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Thousand Islands - Die Geister von Swanton

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am13.12.2021
Senior Investigator Shana Merchant leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, seit ein Serienkiller sie gefangen hielt. Von der Rückkehr ins Grenzland der Thousand-Islands-Region, Shanas Heimat, hatte sie sich eigentlich innere Ruhe und ein beschauliches Kleinstadtleben erhofft - eine Illusion, wie sich schnell herausstellt: In Swanton wird das Skelett ihres seit Jahrzehnten vermisst gemeldeten Onkels gefunden. Die örtliche Polizei geht von einem Mord aus. Dann verschwindet ein kleiner Junge auf einer der Inseln. Shana ahnt, dass die beiden Fälle etwas miteinander zu tun haben. Und nicht nur das: Jemand scheint nur auf ihre Rückkehr gewartet zu haben. Jemand, der sie schon lange verfolgt ...

Tessa Wegert ist Kanadierin mit deutschen Wurzeln. Sie arbeitet als Journalistin für u.a. Forbes, The Huffington Post und The Economist. »Die Geister von Swanton« ist nach »Ein rätselhafter Mord« der zweite Teil ihrer Thousand-Islands-Reihe.
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Produkt

KlappentextSenior Investigator Shana Merchant leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, seit ein Serienkiller sie gefangen hielt. Von der Rückkehr ins Grenzland der Thousand-Islands-Region, Shanas Heimat, hatte sie sich eigentlich innere Ruhe und ein beschauliches Kleinstadtleben erhofft - eine Illusion, wie sich schnell herausstellt: In Swanton wird das Skelett ihres seit Jahrzehnten vermisst gemeldeten Onkels gefunden. Die örtliche Polizei geht von einem Mord aus. Dann verschwindet ein kleiner Junge auf einer der Inseln. Shana ahnt, dass die beiden Fälle etwas miteinander zu tun haben. Und nicht nur das: Jemand scheint nur auf ihre Rückkehr gewartet zu haben. Jemand, der sie schon lange verfolgt ...

Tessa Wegert ist Kanadierin mit deutschen Wurzeln. Sie arbeitet als Journalistin für u.a. Forbes, The Huffington Post und The Economist. »Die Geister von Swanton« ist nach »Ein rätselhafter Mord« der zweite Teil ihrer Thousand-Islands-Reihe.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641260279
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum13.12.2021
Reihen-Nr.2
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2030 Kbytes
Artikel-Nr.5691599
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



EINS

»Du bluffst.«

»Nee.« Ich drehte die Karten auf dem Tisch zwischen uns um, und tada! Drei Asse gewinnen.

McIntyre stöhnte. »Ich hasse es, mit dir zu spielen. Du hast immer Glück.«

»Bin eben ein Glückskind«, sagte ich mit ungerührter Miene, während ich die Karten einsammelte und zu einem ordentlichen Stapel sortierte. McIntyre versuchte - ohne Erfolg -, Blickkontakt herzustellen. »Das muss aufhören, Shay.«

Sie meinte meine Stimmung. Die, zugegeben, in letzter Zeit rabenschwarz war. Seit meinem Neuanfang auf Thousand Islands waren vier Monate vergangen, und seit das alles den Bach runtergegangen war, drei Wochen. Tim hatte einmal behauptet, in der Gegend hier sei das Leben einfach, doch das war lange her, das war vor den Morden und bevor ich fast ertrunken wäre und bevor ich meinen Verlobten in die Wüste schickte. Wenn sie das in Upstate New York unter einfach verstanden, wollte ich lieber nicht wissen, wie es war, wenn es hier mal kompliziert wurde.

Ich griff hinter mich, zog eine Decke von der Rückenlehne meines Stuhls und legte sie mir über den Schoß und die Knie. Auf der überdachten Veranda von Nelly´s Bistro lag vorsorglich für Claytons kalte Morgenstunden auf jedem Sitzplatz eine Decke bereit. Eigentlich fröstelte ich nur ein bisschen und hätte statt des Überwurfs eher einen dritten Becher Kaffee gebraucht, doch das Kartenspiel war vorbei, und ich stellte fest, dass ich die Hände nicht stillhalten konnte. »Ich weiß«, sagte ich zu Mac. »Ist eben nicht so leicht.«

»Wieso leicht, wenn man´s schwierig haben kann? Du bist Shana Merchant, die taffe Polizistin, die den blutigsten Fall seit Jahren aufgeklärt hat.«

Feuertaufe, wie man so sagt - nur bei mir dann doch mit Wasser. »Gib den Startschuss für die Konfettiparade.«

»Gute Idee«, sagte sie. »Mit Konfetti aus diesen verdammten Korruptionsfällen, die sich auf meinem Schreibtisch stapeln, damit können wir die ganze Church Street zuschneien lassen. Lust auf eine Bärenkralle?«

Ich warf einen skeptischen Blick auf das Gebäckstück in ihrer Hand. »Nicht ein bisschen üppig nach dem Frühstück?«

»Hab schließlich Geburtstag.«

»Nein, noch nicht.«

Sie pulte einen Mandelsplitter aus dem mit Zuckerguss überzogenen Teig und schlug nach mir, wie eine Katze mit der Pfote. »So gut wie - und wenn man erst mal fünfzig ist, kann man machen, was man will. Ich spiele mit dem Gedanken, mir zum Nachtisch auch noch diesen appetitlichen kanadischen Grenzschützer zu genehmigen.«

Ich prustete los. Ich wusste, welchen Grenzschützer sie meinte, und der war allerdings zum Anbeißen, knuspriger als alles Gebäck, das Nelly´s zu bieten hatte. Was würde ich nur ohne Maureen McIntyre und ihren trockenen Humor anfangen? Manchmal konnte ich es immer noch nicht fassen, dass wir Freundinnen waren, besonders, wenn ich mir ihre Karriere vor Augen führte. Wenn es von Sheriff McIntyre Poster gäbe, hätte ich mir längst eins übers Bett gehängt - könnte ich nur eine entsprechende Wand mein Eigen nennen. Mac war nicht nur mein berufliches Idol, sondern auch der Mensch, ohne den ich kein Dach über dem Kopf hätte. Die meisten meiner Sachen hatte ich eingelagert, doch dank McIntyre, Sheriff von Jefferson County, hatte ich eine La-Z-Boy-Couch zum Schlafen und die beste Gesellschaft, die sich jemand in meiner Situation nur wünschen konnte.

Als ich aus der gemeinsamen Wohnung mit meinem Ex-Verlobten zu McIntyre in die Nähe von Watertown zog, versicherte sie mir gleich am ersten Tag, sie habe nicht vor, in mich zu dringen. Rede, wenn du so weit bist, sagte sie, genauso wie damals im Juli, als ich es, noch ganz frisch in meinem neuen Job, vorgezogen hatte, meinem engsten Kollegen nichts von meiner wechselvollen Vergangenheit zu erzählen. Sie hatte mich nicht gezwungen, mit irgendwem über die Gespenster zu reden, die mich verfolgten. Wie damals so auch jetzt.

Die Kopf-hoch-Nummer, die Mac jetzt wieder einmal abzog, hatte mit meinem Ex zu tun und seinem Verrat. Doch wenn sie glaubte, Carson Gates drückte mir auf die Stimmung, lag sie gründlich daneben. Die dünne Linie, die sein Verlobungsring an meinem Finger hinterlassen hatte, war zwar Beweis dafür, dass ich ihn einmal geliebt hatte, doch schon bald wäre davon nichts mehr zu sehen.

Nein, dass ich - während McIntyre sich in einer Geschichte über ein Ehepaar erging, das sich in ihrem Büro eine Stunde lang für die Unschuld der vier des Amtsmissbrauchs verdächtigten Beamten von Watertown verbürgt hatte - zwanghaft jeden Mann im Bistro beäugte, hatte nichts mit Carson zu tun. Der mit der Frau und den Kindern ist zu klein, andererseits hat er, seit er da sitzt, zweimal zu mir herübergesehen, und beim Bestellen klang seine Stimme für einen Samstagmorgen ziemlich angespannt. Der Typ, der gerade mit seiner Freundin hereingekommen ist, hätte die richtige Größe und den passenden Körperbau, aber nicht das Gesicht. Trotzdem konnte ich die Augen nicht von dem Fremden lassen. Mit einer prothetischen Nase und ein bisschen Flüssiglatex, wie man sie für schlappe zwanzig Dollar online kaufen konnte, wäre er überzeugend verfremdet.

Hinter der überdachten Terrasse, auf der wir saßen, blies vom Fluss der Wind herüber und rüttelte an den durchsichtigen Plastikplanen, die den Sitzbereich im Freien schützten. Als der Mann auf meinen unverwandten Blick aufmerksam wurde und beim Anblick meiner Narbe den Mund verzog, erstarrte ich unwillkürlich. Mein halbes Leben lang sehe ich nun schon die dünne weiße Linie im Spiegel, die vom Mundwinkel bis zum linken Ohr hinaufreicht, doch meistens vergesse ich sie, bis mich die Reaktion der Leute daran erinnert.

Ich wandte mich wieder meinem Teller zu und stellte fest, dass ich völlig geistesabwesend mein Frühstück aufgegessen hatte. Nach der Stress-Fressattacke ließ ich den Blick über den St. Lawrence River schweifen. Normalerweise war Nelly´s um diese Jahreszeit nicht mehr geöffnet, doch angesichts der ungewöhnlich milden Temperaturen hatte sich die Eigentümerin entschlossen, noch ein paar Wochen dranzuhängen. Aber damit war es nun vorbei. Eine Kaltfront war im Anzug, und Nelly´s würde bis zum nächsten Sommer die Plastikplanen gegen Spanplatten tauschen. Es war zwecklos, länger so zu tun, als sei noch Herbst. Die kraftlose Sonne und die eisige Brise ließen keinen Zweifel zu. Der Winter stand vor der Tür.

Ich schlürfte den restlichen Kaffee aus und sagte: »Das hier wird mir fehlen.«

»Ach ja«, seufzte Mac. »Ich vergesse immer wieder, dass du neu hier bist. Du kennst das noch nicht, aber so läuft es hier nun mal.«

»Ein Leben auf Zeit?«

»Ein Leben mit den Jahreszeiten. Wenn die Touristen ihre Sachen packen, sind wir unter uns. Wir sind zu wenige, um die hiesige Wirtschaft aufrechtzuerhalten, was leider auch für Coffeeshops und Restaurants wie dieses hier gilt. Aber irgendwann im Spätfrühling macht alles wieder auf. Neue Saison, neuer Anfang. Du wirst sehen.«

Ich nickte. Der Frühling war noch Monate hin. Stellte sich die Frage, wo ich dann wäre. Ich hatte keine Ahnung.

»Nicht hingucken«, sagte Mac, »aber wir bekommen Gesellschaft.«

Augenblicklich bekam ich an den sommersprossigen Unterarmen eine Gänsehaut, und es dauerte peinlich lange, bis bei mir der Groschen fiel und ich merkte, dass mir Mac grinsend über die Schulter blickte. Als ich mich umdrehte, sah ich den Mann durchs Restaurant herüberkommen, mit zwei Kaffeebechern von der Selbstbedienungstheke in der Nähe des Eingangs.

In den letzten Wochen hatte ich Tim Wellington kaum zu Gesicht bekommen, was nach meiner Suspendierung und angesichts der Psychotherapie, zu der sie mich verdonnert hatten, und der Tatsache, dass ich ihm absichtlich aus dem Weg ging, nicht weiter verwunderlich war. Wie er so daherkam und sich redliche Mühe gab, keinen Kaffee zu verschütten, brachte er mich unwillkürlich zum Lachen. Das mir jedoch schnell verging. Tim war nicht allein.

»Sheriff.« Er stellte die Becher ab und schüttelte McIntyre die Hand. Dann: »Lange nicht gesehen, Shane.«

Der Spitzname, eine Anspielung auf einen alten Western, wuchs mir allmählich ans Herz. Um alter Zeiten willen wollte ich mich trotzdem gerade darüber beschweren, als mein Blick auf die Frau an seiner Seite fiel. Ich konnte sie nicht unterbringen. Wie Tim war sie schätzungsweise Anfang dreißig und hatte ein kleines Gesicht mit runden Kulleraugen, die an diese unheimlichen viktorianischen Puppen erinnerten. Sie ließ sich von Tim einen der Becher reichen, und für einen Moment berührten sich ihre Hände. Acht Uhr an einem Samstagmorgen ist eine seltsame Zeit für ein Date, ging es mir durch den Kopf. Tim hielt...

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Autor

Tessa Wegert ist Kanadierin mit deutschen Wurzeln. Sie arbeitet als Journalistin für u.a. Forbes, The Huffington Post und The Economist. »Die Geister von Swanton« ist nach »Ein rätselhafter Mord« der zweite Teil ihrer Thousand-Islands-Reihe.