Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Die Psychologin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.04.2022
Die 30-jährige Psychologin Sara behandelt Jugendliche mit familiären Problemen. Sie und ihr chronisch überarbeiteter Mann Sigurd sind vor kurzem in ein Haus mit Blick über Oslo gezogen, dort befindet sich auch Saras Praxis. Als Sigurd zu einer Übernachtung bei Freunden aufbricht, ist das letzte, was sie von ihm hört, eine Nachricht auf ihrer Mailbox, dass er gut angekommen sei. Doch noch am selben Abend ruft Sigurds Freund an und teilt ihr mit: Er war nie dort. Hat Sigurd gelogen? Was ist geschehen? Plötzlich fühlt sich Sara in dem großen Haus mit seinen vielen noch unfertigen Zimmern unwohl. Als die Polizei erscheint und sie befragt, beginnt sie zu ahnen, dass der Schlüssel zu Sigurds Verschwinden in ihrer Erinnerung liegt.
Je näher sie der Wahrheit kommt, desto schwerer fällt es Sara, die Kontrolle über ihr Leben zu behalten. Verliert sie, die gelernt hat, die Emotionen anderer Personen zu deuten, ihre so wichtige Intuition?

Helene Flood ist Psychologin und lebt mit ihrer Familie in Oslo. Ihr erster Roman wurde bereits vor Erscheinen in Norwegen in 28 Länder verkauft. Er stand monatelang auf der Bestsellerliste, eine Verfilmung ist geplant. Auch ihr zweiter Roman »Die Affäre« wurde von Publikum und Presse begeistert aufgenommen.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextDie 30-jährige Psychologin Sara behandelt Jugendliche mit familiären Problemen. Sie und ihr chronisch überarbeiteter Mann Sigurd sind vor kurzem in ein Haus mit Blick über Oslo gezogen, dort befindet sich auch Saras Praxis. Als Sigurd zu einer Übernachtung bei Freunden aufbricht, ist das letzte, was sie von ihm hört, eine Nachricht auf ihrer Mailbox, dass er gut angekommen sei. Doch noch am selben Abend ruft Sigurds Freund an und teilt ihr mit: Er war nie dort. Hat Sigurd gelogen? Was ist geschehen? Plötzlich fühlt sich Sara in dem großen Haus mit seinen vielen noch unfertigen Zimmern unwohl. Als die Polizei erscheint und sie befragt, beginnt sie zu ahnen, dass der Schlüssel zu Sigurds Verschwinden in ihrer Erinnerung liegt.
Je näher sie der Wahrheit kommt, desto schwerer fällt es Sara, die Kontrolle über ihr Leben zu behalten. Verliert sie, die gelernt hat, die Emotionen anderer Personen zu deuten, ihre so wichtige Intuition?

Helene Flood ist Psychologin und lebt mit ihrer Familie in Oslo. Ihr erster Roman wurde bereits vor Erscheinen in Norwegen in 28 Länder verkauft. Er stand monatelang auf der Bestsellerliste, eine Verfilmung ist geplant. Auch ihr zweiter Roman »Die Affäre« wurde von Publikum und Presse begeistert aufgenommen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641263959
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum11.04.2022
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1896 Kbytes
Artikel-Nr.8381032
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Samstag, 7. März: Vermisst

Die Türklingel des alten Torp weckt mich. Ihr Geräusch ist schrill wie ein Fliegeralarm, wahrscheinlich hatte er auf keinen Fall verpassen wollen, wenn die Kommunisten eines Tages doch noch an seiner Tür klingelten. Ich hatte nervös und schwebend geträumt, ich war geschwommen und musste irgendetwas erledigen, das ich auf keinen Fall vergessen durfte. Die Klingel. Ihr brutales, beharrliches Schrillen holt mich zurück in die Wirklichkeit. Ich sehe mich um. Seine Betthälfte ist leer.

Aber irgendjemand steht draußen vor der Tür, und wer sollte es sonst sein? Ich werfe mir den Bademantel über die Schultern, binde ihn zu, während ich in den Flur renne, ich stürme die Treppe hinunter, halte mich am Geländer fest, damit ich nicht auf der Pappe ausrutsche, die den klebrigen Boden schützt, der vorher mit Auslegeware bedeckt war, ich hebe die Füße, um nicht über die losen Leisten an den Stufen zu stolpern.

Er ist zurückgekommen. Er will mir alles erklären. Es war nur ein Missverständnis, und wir können es hinter uns lassen.

Ich rase die nächste Treppe hinunter bis ins Erdgeschoss, wo sich die Haustür befindet, ich reiße sie auf, voller Erwartung, ihn zu sehen, mich ihm um den Hals werfen zu können.

Draußen steht Julie.

»Wie geht es dir?«, fragt sie.

Ich sehe sie verständnislos an. Was will sie hier? Noch ehe ich antworten kann, ist sie über die Türschwelle und schlingt die Arme um mich.

»Gut«, antworte ich, dabei weiß ich es nicht mehr, hatte gar keine Zeit, um nachzufühlen.

Ich habe mich die ganze Nacht hin- und hergewälzt, bin aufgewacht, habe auf mein Handy geguckt, auf dem niemand angerufen hat, habe gegrübelt, geschlafen, geträumt, bin wieder aufgewacht. Jetzt steht sie hier, Julie steht vor mir, mit einer Hand auf meinem Bademantel, und will mich trösten. Wir kennen einander nicht besonders gut, sie war schon mit Thomas zusammen, als ich Sigurd traf. Mir wird schlagartig bewusst, dass ich nicht mehr aufs Telefon geguckt habe, seit ich um Viertel nach vier das letzte Mal wach geworden bin.

Wortlos drehe ich mich um, renne wieder die Treppe hinauf ins Erdgeschoss, wo das Wohnzimmer und die Küche liegen, weiter hinauf in den ersten Stock und ins Schlafzimmer, ich suche fieberhaft auf dem Nachttisch, stoße ein Wasserglas um, schiebe ein Buch beiseite, um das Handy zu finden. Dann suche ich im Bett, knie mich auf die Matratze und taste so lange mit den Händen über seine Decke, die immer noch warm ist, aber nur von meinem Körper, bis ich endlich das flache, glatte Rechteck spüre, das zwischen unseren Kissen versteckt lag.

Ich habe zwei Nachrichten. Eine von Thomas, die er heute Morgen um 7:15 Uhr abgeschickt hat.

Immer noch nicht gekommen. Wir packen zusammen und fahren wieder in die Stadt. Lass uns telefonieren.

Die andere ist von Julie, um 7:38 Uhr geschickt:

Hallo, Sara. Ich habe von Thomas gehört, was passiert ist. Ich komme nachher mal vorbei, wenn du wach bist. Fühl dich umarmt, Julie.

Nichts von ihm.

Julie wollte anscheinend nicht länger warten, denn jetzt ist es 8:23 Uhr, und sie steht in meinem Haus. Ich höre ihre Schritte da unten, sie ist ins Wohnzimmer gekommen, sie ruft meinen Namen, zögerlich, als wäre sie nicht sicher, ob ich immer noch hier bin. Während ich immer flacher atme, scrolle ich in meiner Anrufliste zu Sigurds Namen und lege das Handy ans Ohr, jetzt geh schon ran, geh ran. Es bleibt vollkommen still.

»Sara, wo bist du?«, fragt Julie dort unten.

Es knistert in der Leitung. Dann erklärt mir eine freundliche Frauenstimme, dass die Person, die ich anrufen wollte, vorübergehend nicht erreichbar ist.

Die Wirkung ist niederschmetternd. Ich sinke auf dem Bett zusammen. Eigentlich besteht kein Unterschied zu gestern, als sein Handy einfach durchklingelte, ohne dass er sich meldete. Natürlich ist der Akku irgendwann leer. Aber irgendwie hatte ich vorher trotzdem eher das Gefühl, es gäbe noch eine Verbindung zwischen uns. Ich rief an, sein Telefon klingelte, wo auch immer es sich befand. Jetzt klingelt es nicht mehr. Dieses technische Detail, ein Handy mit geladener Batterie, eines ohne, erschüttert mich. So liege ich da, ein zusammengesunkener Klumpen auf meinem Bett, und höre Julies Schritte auf der Treppe zum ersten Stock, während ich vor mich hin flüstere. Sigurd, Sigurd, Sigurd.

Ich höre, dass sie hinter mir steht, bevor sie etwas sagt, so wie man es ab und zu spürt, wenn einen jemand anstarrt; dieses unheimliche, unerklärliche Gefühl, beobachtet zu werden. Hier liege ich in meinem Bademantel, umklammere das Handy mit den Händen und presse meine Stirn gegen seine Glasoberfläche, meine Füße schmerzen, ich muss auf dem Weg hier herauf gegen eine Treppenleiste gestoßen oder auf einen Holzsplitter oder eine lose Planke getreten sein. Hier liege ich, in unserem unordentlichen, halbfertigen Schlafzimmer, mit Tapetenfetzen an den Wänden, hier in der abgestandenen Luft der vergangenen Nacht, die schwer über dem Bett hängt und vielleicht mit einem Einschlag des Weins versetzt ist, den ich gestern geleert habe. Und dort steht sie und betrachtet mich.

»Sara«, sagt sie mit etwas unsicherer Stimme. »Ist alles gut?«

Ich antworte nicht. Das kalte Glas des Telefons liegt glatt an meiner Stirn. Mein Fuß brennt, vielleicht habe ich mich verletzt. Ich will, dass sie geht.

Doch sie geht nicht. Stattdessen kommt sie herein, übertritt die Schwelle zu meinem Schlafzimmer und nähert sich dem Bett, legt ihre Hände auf meinen Bademantelrücken und sagt: »Komm, du kannst hier nicht so liegen bleiben, lass uns runtergehen und einen Kaffee machen.«

Sie packt meine Schulter, will anscheinend an mir ziehen, mich wirklich aus dem Bett ziehen, und während sie das tut, spüre ich, wie etwas in mir aufsteigt, wie eine Säule, aus meinem Bauch, wie eine heiße Quelle, eine Urkraft, sie steigt vom Bauch auf und in den Rücken und in Arme und Beine und fährt durch den ganzen Körper, was zum Teufel bildet sie sich ein?

Ich schüttele sie ab, weiche von ihr zurück, möchte auf sie einschlagen, so sehr bebt der Zorn in mir. Ja, es verlangt mir einiges an Selbstbeherrschung ab, nicht nach ihr zu schlagen. Dort steht sie, verständnislos, mit ihren großen, unschuldigen Rehaugen, ihrer kleinen Stupsnase, ihrem runden Kinn, diesem ganzen niedlichen Gesicht, mit dem Pony und dem Pferdeschwanz, wie eine Mittelstufenschülerin, die eine barmherzige Samariterin spielt. Wie selbstzufrieden sie ist, denke ich, mir zu erzählen, dass ich hier nicht liegen bleiben kann. Die kleine, durchschnittliche Julie kommt, um alles zu regeln, mich wieder aufzurichten. Sie muss sich auf der Fahrt hierher überlegt haben, was sie tun soll. Jetzt steht sie ganz überrascht da, und ihr Gesicht bittet förmlich darum, geschlagen zu werden, und ich verzichte nur darauf, weil ich schon weit genug von ihr weggewichen bin.

Dies ist unser Schlafzimmer. Hier wohnt Sigurd, hier wohne ich. Hier haben wir gelebt und geliebt und geschlafen. Gestern Morgen ist er von hier weggegangen, seither war ich allein, und jetzt steht sie hier, hier in unserem Allerheiligsten, was bildet sie sich ein?

Als ich ihr zum ersten Mal begegnete, beim Grillen in ihrem Hof in Nydalen, sagte sie begeistert zu mir, sie sei sicher, wir würden gute Freundinnen werden. So kam es nicht. Schon damals spürte ich einen Widerwillen, diese Erwartungshaltung und Logik, nur weil wir uns in zwei befreundete Männer verliebt haben, müssen wir auch Freundinnen werden, mehr noch, enge Vertraute. Sie trug herzförmige Ohrstecker und eine weiße Rüschenbluse, sie lächelte dämlich, ich sah nichts in ihr, was ich wiedererkannte.

Das ist fast vier Jahre her. Manchmal beschwerte sich Sigurd darüber. Julie ist doch wohl in Ordnung, sagt er, du hättest ja wenigstens versuchen können, sie besser kennenzulernen. Hätte ich schon, aber vielleicht habe ich auch einfach nur gesunde Vernunft bewiesen.

Ich wickle mich fester in den Bademantel und starre sie an, die Hitze strömt mir aus allen Poren, aus Augen und Mund, ich kenne das, in diesem Zustand bin ich unberechenbar.

»Geh«, fauche ich.

»Aber«, protestiert Julie.

»Geh.«

Ihr Gesicht verzieht sich, als hätte ich sie wirklich geschlagen. Sie wendet sich ab, will gehen, zögert, dreht sich wieder um.

»Ich wollte nur nett sein«, sagt sie zu mir, und ihre Stimme ist jetzt belegt, voller Tränen und spitzer Steine, »obwohl du es nie zu mir warst. Ich wollte nur helfen.«

Dann geht sie, ich kann ihre Schritte auf der Treppe hören, energisch, schnell. Ich sitze mit dem Telefon in den Händen da, diesem toten, glatten Gegenstand. Sigurd, Sigurd, wo bist du?

Unten schlägt die Haustür hinter ihr zu. Ich versuche, tief in den Bauch zu atmen. Es ist Samstag, und ich bin vollkommen allein.

»Polizei Oslo«, sagt die Frauenstimme am Telefon.

»Ja, hallo«, sage ich, »ich rufe wegen einer vermissten Person an, oder genauer gesagt einem Mann, meinem Mann. Ja. Also. Er ist seit gestern verschwunden, seit dem frühen Morgen oder seit halb zehn, eigentlich weiß ich es nicht so genau. Er hat mich um kurz nach halb zehn angerufen. Da habe ich zum letzten Mal etwas von ihm gehört. Er sollte um fünf Uhr in einer Hütte in den Bergen sein, und da ist er auch nie angekommen.«

»Ja«, sagt die Dame. »Es ist allerdings so, dass wir normalerweise erst nach jemandem suchen, wenn seit dem Verschwinden mindestens vierundzwanzig Stunden vergangen sind.«

»Ach so«, sage ich, zögernd, »daran hatte ich...

mehr

Autor

Helene Flood ist Psychologin und lebt mit ihrer Familie in Oslo. Ihr erster Roman wurde bereits vor Erscheinen in Norwegen in 28 Länder verkauft. Er stand monatelang auf der Bestsellerliste, eine Verfilmung ist geplant. Auch ihr zweiter Roman »Die Affäre« wurde von Publikum und Presse begeistert aufgenommen.