Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Todesschmerz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
592 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am13.09.2021
Mitten in den brisanten Ermittlungen um einen Verräter in den eigenen Reihen werden BKA-Profiler Maarten S. Sneijder und sein Team abgezogen und nach Norwegen geschickt, um den Mord an der deutschen Botschafterin aufzuklären. Doch das Motiv bleibt rätselhaft, und die norwegische Polizei verweigert die Zusammenarbeit. Sneijder muss kreativ werden - und macht damit einen besonders mächtigen Gegner auf sich aufmerksam. Als dann noch ein erstes Mitglied von Sneijders Team einem kaltblütigen Killer zum Opfer fällt, steht Sneijder vor seiner bisher größten Herausforderung ...

Andreas Gruber, 1968 in Wien geboren, lebt als freier Autor mit seiner Familie in Grillenberg in Niederösterreich. Mit seinen bereits mehrfach preisgekrönten und teilweise verfilmten Romanen steht er regelmäßig auf der Bestsellerliste.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
HörbuchCD-ROM
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextMitten in den brisanten Ermittlungen um einen Verräter in den eigenen Reihen werden BKA-Profiler Maarten S. Sneijder und sein Team abgezogen und nach Norwegen geschickt, um den Mord an der deutschen Botschafterin aufzuklären. Doch das Motiv bleibt rätselhaft, und die norwegische Polizei verweigert die Zusammenarbeit. Sneijder muss kreativ werden - und macht damit einen besonders mächtigen Gegner auf sich aufmerksam. Als dann noch ein erstes Mitglied von Sneijders Team einem kaltblütigen Killer zum Opfer fällt, steht Sneijder vor seiner bisher größten Herausforderung ...

Andreas Gruber, 1968 in Wien geboren, lebt als freier Autor mit seiner Familie in Grillenberg in Niederösterreich. Mit seinen bereits mehrfach preisgekrönten und teilweise verfilmten Romanen steht er regelmäßig auf der Bestsellerliste.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641261337
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum13.09.2021
Reihen-Nr.6
Seiten592 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3134 Kbytes
Artikel-Nr.5425381
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


6. Kapitel

Der Einsatz, der im Morgengrauen im Westen Frankfurts in einem schäbigen gelb angestrichenen Einfamilienhaus begonnen hatte, war soeben zu Ende gegangen. Tina Martinelli strich sich das schwarze Haar, das ihr an einer Seite bis zur Schulter ging, hinter das Ohr. Die andere Seite war kahl rasiert. Mit dem Piercing und den Tattoos sah sie so gar nicht aus wie eine offizielle BKA-Ermittlerin, sondern wäre bestenfalls als Undercoveragentin durchgegangen.

Nachdem die Kollegen vom SEK der Frankfurter Polizei, die den Einsatz unterstützt hatten, abgerückt waren, schlüpfte Tina aus der schweren Kevlarweste und warf sie in der Küche über eine Stuhllehne. Die Spurensicherung war zwar in den zwei Stockwerken noch an der Arbeit, aber die Chance, in diesem Haus etwas Brauchbares zu finden, war nahezu null. Hier war keine Menschenseele. Dabei hatten sie den Inhaber über zwei Wochen lang beschattet. Er nannte sich selbst Der Kuppler, weil er - mutmaßlich - Geschäfte zwischen einer zahlungskräftigen Klientel und minderjährigen Mädchen abwickelte. Dabei wussten sie weder, wo diese Geschäfte stattfanden, noch, wo er die jungen Frauen unterbrachte. Leider hatte ihnen der Richter keine Abhöraktion genehmigt, aber zumindest hatte der Staatsanwalt eine Hausdurchsuchung herausholen können. Doch anscheinend waren sie zu spät gekommen.

Der Safe in jenem Raum, den sie für das Büro des Kupplers hielten, war offen gewesen und leer geräumt worden. Ziemlich hastig, denn einige völlig unbedeutende Rechnungen lagen noch auf dem Boden. Keine Kundenkartei, keine Bankbelege, kein Notizbuch, kein Handy, kein Notebook, kein Fahrzeug. Ja nicht einmal ein Wandkalender mit Anmerkungen hing in diesem Haus. Absolut kein Hinweis auf irgendwas. Das einzig Verdächtige, das es hier gab, war die Tatsache, dass sie eben nichts Verdächtiges gefunden hatten.

Tina stand am Küchenfenster und starrte in den Garten, der soeben von den Kollegen der Frankfurter Polizei umgegraben wurde. Sogar Leichenspürhunde waren im Einsatz. Spart euch die Mühe, dachte sie. Der Mistkerl hat einen Tipp gekriegt und ist rechtzeitig mit allen Beweisen abgehauen.

Eigentlich hätte ja Sabine den Einsatz leiten sollen, doch die beendete das Sommersemester mit den Studenten, also war Tina eingesprungen. Sie waren sowieso wie Schwestern und halfen sich ständig gegenseitig und ohne viele Worte zu verlieren. Rivalitäten oder Kompetenzstreitigkeiten hatte es zwischen ihnen noch nie gegeben - nicht einmal damals, als sie noch die Schulbank an der Akademie gedrückt hatten und selbst noch Frischlinge gewesen waren.

Soeben betrat Krzysztof die Küche. Er trug auch eine kugelsichere Weste über dem kurzärmeligen schwarzen Rippshirt, hatte aber keine Waffe. Aus gutem Grund: Er war vorbestraft, hatte in jungen Jahren als Auftragskiller einige Leute über den Jordan geschickt und dementsprechend lange im Knast gesessen. Sneijder hatte ihn damals hinter Gitter gebracht und ihm nach der Haft eine Wohnung und einen Job verschafft - anscheinend war das sein Beitrag zum staatlichen Resozialisierungsprogramm. Weil Sneijder Krzysztofs Stärken kannte, hatte er ihn dann vor einem Jahr mit einem externen Beratervertrag in sein Team beim BKA geholt.

»Ist scheiße gelaufen«, murmelte Tina.

»Aber wir beide waren ein gutes Duo«, witzelte Krzysztof mit leicht polnischem Akzent. »Wir passen einfach gut zusammen - du und ich -, ich meine, so optisch und rein figürlich.« Er ließ seinen Bizeps und die Unterarmmuskeln spielen und wollte damit wohl auf seine Tätowierungen hinweisen, die er sich damals im Knast hatte stechen lassen. Doch mit seinen leicht vergilbten Seejungfrauen, Ankern und Messern konnte Tina nichts anfangen. Und mit großmäuligen Kerlen schon gar nicht. Auch wenn sie eingestehen musste, dass dieser großmäulige Kerl hier mit seinen grauen Bartstoppeln, dem grauen Zopf und der sehnigen Boxerstatur für seine siebenundsechzig Jahre immer noch verdammt gut aussah.

Sie hob kurz den Blick. »Lass gut sein«, sagte sie knapp. »An deiner Masche musst du noch arbeiten.« Dann runzelte sie die Stirn. »Außerdem dachte ich, du hättest eine Freundin?«

»Maya, die Apothekerin?« Krzysztof nickte. »Die den geilsten Arsch der Welt hatte ...?«

»Ja, ich weiß, nämlich dich«, unterbrach Tina ihn. »Aber wieso hatte?«

Für einen Moment grinste Krzysztof, dann sagte er schließlich mit ernsterem Unterton: »Wir haben uns vor ein paar Monaten getrennt. Ist wohl besser so. Sind noch befreundet und gehen ab und zu gemeinsam essen, aber da läuft nichts mehr.«

»Und jetzt versuchst du es bei mir?«

»Dachte, du stehst auf ältere und erfahrene Männer.«

»Witzig.«

»Ich könnte ...«

»Danke, da gibt es nichts, was du tun könntest, es sei denn, diesen Fall lösen.«

»Na schön.« Er zuckte die Achseln. »Ich habe im Keller merkwürdige Schleifspuren auf dem Estrich entdeckt.«

»Hab ich auch gesehen. Vor dem Schrank. Der wurde vermutlich mal weggeschoben. Und?«

»Wurde anscheinend ein bisschen oft hin- und hergeschoben«, ergänzte Krzysztof. »Die Spuren sind ziemlich tief. Und der Schrank ist leer.«

Tina sah ihn lange an. »Du meinst, dahinter könnte etwas versteckt sein.«

»Jetzt vermutlich nicht mehr, da alle Hinweise aus dem Haus verschwunden sind ... aber einen Versuch wäre es wert.«

»Und das sagst du erst jetzt?«, fuhr sie ihn an.

»Lieber ein Blatt vor dem Mund als ein Brett vor dem Kopf«, antwortete er.

»Ist das ein polnischer Kalenderspruch?«

»Nein, stammt aus einem Glückskeks.«

Seufzend legte sie ihre Weste wieder an, zog die Klettverschlüsse zu und lief aus der Küche. »Komm mit!« Krzysztof folgte ihr. Sie rannten an den Kollegen von der Spurensicherung vorbei und nahmen die Treppe in den Keller.

»Nichts anfassen!«, rief einer ihnen hinterher.

»Wie ich diese Klugscheißer hasse«, murmelte Tina. Unten im Keller stand neben einer alten Waschmaschine das wuchtige Möbelstück, das mit all seinen Schubladen, verzierten Goldgriffen und dünnen Beinchen aussah, als stammte es aus der Biedermeierzeit.

»Fass an!«, sagte Tina und bückte sich. »Nicht da, Trottel. Den Schrank!«

»Ach so.« Krzysztof nahm seine Hände von Tina und stemmte sich schnaufend gegen den Schrank.

Gemeinsam rückten sie ihn zur Seite, was leichter ging als gedacht, auch weil die Rillen im Betonboden schon ziemlich ausgeprägt waren. Und tatsächlich: In der Mauer dahinter verbarg sich eine kleine Holztür, gerade mal so hoch wie in alten Ritterburgen.

Tina griff nach ihrem Pick-Set, um das Vorhängeschloss zu öffnen, doch Krzysztof hatte bereits dagegen getreten.

»Bist du verrückt?«

»Was? Wir haben einen Durchsuchungsbeschluss, und so leergeräumt, wie die Bude ist, wird ihr Besitzer nicht so schnell wiederkommen, um mich wegen dieser Holztür zu verklagen.« Krzysztof bog die gesplitterten Holzteile zur Seite und tastete die Wand dahinter ab, bis er einen Lichtschalter fand. Mattes Neonlicht sprang an, riss eine Treppe, die steil in die Tiefe führte, aus der Dunkelheit, verlosch aber im nächsten Moment wieder zuckend.

»Mist.« Tina holte ihre Waffe aus dem Holster, lud sie durch und nahm die Taschenlampe vom Gürtel. Dann zog sie den Kopf ein und stieg durch die Holztür. »Bleib dicht hinter mir«, flüsterte sie und ging die Treppe hinunter. »Mann, so dicht auch wieder nicht!«

»Entscheide dich mal«, murrte er hinter ihr.

Die Treppe führte in zwei engen Windungen etwa zwei weitere Meter tief unter die Erde, und wenn Tina sich richtig orientierte, dann befand sich dieser zweite Keller nicht unter dem Haus, sondern seitlich neben der Garage unter dem Garten, wo eine Reihe Hortensien wucherte.

»Sieht wie ein Atombunker oder ehemaliger Luftschutzkeller aus«, sagte Krzysztof.

»Kennst du noch aus dem Zweiten Weltkrieg, stimmt´s?« Tina hatte die letzte Stufe erreicht und trat zur Seite, damit Krzysztof ebenfalls sehen konnte, was sich vor ihnen befand. »Du könntest recht haben ... allerdings wurde er umfunktioniert.« Vor ihnen lagen mehrere geheime unterirdische Kammern, so groß wie Gefängniszellen. Die Türen standen offen.

»Das sind Oublietten«, entfuhr es Krzysztof.

»Du kannst Französisch?«

»Ich ...«

»Keine blöden Wortspiele jetzt«, warnte Tina ihn. Sie kannte den Begriff - oublier hieß so viel wie vergessen -, und das hier waren fensterlose Verliese mit einer Belüftungsanlage, um jemanden für lange Zeit gefangen zu halten ... oder ihn in Vergessenheit geraten zu lassen.

Langsam schritten sie an den Kammern vorbei, während Tina mit der Taschenlampe hineinleuchtete. Darin befanden sich Betten, Schränke und kleine Waschbecken. Alle Räume waren gefliest, nichts davon wirkte alt oder schäbig. Die Laken waren frisch bezogen, und es roch sogar noch nach Parfüm. Weiter hinten fanden sie einen großzügig ausgestatteten Duschraum mit Kosmetikartikeln und frischen Handtüchern. Tina fasste eines davon an. Es war weich und geschmeidig. Anscheinend hatte der Kuppler sogar einen Wäschetrockner verwendet. »Ich glaube, wir wissen jetzt, wo die Geschäfte stattgefunden haben und wo er die Mädchen untergebracht hat.«

»Aber er hat alles weggeräumt«, sagte Krzysztof, »inklusive der Mädchen.«

Tina lehnte sich an die Fliesen der Duschkabine, rutschte zu Boden...

mehr