Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Miss Hollywood - Mary Pickford und das Jahr der Liebe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
544 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am10.05.2021
Die berühmteste Stummfilmschauspielerin Hollywoods - und die schönste Liebesgeschichte aller Zeiten
1916: Es ist die Geburtsstunde Hollywoods, die große Ära des Stummfilms und ihr Star heißt Mary Pickford. Seit ihrer Kindheit steht Mary im Scheinwerferlicht. Neben Charlie Chaplin ist sie das bekannteste Gesicht Amerikas. Alle lieben ihre goldenen Locken. Als sie den gefeierten Schauspieler Douglas Fairbanks kennenlernt, ist es der Beginn einer leidenschaftlichen Liebe. Aber von dieser Liebe darf niemand etwas erfahren. Zwischen dem Glamour New Yorks und den Verheißungen Hollywoods beginnt Mary Pickfords sagenhafter Aufstieg von der umjubelten Schauspielikone zur ersten Filmproduzentin. Doch die vielleicht bewegendste Geschichte schreibt ihr Leben selbst.

Emily Walton wurde 1984 in Oxford, England geboren. Sie hat in Wien Journalismus und Germanistik studiert und arbeitet als freie Journalistin und Autorin. 2016 erschien ihr Debüt, die Romanbiografie »Der Sommer, in dem F. Scott Fitzgerald beinahe einen Kellner zersägte«. Sie wurde mit diversen Stipendien und Preisen ausgezeichnet. Emily Walton lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Wien.
mehr

Produkt

KlappentextDie berühmteste Stummfilmschauspielerin Hollywoods - und die schönste Liebesgeschichte aller Zeiten
1916: Es ist die Geburtsstunde Hollywoods, die große Ära des Stummfilms und ihr Star heißt Mary Pickford. Seit ihrer Kindheit steht Mary im Scheinwerferlicht. Neben Charlie Chaplin ist sie das bekannteste Gesicht Amerikas. Alle lieben ihre goldenen Locken. Als sie den gefeierten Schauspieler Douglas Fairbanks kennenlernt, ist es der Beginn einer leidenschaftlichen Liebe. Aber von dieser Liebe darf niemand etwas erfahren. Zwischen dem Glamour New Yorks und den Verheißungen Hollywoods beginnt Mary Pickfords sagenhafter Aufstieg von der umjubelten Schauspielikone zur ersten Filmproduzentin. Doch die vielleicht bewegendste Geschichte schreibt ihr Leben selbst.

Emily Walton wurde 1984 in Oxford, England geboren. Sie hat in Wien Journalismus und Germanistik studiert und arbeitet als freie Journalistin und Autorin. 2016 erschien ihr Debüt, die Romanbiografie »Der Sommer, in dem F. Scott Fitzgerald beinahe einen Kellner zersägte«. Sie wurde mit diversen Stipendien und Preisen ausgezeichnet. Emily Walton lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Wien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641249533
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum10.05.2021
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1991 Kbytes
Artikel-Nr.4940651
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Mary Pickford bemühte sich zu lächeln, als sie ihr Appartementgebäude an der Upper West Side erreichte. Ihre Wangen schmerzten von den vielen Grimassen vor der Kamera, ihre Augen brannten vom langen Drehtag, und die Füße hatten Schwielen. Doch der Portier Timothy, ein junger Ire mit rötlichem Haar und schmaler Nase, hatte es nicht verdient, dass sie unhöflich und wortlos an ihm vorbeihuschte. Noch war sie nicht allein in ihren vier Wänden. Also grüßte sie freundlich, während Timothy hastig die schwere Glasschwingtür öffnete, deren Messinggriffe er ausschließlich mit weißen Handschuhen berührte und zudem regelmäßig mit einem Tuch polierte. Jeden Tag die gleichen Bewegungen, wieder und wieder. Dieser junge Mann würde sich mit seiner Gewissenhaftigkeit und Ausdauer gut am Set machen, dachte Mary, während sie ihm dankend zunickte und die freundlich beleuchtete Eingangshalle durchschritt. Ihre Pfennigabsätze lärmten auf dem hellen Marmorboden. Klack, klack, klack, wie eine tickende Uhr, die ihr versprach, dass sie bald das Ziel, die Abgeschiedenheit ihrer Wohnung, erreicht haben würde.

Sie liebte ihr Acht-Zimmer-Appartement an der Ecke West 91st Street, am oberen Ende des Broadways und nur ein paar Blocks vom Central Park entfernt. Die Gegend war angenehm, weniger prätentiös als die Upper East Side, weniger grell und laut als das Theaterviertel weiter unten am Broadway, weniger gefährlich als Downtown. In den frühen Abendstunden herrschte hier nicht mehr viel Verkehr: Ein paar einsame schwarze Automobile mit knatternden Speichen, die Kutschen mit müden Pferden auszuweichen versuchten. Marys Chauffeur hätte sie in ihrer Limousine vom Set binnen Minuten nach Hause bringen können. Sie aber hatte den Fußweg vorgezogen - durch die Seitenstraßen und dann durch den Park. Dabei hatte sie ihren Hut ins Gesicht und den Schal bis zu den Lippen hochgezogen, damit man sie nicht erkannte.

Der holzverkleidete Aufzug mit seinen Messingtableaus und bunten Glasfenstern lag in einem Käfig aus geschwungenen Eisenstreben, die sich ratternd hinter Mary schlossen. Der Page wählte ihr Stockwerk - das oberste. Wie jeden Tag war sie dankbar für sein schlichtes Nicken, begleitet von einem unaufdringlichem »Miss Pickford«. Obwohl sie eine verheiratete Frau war, nannte alle Welt sie bei ihrem Künstlernamen. Der zurückhaltende Liftjunge war eine Wohltat nach den aufgeregt kichernden Mädchen, die täglich vor dem Famous Players Studio in der 26th Street auf sie warteten, mit Fotografien und Stiften wedelten und versuchten, Mary am Rücken und an den Armen zu berühren. So sehr sie diesen jungen Frauen für ihre Bewunderung und Begeisterung dankbar war, so froh war sie auch, dass es derzeit in Mode war, das Haar hochzustecken. Denn ihre vielen Verehrerinnen würden ihr sonst all ihre begehrten Locken, die sie im Film immer wallend und offen trug, in Büscheln ausreißen. Ein einziges Mal, vor ein paar Monaten, als der Dreh erst kurz vor Mitternacht geendet hatte, hatte Mary mit offenen Haaren das Studio verlassen. Sie war abgelenkt gewesen von einem Zeitungsjungen, der frierend um ein paar Nickel gebettelt hatte, als sie plötzlich ein Ziehen am Hinterkopf spürte und das Gleiten einer Schere hörte. Als sie sich umdrehte, sah sie nur noch den Rocksaum einer jungen Frau, die eilig davonlief.

Mary setzte sich auf die mit grünem Samt überzogene Bank unter dem Liftspiegel und ließ ihre Knöchel kreisen. Der Dezember war ungewöhnlich warm, und ihre Füße schwitzten in den Kalbslederschnürstiefeletten.

Mama hatte ihr gemeinsames Zuhause - Appartement 8A mit dem goldenen Löwenkopf als Türklopfer - eingerichtet, als sie vor zwei Jahren endlich gewagt hatten, Geld in eine Immobilie zu investieren. Die schweren Vorhänge, die funkelnden Lüster und die breiten Lehnsessel, in denen man geradezu versank, gaben Mary jedes Mal wieder das Gefühl, in einem französischen Adelssitz zu sein. Auf einem kleinen goldbeschlagenen Tischchen in ihrem Salon standen Gin, Eiswürfel und Zitronenscheiben bereit, sowie ein Glas frisch gepressten Orangensafts, das sie gegen die Müdigkeit leerte. Mama war nicht zu hören. Mary vermutete, dass sie mit ihrem Henry-James-Roman in der Hand auf der Chaiselongue in ihrem Schlafzimmer eingeschlafen war. Sonst wäre sie längst erschienen, um sie nach den Fortschritten beim Dreh auszufragen, wie sie es jeden Tag tat. Charlotte Pickford nahm ihre Rolle als Managerin ihrer Tochter sehr ernst.

Die Kollegen vom Set waren noch in eine Bar am Broadway gegangen, Mary selbst aber hatte es nach einem fast zwölfstündigen Drehtag vorgezogen, sich aus dem engen Damenrock zu befreien, ihre dunkelblonden Locken auszukämmen und den hartnäckigen Kohlestift abzuschminken, mit dem die Visagistin täglich ihre Augen umrahmte, und sich dann für die harte Arbeit mit Stille zu belohnen. Sie mochte ihre Mitstreiter vom Set, doch für Ausgelassenheit und Tratsch fühlte sie sich nach der Arbeit schlichtweg zu müde. Zudem wurde sie das Gefühl nie los, dass sie ihre spärliche, kostbare Freizeit verschwendete, wenn sie sich in irgendwelchen Bars tummelte, um dort dem Geschnatter über Affären und Geldsorgen anderer Leute zu lauschen, statt die Zeit zu nutzen und die Szenen für den nächsten Tag noch einmal vor dem Spiegel zu üben.

Von der Marmorplatte ihres dreiflügeligen Schminktischchens aus starrte Owen sie aus einem silbernen Bilderrahmen heraus mit diesen finsteren Augen an, die Mary einst ihre Vernunft hatten über Bord werfen lassen. Seine geraden Zähne leuchteten förmlich aus dem Foto heraus, und die Schultern steckten stramm in einem Hemd, das wirkte, als sei es auf den Millimeter genau maßgeschneidert worden. All diese Eigenschaften hatten Mary verzaubert. Damals. Heute, sieben Jahre später, war sie froh, dass Owen auf der anderen Seite des Kontinents weilte, in Kalifornien, um eine Nebenrolle in einem Film zu spielen.

»Margaret? Könntest du kurz kommen, bitte?«, rief Mary durch die offene Tür in den Flur.

Ein zierliches, blasses Mädchen mit aschblondem Dutt trippelte herbei und richtete sich hastig die weiße Schütze, die in der Eile verrutscht war.

Mary wünschte sich, das Mädchen würde weniger Ehrfurcht zeigen. Es hatte lange gedauert, bis sie sich überhaupt daran gewöhnt hatte, Personal zu haben. Natürlich wusste sie, dass man von einer Frau mit ihrer gesellschaftlichen Stellung geradezu erwartete, dass sie sich die Hausarbeit abnehmen ließ. Und Mary war in der Tat darauf angewiesen, verbrachte sie doch so viele Stunden am Filmset. Und dennoch wäre sie für ein lockereres Verhältnis zu ihrer Angestellten dankbar. Die Rolle der Grand Dame, die der unterwürfigen Bediensteten Befehle gab, löste in ihr immer wieder Unbehagen aus. Hin und wieder erledigte sie manche Handgriffe selbst, einfach nur, um der beklemmenden Situation auszuweichen.

»Sie haben gerufen, Miss Pickford?«, sagte das Mädchen.

»Mary, Liebes! Du kannst mich ruhig Mary nennen, Margaret.«

Das Mädchen kaute verlegen auf ihren Lippen und presste dann ein schüchternes »Mary, Sie haben gerufen?« hervor. Mary lächelte ihr ermutigend zu.

»Danke, dass du dich heute um den Schminktisch gekümmert hast. Du hast ja sogar die Lippenstiftflecken entfernt!« Sie strich über die Tischplatte und klopfte dann kurz darauf. Das Mädchen war so engagiert. Es verdiente Lob.

»Ich tu´ mein Bestes, Miss ... Mary.«

»Das sehe ich.«

Einen Augenblick lang überlegte Mary, ob sie ihre Angestellte tatsächlich zurechtweisen sollte. War es wirklich so wichtig? Aber sie ärgerte sich täglich über den immer gleichen Fehler. Sie musste die Wahrheit sagen. Schließlich war Ehrlichkeit eine Tugend, die sie besonders schätzte.

»Margaret, eine Bitte habe ich allerdings. Du weißt, ich habe dich gebeten, die Dinge immer dorthin zurückzustellen, wo ich sie platziert hatte.«

»Es tut mir schrecklich leid, Miss Pickford, ich ...« Margaret beugte sich sofort über das Tischchen und begann hastig, Flakons und Quasten zurechtzurücken.

»Schon gut, Margaret, schon gut! Bitte merke dir einfach: Schminksachen kommen links hin und das Notizbüchlein in die Mitte. Ach, und dieses Bild hier bitte immer hinten rechts hinstellen.«

Sie versuchte, den letzten Satz beiläufig klingen zu lassen.

»Ich dachte bloß, da es das Bild Ihres Ehemanns ist, sollte es gut sichtbar sein.« Margaret kicherte unsicher. »Wenn ich einen so gut aussehenden Mann hätte, ich würde ihn mir über das Bett hängen.«

»Eines Tages wirst du sehen, Margaret, dass du eine solche Platzwahl sehr schnell bereuen würdest.«

Mary seufzte leise, bevor sie ein Fläschchen Franzbranntwein öffnete, um damit ihre Füße zu massieren. Sie blickte auf die Uhr. Es war kurz vor Ladenschluss. »So, und nun Margaret, sei ein Engel und lauf bitte noch zum Delikatessenladen an der Ecke. Ich habe schrecklichen Heißhunger auf diese eingelegten Zwiebelchen.«

Wieder allein, überlegte sie kurz, Owens Bild in die schmale Schublade unter dem Spiegel zu legen, schob es dann aber doch nur in die hintere Ecke ihres Schminktisches. Schließlich war das Bild eine Erinnerung daran, dass sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatte. Ihre Hoffnung darauf, dass Owen vielleicht verändert sein würde, wenn er in ein paar Wochen aus Hollywood zurückkehrte. Ausgeglichener. Gemäßigter. Nüchterner. Zudem war das Foto auch eine Mahnung an ihre katholische Erziehung - und daran, dass ein Eheversprechen für die Ewigkeit galt.

Hastig bürstete sie mit genau vierzig Strichen ihr Haar und band es sich zu einem losen Dutt am Oberkopf zusammen, wobei sich ein,...

mehr

Autor

Emily Walton wurde 1984 in Oxford, England geboren. Sie hat in Wien Journalismus und Germanistik studiert und arbeitet als freie Journalistin und Autorin. 2016 erschien ihr Debüt, die Romanbiografie »Der Sommer, in dem F. Scott Fitzgerald beinahe einen Kellner zersägte«. Sie wurde mit diversen Stipendien und Preisen ausgezeichnet. Emily Walton lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Wien.