stadt bedeutet haben musste.

Aber er hatte das Limit seiner Traurigkeit bereits erreicht, als er aus dem Bus gestiegen war. Schon die Tatsache, hier zu sein, dehnte seine Haut bis zum Platzen wie einen zu stark aufgeblasenen Luftballon.

Paxton hängte seine Reisetasche über die Schulter und reihte sich in das Rudel ein, das den Gehsteig entlangtrottete und dabei das durch die Risse im Beton ragende Gras zertrampelte. Von hinten kamen immer noch Leute an - ältere und welche mit irgendeiner Behinderung, durch die sie nicht gut gehen konnten.

Aus dem Bus waren siebenundvierzig Fahrgäste gestiegen. Siebenundvierzig Leute, er nicht eingeschlossen. Etwa in der Mitte der zweistündigen Fahrt, als auf seinem Handy nichts mehr war, was seine Aufmerksamkeit fesselte, hatte er sie gezählt. Es gab ein breites Spektrum, was das Alter und die ethnische Herkunft anging. Breitschultrige Männer mit den schwieligen Händen von Tagelöhnern. Gebückte Büroangestellte, die vom jahrelangen Hocken an der Tastatur einen krummen Rücken bekommen hatten. Eine Jugendliche war darunter, bestimmt nicht älter als siebzehn. Sie war klein und üppig, hatte lange, braune Zöpfe, die ihr fast bis zum Po reichten, und eine milchweiße Haut. Der lila Stoff ihres zwei Größen zu weiten Hosenanzugs war vom jahrelangen Tragen ausgeblichen und verbeult. Aus dem Kragen ragte der Rest eines orangefarbenen Schildchens, wie man es in Secondhandläden verwendete.

Alle hatten Gepäck dabei. Ramponierte Rollkoffer, die über das unebene Pflaster ratterten. Rucksäcke und über die Schulter geschlungene Reisetaschen. Alle schwitzten von der Strapaze. Die Sonne knallte Paxton auf den Kopf.

Es hatte bestimmt knapp vierzig Grad. Der Schweiß rann an seinen Beinen entlang und sammelte sich auf den Unterarmen, sodass ihm die Kleider am Leib klebten. Genau deshalb trug er schwarze Hosen und ein weißes Hemd: damit der Schweiß nicht so sichtbar war. Der weißhaarige Mann neben ihm, eventuell ein zwangsweise emeritierter Collegeprofessor, trug einen beigefarbenen Anzug, der wie nasse Pappe aussah.

Hoffentlich war das Rekrutierungszentrum nicht zu weit weg. Hoffentlich war es kühl dort. Er wollte einfach nur irgendwo rein. Auf seiner Zunge schmeckte er den Staub, der von den verwüsteten Feldern heranwehte, auf denen nichts mehr Wurzeln schlagen konnte. Es war grausam von dem Busfahrer gewesen, sie am Stadtrand abzusetzen. Wahrscheinlich wollte der Typ in der Nähe des Highways bleiben, um Kraftstoff zu sparen, aber trotzdem.

Die Schlange vor ihm wechselte die Richtung. Sie bog an der Kreuzung nach rechts ab. Paxton legte Tempo zu. Er wäre gern stehen geblieben, um eine Wasserflasche aus der Reisetasche zu holen, aber es war schon eine Schwäche gewesen, an der Eisdiele zu pausieren. Jetzt waren mehr Leute vor als hinter ihm.

Als er sich der Ecke näherte, drängte eine Frau sich so eng an ihm vorbei, dass er um ein Haar gestolpert wäre. Sie war älter, hatte asiatische Gesichtszüge und einen weißen Wuschelkopf. Über ihre Schulter hing eine Ledertasche. Offenbar wollte sie unbedingt an die Spitze des Rudels gelangen, wobei sie sich jedoch übernahm. Sie strauchelte und knallte auf ein Knie.

Die Leute in ihrer Nähe traten beiseite, um ihr Platz zu lassen, blieben aber nicht stehen. Paxton wusste, wieso. Eine kleine Stimme in seinem Kopf schrie »Weitergehen!«, aber das konnte er natürlich nicht, weshalb er der Frau auf die Beine half. Ihr nacktes Knie war aufgeschrammt; eine lange Blutspur lief am Bein entlang bis zu ihrem Tennisschuh, so dick, dass sie schwarz aussah.

Die Frau sah ihn an, nickte kaum merklich und setzte sich wieder in Bewegung. Paxton seufzte.

»Gern geschehen«, sagte er, aber nicht so laut, dass sie es hören konnte.

Er warf einen Blick über die Schulter. Die Leute weiter hinten beschleunigten ihre Schritte. Sie strengten sich wieder mehr an, wahrscheinlich weil sie gesehen hatten, wie jemand zu Boden gegangen war. Blut lag in der Luft. Paxton schlang sich seine Tasche über die Schulter und marschierte schleunigst auf die Ecke zu. Als er sie umrundet hatte, sah er ein großes Theatergebäude mit einem weißen Vordach vor sich. Unter dem zerbröselnden Stuck der Fassade lugten verwitterte Ziegel hervor.

Auf der Oberseite des Vordachs bildeten gesprungene Neonbuchstaben ein ungleichmäßiges Muster.

R-I-V-R-V-I-E.

Wahrscheinlich sollte das Riverview heißen, obwohl es in der Nähe sichtlich keinerlei Flüsse gab, aber das konnte früher ja mal anders gewesen sein. Vor dem Theater stand eine mobile Klimaanlage auf Rädern. Durch einen Schlauch pumpte das glänzende Gerät kalte Luft ins Gebäude. Paxton folgte dem Rudel auf die lange Reihe offener Türen zu. Als er näher kam, gingen die an den beiden Enden bereits zu, sodass nur einige in der Mitte noch geöffnet waren.

Paxton drängte sich nach vorn auf den mittleren Eingang zu. Die letzten paar Schritte rannte er beinahe. Als er eintrat, schlugen hinter ihm weitere Türen zu. Die Sonne verschwand, und kühle Luft hüllte ihn ein. Sie fühlte sich wie ein Kuss an.

Erschauernd blickte er sich um und sah, wie die letzte Tür zuging. Ein Mann mittleren Alters, der deutlich hinkte, war in der glühenden Sonne gestrandet. Zuerst sank er in sich zusammen. Seine Schultern erschlafften, seine Reisetasche plumpste auf den Boden. Dann kehrte die Spannung in sein Rückgrat zurück, und er tat einen Schritt vorwärts, um mit der flachen Hand an die Tür zu schlagen. Offenbar trug er einen Ring, denn man hörte einen scharfen Knall, als würde gleich die Scheibe bersten.

»He!«, brüllte er mit dumpfer Stimme. »He, das könnt ihr doch nicht machen! Schließlich hab ich den weiten Weg hierher auf mich genommen!«

Tack, tack, tack.

»He!«

Ein Mann in einem grauen T-Shirt, auf dem hinten in weißen Lettern JobExpress stand, ging auf den abgelehnten Bewerber zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Paxton konnte zwar nicht von den Lippen lesen, nahm aber an, dass es dieselben Worte waren, die eine am Bus zurückgewiesene Frau zu hören bekommen hatte. Sie hatte als Letzte in der Warteschlange gestanden, als die Tür vor ihrer Nase zuging. Darauf war ein Mann in einem JobExpress-Shirt erschienen und hatte gesagt: »Es gibt keinen letzten Platz. Sie müssen wirklich bei Cloud arbeiten wollen. In einem Monat können Sie sich gerne noch einmal bewerben.«

Paxton wandte sich von der Szene ab. Schon für seine eigene Traurigkeit fand er in sich keinen Raum mehr und für die von jemand anderes erst recht nicht.

Im Foyer wimmelte es von Männern und Frauen in JobExpress-Shirts. Manche standen freundlich lächelnd mit einer Pinzette und kleinen Plastikbeuteln bereit. Alle Bewerber wurden angewiesen, sich von einer Person in Grau ein paar Haare auszupfen und eintüten zu lassen. Dann wurden die Bewerber aufgefordert, mit schwarzem Filzstift ihren Namen und ihre Sozialversicherungsnummer auf den Beutel zu schreiben.

Die Frau, die bei Paxton die Probe nahm, war fast kugelrund und einen Kopf kleiner als er. Damit sie an ihn herankam, musste er sich bücken. Er zuckte beim Haareausreißen kurz zusammen, dann schrieb er seinen Namen auf den Beutel und übergab ihn dem Mann, der darauf wartete, ihn abzutransportieren. Als Paxton aus dem Foyer in den Theatersaal trat, überreichte ihm ein spindeldürrer Mann mit buschigem Schnurrbart einen kleinen Tablet-PC.

»Suchen Sie sich einen Platz, und schalten Sie das Tablet ein«, sagte der Mann in geübtem, desinteressiertem Ton. »Der Bewerbungsprozess wird gleich beginnen.«

Paxton schlang sich wieder seine Reisetasche über die Schulter und ging den Mittelgang entlang. Der Teppich war fast bis auf den Estrich abgewetzt, und es roch nach alten, undichten Rohrleitungen. Er wählte eine Sitzreihe ziemlich weit vorn und ging bis zur Mitte durch. Als er sich auf dem harten Holzsitz niedergelassen und seine Tasche neben sich gestellt hatte, hörte er hinter sich ein lautes Klacken. Die Türen wurden verriegelt.

Seine Reihe war leer bis auf eine Frau, deren Haut die Farbe von verbrannter Erde hatte. Auf ihrem Kopf türmten sich elastische Locken aus dunkelbraunem Haar, und sie trug ein honigfarbenes Sommerkleid mit farblich passenden flachen Schuhen. Sie saß am Ende der Reihe, ganz in der Nähe der Wand, deren verschnörkelte, weinrote...

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Autor

Rob Hart hat als politischer Journalist, als Kommunikationsmanager für Politiker und im öffentlichen Dienst der Stadt New York gearbeitet. Er ist Autor einer Krimiserie und hat zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht. Rob Hart lebt mit Frau und Tochter auf Staten Island.