Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Glasgow Girls

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.12.2022
Glasgow 1892 - Als die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Olivia die Chance erhält, an der berühmten School of Art zu studieren, glaubt sie, am Ziel ihrer Träume zu sein. Doch sie ist nicht vorbereitet auf die für sie fremde Welt und die Intrigen, in die sie gerät. Dank einer einflussreichen Mäzenin setzt Olivia aber wagemutig und lebenshungrig ihren Weg als Designerin fort. Und sie lernt Gabriel kennen, einen schillernden Künstler aus London. Sein gut gehütetes Geheimnis gefährdet jedoch die tief empfundenen Momente des gemeinsamen Glücks ...

Susanne Goga wurde 1967 in Mönchengladbach geboren und lebt dort bis heute. Die renommierte Literaturübersetzerin und Autorin reist gern - mit Vorliebe auch in die Vergangenheit. Das spiegelt sich in ihren überaus erfolgreichen historischen Romanen wider. Für die Kriminalreihe um Leo Wechsler taucht sie ein ins Berlin der 1920er-Jahre, für den Diana Verlag begibt sie sich immer wieder ins geschichtsträchtige 19. Jahrhundert. Die Künstlerinnen in Glasgow, die dort in jener Zeit ein kreatives Forum gründeten und in ganz Europa berühmt wurden, waren Inspiration für ihren neuesten Roman.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextGlasgow 1892 - Als die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Olivia die Chance erhält, an der berühmten School of Art zu studieren, glaubt sie, am Ziel ihrer Träume zu sein. Doch sie ist nicht vorbereitet auf die für sie fremde Welt und die Intrigen, in die sie gerät. Dank einer einflussreichen Mäzenin setzt Olivia aber wagemutig und lebenshungrig ihren Weg als Designerin fort. Und sie lernt Gabriel kennen, einen schillernden Künstler aus London. Sein gut gehütetes Geheimnis gefährdet jedoch die tief empfundenen Momente des gemeinsamen Glücks ...

Susanne Goga wurde 1967 in Mönchengladbach geboren und lebt dort bis heute. Die renommierte Literaturübersetzerin und Autorin reist gern - mit Vorliebe auch in die Vergangenheit. Das spiegelt sich in ihren überaus erfolgreichen historischen Romanen wider. Für die Kriminalreihe um Leo Wechsler taucht sie ein ins Berlin der 1920er-Jahre, für den Diana Verlag begibt sie sich immer wieder ins geschichtsträchtige 19. Jahrhundert. Die Künstlerinnen in Glasgow, die dort in jener Zeit ein kreatives Forum gründeten und in ganz Europa berühmt wurden, waren Inspiration für ihren neuesten Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641264307
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum14.12.2022
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1988 Kbytes
Artikel-Nr.9098872
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Ma und Jamie hatten ihr zum Geburtstag ein Lied gesungen. Die Augustsonne schien, es gab Drop Scones zum Frühstück, ein ungeheurer Luxus, sogar mit Butter und Marmelade, und Olivia hätte ein schlechtes Gewissen bekommen, wären sie nicht so lecker gewesen. Jamie schenkte ihr Haarbänder für die Zöpfe, er war rot im Gesicht und verlegen, weil es Mädchenkram war, und sie drückte ihren Bruder an sich. Er roch nach frischem Holz, ganz anders als Pa, bei dem der Gestank nach Chemie alles überlagert hatte.

Ma hatte ihr eine neue Schürze genäht, um das gute Kleid zu schonen, und ein Taschentuch mit ihrem Monogramm bestickt: OML. Das sah richtig elegant aus. Sie hatten zeitig gefrühstückt, da Ma ihre Näharbeiten abliefern und Jamie pünktlich in der Tischlerwerkstatt erscheinen musste.

Nur Olivia hatte den Tag für sich, weil Sommerferien waren. Sobald sie den Haushalt versorgt hatte, lockte die Freiheit: Sie konnte auf den Dachboden steigen und zeichnen oder in die Necropolis gehen und Blumen sammeln, die sie pressen und zu Mustern ordnen wollte. Oder sie konnte noch weiter nach Westen spazieren, vorbei an der Kathedrale bis in die Innenstadt mit den verlockenden Geschäften und den großen Häusern.

Sie spülte das Geschirr, fegte den Boden, räumte den Bettschrank in der Küche auf, klappte Jamies Feldbett zusammen und schob es ordentlich in eine Ecke. Die Wohnung bestand nur aus Küche und Zimmer, und sie waren zu dritt, was das Leben beengt machte.

Olivia wanderte mit dem Besen in der Hand durchs Zimmer mit dem Erker. Das große Fenster, vor dem der Nähtisch ihrer Mutter stand, machte es schön hell. Die Nachbarn hatten getuschelt, als Mary MacLeod ihr großes Ehebett an ein irisches Ehepaar verkauft hatte. Lange hatte sie nicht gewartet, Pa war erst wenige Wochen tot gewesen.

Ma hatte es beim Abendbrot verkündet. »Ich verkaufe unser Bett.«

Olivia hatte sich nichts dabei gedacht, doch Jamie war entsetzt gewesen. »An fremde Leute? Wie kannst du das tun?«

Worauf Ma ihn strafend angesehen hatte. »Weil ich dann im Bettschrank mehr Platz für die Nähsachen habe und im Zimmer vielleicht sogar Kundinnen empfangen kann. Weil ich mehr Geld verdienen muss, damit wir in Dennistoun bleiben können. Euer Vater hat in der Fabrik gearbeitet, damit wir uns hier eine Wohnung nehmen konnten. In einem anständigen Viertel. Ich weiß nun kaum, wie ich die Wohnung halten soll. Aber wenn wir das hier verlieren, enden wir in Cowcaddens oder Calton.«

Da hatte Olivia verstanden, dass man manchmal etwas opfern musste, um etwas anderes zu retten. Dass es wichtiger war, fernab der Elendsviertel zu leben, in einer Wohnung, für die Pa alles gegeben hatte, statt sich an ein übergroßes Bett zu klammern.

Sie hatte vorsichtig die Hand der Mutter berührt und gespürt, wie diese sich entspannte.

Um neun war sie mit allem fertig, der Tag lag vor ihr. Sie wusch sich am Becken in der Küche, flocht die Zöpfe und band die neuen Bänder zu Schleifen. Dann setzte sie sich an den Tisch und blätterte in dem Zeichenheft, das ihr der unbekannte Mann geschenkt hatte. Olivia verwendete es nur für ihre besten Zeichnungen, die schönsten Ideen, die sorgfältigsten Ausführungen. Wollte sie nur rasch etwas festhalten, griff sie zu Packpapier und anderen Resten.

Sie war jetzt dreizehn, nach dem Sommer begann das letzte kostenlose Schuljahr. Ma hatte mehr als einmal erwähnt, Olivia müsse allmählich nähen lernen, nicht nur Knopflöcher einfassen, sondern sich mit der Maschine vertraut machen. Sie sollte also im nächsten Jahr die Schule verlassen, dabei hatte sie bei Weitem nicht genug gelernt. Aber Ma konnte das Schulgeld nicht aufbringen. Als Witwe war sie ärmer als zuvor, nähte mehr denn je, und Jamie gab ihr fast sein ganzes Lehrgeld.

Es klopfte.

Vor der Tür stand Alistair Campbell, ihr Freund aus der Nachbarschaft, die roten Haare mit Wasser an den Kopf gekämmt, und strahlte. »Tag, Livvy.«

»Tag, Allie. Musst du nicht arbeiten?«

Er lernte Koch in einem Restaurant am Glasgow Cross. Seit er dort war, umgab ihn immer der Geruch von Fett und Zwiebeln. Heute aber hatte er sich richtig geschrubbt und hielt die Hände hinter dem Rücken.

»Muss erst um elf anfangen.« Er räusperte sich. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.«

»Danke, wie nett, dass du dran gedacht hast.«

»Für dich.« Er zog seine Hände hervor und reichte ihr eine flache Metalldose.

Olivias Herz schlug plötzlich heftig. Allie hatte doch kein Geld, um so etwas ...

»Die Dose ist gebraucht, aber ich hab alle Stifte neu gekauft.«

Sie klappte den Deckel auf. Ein Regenbogen aus zwölf farbigen Holzstiften, spitz, glänzend, noch nie benutzt. Olivia dachte an die Stummel, die sie mit einem Federmesser spitzte, die aber längst zu kurz geworden waren. Und nun hielt sie diesen Schatz in Händen.

Sie schaute Allie an, der ganz verlegen wirkte. »Wenn sie dir nicht gefallen ...«

Schon hatte sie ihm die Hand auf den Mund gedrückt. »Red keinen Unsinn. Die sind wunderbar! Danke.« Sie umarmte ihn kurz und zog ihn in die Küche, wo noch ein Teller mit zwei Drop Scones stand, die Allie begehrlich ansah. Die Campbells hatten viele Kinder und wenig Essen auf dem Tisch.

»Möchtest du?«, fragte Olivia. »Als Ersatz für Kuchen.«

Schon saß er da und stopfte die Scones in sich hinein. Die kurze Befangenheit war verflogen, er war wieder Allie, mit dem sie Fangen gespielt und der sie in der Necropolis gelegentlich zu Tode erschreckt hatte, wenn er im Nebel heulend hinter einem Grabmal hervorgesprungen war.

Jetzt war er in der Lehre und somit zu alt, um mit Mädchen herumzutoben. Aber das Geschenk war mehr wert als jeder Ausflug zur Necropolis. Olivia fragte sich, wovon er es bezahlt hatte, doch Allie wäre beleidigt gewesen, wenn sie es erwähnt hätte.

Sie klappte die Dose erneut auf und strich andächtig über die Stifte. Dann nahm sie einen heraus, zog die alte Zeitung heran und zeichnete in eine unbedruckte Ecke eine Distel, wechselte rasch zwischen den Farben, schraffierte die stachelige Kugel blassgrün und setzte eine violette Blütenkrone obendrauf. Als sie fertig war, riss sie die Ecke ab und gab sie Allie.

»Für dich. Mein erstes Bild mit deinen Stiften.«

Er betrachtete es lächelnd. »Du bist wirklich gut.«

»Danke. Ich mag Disteln. Die sehen so unscheinbar und stachelig aus, aber sie haben schöne Blüten.«

Allie wischte sich den Mund am Ärmel ab und stand auf. »Ich muss los. Wenn ich zu spät komme, gibt es Ärger.«

Da kam ihr eine Idee. »Weißt du was, ich gehe mit.« Sie hatte alles erledigt und wollte ihren Geburtstag genießen.

»Na, dann los.«

Olivia legte die Dose mit den Stiften in die Schublade unter ihrem Bett und folgte Allie auf die Straße.

Seine Arbeitsstelle war fast zwei Meilen entfernt, und die musste Allie zweimal täglich laufen. Heute aber schien es ihm nichts auszumachen. Er ließ die Arme schwingen und redete munter drauflos.

»Neulich hat unsere Bedienung von einer Kunstschule erzählt, in der man malen und zeichnen und sticken lernen kann. Lauter solche Sachen. Und man kann auch abends nach der Arbeit hingehen. Ach ja, und Häuser zu bauen lernen sie da auch.«

Olivia sah ihn staunend an. »Häuser bauen? Wie ein Maurer?«

Allie schüttelte den Kopf. »Nein, die denken sich Häuser aus, richtig bauen tun sie dann andere. In diese Schule können sogar Frauen gehen.«

Etwas in Olivia wurde warm. »Was lernen sie da?«

Er zuckte mit den Schultern. »Na, zeichnen und sticken, sag ich doch. Meine älteste Schwester arbeitet als Hausmädchen für eine Familie in Dowanhill, und deren Tochter geht auf diese Schule.«

Olivia ließ den Kopf hängen. Eine Sekunde lang hatte sie sich erlaubt zu träumen, aber Dowanhill lag im Westen der Stadt, und wer dort wohnte, war reich. Kein Wunder, dass die Leute ihre Tochter zu einer Kunstschule schicken konnten. Das war etwas für diejenigen, die nicht für ihren Lebensunterhalt arbeiten mussten.

»Nun schau nicht so traurig«, sagte Allie und stieß sie mit dem Ellbogen an. Sie hatten die Ecke Gallowgate erreicht, wo sie nach rechts abbiegen mussten. Der Tag war plötzlich grauer geworden, als hätte sich eine Wolke vor die Sonne geschoben.

»Was ist denn?«

Sie wandte den Kopf ab, damit Allie ihr Gesicht nicht sah. »Nichts.« Gewiss, er hatte ihr die Stifte geschenkt, um ihr eine Freude zu machen. Aber Allie würde nicht verstehen, was seine Worte von der Schule in ihr ausgelöst hatten.

Sie gingen ein Stück schweigend, dann berührte er sie am Arm. »Livvy, du kannst so gut zeichnen. Irgendwann merken das die Leute. Dann kannst du deine Bilder verkaufen.«

»Unsinn«, sagte sie barscher als beabsichtigt, und es tat ihr sofort leid. »Es war nicht so gemeint. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand meine Bilder kaufen möchte. Nicht, wenn es Menschen gibt, die in einer Schule richtig zeichnen lernen. Ich war mit meinem Vater vor vier Jahren in der großen Ausstellung. Da hingen Bilder von richtigen Malern. Das kann man sich nicht selbst beibringen, niemals.« Sie atmete tief durch. »Aber ich bin so froh über die Stifte, Allie! Das vergesse ich dir nie.« Sie drückte seine Hand und bewegte sich rascher und leichter, als hätte sie sich von einer Last befreit.

Am Glasgow Cross verabschiedete sie sich von Allie. Das Restaurant, in dem er arbeitete, war von außen dunkel vertäfelt und wirkte düster, war aber bei den Leuten,...

mehr

Autor

Susanne Goga wurde 1967 in Mönchengladbach geboren und lebt dort bis heute. Die renommierte Literaturübersetzerin und Autorin reist gern - mit Vorliebe auch in die Vergangenheit. Das spiegelt sich in ihren überaus erfolgreichen historischen Romanen wider. Für die Kriminalreihe um Leo Wechsler taucht sie ein ins Berlin der 1920er-Jahre, für den Diana Verlag begibt sie sich immer wieder ins geschichtsträchtige 19. Jahrhundert. Die Künstlerinnen in Glasgow, die dort in jener Zeit ein kreatives Forum gründeten und in ganz Europa berühmt wurden, waren Inspiration für ihren neuesten Roman.