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Der Nachtzirkus

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
528 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am13.12.2021
Als Marco und Celia einander zum ersten Mal begegnen, ist es sofort um sie geschehen. Sie ahnen nicht, dass ihrer beider Schicksale bereits unauflöslich miteinander verbunden sind, denn ihre Väter - die beiden mächtigsten Magier ihrer Zeit und erbitterte Feinde - haben ihre Kinder dazu auserkoren, in einem Kampf auf Leben und Tod gegeneinander anzutreten. Stattfinden soll das Duell im geheimnisvollen Nachtzirkus, einer Welt voller Magie und verwunschener Abenteuer. Für Celia und Marco wird der Wettstreit ein verzweifeltes Ringen um ihre Liebe und ihre Träume ...

Erin Morgenstern, geboren 1980, hat Theaterwissenschaften studiert und mit ihrem Debütroman »Der Nachtzirkus« einen Welterfolg gelandet, der in 37 Sprachen übersetzt wurde. Mit ihrem zweiten Roman »Das sternenlose Meer« kehrt Erin Morgenstern auf die Bühne des magischen Erzählens zurück. Erin Morgenstern ist verheiratet und lebt in Massachusetts.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAls Marco und Celia einander zum ersten Mal begegnen, ist es sofort um sie geschehen. Sie ahnen nicht, dass ihrer beider Schicksale bereits unauflöslich miteinander verbunden sind, denn ihre Väter - die beiden mächtigsten Magier ihrer Zeit und erbitterte Feinde - haben ihre Kinder dazu auserkoren, in einem Kampf auf Leben und Tod gegeneinander anzutreten. Stattfinden soll das Duell im geheimnisvollen Nachtzirkus, einer Welt voller Magie und verwunschener Abenteuer. Für Celia und Marco wird der Wettstreit ein verzweifeltes Ringen um ihre Liebe und ihre Träume ...

Erin Morgenstern, geboren 1980, hat Theaterwissenschaften studiert und mit ihrem Debütroman »Der Nachtzirkus« einen Welterfolg gelandet, der in 37 Sprachen übersetzt wurde. Mit ihrem zweiten Roman »Das sternenlose Meer« kehrt Erin Morgenstern auf die Bühne des magischen Erzählens zurück. Erin Morgenstern ist verheiratet und lebt in Massachusetts.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641280079
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum13.12.2021
Seiten528 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1907 Kbytes
Artikel-Nr.5690911
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



EINE WETTE UNTER EHRENMÄNNERN

London, Oktober 1873

Heute Abend ist die letzte Vorstellung eines sehr kurzen Engagements. Zauberer Prospero hat London schon seit einiger Zeit nicht mehr beehrt und war nur für eine Woche gebucht, Abendauftritte, keine Nachmittage.

Trotz der unverschämt teuren Preise waren die Eintrittskarten schnell ausverkauft, und das Theater ist so voll, dass sich viele Damen gegen die stickige Hitze, die trotz des herbstlichen Wetters draußen im Zuschauerraum herrscht, Kühlung ins Dekolleté fächern.

Irgendwann im Laufe des Abends verwandeln sich alle Fächer in kleine Vögel, die unter tosendem Applaus durch das Theater schwirren. Als die Vögel ihren Besitzerinnen dann wieder ordentlich gefaltet in den Schoß fallen, nimmt der Applaus noch zu - obwohl einige Damen vor Staunen vergessen zu klatschen.

Ein Mann im grauen Anzug, der links der Bühne in einer Loge sitzt, applaudiert nicht, weder bei dieser noch bei anderen Darbietungen. Er beobachtet den Mann auf der Bühne während des gesamten Abends mit gleichbleibend prüfendem Blick. Selbst bei Kunststücken, die dem gebannten Publikum begeisterten Applaus oder erstaunte Ausrufe entlocken, zuckt er nicht mit der Wimper.

Nach der Vorstellung schiebt sich der Mann im grauen Anzug geschickt durch die Menschenmenge im Theaterfoyer. Unbemerkt schlüpft er durch eine Tür hinter einem Vorhang zu den Garderoben hinter der Bühne. Kein Bühnenarbeiter oder Ankleider schenkt ihm Beachtung.

Am Ende des Flurs klopft er mit dem Silberknauf seines Gehstocks an eine Tür.

Die Tür fliegt auf wie von Geisterhand und gibt den Blick frei auf eine unaufgeräumte Garderobe, gesäumt von Spiegeln, die Zauberer Prospero aus unterschiedlichen Blickwinkeln zeigen.

Sein Frack liegt unordentlich auf einem Samtsessel, die Weste über seinem spitzenbesetzten Hemd steht offen. Der Zylinder, während der Vorstellung ein wichtiges Requisit, befindet sich auf einem Hutständer.

Auf der Bühne wirkte Prospero jünger, die grellen Scheinwerfer und das dicke Make-up konnten sein Alter gut verbergen. Das Gesicht in den Spiegeln ist faltig, sein Haar schon sehr grau. Aber das Grinsen beim Anblick des Mannes in der Tür hat etwas Jugendliches.

»Du fandest es schrecklich, nicht wahr?«, fragt er das geisterhafte graue Spiegelbild, ohne sich ihm zuzuwenden. Mit einem Taschentuch, das früher vielleicht einmal weiß war, wischt er sich einen dicken Rest Puder aus dem Gesicht.

»Schön, dich zu sehen, Hector«, sagt der Mann im grauen Anzug und schließt leise die Tür.

»Dir war jede Sekunde zuwider, das weiß ich genau«, sagt Hector Bowen lachend. »Ich habe dich beobachtet, gib dir also keine Mühe und streite es ab.«

Er dreht sich um und reicht dem Mann im grauen Anzug seine Hand, die jedoch ignoriert wird. Hector zuckt darauf nur die Schultern und winkt mit theatralischer Geste in Richtung der gegenüberliegenden Wand. Der Samtsessel rutscht aus seiner mit Koffern und Schals vollgepackten Ecke hervor, während der Frack wie ein Schatten emporschwebt und sich gehorsam in einen Schrank hängt.

»Bitte, nimm Platz«, sagt Hector. »Ich fürchte allerdings, hier ist es nicht so bequem wie oben.«

»Du weißt, was ich von solchen Aufführungen halte«, sagt der Mann im grauen Anzug, zieht seine Handschuhe aus und fährt damit über den Sessel, bevor er sich setzt. »Billige Tricks als Zauberkunst und Magie verkaufen. Und dafür auch noch Geld verlangen.«

Hector wirft das puderverschmierte Taschentuch auf einen Tisch voller Pinsel und Schminktöpfe.

»Kein Mensch im Publikum glaubt auch nur eine Sekunde lang, dass das, was ich da oben mache, echt ist«, sagt er und zeigt in die ungefähre Richtung der Bühne. »Das ist ja das Schöne daran. Hast du die verrückten Apparate gesehen, die sich angebliche Zauberer für die banalsten Tricks zurechtbasteln? Sie sind alle nur Fische mit Federn, die dem Publikum weismachen wollen, sie könnten fliegen, und ich bin der Vogel in ihrer Mitte. Das Publikum kennt den Unterschied nicht, es merkt nur, dass ich besser bin.«

»Das ist noch lange kein Grund, es zu täuschen.«

»Dazu kommen die Leute doch her«, sagt Hector. »Und ich kann es besser als die meisten anderen. Wäre doch Verschwendung, sich die Gelegenheit entgehen zu lassen. Außerdem springt dabei mehr heraus, als man meinen sollte. Möchtest du etwas trinken? Irgendwo müssen Flaschen versteckt sein, ich weiß allerdings nicht, ob es auch Gläser gibt.« Er sucht auf einem Tisch, schiebt Zeitungsstapel und einen leeren Vogelkäfig beiseite.

»Nein danke«, sagt der Mann im grauen Anzug, setzt sich im Sessel zurecht und legt die Hände auf den Knauf seines Gehstocks. »Ich fand deine Vorstellung befremdlich und die Reaktion des Publikums recht verblüffend. Du warst nicht sehr genau.«

»Wenn sie mich für einen Blender halten sollen wie den Rest meiner Kollegen, darf ich nicht zu gut sein«, sagt Hector mit einem Lachen. »Aber danke, dass du meine Vorstellung durchgestanden hast. Es wundert mich, dass du überhaupt da warst, ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Die Loge war die ganze Woche für dich reserviert.«

»Ich schlage Einladungen selten aus. In deinem Brief stand, du willst mir etwas vorschlagen.«

»Allerdings!«, sagt Hector und klatscht in die Hände. »Ich hatte gehofft, dass du zu einem Spiel bereit bist. Wir haben schon lange nicht mehr gespielt. Aber zuerst möchte ich dir mein neues Projekt vorstellen.«

»Ich dachte, du hast das Unterrichten aufgegeben.«

»Hatte ich auch, aber dieser einmaligen Gelegenheit konnte ich nicht widerstehen.« Hector geht zu einer Tür, die fast gänzlich hinter einem großen Standspiegel verborgen ist. »Celia, meine Liebe«, ruft er in das benachbarte Zimmer und kehrt dann zu seinem Stuhl zurück.

Wenig später erscheint ein kleines Mädchen in der Tür, viel zu hübsch gekleidet für das Chaos und die Schäbigkeit der Umgebung. Nur Schleifen und Spitze, tadellos wie eine neue Puppe, bis auf die widerspenstigen Locken, die sich aus ihren Zöpfen gelöst haben. Als sie sieht, dass ihr Vater nicht allein ist, bleibt sie zögernd an der Schwelle stehen.

»Schon gut, meine Liebe. Komm her, nur zu«, sagt Hector und winkt sie mit der Hand zu sich. »Das ist ein Kollege von mir, du musst nicht schüchtern sein.«

Sie tritt ein paar Schritte näher und macht einen schönen Knicks, sodass der Spitzensaum ihres Kleides über den abgelaufenen Holzfußboden streift.

»Das ist meine Tochter Celia«, sagt Hector zu dem Mann im grauen Anzug und legt dem Mädchen seine Hand auf den Kopf. »Celia, das ist Alexander.«

»Freut mich«, sagt sie. Ihre Stimme ist kaum lauter als ein Flüstern und tiefer, als man von einem Mädchen ihres Alters erwarten würde.

Der Mann im grauen Anzug nickt ihr höflich zu.

»Ich möchte, dass du diesem Herrn zeigst, was du kannst«, sagt Hector. Er zieht eine silberne Taschenuhr an einer langen Kette aus seiner Weste und legt sie auf den Tisch. »Fang an.«

Das Mädchen macht große Augen.

»Aber ich darf es niemandem zeigen«, sagt sie. »Das musste ich dir versprechen.«

»Dieser Herr ist nicht irgendwer«, erwidert Hector lachend.

»Du hast gesagt, keine Ausnahmen«, gibt Celia zurück.

Das Lächeln ihres Vaters verschwindet. Er packt sie an den Schultern und schaut ihr streng in die Augen.

»Das ist ein Sonderfall«, sagt er. »Bitte zeig dem Herrn, was du kannst. Genau wie im Unterricht.« Er schiebt sie zum Tisch, auf dem die Uhr liegt.

Das Mädchen nickt ernst und wendet seine Aufmerksamkeit der Uhr zu, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.

Gleich darauf beginnt die Uhr langsam zu rotieren, dreht sich in Kreisen auf dem Tisch und zieht die Kette in einer Spirale hinter sich her. Dann erhebt sich die Uhr vom Tisch, schwebt in der Luft und verweilt dort, als hinge sie im Wasser.

Hector blickt erwartungsvoll zu dem Mann im grauen Anzug.

»Beeindruckend«, sagt der Mann. »Aber ziemlich einfach.«

Celia runzelt die Stirn über ihren dunklen Augen: Die Uhr zerspringt, ihr Innenleben zerstiebt in alle Richtungen.

»Celia«, sagt ihr Vater.

Sein scharfer Tonfall lässt sie erröten, sie murmelt eine Entschuldigung. Zeiger, Rädchen und Federn fliegen zurück in die Uhr und sortieren sich, bis alles wieder an Ort und Stelle ist und die Uhr weitertickt, als wäre nichts geschehen.

»Na, das ist schon etwas beeindruckender«, gibt der Mann im grauen Anzug zu. »Aber sie gerät schnell in Wut.«

»Sie ist noch jung«, sagt Hector, tätschelt Celia den Kopf und ignoriert ihre missmutige Miene. »Und sie hat das in einem knappen Jahr gelernt. Wenn sie erwachsen ist, wird sie unschlagbar sein.«

»Ich könnte das jedem Kind von der Straße beibringen. Unschlagbarkeit ist eine Frage der persönlichen Einschätzung und leicht zu widerlegen.«

»Ha!«, ruft Hector aus. »Du spielst also mit!«

Der Mann im grauen Anzug zögert kurz, dann nickt er.

»Wenn es ein bisschen anspruchsvoller ist als letztes Mal, ja, dann bin ich interessiert«, sagt er. »Vielleicht.«

»Natürlich wird es anspruchsvoller!«, sagt Hector. »Ich schicke ein Naturtalent ins Rennen. Und das verwettet man nicht so ohne Weiteres.«

»Naturtalent ist ein fragwürdiges Phänomen. Man könnte von Neigung sprechen, aber angeborene Fähigkeiten sind äußerst selten.«

»Sie ist mein Kind, natürlich hat sie...

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Autor

Erin Morgenstern, geboren 1980, hat Theaterwissenschaften studiert und mit ihrem Debütroman »Der Nachtzirkus« einen Welterfolg gelandet, der in 37 Sprachen übersetzt wurde. Mit ihrem zweiten Roman »Das sternenlose Meer« kehrt Erin Morgenstern auf die Bühne des magischen Erzählens zurück. Erin Morgenstern ist verheiratet und lebt in Massachusetts.