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Gewittermädchen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.04.2022
Emily erhält von ihrem Chef Scott ein großartiges Angebot: Er lädt sie ein, in sein Familienanwesen an der französischen Küste zu ziehen. Dort soll sie Scotts Ehefrau Nina als Kindermädchen für Aurelia zur Hand gehen. Überbordender Luxus erwartet Emily auf Querencia, die anmutige Nina betört mit ihrem Charme und laue Abende am Pool verstreichen in sommerlicher Unbeschwertheit. Doch der perfekte Schein trügt. Zunächst verschließt Emily die Augen vor den Ungereimtheiten, die nicht ins Bild der makellosen Familie passen wollen. Aber im Haus geht Unerklärliches vor sich. Scott und Nina verbergen etwas. Aurelia ist kein normales Kind. Emily beginnt Fragen zu stellen - und erkennt zu spät, welche Rolle sie in diesem heimtückischen Spiel hat ...mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEmily erhält von ihrem Chef Scott ein großartiges Angebot: Er lädt sie ein, in sein Familienanwesen an der französischen Küste zu ziehen. Dort soll sie Scotts Ehefrau Nina als Kindermädchen für Aurelia zur Hand gehen. Überbordender Luxus erwartet Emily auf Querencia, die anmutige Nina betört mit ihrem Charme und laue Abende am Pool verstreichen in sommerlicher Unbeschwertheit. Doch der perfekte Schein trügt. Zunächst verschließt Emily die Augen vor den Ungereimtheiten, die nicht ins Bild der makellosen Familie passen wollen. Aber im Haus geht Unerklärliches vor sich. Scott und Nina verbergen etwas. Aurelia ist kein normales Kind. Emily beginnt Fragen zu stellen - und erkennt zu spät, welche Rolle sie in diesem heimtückischen Spiel hat ...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641280437
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.04.2022
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2107 Kbytes
Artikel-Nr.8380858
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



PROLOG

Als der Wagen um das Gebäude des Hauptterminals herumfuhr und vor einem Schild hielt, auf dem Privatflüge zu lesen war, atmete Emily so scharf ein, dass sie sich beinahe verschluckt hätte.

»Sie machen wohl Witze«, sagte sie zu ihrem Fahrer (ihrem eigenen Fahrer!), der lächelte und ihr die Tür öffnete, als sei sie Cinderella.

Durch das Security-Gate gelangte sie zunächst in einen gläsernen Tunnel, der wiederum in eine Abflughalle führte, die so elegant wie eine Hotellobby anmutete. Buchstäblich niemand durchsuchte ihr Gepäck oder verlangte, ihre Bordkarte zu sehen; stattdessen wurde sie direkt zur Rollbahn geführt, wo zwei Piloten und eine Flugbegleiterin sie mit strahlend weißem Lächeln persönlich begrüßten. Die Flugbegleiterin nahm Emilys Reisepass entgegen und führte sie zu einem kleinen schlanken Flugzeug mit abgerundetem Bug; es hatte nur sechs Passagierfenster, und von einer Tür an der Seite führte eine kleine Treppe herab.

Emily erklomm die Stufen und gelangte in einen glänzenden, mit Leder ausgekleideten Himmel. Plötzlich bereute sie, für den Flug nur bequeme Kleidung angezogen zu haben (schwarze Leggins, ein Ramones-T-Shirt und alte Converse-Turnschuhe). Mit offenem Mund starrte sie die Sessel und das Sofa, das die gesamte Länge des Flugzeuges einnahm, an und erwartete jeden Moment, dass die Crew ihren Irrtum erkannte und sie wieder zum Terminal zurückgeleitete. Es tut uns sehr leid, würden sie sicherlich sagen. Anscheinend lag hier eine Verwechslung vor. Oder sie würde in ihrer schäbigen kleinen Wohnung aufwachen, die Lungen voller Schimmelsporen, und feststellen, dass alles nur ein Traum war. Jeden Augenblick wird es so weit sein, dachte sie.

Aber man bat sie nicht, wieder zu gehen, und das Flugzeug löste sich auch nicht langsam in Luft auf. Es erhob sich in die Lüfte, ohne dass man ihr irgendwelche Fragen stellte, und nach einer lächerlichen Flugzeit von einer Stunde und vierzig Minuten waren sie wieder auf der Rollbahn. Diesmal jedoch erblickte Emily nicht Londons geordnetes Netzwerk aus Gebäuden, sondern einen niedrigen, scheunenartigen Bau, auf dessen Seite in großen blauen Lettern ein unaussprechlicher Name prangte.

Sie verließ das Flugzeug und machte sich auf den Weg zu dem winzigen Terminal, wo ihr Koffer und ihr Reisepass auf sie warteten. Die Ankunftshalle war klein und still - und vollkommen leer. Der einzige Mensch, der sich dort aufhielt, war ein großer Mann mit zerzaustem, staubgrauem Haar und stoppeligem Kinn. Emily stellte ihre Tasche auf den Boden und blinzelte ihn an. Aus halb geöffneten Lidern erwiderte der Mann ihren Blick. Irgendwo draußen auf dem Rollfeld war ein gedämpfter Ruf zu hören, dann das langsame, periodische Piepen eines Fahrzeugs im Rückwärtsgang. Sie zögerte, wartete darauf, dass noch jemand anderes erscheinen würde - vielleicht ein netter Gentleman mit silbergrauem Haar und Schirmmütze sowie einem handgeschriebenen Schild. Aber schließlich musste sie sich eingestehen, dass dieser groß gewachsene, finster dreinblickende Fremde sie fahren würde. Sie lächelte ihm zaghaft zu.

»Emily?«, fragte er mit leiser, barscher Stimme. Durch seinen heftigen französischen Akzent klang ihr Name eher wie Ey-milly.

Sie nickte.

»Yves«, sagte er. Dann griff er nach ihrer Tasche und schritt dem Ausgang entgegen, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als ihm wie ein Welpe hinterherzutrotten.

Auf dem Parkplatz öffnete Yves die Tür eines schwarzen SUVs, der so riesig war, dass Emily hineinklettern musste, als steige sie auf ein Pferd. Er verstaute ihr Gepäck im Kofferraum, schwang sich auf den Fahrersitz und setzte rückwärts aus der Parklücke heraus, ohne auch nur ein Hüsteln von sich zu geben.

Während sie über eine flache Straße dahinrasten, versuchte Emily vom Rücksitz aus, eine Unterhaltung mit ihm zu beginnen. »Schön, Sie endlich kennenzulernen«, sagte sie. »Werden wir bei der Arbeit viel miteinander zu tun haben?« Aber Yves gab keine Antwort, und siebzehn Minuten später hatte er noch immer kein Wort gesagt, also beschränkte sie sich darauf, schweigend aus dem Fenster zu blicken.

Straßenschilder flogen an ihr vorüber: Avenue de Cordouan, Boulevard de Pontillac, Rue de Platanes. Sie versuchte, sie auszusprechen, spürte den Silben in ihrem Mund nach. L´Île d´Aunis. Saint-Marc-des-Fontaines. Beaulieu-les-Marais. Sie schmeckten nach Poesie.

Grüne Felder wurden unterbrochen von gelben Sonnenblumen und rostroten Dächern. Weiße Steinmauern erstreckten sich über Hügel, auf denen Weinstöcke in ordentlichen Reihen wuchsen. Sie entdeckte Bauernhäuser, Flüsse und hohe, spindeldürre Bäume; hohe Turmspitzen, verfallene Kirchen, und - in weiter Ferne - den schmalen blauen Streifen des Meeres.

Mit der Zeit wurden die Straßen schmaler und die Bäume standen dichter. Dann bog Yves ohne jede Vorwarnung auf einen unbefestigten Feldweg ab. Die Blätter strichen wie Finger seitlich über die Karosserie, und die Zweige schienen über dem Autodach nacheinander zu greifen, sodass sie einen grünen Tunnel bildeten. Die Motorhaube neigte sich weit nach vorn, als der Weg hügelabwärts führte, sodass der Eindruck entstand, als würden sie sich gleich in die Erde graben.

Die Fahrt durch ein immer dichter werdendes Waldgebiet schien Stunden zu dauern. Zweige schlugen gegen die Fenster und knackten unter den Reifen, und Emily überlegte, ob der Franzose ihr überhaupt irgendeinen Beweis für seine mutmaßliche Identität vorgelegt hatte. Sie hätte sich ohrfeigen mögen, als sie erkannte, dass sie noch nicht einmal daran gedacht hatte, ihn zu bitten, sich auszuweisen. Sie war ihm einfach in sein Auto gefolgt und hatte sich angeschnallt.

Ihr Atem ging flach. Sie beobachtete den Mann, der sich Yves nannte. Seine Augen waren unverwandt auf die Straße gerichtet, sein Kiefer zusammengepresst, während er den Schlaglöchern auswich. Klammheimlich checkte sie ihr Handy: kein Empfang.

Im Wagen wurde es dunkel, denn das Blätterdach über ihnen wurde immer dichter, sodass das Tageslicht jeden Versuch hindurchzudringen aufgab. Emily fragte sich, wie viel weiter sie noch fahren würden, fahren konnten; sicherlich gelangten sie doch irgendwann ans Meer? Sie drehte sich um, um nach Anzeichen für Zivilisation Ausschau zu halten, doch der Blick durch die Heckscheibe war noch beunruhigender als der nach vorne. Die Landschaft wirkte, als hätte sie niemals auch nur einen Zaun gesehen, geschweige denn befestigte Straßen oder Gebäude. Sie befanden sich mitten im Nichts.

Schließlich, als sie schon das Für und Wider abwog, sich aus dem fahrenden Wagen zu werfen, wurden sie langsamer. Emily warf einen Blick durch die Windschutzscheibe und entdeckte schwarze Eisenstangen. Ein Tor. Als sie sich näherten, konnte sie auch den Schriftzug im schmiedeeisernen Muster erkennen.

»Querencia«, las sie laut.

Sie hielten an einem glänzenden Bedienfeld, und Yves öffnete sein Fenster und streckte den Arm aus, um ein paar Tasten auf einer kleinen Tastatur zu drücken. »Voilà«, sagte er und erschreckte Emily damit so sehr, dass sie zusammenzuckte. »Wir sind da.«

Es brummte und klirrte, und als das Tor sich langsam öffnete, blieb Emily der Mund offen stehen. Jeglicher Gedanke an Flucht war wie weggeblasen. Ein Wunderland aus Farben und süßen Blumendüften schien förmlich durch die Öffnung zu quellen: purpurne Blüten, smaragdgrüne Blätter, pinkfarbene Blumen, orangefarbene Schmetterlinge - dies alles schien sich aus einem strahlend blauen Himmel zu ergießen. Sogar das Licht wirkte hier anders als sonst.

Der SUV rumpelte eine sandige Auffahrt hinauf. Emily ließ ihr Fenster herunter und steckte den Kopf hinaus, um so viel wie möglich in sich aufnehmen zu können. Grillen zirpten unaufhörlich in ihren Verstecken, und irgendwo zu ihrer Rechten hörte sie Hühner gackern und einen leisen, klagenden Schrei - vielleicht ein Schaf? Wege schlängelten sich zwischen Lavendelsträuchern hindurch, und eine Hängematte schaukelte träge neben einer Reihe Tomatenpflanzen, die beinahe unter der Last ihrer strahlend roten Früchte zusammenbrachen. Vor ihnen, durch die Zweige und das helle Blattwerk hindurch, entdeckte sie das Funkeln eines Pools und dahinter sogar noch mehr Wasser, dunkler, mit weißen Schaumkronen.

Und dann tauchten zwei identisch aussehende Pferde aus der Pflanzenfülle auf, eines auf jeder Seite einer großen ovalen Rasenfläche: zwei riesige, weiß getünchte Rösser, die über dieses märchenhafte Königreich Wache hielten.

Emily pfiff leise durch die Zähne, als der Wagen anhielt. Sie konnte es bereits spüren. Dies war die Art von Ort, an dem alles anders sein konnte, an dem sie selbst anders sein konnte.

»Was ist das für ein Ort?«, hauchte sie.

»Es gefällt Ihnen«, sagte Yves, was eher eine Feststellung als eine Frage war. Er wandte den Kopf ab, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte.

»Gefallen?« Ihr fehlten die Worte. Sie fühlte sich wie Dorothy, die aus ihrer monochromen Welt in das vielfarbige Land Oz kam. So sehr, dass sie beinahe erwartete, jeden Augenblick Zwerge aus den Blumen kriechen zu sehen, die zu singen anfingen. Sie schüttelte den Kopf und staunte über das Tempo, in dem sich ihr Leben verändert hatte. In einer Minute noch völlig am Boden und in der nächsten schon ... hier.

Sie wandte sich der Sonne zu und ließ die Brise wie einen...

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