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Cassius X

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.10.2021
'Cassius X' handelt von der Verbindung zwischen Malcolm X, Soulsänger Sam Cooke und Cassius Clay, der kurz darauf zum Islam konvertierte und als Muhammad Ali in die Geschichte eingehen wird. Im Jahre 1963 trafen sie sich in Miami, als Cassius dort trainierte, wo er ein Jahr darauf seinen legendären Kampf gegen Sonny Liston führen wird. Der preisgekrönte schottische Journalist Stuart Cosgrove verbindet auf faszinierende Art und Weise die Biografien dreier Legenden aus Sport, Soul und Politik, deren Wege sich an einem entscheidenden Wendepunkt der amerikanischen Geschichte kreuzen.

Stuart Cosgrove stammt aus dem schottischen Perth. Er war Redakteur beim NME und schrieb für viele Zeitungen und Magazine, darunter The Face. Als Radio- und TV-Moderator für u.a Channel 4 und die BBC wurde er mehrfach ausgezeichnet. Für Memphis 68, den zweiten Band seiner Soulmusik-Trilogie, erhielt er 2018 den Penderyn Music Prize.
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Produkt

Klappentext'Cassius X' handelt von der Verbindung zwischen Malcolm X, Soulsänger Sam Cooke und Cassius Clay, der kurz darauf zum Islam konvertierte und als Muhammad Ali in die Geschichte eingehen wird. Im Jahre 1963 trafen sie sich in Miami, als Cassius dort trainierte, wo er ein Jahr darauf seinen legendären Kampf gegen Sonny Liston führen wird. Der preisgekrönte schottische Journalist Stuart Cosgrove verbindet auf faszinierende Art und Weise die Biografien dreier Legenden aus Sport, Soul und Politik, deren Wege sich an einem entscheidenden Wendepunkt der amerikanischen Geschichte kreuzen.

Stuart Cosgrove stammt aus dem schottischen Perth. Er war Redakteur beim NME und schrieb für viele Zeitungen und Magazine, darunter The Face. Als Radio- und TV-Moderator für u.a Channel 4 und die BBC wurde er mehrfach ausgezeichnet. Für Memphis 68, den zweiten Band seiner Soulmusik-Trilogie, erhielt er 2018 den Penderyn Music Prize.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641280383
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum11.10.2021
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse9351 Kbytes
Illustrationen24 schwarz-weiße Abbildungen
Artikel-Nr.5690837
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Cassius´ Trainingspartner Luis Rodriguez war kubanischer Landesmeister im Weltergewicht gewesen. Als jedoch im Januar 1959 die Regierung Batista durch Castros Revolutionäre gestürzt wurde und sich die Stimmung innerhalb des neuen kommunistischen Regimes zunehmend gegen den Profisport wandte, emigrierte er nach Miami und wurde zu einem der Stars des 5th Street Gym. Ganze Scharen von kubanischen Einwanderern wurden mit Hochglanzpropaganda in die »freie Welt« gelockt. An Wochentagen flog zweimal täglich eine Chartermaschine von Varadero nach Miami. Eine Armeekaserne auf dem Gelände des Miami International Airport wurde mit Etagenbetten ausgestattet und unter dem Namen Freedom House als temporäres Auffanglager für ankommende Flüchtlingsfamilien umfunktioniert. Innerhalb eines Jahrzehnts wuchs die Zahl der Kubaner in den USA auf fast das Sechsfache an: von 79000 im Jahr 1960 auf 439000 im Jahr 1970. Miami wurde zur Hauptstadt der Exilkubaner, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung dort auf sechsundfünfzig Prozent anwuchs. Oder, wie ein Reporter des Miami Herald schrieb: Sie waren »überall präsent - ein ständiges, unergründliches Gewusel«.

Die Touristen, die sich lediglich am Strand und in den Lobbys ihrer Luxushotels aufhielten, bekamen weder etwas mit von den unergründlichen Kubanern noch von den Untergrundklängen, die durch die Bars und Nachtclubs des Overtown-Ghettos dröhnten. Hier existierte ein ganz anderes Miami - ein buntes Gewirr von pastellfarbenen Häusern mit teilweise abenteuerlich aussehenden Dachgärten, Billardsalons und illegalen Bars, versteckt unter den Fahrbahnrampen des Highway I-95 gelegen, der sich über sie hinwegwölbte. Feuerwerkskörper erhellten den Himmel, Austern schmorten auf den Grills, und allenthalben wurden klebrig süße Cocktails angeboten, die mit Rohalkohol zusammengerührt waren. An dunklen Straßenecken wurden verstohlen Glasröhrchen mit überaus potentem kubanischen Kokain verkauft, und überall lagen noch Schutt und Trümmer herum, die der Hurrikan »Donna« hinterlassen hatte. Cassius war umgeben von Trubel, Laster und Versuchungen, doch er schwor sich, all dem zu widerstehen und weiterhin mit eiserner Disziplin auf seinen Erfolg im Ring hinzuarbeiten.

Wenn er am Nachmittag mit seinem intensiven Training fertig war, zog er mit seinem jüngeren Bruder Rudolph, genannt Rudy, der nach dem Highschool-Abschluss ebenfalls nach Miami übergesiedelt war, durch ein von Afroamerikanern bevölkertes Viertel entlang der 2nd Avenue in Overtown, das The Stroll genannt wurde. Hier reihten sich Friseursalons, Plattenläden und Bars, die tagsüber geöffnet waren, aneinander. Cassius war Stammkunde im Famous Chef, dem Restaurant gleich neben seinem Hotel, und vertrieb sich die Zeit häufig in Sonny Armbristers Barbiersalon, wo er sich bei dem unter jungen Afroamerikanern angesagten vollmundigen Reimduell Speaking the Dozens schnell als Verbalakrobat einen Namen machte.

In diesem Viertel erlebte er die ersten Tage des Soul aus nächster Nähe und traf drei Männer, die in verschiedener Hinsicht eine bedeutende Rolle in seinem Leben spielen sollten. Rein zufällig trugen alle den Namen Sam. Sam Saxon würde ihn für die Nation of Islam rekrutieren - jene kontroverse religiöse Gruppierung, die von da an seine Ideen und seine Haltung zum Leben prägte; Sam Moore war ein Soulsänger aus Miami und Ex-Sträfling, der als MC im Knight Beat arbeitete und innerhalb weniger Jahre zusammen mit seinem Partner Dave Prater als Gesangsduo Sam and Dave zu einem der erfolgreichsten Acts von Stax/Atlantic wurde; und dann war da noch Sam Cooke, der legendäre Gospel-Pop-Star, der nach Miami kam, um eines der spektakulärsten Livealben in der Geschichte der schwarzen Musik aufzunehmen, und später seine ausgezeichneten Kontakte nutzte, um Cassius einen Plattenvertrag mit Columbia Records in New York zu vermitteln. Cooke gehörte zu einer Reihe von Künstlern aus der Soulszene, mit denen Cassius enge Freundschaften unterhielt, die er sorgsam pflegte. Dazu gehörten unter anderem noch Chubby Checker, der König des Twist, dessen Labelkollegin Dee Dee Sharp, Motowns blindes Wunderkind Little Stevie Wonder, der R&B-Star Lloyd Price, die aus East Orange, New Jersey stammende Dionne Warwick, Veronica Bennett, Leadsängerin der Ronettes (später bekannt unter dem Namen Ronnie Spector), und Ben E. King, der Soulcrooner aus Harlem, dessen Welthit »Stand by Me« Cassius auf seinem eigenen Debütalbum coverte.

Cassius´ Freundschaft mit Sam Cooke fiel genau in die Zeit, als die schwarze Musik an einer entscheidenden Wegmarke angelangt war: Gospelmusik waberte aus den Kirchen in die Schlafzimmer der Jugendlichen, und die Liebe zu Gott verwandelte sich in eine weltlichere, sexualisierte Form von Hingabe. Der Plattenproduzent Jerry Wexler beschrieb den ehemaligen Gospelstar Sam Cooke als die Verkörperung der Entwicklung des Soul: »Er hatte alles: die grandiose Präzision bei der Intonation und die absolute Kontrolle über Ton und Timbre, und zwar bis in die kleinsten Nuancen - selbst wenn er Töne verschleppte oder sich scheinbar nur an sie herantastete.« Sam Cookes Stimme hob nicht nur eine neue Musikrichtung aus der Taufe, sondern auch eine neue Art von Geschäftspolitik. Er gründete seine eigenen Plattenfirmen, betrieb eine eigene Management-Agentur und bestimmte mit seinem eigenen Verlag über seine Urheberrechte. Er war ein Leuchtfeuer des Fortschritts in einer Branche, die schwarze Künstler über Jahrzehnte hinweg ausgebeutet hatte. Cooke war charismatisch, ehrgeizig und fest entschlossen, selbst die Kontrolle über seine Karriere zu behalten, und er wurde damit zu einem bedeutenden Einfluss auf Cassius und dessen Denken.

Seit Kindheitstagen war Cassius immer wieder eingetrichtert worden, wie wichtig Eigenständigkeit und Selbstvertrauen waren. Sein Vater hatte ihm Vorträge über die Lehren von Marcus Garvey gehalten, während seine Mutter ihm einfachere Ratschläge mit auf den Weg gab: gute Manieren an den Tag zu legen und Verbrechen aus dem Weg zu gehen. Zum Zeitpunkt seiner ersten Begegnung mit Sam Cooke gab es bereits etliche Branchen, in denen Schwarze erfolgreich waren - Apotheken, Bestattungsunternehmen, lokale Taxiunternehmen -, doch in der Unterhaltungsindustrie manifestierten sich die Vorstellungen von Eigenverantwortung, Erfolgsstreben und Selbstständigkeit nunmehr in ihrer dramatischsten Form. In den Soulstudios von Detroit und den Gospelmusik-Plattenläden auf der South Side von Chicago machten Sam Cooke und seine Mitstreiter für alle sichtbar vor, dass es möglich war, die Kontrolle selbst zu übernehmen. Es war eine Botschaft, die Cassius aus nächster Nähe mitbekam und die er bald auf sein eigenes Leben anzuwenden begann.

Der Wichtigste unter seinen Bekannten war allerdings Sam Saxon; ein Mann von gedrungener Gestalt, der sich in früheren Jahren in Billardsalons als Profizocker verdingt hatte, dann nach Miami gezogen war und sich dort die Konzession für die Toilettenwärter und die Schuhputzer auf der Hialeah-Pferderennbahn auf der Central Eastside an Land gezogen hatte. Saxon dachte allerdings übers Schuheputzen hinaus. Er war ein erfahrener Anwerber der Nation of Islam, der nach Miami gesandt worden war, um in den heruntergekommenen Straßen von Overtown junge Männer zu rekrutieren und den wieder in ihr altes Ghettorevier zurückgekehrten Ex-Insassen des Hochsicherheitsgefängnisses in Raiford, genannt Flat Top, neue Hoffnung zu geben. In Problemvierteln kannte Saxon sich aus. Er war selbst in den John Eagan Homes Projects aufgewachsen, einer finsteren Sozialbausiedlung für schwarze Familien in Atlanta. Als Teenager trat er zum Islam über und erhielt nach Jahren intensiven Studiums die Auszeichnung »Rock of the South« (Fels des Südens), mit der die erfolgreichsten »Menschenfischer« der Nation of Islam geehrt wurden.

Irgendwann im März 1961, kurz nachdem Cassius aus Louisville nach Miami übergesiedelt war, kam es zur ersten Begegnung zwischen Saxon und dem jungen Boxer. Es war zunächst nur eine beiläufige Unterhaltung, doch es folgten zahlreiche weitere Gespräche, und es war schließlich Saxon, der Cassius überzeugte, seinen Sklavennamen abzulegen und stattdessen den vorläufigen Namen Cassius X anzunehmen. Während die anderen Hotelgäste oder Soulmusiker auf der Durchreise sich am Pool amüsierten, führten Saxon und Cassius häufig lange und tiefgründige Gespräche hinter verwitterten Jalousien im Dämmerlicht seines Zimmers im Sir John Hotel - und trotz der widrigen Umstände legte Saxon hier das Fundament für den Übertritt des Boxers zum Islam, die historische Transformation von Cassius Clay zu Muhammad Ali.

Saxon, dessen muslimischer Name Abdul Rahaman lautete, erinnerte sich später an diese Momente: »Mein Job war es, dafür zu sorgen, dass die Männer im Tempel angeleitet wurden, gut für ihre Familien zu sorgen, sich physisch auf Vordermann zu bringen und ein anständiges Leben zu führen ... Es gab nicht viele Mitglieder, die regelmäßig kamen ... Realistisch betrachtet, waren es in Miami etwa dreißig ... Ich bin...

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Autor

Stuart Cosgrove stammt aus dem schottischen Perth. Er war Redakteur beim NME und schrieb für viele Zeitungen und Magazine, darunter The Face. Als Radio- und TV-Moderator für u.a Channel 4 und die BBC wurde er mehrfach ausgezeichnet. Für Memphis 68, den zweiten Band seiner Soulmusik-Trilogie, erhielt er 2018 den Penderyn Music Prize.