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Familie ist, wenn man trotzdem lacht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am12.07.2021
Steffi hat genug und renoviert kurzerhand ihr Leben
»Drei Zimmer, drei Personen. Passt doch.«, sagt Arno Ruttmann, als er und seine Frau Steffi ihr erstes Kind bekommen. Steffi ist sich da nicht so sicher - könnte eng werden. Als Kind Nummer zwei kommt, ist es zu spät: Die Hamburger Mieten sind in astronomische Höhen gestiegen. Was tun? Seine Seele verkaufen? Oder den Erstgeborenen? Nach zahllosen Besichtigungen und Maklern aus der Hölle kommt die Lösung so unerwartet wie simpel daher: Eine Mehrgenerationen-WG! Flora Blum wohnt seit 49 Jahren in einer idyllischen Stadtvilla mit Garten. Der Deal: Familie Ruttmann kauft einen Teil des Hauses, hilft bei der Renovierung - und darf bei ihr einziehen. Dafür gibt's jede Menge Platz, Kinderbetreuung und Flora als neues Familienmitglied. Die hütet wiederum das eine oder andere aufregende Geheimnis, das es zu lüften gilt.

Wiebke Busch war für ihre Familie selbst jahrelang auf dem Wohnungsmarkt in Hamburg unterwegs und hat dort so ziemlich alles erlebt. Wenn sie keine Bücher schreibt, verfasst sie Werbetexte oder sie dichtet Einkaufszettel. In ihrem Brigitte Mom Blog hat sie einer beachtlichen Leserschaft regelmäßig über ihr Leben als Ehefrau und Mutter zweier Kinder berichtet.
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Produkt

KlappentextSteffi hat genug und renoviert kurzerhand ihr Leben
»Drei Zimmer, drei Personen. Passt doch.«, sagt Arno Ruttmann, als er und seine Frau Steffi ihr erstes Kind bekommen. Steffi ist sich da nicht so sicher - könnte eng werden. Als Kind Nummer zwei kommt, ist es zu spät: Die Hamburger Mieten sind in astronomische Höhen gestiegen. Was tun? Seine Seele verkaufen? Oder den Erstgeborenen? Nach zahllosen Besichtigungen und Maklern aus der Hölle kommt die Lösung so unerwartet wie simpel daher: Eine Mehrgenerationen-WG! Flora Blum wohnt seit 49 Jahren in einer idyllischen Stadtvilla mit Garten. Der Deal: Familie Ruttmann kauft einen Teil des Hauses, hilft bei der Renovierung - und darf bei ihr einziehen. Dafür gibt's jede Menge Platz, Kinderbetreuung und Flora als neues Familienmitglied. Die hütet wiederum das eine oder andere aufregende Geheimnis, das es zu lüften gilt.

Wiebke Busch war für ihre Familie selbst jahrelang auf dem Wohnungsmarkt in Hamburg unterwegs und hat dort so ziemlich alles erlebt. Wenn sie keine Bücher schreibt, verfasst sie Werbetexte oder sie dichtet Einkaufszettel. In ihrem Brigitte Mom Blog hat sie einer beachtlichen Leserschaft regelmäßig über ihr Leben als Ehefrau und Mutter zweier Kinder berichtet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641268671
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum12.07.2021
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1735 Kbytes
Artikel-Nr.5143973
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel II

Eilig rannte Helen das Treppenhaus des Altbaus hinunter, in dem Ellas Vater wohnte. Sie hatte dort einen Teddy abgeliefert, ohne den ihre Tochter unmöglich zwei Tage überleben konnte. Dabei fehlte ihr für derartige Kurierdienste komplett die Zeit! Es war einer dieser Momente, in denen sie das Elternmodell, das sie mit ihrem Exmann Jerry lebte, doch ein wenig anzweifelte, obwohl sie es während der vergangenen Jahre nahezu bis zur Perfektion optimiert hatten. Alle Dinge des täglichen Lebens gab es in zweifacher Ausführung. Bei Zahnbürsten, Unterhosen und den meisten Spielsachen klappte das auch hervorragend. Doch hin und wieder gab es eben das eine Kuscheltier, das weicher war als sein ansonsten zu hundert Prozent identischer Zwilling oder von dem es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen keine zweite Ausgabe gab. Und immer wieder waren es Schulbücher oder -hefte, die sich natürlich nur ein Mal in Ellas Besitz befanden.

Helen hatte absolut keine Zeit, sich ausgerechnet heute mit einer dieser Ausnahmen herumzuschlagen. Ihr saß die Deadline für den Artikel, an dem sie seit ein paar Wochen arbeitete, bedrohlich im Nacken. Die Dead-Deadline, um genau zu sein. Und bis dahin war noch eine ganze Menge zu tippen.

Gerade hatte sie sich wieder aufs Rad geschwungen, da klingelte ihr Handy. Sie hielt an, um es aus der Jackentasche zu fummeln, und wurde fast von einem Fahrradkurier umgefahren, dessen Schimpftiraden noch zu hören waren, als er schon um die nächste Ecke verschwunden war. »Hey!«, keuchte sie in den Hörer, und sogar eine an Autismus leidende Grönlandkrabbe hätte das Gehetzte in ihrer Stimme wahrgenommen. Steffi aber schien dafür taub zu sein.

»Ich hab was Blödes gemacht!«, jammerte sie los, ohne sich lang mit Begrüßungsformeln aufzuhalten. »Können wir uns kurz treffen?«

»Okay, aber wirklich nur kurz. Ich muss dringend arbeiten. Stattdessen fahre ich Teddys spazieren.«

»Hä?«

»Egal. In zehn Minuten bei mir!«

»Danke!«

Steffi klang wirklich erleichtert. Was war denn bloß passiert, das sie ihr nicht am Telefon sagen konnte?

Helen trat wieder in die Pedale. Dieses Mal achtete sie darauf, niemandem in die Quere zu kommen.

Wenn Steffi darauf bestand, sie zu treffen, musste es ernst sein. Hoffentlich war das Problem nicht zu zeitaufwendig! Ihr Artikel war auch unter normalen Umständen eigentlich nicht bis zum Abend fertig zu bekommen. Helen konnte es sich nicht leisten, ihre Zeit weiterhin im mobilen Katastrophenschutz zu verplempern. Wenn sie es bis morgen früh nicht schaffte, sechstausend irgendwie sinnvoll zusammenhängende Zeichen zum Thema Risiko Silikon in den Computer zu tippen, konnte sie den Ausnahmezustand einläuten. Sie hatte monatelang über unseriöse Schönheits-OPs und deren Opfer und Profiteure recherchiert. Schon zweimal musste die Veröffentlichung verschoben werden, weil eine ihrer Quellen sich doch dagegen entschieden hatte, sich öffentlich über das Thema zu äußern. Helen musste alles noch einmal umbauen, neue Quellen auftun und aus einem anderen Blickwinkel berichten. Aber es hatte sich gelohnt, die Geschichte würde umso besser werden. Wenn nicht noch etwas dazwischenkam! Vielleicht eine Spontangeburt in ihrem Hausflur, bei der sie als Hebamme einspringen musste? Das Schicksal hielt ja manchmal die absurdesten Überraschungen bereit. Grundsätzlich hatte Helen ja nichts dagegen, die Welt zu retten. Der Verlag würde ihr bei Nichtliefern allerdings so schnell keinen neuen Auftrag erteilen. Was bedeutete, dass eine ihrer Haupteinnahmequellen wegbrechen würde. Von ihren eigenen Gedanken angetrieben, radelte sie noch schneller. Vielleicht brauchte Steffi länger, um zu ihr zu kommen, und sie konnte vorher noch etwas schaffen! Doch als sie atemlos und verschwitzt vor ihrem Haus hielt, war sie schon da. Zusammengesunken saß sie vor der Haustür und kaute nervös an ihren Nägeln.

»Und du hast keine Quittung?!« Ungläubig zog Helen die Augenbrauen in die Höhe, sodass sie unter ihrem braunen Pony verschwanden.

»Und wenn du mich noch hundertmal fragst: nein!«, gab Steffi trotzig zurück. »Das ist ja das Blöde.«

Darauf fiel Helen auch nichts Ermutigendes ein. Sie verzog gequält das Gesicht und überlegte. Was würde sie dazu bewegen, einem Unbekannten fünftausend Euro bar in die Hand zu drücken, ohne dafür einen Beleg zu verlangen? Die Antwort war leicht: nichts. »Jetzt sag nur bitte noch mal ganz genau, was ihr besprochen habt«, forderte Helen Steffi auf, die mit dem Telefon in der Hand rastlos in der Küche auf und ab lief. Steffis Stimme bebte vor Aufregung, als sie erneut erzählte, was passiert war.

»Danke und Tschüss hat er gesagt und war weg. Und mit ihm mein Geld«, schloss sie jammernd.

»Und was sagt Arno dazu?«

»Der weiß das natürlich nicht! Er muss ja nicht immer alles wissen.«

Helen sah Steffi skeptisch an, die trotzig zurückblickte. Helen wusste, dass es Steffis wunder Punkt war, kein eigenes Geld zu verdienen. Dafür hatte Helen vollstes Verständnis, wahrscheinlich würde es ihr ähnlich gehen. Andererseits wünschte sie sich manchmal, an Steffis Stelle zu sein und die Verantwortung für Ellas und ihren eigenen Lebensunterhalt abgeben zu können. Am Ende überwog dann aber doch der Wunsch nach Unabhängigkeit.

»Ruf ihn an!«, forderte Helen Steffi auf.

»Wen? Arno?« Steffi riss vor Schreck die Augen auf.

»Nein! Den Makler natürlich!«

»Wozu?«

»Um dich mit ihm zu einem Rendezvous im Kerzenschein zu verabreden«, spottete Helen und verdrehte die Augen. »Mensch, um ihm zu sagen, dass du den Beleg brauchst!«

»Jetzt?«

»Nee, nächste Woche« Helen war fassungslos über Steffis Begriffsstutzigkeit. »Natürlich jetzt!«

»Ich weiß nicht«, druckste Steffi rum.

Helen führte Steffis Hand mit dem Telefon in Richtung ihres Ohres. Widerstrebend löste die sich aus dem Griff und wählte die Nummer.

Beide lauschten dem Freizeichen, dann flötete eine Frauenstimme den Namen des Maklerbüros.

»Ich möchte gerne Herrn Staubitz sprechen«, brachte Steffi mit zitternder Stimme hervor.

»Der ist leider nicht im Haus. Worum geht es denn?«.

Diese Frage hasste Helen, sie hatte ihr bei Recherche-Telefonaten schon so oft den Weg in die Chefetagen und zu wichtigen Informationsquellen versperrt. Genervt verzog sie das Gesicht und äffte die Frau am anderen Ende stimmlos nach. Um sich nicht ablenken zu lassen, drehte Steffi ihr den Rücken zu, atmete einmal tief durch und antwortete dann ruhig in den Hörer: »Es geht um die Wohnung in der Brunnenstraße.«

»Tut mir leid, die ist leider schon vermittelt.«

»Genau! Die Wohnung wurde von Herrn Staubitz gestern für uns reserviert«, erklärte Steffi, woraufhin sie von der Telefonstimme korrigiert wurde.

»Das muss ein Missverständnis sein. Wir haben von den Mietern heute den unterschriebenen Mietvertrag zurückerhalten.«

Steffis Gesichtsfarbe war schon vorher nicht die gesündeste gewesen. Nun war sie kaum von der gekalkten Wand in Helens Küche zu unterscheiden.

Helen hatte sich größte Mühe gegeben, Steffi gut zuzureden, dass ihnen schon etwas einfiele, um diesem Herrn Staubitz das Handwerk zu legen. Dann hatte sie ihre am Boden zerstörte Freundin schweren Herzens und in Begleitung vielfacher Entschuldigungen aus der Wohnung geschoben. Sie musste dringend an den Schreibtisch.

Jetzt versuchte sie, sich auf den Artikel zu konzentrieren. Was ihr nur mäßig gelang. Hoffentlich merkte man ihm an Ende nicht an, dass sie beim Schreiben ihre Gedanken ganz woanders als bei aufgespritzten Lippen und Brustimplantaten gehabt hatte. Nämlich bei der Frage, ob ein Mitarbeiter eines der renommiertesten Maklerbüros der Stadt es tatsächlich wagte, mit derartig verbrecherischen Methoden sein Gehalt aufzubessern. Beschweren war sicher zwecklos, niemand würde ihnen glauben. Ob Steffi als Einzige darauf reingefallen war? Mit ihrer Verzweiflung stellte sie ein leichtes Opfer dar. Aber von ihrer Sorte gab es in dieser Stadt doch sicher noch mehr. Das musste sie herausfinden! Als Helen diese Erkenntnis ereilte, war es schon weit nach Mitternacht, sie aber viel zu aufgewühlt, um zu schlafen. Zum Glück musste sie sich am nächsten Morgen nicht aus dem Bett quälen, um Ella zu einer menschenverachtenden Zeit zur Schule zu bringen. Dieses Vergnügen wurde Jerry zuteil, und Helen war an der Reihe, ihr Nachtmenschendasein zu leben. Was sie auch tat: Mit einem großen Glas Rotwein neben sich tippte sie die ganze Nacht durch.

Das Erwachen am nächsten Morgen war entsprechend unerfreulich. Der Rotwein hinterließ seine Spuren, und irgendwie hatte sie sich verlegen. Nur langsam schaffte es ihr Kopf, sich im richtigen Winkel über ihren Schultern einzurichten. Aber es war Helens Lebensphilosophie, solchen stotternden Starts in den Tag mit einem umso breiteren Lächeln zu begegnen. Sie grinste ihr Spiegelbild an und machte sich daran, die Spuren des langen Abends eine nach der anderen auszuradieren. Frischer Minzgeschmack vertrieb den Rotwein-Pelz auf ihrer Zunge, die heiße Dusche die Nackenschmerzen. Mit einem Handtuch auf dem gewaschenen Haar machte sich Helen einen Kaffee. Jerry hatte bei der Trennung das alleinige Sorgerecht für ihre geliebte La Pavoni erstritten. Helen hatte gedacht, nicht ohne ihre Kaffeemaschine leben zu können, aber dann vermisste sie sie doch nicht genug, um ein Vermögen für eine neue hinzulegen. Stattdessen schraubte sie auch an diesem Morgen wieder wie in Studentenzeiten ihre Bialetti Moka Express zusammen und stellte sie auf den...

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Wiebke Busch war für ihre Familie selbst jahrelang auf dem Wohnungsmarkt in Hamburg unterwegs und hat dort so ziemlich alles erlebt. Wenn sie keine Bücher schreibt, verfasst sie Werbetexte oder sie dichtet Einkaufszettel. In ihrem Brigitte Mom Blog hat sie einer beachtlichen Leserschaft regelmäßig über ihr Leben als Ehefrau und Mutter zweier Kinder berichtet.
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