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Streuner - Auf der Suche nach Hoparion

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am27.09.2021
Regel Nummer eins: Hunde sind gefährlich. Es gibt keine Ausnahmen. Regel Nummer zwei: Überlebe!
Nach dem TAG hat sich alles verändert. Die Welt ist zu einer grauen Wüste geworden, in der wilde Hunderudel die Herrschaft übernommen haben. Doch Judith und ihr kleiner Bruder Abi haben einen Traum. Ihr Ziel ist Hoparion, der Ort, an dem es genug Wasser und Nahrung für alle gibt und Menschen und Hunde friedlich zusammenleben. Zumindest hat ihnen das ihr Vater erzählt. Doch der Weg dorthin ist weit und überall lauern Gefahren. Um nicht von wilden Hunden überrascht zu werden, schlafen die Kinder auf Bäumen. Als sie eines Tages von einem Rudel angegriffen werden, sind es ausgerechnet die Hunde Nipper, Dash und Stubby, die ihnen helfen. Zusammen mit Bilkis, der jungen Kriegerin, machen sich die sechs Streuner auf den Weg nach Hoparion. Aber ihr Zusammenhalt wird auf eine harte Probe gestellt, denn nicht nur Bilkis und der alte Stubby haben vor den anderen gefährliche Geheimnisse.

Rüdiger Bertram wurde 1967 in Ratingen geboren und arbeitete nach seinem Studium (Geschichte, Volkswirtschaft und Germanistik) zunächst als freier Journalist. Heute schreibt er Drehbücher und hat zahlreiche erfolgreiche Bücher für Kinder veröffentlicht. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt er in Köln.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextRegel Nummer eins: Hunde sind gefährlich. Es gibt keine Ausnahmen. Regel Nummer zwei: Überlebe!
Nach dem TAG hat sich alles verändert. Die Welt ist zu einer grauen Wüste geworden, in der wilde Hunderudel die Herrschaft übernommen haben. Doch Judith und ihr kleiner Bruder Abi haben einen Traum. Ihr Ziel ist Hoparion, der Ort, an dem es genug Wasser und Nahrung für alle gibt und Menschen und Hunde friedlich zusammenleben. Zumindest hat ihnen das ihr Vater erzählt. Doch der Weg dorthin ist weit und überall lauern Gefahren. Um nicht von wilden Hunden überrascht zu werden, schlafen die Kinder auf Bäumen. Als sie eines Tages von einem Rudel angegriffen werden, sind es ausgerechnet die Hunde Nipper, Dash und Stubby, die ihnen helfen. Zusammen mit Bilkis, der jungen Kriegerin, machen sich die sechs Streuner auf den Weg nach Hoparion. Aber ihr Zusammenhalt wird auf eine harte Probe gestellt, denn nicht nur Bilkis und der alte Stubby haben vor den anderen gefährliche Geheimnisse.

Rüdiger Bertram wurde 1967 in Ratingen geboren und arbeitete nach seinem Studium (Geschichte, Volkswirtschaft und Germanistik) zunächst als freier Journalist. Heute schreibt er Drehbücher und hat zahlreiche erfolgreiche Bücher für Kinder veröffentlicht. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt er in Köln.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641248789
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum27.09.2021
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2089 Kbytes
Artikel-Nr.5691709
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


5

»Ist er tot?« Abro ist vom Baum geklettert und steht zitternd neben mir. Ein paar Meter vor uns liegt der Hund. Ihm fehlt ein Ohr, aber das muss er schon bei einem früheren Kampf verloren haben. Er blutet am Kopf, da, wo ihn der Stein getroffen hat. Ein guter Wurf. Paps wäre stolz auf Abro.

»Ich dachte doch, der will dich angreifen.«

»Nein, der wohl nicht. Das waren die anderen«, erwidere ich.

»Paps hat gesagt, Hunde sind gefährlich. Alle. Es gibt keine Ausnahme. Regel Nummer eins.« Abro starrt den Hund an, der regungslos auf der Erde liegt, alle Beine von sich gestreckt. Er hat noch nie einen Hund getötet.

Ich nehme Abro in den Arm, um ihn zu beruhigen. Dabei lasse ich die beiden anderen Hunde nicht aus den Augen. Ein alter Rüde steht knurrend vor uns, um uns auf Abstand zu halten. Das Fell an seiner Schnauze ist schon ganz grau, aber sein Gebiss ist noch fast vollständig. Das kann ich sehen, weil er drohend die Zähne fletscht. Eine Hündin leckt die Wunde des Einohrigen. Sie blutet auch, aber nicht sehr.

»Er ist nicht tot«, sagt Bilkis. »Seine Bauchdecke hebt und senkt sich, siehst du?«

»Können wir ihm irgendwie helfen?«, flüstert Abro.

»Ich glaube nicht, dass uns die beiden an ihn ranlassen werden«, antworte ich. »Besser, wir ziehen weiter. Keine Ahnung, ob Hunde so was wie Rache kennen, aber ich würde es lieber nicht drauf ankommen lassen.«

Während wir unsere Sachen vom Baum holen, zieht Bilkis eine halbe Wurst aus ihrer Tasche und wirft sie den Hunden hin. Ich kann kaum hinsehen. Eine halbe Wurst!

Der Alte stürzt sich sofort darauf, aber die Hündin ist schneller. Sie schnappt sich die Wurst und verbuddelt sie in der Asche. Dann kümmert sie sich wieder um den Einohrigen und leckt seine Wunde.

»Die drei haben uns geholfen. Keine Ahnung warum, aber da ist das nur fair.« Bilkis hat meinen Blick bemerkt, und ich nicke ihr zu, weil sie recht hat.

Schweigend entfernen wir uns von dem Baum. Rückwärts, damit uns die Hunde nicht von hinten anfallen können. Nur für den Fall, dass sie ihre Meinung doch noch ändern. Bilkis hat sicherheitshalber ihren Bogen gespannt und lässt die beiden nicht aus den Augen.

»Schnell, hol meine Pfeile«, sagt sie, als wir an den beiden toten Hunden aus dem Rudel vorbeikommen.

»Ich?«

»Kannst du mit einem Bogen schießen?«, fragt sie zurück. »Ich meine, so, dass du auch triffst?«

»Nein«, antworte ich ehrlich.

»Dachte ich mir. Ich würde ihn nur ungern aus der Hand legen, solange wir noch nicht weit genug weg sind. Und die Pfeile können wir noch gebrauchen.«

Sie hat recht, natürlich hat sie recht. Trotzdem kann ich mich nicht überwinden, zu den leblosen Körpern zu gehen und ihnen die Pfeile aus dem Bauch zu ziehen. Jetzt bin ich es, die zittert. Abro spürt das und ruft: »Ich mach das schon.«

So als wäre er froh, irgendetwas tun zu können, um nicht an den Einohrigen unter dem Baum denken zu müssen.

Abro rennt zu den toten Hunden, um die Pfeile zu holen. Er muss kräftig ziehen, fast setzt er sich dabei auf den Hintern, dann hat er es geschafft. Stolz hält er die Pfeile in die Höhe. Die Hunde unter dem Baum folgen uns nicht. Die bleiben bei ihrem verletzten Anführer. Ich nehme an, dass er ihr Anführer ist. Warum sonst sollten sie sich so um ihn kümmern? Und außerdem war er es, der sich als Erster auf die anderen Hunde gestürzt hat.

Wir folgen einem Weg, der unter der Asche kaum zu erkennen ist. Erst als wir weit genug von dem Baum weg sind, lässt Bilkis ihren Bogen sinken und nimmt Abro die Pfeile ab. Sie wischt das Blut an staubigen Grasbüscheln ab, dann lässt sie die Pfeile in ihren Köcher gleiten.

Im selben Moment ertönt ein lautes Heulen. Es ist eine Mischung aus Trauer und Wut und klingt so gruselig, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Es hört sich fast so an, als würde ein Mensch schreien. Fast so, wie damals, als Paps ...

»Ist er ...« Eben war er noch stolz, jetzt klingt Abro wieder ganz verzweifelt. Das ist typisch für ihn. Seit damals wechseln seine Stimmungen wie das Wetter im April. Also vor dem TAG. Jetzt ist das Wetter immer dasselbe.

Ich antworte nicht auf Abros Frage. Ich tue einfach so, als hätte ich ihn nicht gehört. Stattdessen schaue ich zurück zu dem Baum. Er sieht jetzt schon ziemlich weit weg aus, aber das hat nur wieder was mit dem Licht zu tun. In Wirklichkeit sind wir noch gar nicht weit entfernt. Gerade weit genug, um in Sicherheit zu sein. Fürs Erste jedenfalls.

»Hier, besser ist das!« Bilkis hat einen Parfümflakon aus ihrem Rucksack geholt. Er ist aus Kristallglas und wunderschön. Aber das Beste ist, der Flakon ist noch fast voll.

»Duft?«, fragt Abro.

»Nein, Hundepisse«, erwidere ich, weil das wirklich eine dumme Frage war.

»Also ich kenne es eher unter dem Namen Magic Hood«, sagt Bilkis und grinst.

Stimmt, das war der Name. Ich erinnere mich wieder, so hat Paps den Duft damals auch genannt.

»Bedient euch - falls die beiden doch noch auf die Idee kommen, dass wir drei eine gute Mahlzeit wären.« Bilkis spricht nur noch von zwei Hunden. Sie glaubt also auch, dass der Einohrige tot ist. Ich schaue zu Abro, aber der hat das zum Glück gar nicht mitbekommen. Ich muss jetzt schnell was sagen, damit er es nicht doch noch kapiert.

»Kommt gar nicht infrage«, lehne ich Bilkis´ Angebot ab. »Du hast uns geholfen, also nehmen wir unseres. Das ist das Mindeste, was wir tun können.« Dabei klinge ich ziemlich erwachsen und komme mir sehr großzügig vor. Bilkis scheint das egal zu sein. Sie packt den Flakon wieder ein und wartet, bis ich unser halb leeres Fläschchen herausgeholt habe.

Sparsam tröpfele ich ihr, Abro und mir etwas von dem Duft in die Hände.

»Wo wollt ihr überhaupt hin?«, fragt Bilkis, als sie sich damit einreibt.

»Nach ...« Ich kann Abro gerade noch in die Seite stoßen, sonst hätte er alles verraten. Sie hat uns geholfen, aber das heißt noch lange nicht, dass wir ihr trauen können. Also wirklich trauen.

»Nach irgendwo«, antworte ich.

»Was für ein Zufall! Da will ich auch hin«, erwidert sie.

»Ich befürchte, dass dein Irgendwo ein anderes Irgendwo als unser Irgendwo ist.« Dabei sehe ich ihr direkt in die Augen. Das hat Paps mir beigebracht.

Bilkis starrt einfach zurück, völlig unbeeindruckt, und wenn mich nicht alles täuscht, ist in ihrem Blick ein spöttisches Grinsen.

»Oh, verstehe«, antwortet sie. »Du bist misstrauisch. Nicht die schlechteste Eigenschaft. Zumindest nicht, wenn man überleben will.«

Abro will wieder etwas sagen, aber ich bringe ihn mit einem Blick zum Schweigen. Ich bin die Ältere, ich habe die Verantwortung, ich bestimme.

»Okay, siehst du die Gabelung?« Bilkis zeigt nach vorne, wo sich der Weg teilt. »Euer Irgendwo ist rechts, und meines ist links, einverstanden?«

Ich nicke nur, und auch Abro schweigt, weil ich ihn wieder streng angeguckt habe. Während wir zu der Gabelung laufen, spricht keiner von uns ein Wort. Es ist still und nur aus der Ferne ertönt ab und zu noch mal das leiser werdende Heulen der Hündin.

Während wir laufen, frage ich mich, ob ich gerade einen riesigen Fehler mache. Vielleicht sollten wir Bilkis vertrauen und ihr verraten, wo wir hinwollen. Wir könnten uns mit ihr zusammentun.

Die Hunde schließen sich ja auch zu Rudeln zusammen, weil es sicherer für sie ist. Sie kann mit einem Bogen umgehen, besitzt mehr Duft als wir und zu essen hat sie auch.

Ich schüttele den Kopf, um den verführerischen Gedanken wieder loszuwerden. Es könnte trotzdem eine Falle sein. Lieber kein Risiko eingehen, bis hierhin haben es Abro und ich allein geschafft. Wir sind ein prima Team, auch ohne Strom. Aber wir werden schon noch einen neuen Akku auftreiben. Haben wir bisher immer geschafft. Irgendwie.

»So, da wären wir«, sagt Bilkis, als wir die Gabelung erreicht haben. Sie streckt uns ihre Hand entgegen. »Viel Glück euch beiden.«

Abro greift sofort zu und schüttelt sie. Ich bin knapp davor, sie zu fragen, ob sie nicht doch mit uns kommen will ...

Lasse es dann aber sein und sage nur: »Dir auch!«

Ich ziehe Abro nach rechts, während Bilkis dem linken Weg folgt. Sie fängt an zu traben, und fast scheint es, als wäre sie froh, jetzt wieder schneller voranzukommen. Als ich mich ein zweites Mal nach ihr umschaue, ist sie kaum noch zu erkennen.

»Musst du so einen Lärm machen? Dein Heulen weckt Tote auf! Nicht auszuhalten.«

Mein Kopf schmerzt. Sehe Dash vorwurfsvoll an. Hat mich geweckt mit ihrem Gejaule. Verdammt, tut mein Schädel weh.

»Du bist nicht tot? Ich dachte, du wärst tot. Guck mal, Stubby, er ist gar nicht tot.« Dash schleckt mir vor Freude mit ihrer Zunge über die Schnauze.

»Er-lebt-er-lebt-er-lebt.« Stubby streckt mir seine Zunge ebenfalls entgegen und kommt auf mich zugelaufen.

»Denk nicht mal dran«, knurre ich. Keine Lust, seine nasse Zunge im Gesicht zu haben.

»Kannst du aufstehen? Du kannst doch aufstehen, oder?«, fragt Dash ängstlich.

Wichtige Frage. Muss aufstehen. Wenn ich es nicht schaffe, werden sie mich zurücklassen. Zurücklassen müssen. Uraltes Rudelgesetz. Würde es genauso machen. Obwohl: Drei sind kein Rudel, gilt ja dann gar nicht.

Beine fühlen sich gut an, der Rest des Körpers auch. Nur der Kopf brummt. Lieber noch einen Moment liegen bleiben. Kraft...

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Autor

Rüdiger Bertram wurde 1967 in Ratingen geboren und arbeitete nach seinem Studium (Geschichte, Volkswirtschaft und Germanistik) zunächst als freier Journalist. Heute schreibt er Drehbücher und hat zahlreiche erfolgreiche Bücher für Kinder veröffentlicht. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt er in Köln.