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Coco, Sophie und die Sache mit Paris

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am21.04.2020
Zwei Frauen mitten im Leben, ein Date in Paris und ein charmanter Bistrobesitzer im Elsass - Bienvenue en France!
Redakteurin Coco und ihre beste Freundin, die alleinerziehende Literaturagentin Sophie, teilen jedes Geheimnis miteinander. Na ja, fast. Dass Coco sich ausgerechnet in Nik, den charmanten Bruder ihres Exmannes verliebt hat, behält sie für sich. Erst will sie Nik in Paris besuchen und herausfinden, ob die Sache mit ihm ernst ist. Doch als Sophie sich kurzerhand mit ihrer 14-jährigen Tochter Freddy der Reise anschließt, gestaltet sich der Trip in die Stadt der Liebe ganz anders, als von Coco erträumt. In Sophies laubfroschgrüner Rostlaube führt sie die turbulente Fahrt über das malerische Elsass direkt in den Sommer ihres Lebens ...

Stephanie Jana ist selbstständige Autorin und Lektorin. Sie lebt mit ihrer Familie in Gießen und Frankfurt am Main.
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Produkt

KlappentextZwei Frauen mitten im Leben, ein Date in Paris und ein charmanter Bistrobesitzer im Elsass - Bienvenue en France!
Redakteurin Coco und ihre beste Freundin, die alleinerziehende Literaturagentin Sophie, teilen jedes Geheimnis miteinander. Na ja, fast. Dass Coco sich ausgerechnet in Nik, den charmanten Bruder ihres Exmannes verliebt hat, behält sie für sich. Erst will sie Nik in Paris besuchen und herausfinden, ob die Sache mit ihm ernst ist. Doch als Sophie sich kurzerhand mit ihrer 14-jährigen Tochter Freddy der Reise anschließt, gestaltet sich der Trip in die Stadt der Liebe ganz anders, als von Coco erträumt. In Sophies laubfroschgrüner Rostlaube führt sie die turbulente Fahrt über das malerische Elsass direkt in den Sommer ihres Lebens ...

Stephanie Jana ist selbstständige Autorin und Lektorin. Sie lebt mit ihrer Familie in Gießen und Frankfurt am Main.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641247300
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum21.04.2020
SpracheDeutsch
Dateigrösse1513 Kbytes
Artikel-Nr.4940452
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Sophie

SHINE YOUR LIGHT - heiße Tage und wache Nächte

Liebe Sophie Bayer,

mein Name ist Hans Hinterfeld, und ich bin der Direktor des wunderschönen Hotels »Zuflucht«. In wenigen Tagen beginnt Ihre Auszeit hier bei uns im Herzen der Rhön. Diese sagenumwobene Naturlandschaft und mein Team werden Sie mit offenen Armen umfangen!

O Gott, wie schööön! Wenn das nicht wunderbar klingt. Zu gut, um wahr zu sein ... Muss es eigentlich »empfangen« oder »umfangen« heißen? Was ist, wenn übergewichtige Gäste kommen? Hm, egal. Das ist ja zum Glück ausnahmsweise mal nicht mein Problem. Die Rhön wartet auf mich und ich auf sie.

Für einen Moment lasse ich die hoffnungsvolle Post des Reiseveranstalters sinken, um mit der rechten Hand meinen Bleistiftrock gerade zu ziehen und mich für eine kurze Fantasiereise am Schreibtisch zurückzulehnen. Da werde ich jäh gestoppt vom Bezug meines neuen Möchtegerndesignersesselchens. Nur mit einem schmerzhaften »Plopp« schaffe ich es, die Unterseite meiner Oberschenkel vom klebenden Kunstleder zu lösen. »Mascha!«, rufe ich innerlich aus. Denn meine mal wieder durch Abwesenheit glänzende Assistentin hat mir dieses unpraktische Trendmobiliar fürs Büro aufgeschwatzt. »Sophie, sind das echte Schnapper«, hat sie mit russischem Akzent dafür geworben. »Glaube mir, diese Schwingstühle sind ergonomitscheskije. Hat man die jetzt von Mailand bis Moskwa. Und Sohn von Onkel hat eine Superquelle ...«

Den Rest ihrer Erläuterungen habe ich verdrängt, bei dem Gedanken an das Stichwort Quelle jedoch atme ich dreimal, genau wie ich es kürzlich gelesen habe, in die Tiefen meines Bauches hinein. Die Luftröhre hinunter, an Leber und Magen vorbei, durch den Dünn-, Dick- und wer weiß welchen Darm noch. Dann kippe ich langsam und sanft zurück. Nein, ich will mich nicht aufregen. Werde ich auch nicht. Nicht bei vierzig Grad am Montagmorgen unter dem Dach meiner Frankfurter Literaturagentur. Ich muss mich bloß zwei Minuten in die Rhön beamen, nur zwei klitzekleine Minütchen, bitte! Dort werde ich lachend über Streuobstwiesen laufen, mich ins saftige Gras fallen lassen und nur noch dem Wind in den Baumwipfeln zuhören. In der Rhön muss ich nichts mehr müssen und darf nur noch sein. Seit Tagen studiere ich die Reiseunterlagen wieder und wieder und klammere mich an die in meinem Kopf auftauchenden Bilder - wie eine Ertrinkende an den rot-weißen Rettungsring. Dem Himmel sei Dank! Endlich Urlaub in Sicht!

Wir gratulieren Ihnen zu Ihrer Wahl »14-Tage-Reise zum Ich« und wünschen Ihnen einen rundum erfüllenden Aufenthalt in unserem Haus. Unser Credo »Kehre bei dir ein« hat sich über die Jahre sehr bewährt. Es bildet das Dach, das es Ihnen ermöglicht, auch mal von oben auf die Dinge zu schauen. Vieles in unserem hektischen Alltag nehmen wir verzerrt wahr, manchmal ist die Sicht versperrt oder Einiges letztlich anders, als es scheint. Nehmen Sie sich Zeit für den freien Blick, und kehren Sie wieder bei sich selbst ein - und bei uns.

Einkehren - juchhu, das werde ich machen. Da kannst du Gift drauf nehmen oder sonst irgendein Zeug, mein lieber Herr Hinterfeld. Und ganz gewiss nur mit mir allein! Immer bin ich die, die »das Kind schon schaukelt«. Alle Kinder, für alle und jeden um mich herum. Als alleinerziehende Mutter genauso wie als stets zur Rettung bereite Literaturagentin. Ich darf gar nicht daran denken, was in den vergangenen Monaten alles zu tun, zu lösen, zu wuppen war. Aber das will ich auch gar nicht. Dieses Schreiben klingt so vielversprechend und herzerwärmend, dass der Vorfreudepegel auf meine freien Tage von Minute zu Minute ansteigt. Von mir aus mache ich auch den ganzen Eso-Kram, der im Prospekt in allen Details angeboten wird, mit: von Cranio bis Tao, Eichenumarmen, Waldbaden und Vollmondschwimmen. Ich bin bereit. Hauptsache, ich komme endlich bald raus aus diesem Wahnsinn hier. Mein geplanter Urlaub verspricht genau das, was ich so sehnsüchtig brauche: Ruhe, Ruhe und noch mehr Ruhe - und in diesem beschaulichen Nest in der Rhön werde ich sie finden. Dort mähen höchstens die Schafe oder rattern die Trecker. Wenn das nicht die perfekten Aussichten für diesen Sommer sind!

Die nächsten Sätze kenne ich auch schon und überfliege sie schnell:

Bitte beachten Sie, dass wir ein veganes und drogenfreies Haus sind. Wir bitten Sie daher, keine Erzeugnisse von Tieren wie Fleisch, Leder, Honig aus nichtfairem Handel, keinen Alkohol, keine Zigaretten oder andere Rauschmittel (auch nicht in Bioqualität oder aus eigenem Anbau) mitzubringen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Sei es drum. Papier ist geduldig, wer weiß das besser als ich Bücherfrau? Bestimmt gibt es dort im Dorf ein nettes Gasthaus mit Schweinebraten, Käsespätzle und selbst gebranntem Streuobstschnaps auf der gutbürgerlichen Karte für Wanderer. Dem statte ich dann zwischendurch gerne einen Besuch ab. Und ein bisschen Heilfasten oder eine Obstkur kann ja auch nicht schaden. Alles wird gut! Nur noch ein, zwei, drei, vier, fünf Tage bis Samstag. Dann bin ich endlich raus aus diesen heißen heiligen Hallen, düse ins nahe Mittelgebirge und tiefenentspanne vor mich hin. Höre nur noch auf mich und meine innere Stimme - sanfte Hügel, Reise zum Ich, einkehren - wie und wo auch immer. Die passenden Filmsequenzen fliegen und summen in meinem Kopf herum, während ich meditativ mit dem Stuhl hin- und herwippe. Ich sehe mich schon in einer bunten Hängematte zwischen zwei Schatten spendenden Bäumen schaukeln ...

»O nein, das darf doch nicht wahr sein!«, schreie ich, als ich plötzlich zu weit nach links kippe und vor lauter träumerischem Schaukeln den Stapel mit den neuen Manuskripten vom Tisch fege. Schlagartig bin ich im Hier und Jetzt. Und die Seiten der mittelmäßig talentierten, aber erfolgreich von mir vertretenen Schriftstellerin Karolina Kura liegen nun über den ganzen Boden verstreut.

Na bravo! Unter fünfhundert Blatt fängt die Kurrra, wie meine Assistentin Mascha und ich sie mit übertrieben gerolltem »rrr« nennen, gar nicht erst an. Zum Glück habe ich vor dem Ausdrucken noch die Seitenzahlen eingefügt, denn dazu fühlt sich unsere Diva Nummer eins außerstande. »Frau Bayer, Sie müssen das doch verstehen. Diese kantigen Zahlen sind nichts für eine sensible Schriftstellerin, sie engen nur ein. Das kann nicht in Ihrem Sinne sein als meine Agentin«, höre ich sie flöten. Ihre Stimme habe ich noch genau im Ohr, nachdem sie mir heute Morgen bereits unfassbare dreiundsechzig Minuten lang am Telefon die Vielschichtigkeit ihres neuesten Werks Eine Liebe auf Helgoland erläutert hat. Was gibt es daran nicht zu verstehen? Liebe, Wind, Meer. Voilà! Es könnte so einfach sein, aber die Kura verarbeitet so viele Irrungen und Wirrungen in ihren Geschichten, wie sie das wahre Leben gar nicht vertragen würde. Im Übrigen auch kein Mann. Daher ist sie Dauersingle.

Während ich die kreuz und quer verteilten Blätter zusammenklaube und resigniert sortiere, blinkt die Nummer meiner besten Freundin Coco auf dem Handydisplay. Sie ruft schon wieder an? Während ich vorhin telefoniert habe, hat Coco bereits dreimal versucht, mich zu erreichen. Wahrscheinlich will sie in der Kaffeepause mit mir quatschen oder die Details vom Wochenende erzählen. Oder ob doch etwas los ist? Hektisch checke ich meinen großen, für heute und die nächsten Tage vollgeschriebenen Papierkalender, beschließe zeitgleich, das Kura-Chaos Mascha auf den Tisch zu schieben und Cocos Anruf leider, leider nicht anzunehmen. Wenn ich jetzt rangehe, ist meine Tagesplanung gelaufen. Sorry, bitte entschuldige, liebste Coco! Ich hauche dem Telefon ein schnelles, von Herzen kommendes Handküsschen zu und verspreche telepathisch, mich, sobald es irgendwie geht, bei ihr zu melden.

Das Handy hört auf zu blinken, und ich seufze wehmütig. Leider haben Coco und ich gerade beide so viel um die Ohren - sie in der Zeitungsredaktion des Frankfurter Tagblatts, ich in der Agentur -, dass wir nicht mal unsere täglichen Freundinnen-Updates schaffen: Lebst du noch? Was gibt´s Neues? Was, Harry, dieser Zausel von Autor?! Und Sibylle erst, unfassbar. Du fehlst mir, du mir erst und so weiter. Der Alltagswahnsinn und seit Tagen auch diese unerträgliche Hitze haben uns und, wie es scheint, das ganze Land fest im Griff. »Jahrhundertsommer« schwärmen die Wetterfrösche in allen Medien, während ich hier in den Mansardenräumen meiner Bücheragentur und genauso zu Hause in meiner ansonsten geliebten Altbauwohnung nach frischer, kühler Luft hechele.

Es ist typisch: Kurz bevor es in die Sommerpause geht, kommen alle Autoren noch mit jeder Menge Ideen, Fragen, Leseproben, Exposés und Empfindlich- und Befindlichkeiten von A wie »Alles umsonst, Sophie! Ich soll einfach kein Buch schreiben« bis Z wie »Zum Teufel, diese Schnepfe hat mir die Idee geklaut!« Nachts schlafe ich so schlecht, dass ich nicht mal zum Träumen komme, weil die Handlungsstränge neuester Romanprojekte durch meine Gedanken schwirren, gefolgt von nicht enden wollenden To-do-Listen, die sich im Nebel weiter und weiter ausrollen. Dabei ist Coco die Listenschreiberin von uns beiden. Am Morgen sitze ich dann wie jetzt müde und völlig erschöpft mit einem Pott Kaffee vor meinem Laptop und klebe, statt in der Hängematte oder sonst wo die Seele baumeln zu lassen, am Schwingstuhl fest.

Entnervt streiche ich mir meine feuchten hellbraunen Haare aus dem Gesicht und wende mich stöhnend dem mannshohen Stapel mit Exposés zu. Was ist nur los? So kenne ich mich gar nicht. Eigentlich liebe ich meine Arbeit: Die Regale voller Bücher, den Geruch...

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