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Soulbird - Das Geheimnis der Nacht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.03.2022
Nach einem tragischen Verlust kehrt die junge Alice Wyndham in die verborgene Parallelwelt Londons zurück. Dort will sie alles über ihre Herkunft und ihre erwachende Magie herausfinden. Denn Alice hat eine Verbindung zu Nachtschwalben, wundersamen Vögeln, die die Seele eines Menschen hüten. Doch ihre Gabe ist auch mit einem gefährlichen Vermächtnis verbunden. Der dunkle Fluch stellt ihre Liebe zu dem geheimnisvollen Verbrecherjäger Crowley auf eine harte Probe und droht, ihre ganze Welt ins Verderben zu stürzen. Um sie zu retten, muss Alice nicht weniger besiegen als den Tod selbst ...

Deborah Hewitt lebt mit ihren beiden Söhnen und ihrem Hund in Großbritannien und liebt es, sich neben ihrer Arbeit als Lehrerin magische Geschichten auszudenken. »Soulbird« ist ihr Debüt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextNach einem tragischen Verlust kehrt die junge Alice Wyndham in die verborgene Parallelwelt Londons zurück. Dort will sie alles über ihre Herkunft und ihre erwachende Magie herausfinden. Denn Alice hat eine Verbindung zu Nachtschwalben, wundersamen Vögeln, die die Seele eines Menschen hüten. Doch ihre Gabe ist auch mit einem gefährlichen Vermächtnis verbunden. Der dunkle Fluch stellt ihre Liebe zu dem geheimnisvollen Verbrecherjäger Crowley auf eine harte Probe und droht, ihre ganze Welt ins Verderben zu stürzen. Um sie zu retten, muss Alice nicht weniger besiegen als den Tod selbst ...

Deborah Hewitt lebt mit ihren beiden Söhnen und ihrem Hund in Großbritannien und liebt es, sich neben ihrer Arbeit als Lehrerin magische Geschichten auszudenken. »Soulbird« ist ihr Debüt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641253547
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum14.03.2022
Reihen-Nr.2
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1912 Kbytes
Artikel-Nr.5142709
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Jemand folgte ihr, da war sich Alice vollkommen sicher. Den Blick starr zu Boden gerichtet hielt sie aus den Augenwinkeln nach Bewegungen Ausschau. Ihre Nerven lagen blank, und die Anspannung ließ jeden Schatten, der ihren Weg kreuzte, beängstigend groß erscheinen. Der Wind wehte ein weggeworfenes Bonbonpapier über die Pflastersteine, und ihr Herz setzte einen Schlag aus, als es unter ihrem Stiefel knisterte. Müll. Nur Müll. Schweiß lief zwischen ihren Schulterblättern hinunter und klebte ihr Hemd am Rücken fest. Mit zitternden Händen zog Alice es aus ihrem Hosenbund und schüttelte es aus, um sich kühle Luft zuzufächeln. Sie hatte schon seit Wochen Fieber; das machte sie unachtsam und träge, und sie konnte sich keins von beidem leisten. Nicht heute Nacht.

Ein Rascheln hinter ihr ließ sie aufhorchen. Sie warf einen Blick über die Schulter, konnte aber nichts Ungewöhnliches sehen. Nur die kurze, schmale Straße, gesäumt von einer Reihe georgianischer Häuser mit Terrasse. Eine Handvoll altmodischer Autos parkte davor, ihre Lackierung im Licht der Straßenlaternen glänzend.

Dieser Teil der Stadt war ruhiger; hier gab es weniger Pubs und Bars, die zu einem Besuch nach Mitternacht einluden. Das erleichterte es ihr, den weit entfernten Stadtlärm auszublenden und auf Geräusche zu lauschen, die nicht hierhergehörten: ein gedämpftes Keuchen, das Flattern eines Mantels im Wind, schwere Schritte, die in einem anderen Rhythmus über den Asphalt donnerten als ihre. Wenn sie langsamer lief, wurden die anderen Schritte ebenfalls langsamer. Wenn sie stehen blieb - Stille. Angestrengt spähte sie in die Dunkelheit, aber da war niemand. Die Straße war leer.

Ein seltsames Gefühl der Enge schnürte ihr die Brust zu, und ihr Atem klang in ihren Ohren zu laut. Die Dunkelheit zog sich um sie zusammen und erinnerte sie daran, dass sie allein war. Zwischen den Gebäuden und hohen Mauern eingezäunt. Gefangen. Schweißperlen sammelten sich auf ihrer Stirn, doch sie wischte sie mit einem grimmigen Lächeln weg. Nein. Da sprach nur das Fieber aus ihr. Nur vom Fieber angefachte Paranoia - die plagte sie schon seit Monaten. Es hatte bereits in Irland angefangen, und seitdem war es schlimmer geworden, nicht besser. Alice knöpfte ihre Bluse noch weiter auf und gab sich einen Ruck. Sie sollte im Bett sein und sich ausruhen, doch stattdessen hatten die Umstände sie gezwungen, mitten in der Nacht durch die Rookery zu wandern. Sie hoffte inständig, dass es die Mühe wert war. Als sie die Straße überquerte, beschleunigte sie ihre Schritte und konzentrierte sich auf ihre anstehende Aufgabe.

Zur Nekropolis konnte es nicht mehr weit sein. In den privaten Club kam man nur mit Einladung, und sie war gewarnt worden, dass er beim ersten Anzeichen von Ärger abgeriegelt wurde. Ärger in Form der Bow Street Runner. Die Polizei der Rookery versuchte verzweifelt, in den Club zu gelangen und ihn dichtzumachen. Zum Glück würden sie den geheimen Eingang ohne Einladung nie entdecken.

Hinter ihr wurden die Schritte lauter, und Alice´ Adrenalinspiegel schoss in die Höhe. Das waren definitiv keine Wahnvorstellungen, sondern echte Schritte, die von den Mauern widerhallten - und sie kamen um die Ecke direkt auf sie zu. Was, wenn sie ein Runner verfolgte? Ihr Fuß setzte auf dem Bordstein an einer Kreuzung auf, und im selben Moment fällte sie eine Entscheidung. Blitzschnell bog sie in die Gasse ein und drückte sich mit dem Rücken an die Wand. Die rauen Backsteine scheuerten an ihrem Mantel. Die Gasse war verlassen und stockfinster; der ideale Ort, um sich auf die Lauer zu legen.

Fröstelnd zog sie ihre klammen Hände aus den Taschen und ballte sie zu Fäusten, ohne den Eingang der Gasse auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Die Schritte hielten abrupt inne, und Alice versteifte sich. Sie hatte sich das Ganze nicht nur eingebildet. Jemand folgte ihr - und wer immer es war, hatte gesehen, dass sie einen anderen Weg eingeschlagen hatte -, er wusste genau, wo sie war. Worauf wartete er dann noch? Das gedämpfte Keuchen war nur noch leise zu hören, und Alice konnte das Zögern ihres Verfolgers fast schmecken. Wenn er den Gehweg am Ende der Gasse überquerte, würde sie vielleicht sein Gesicht im Licht der Straßenlaterne sehen. Komm schon, drängte sie ihn innerlich. Geh ins Licht. Sie verlagerte das Gewicht, um besser sehen zu können, ihre Haut vor Aufregung kribbelnd.

Flügel. Ein Schimmer knochenweißer Federn am Rand ihres Blickfeldes lenkte ihre Aufmerksamkeit auf einen Stapel Transportpaletten auf dem Bürgersteig. Dort, prekär mit den Klauen ans Holz geklammert, saß ihre Nachtschwalbe und putzte sich seelenruhig das Gefieder. Wer nicht richtig hinsah, hätte sie für eine weiße Taube halten können. Doch Tauben waren groß, mit eleganten Hälsen und Schnäbeln und perfekt proportionierten, runden Köpfen. Dieser Vogel war untersetzt, mit aufgeplusterter Brust, keinem sichtbaren Hals und großen Augen. Sein Schnabel war kurz und dünn, mit Borsten zu beiden Seiten, und seine langen Flügel waren spitz wie die eines Falken.

Die Nachtschwalbe bewegte den Kopf ruckartig in ihre Richtung und blickte von ihrer behelfsmäßigen Sitzstange zu ihr herunter. Sie zwitscherte tief in der Kehle - ein sich wiederholendes Trällern -, und plötzlich wusste Alice, was sie zu tun hatte. Mit einem raschen Blick die Gasse hinauf und hinunter winkte sie ihren Seelenvogel heran, und er flog zu ihr. Sie zuckte zusammen, als er auf ihrer Schulter landete.

»Zeig mir die Gasse von oben«, flüsterte sie ihm zu.

Die Krallen ihrer Nachtschwalbe stachen ihr in den Arm, und im nächsten Moment breitete sie ihre prachtvollen Schwingen aus und erhob sich in die Lüfte. Trotz ihrer schwierigen Beziehung hatte Alice monatelang mit dem Band zwischen ihnen herumexperimentiert. Es war eine Offenbarung, als sie erkannte, dass sie, wenn sie sich konzentrierte, die Welt durch die Augen ihres Seelenvogels sehen konnte. Die Augen waren ein Fenster zur Seele - also warum nicht auch andersherum?

Alice stützte sich an der Wand ab, atmete tief durch und umfasste die Schnur, die ihr Handgelenk mit dem Bein ihrer Nachtschwalbe verband. Eine überwältigende Euphorie durchflutete sie, und sie blinzelte heftig, um die Konzentration zu wahren. Die Schnur pulsierte sanft, und ihre Handfläche prickelte. Licht drang durch die Lücken zwischen ihren Fingern, als sie fester zupackte und direkt in die strahlende Helligkeit sah. Ein weißer Lichtblitz ... dann fuhr Alice´ Geist durch den Strang wie ein Stromstoß und katapultierte ihr Bewusstsein in ihre wartende Nachtschwalbe.

Ihre Sicht änderte sich unvermittelt. Sie sah ihren Kopf und ihre Schultern von oben: ein Gefühl, bei dem ihr im ersten Moment immer schlecht wurde. Durch die Augen ihrer Nachtschwalbe zu sehen bedeutete, buchstäblich den Boden unter den Füßen zu verlieren und ihren Körper aus Fleisch und Blut zu verlassen. Sie zwang ihren Geist, sich der Flut von Bildern zu öffnen, die durch die leuchtende Schnur strömten. Währenddessen schwebte sie ein Stück über ihrem Kopf und widerstand dem Drang wegzufliegen. Zwischen zwei Körpern gefangen suchte sie die Gasse von oben ab: die Transportpaletten, die Mülltonnen, die ramponierten Pappschachteln ... alle weit unter ihr.

Mit einem kräftigen Flügelschlag katapultierte sich Alice durch die Luft, glitt über die Gasse hinweg und bog am anderen Ende scharf ab. Um die Ecke lehnte ein Mann an einem Eisenzaun - von der unsichtbaren Präsenz ihrer Nachtschwalbe bekam er nichts mit. Eine selbstgedrehte Zigarette hing zwischen seinen Lippen, und er zündete ein Streichholz an, doch der Wind blies es sofort wieder aus. Mit einem frustrierten Knurren warf er das Streichholz auf die Straße, dann versuchte er es erneut. Diesmal schaffte er es, die Zigarette anzuzünden, und lehnte sich mit einem selbstzufriedenen Grinsen zurück. Seine strohblonden Haare leuchteten im Licht der Straßenlaterne.

»Alice?«, flüsterte er. »Versteckst du dich dahinten?«

Alice´ Geist kehrte abrupt in ihren Körper zurück, und sie richtete sich mit einem Ruck auf, völlig desorientiert.

»August?«, fauchte sie und rappelte sich auf. »Warum zum Teufel verfolgst du mich?«

Als er um die Ecke kam, fiel ein langer Schatten in die Gasse, in der sie sich versteckt hatte. Alice atmete tief durch im Bemühen, die Anspannung in ihren Schultern zu lockern. Verdammt noch mal, August ... Doch es war schön, ihn zu sehen. Eine Zeit lang hatten sie zusammen in einem Haus gewohnt, das Crowley gehörte: Coram House, das Juwel des Bloomsbury-Pendants der Rookery, ein Zufluchtsort für Waisen und Streuner. August war einer der Wenigen - wie auch ihre anderen früheren Mitbewohner Sasha, Jude und natürlich Crowley -, die die ganze grausame Wahrheit über sie kannten. Sie waren in jener schrecklichen Nacht alle am Marble Arch gewesen, und dennoch hatte keiner von ihnen danach sein Freundschaftsangebot zurückgezogen.

Jetzt musterte sie August von Kopf bis Fuß. In den vielen Monaten, seit sie sich zum letzten Mal gesehen hatten, hatte er etwas von seinem charakteristischen Vogelscheuchen-Look verloren. Sein wilder Haarschopf war gebändigt worden, und auch wenn seine Cordhose und sein ausgebleichter Pullover so schäbig aussahen wie eh und je, waren sie zumindest sauber. Er hatte auch etwas zugenommen - die harten Kanten waren weicher geworden, und jetzt wirkte er groß statt dürr.

»Ich war früh dran«, sagte er, »darum dachte ich, ich hole dich ab. Aber ich war nicht sicher, ob du es bist, und wollte keine Aufmerksamkeit erregen, indem ich...

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Autor

Deborah Hewitt lebt mit ihren beiden Söhnen und ihrem Hund in Großbritannien und liebt es, sich neben ihrer Arbeit als Lehrerin magische Geschichten auszudenken. »Soulbird« ist ihr Debüt.