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Die Liebenden von Islay

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am19.06.2024
Ein Schicksalsschlag verändert das Leben von Shona MacLean über Nacht: Ihre Schwester Freya, die auf der Insel Islay ein B&B führt und sich als alleinerziehende Mutter durchschlägt, hatte einen schweren Unfall. Sofort reist Shona nach Islay, um sich um die Pension und ihre Nichte Erin zu kümmern. Diese zeigt Shona eine Brosche, die sie beim Spazierengehen gefunden hat. Offensichtlicht stammt das Schmuckstück aus der Wikingerzeit. Gemeinsam beginnen Shona und Erin, die Geschichte der alten Brosche zu erforschen - unterstützt von Gavin Ramsay, dem sympathischen Inhaber einer kleinen Destillerie. Schon bald kommen sich Shona und Gavin näher. Doch mit ihren Nachforschungen machen sie sich schnell Feinde. Denn offenbar sind sie gefährlichen Geheimnissen auf der Spur ...

Constanze Wilken, geboren 1968 in St. Peter-Ording, studierte Kunstgeschichte, Politologie und Literaturwissenschaften in Kiel und promovierte an der University of Wales in Aberystwyth. Als Autorin ist sie sowohl mit großen Frauen- als auch mit historischen Romanen erfolgreich.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextEin Schicksalsschlag verändert das Leben von Shona MacLean über Nacht: Ihre Schwester Freya, die auf der Insel Islay ein B&B führt und sich als alleinerziehende Mutter durchschlägt, hatte einen schweren Unfall. Sofort reist Shona nach Islay, um sich um die Pension und ihre Nichte Erin zu kümmern. Diese zeigt Shona eine Brosche, die sie beim Spazierengehen gefunden hat. Offensichtlicht stammt das Schmuckstück aus der Wikingerzeit. Gemeinsam beginnen Shona und Erin, die Geschichte der alten Brosche zu erforschen - unterstützt von Gavin Ramsay, dem sympathischen Inhaber einer kleinen Destillerie. Schon bald kommen sich Shona und Gavin näher. Doch mit ihren Nachforschungen machen sie sich schnell Feinde. Denn offenbar sind sie gefährlichen Geheimnissen auf der Spur ...

Constanze Wilken, geboren 1968 in St. Peter-Ording, studierte Kunstgeschichte, Politologie und Literaturwissenschaften in Kiel und promovierte an der University of Wales in Aberystwyth. Als Autorin ist sie sowohl mit großen Frauen- als auch mit historischen Romanen erfolgreich.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641304959
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum19.06.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse4570 Kbytes
Artikel-Nr.12747451
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Whisky ist flüssiges Sonnenlicht.

George Bernhard Shaw

Die Hände tief in den Taschen seiner Wachstuchjacke vergraben, lief Gavin Ramsey die Uferstraße in Bowmore entlang. Bevor er sich den prüfenden Fragen von Bankdirektor Hardy Campbell stellte, brauchte er frische Luft. Am Morgen hatte es noch geschüttet, doch seit einer Stunde zeigte sich die Sonne wieder, und die grauen Wolken verzogen sich aufs Meer. Vom Geräusch der Wellen, die sich an den Felsen brachen, konnte er nicht genug bekommen. Nicht ohne Grund war er nach Jahren auf dem Festland zurück nach Islay gekommen. Dass dann alles schiefgelaufen war, hatte er nicht vorhersehen können.

Das gesamte Kapital der Familie Ramsey steckte in der kleinen Destillerie bei Kilchoman. Nach der alten Eiche auf dem Land seiner Vorfahren hatten sie ihre Destillerie Darragh genannt. Seine Eltern, sein Bruder Brian und seine Schwester Mary hatten ihre Ersparnisse in das Start-up-Unternehmen gesteckt und auf sein Fachwissen vertraut. Er hatte in verschiedenen Destillerien gelernt und genügend Erfahrungen gesammelt, um seinen eigenen Whisky zu produzieren. Einen Teil des Startkapitals hatte außerdem Veronica beigesteuert. Bei dem Gedanken an seine Ex-Frau stieß Gavin hörbar die Luft aus. Ihretwegen stand ihnen das Wasser jetzt bis zum Hals.

»Hey, wo sind Sie denn mit Ihren Gedanken?«, rief eine Frauenstimme, und er spürte eine Hand an seiner Brust.

»Verzeihung«, sagte er automatisch und hob den Blick.

»Oh, du? Ich wusste gar nicht, dass du wieder auf Islay bist«, sagte Shona MacLean und streckte ihm die Hand entgegen.

Überrascht nahm er ihre Hand und sah in amüsiert funkelnde grüne Augen. Sie hatte sich nicht verändert. Ihr wildes rotbraunes Haar fiel ihr bis auf die Schultern, und ihre Haltung entsprach einer Frau, die fest im Leben stand und glücklich zu sein schien. Auf der Highschool hatten sie miteinander geflirtet, und dann hatten sich ihre Wege getrennt. Das Schicksal vieler Inselkinder.

»Dasselbe könnte ich von dir sagen.« Er hielt inne, und seine Miene verdunkelte sich. »Ich hab´s gehört. Du bist sicher wegen deiner Schwester hier. Wir alle sind entsetzt, dass jemand auf Islay so rücksichtslos gefahren ist und sich nicht um Freya gekümmert hat. Tut mir sehr leid, Shona. Wie geht es Freya?«

Shona stellte ihren Rucksack ab. »Nicht gut, Gavin. Aber behalte das bitte für dich. Es ist schwer genug, Erin ruhig zu halten. Heute ist sie das erste Mal seit dem Unfall wieder zur Schule gegangen. Freya liegt noch im Koma. Die Ärzte halten das für das Beste. So können ihre schweren Verletzungen heilen. Scheiße, wer macht denn so was?«

Er sah, dass sie mit den Tränen kämpfte. »Hey, wollen wir einen Kaffee trinken und reden? Ich muss nur eben zur Bank.«

Sie fing sich wieder und schien nachzudenken, bevor sie antwortete: »Okay, gern. Ich muss auch noch einige Sachen einkaufen. Wir haben Gäste aus London, die mich mit ihren Sonderwünschen in den Wahnsinn treiben.« Shona verdrehte die Augen, und Gavin lachte.

»Du hast wohl sonst nicht viel mit Gästen zu tun?«

»Zum Glück nicht! Ich bin Mediaplanerin, und das gefällt mir auch ausgesprochen gut. Aber ich kann Freya nicht hängen lassen.«

Ein Familienmensch, dachte Gavin und lächelte.

»In der Peatzeria, in, sagen wir, einer halben Stunde?«, schlug er vor.

Sie nickte, packte ihren Rucksack und ging davon.

Gavin schaute auf seine Uhr und beschleunigte seine Schritte. Das Gebäude der Bank of Scotland lag auf der anderen Straßenseite und unterschied sich kaum von den übrigen weißen Häusern. Es könnte einen neuen Anstrich gebrauchen, dachte Gavin, als er sich dem Eingang näherte. Bei den Zinsen, die er für seinen Kredit zahlte, sollte das drin sein.

Die junge Frau am Schalter klingelte, und Campbell trat aus seinem Büro. Der Banker war mittelgroß, untersetzt und hatte eine Halbglatze. Das breite Lächeln konnte er nach Belieben ein- und ausschalten. Es erreichte nie seine Augen.

»Mr Ramsey, wie schön, Sie bei uns begrüßen zu dürfen. Möchten Sie einen Tee oder einen Kaffee? Bitte, hier entlang.«

Gavin kannte den Weg und folgte Campbell in dessen Büro, ein kleiner Raum, in dem es nach kaltem Schweiß roch. Wahrscheinlich der Angstschweiß vorheriger Klienten.

»Danke, nein. Lassen Sie uns gleich zur Sache kommen, Mr Campbell.« Gavin setzte sich in den Stuhl vor dem Schreibtisch, während Campbell dahinter Platz nahm und seine Krawatte gerade rückte.

»Es tut mir leid, aber Mrs Ramsey, also Ihre Ex-Frau ...«, begann Campbell.

»Entschuldigung, Hutchinson, sie hat ihren Mädchennamen wieder angenommen, worüber ich sehr froh bin. Bitte«, sagte Gavin.

»Mrs Hutchinson, ja, ich verstehe. Gut, also sie besteht darauf, ihr Kapital aus dem Unternehmen zu ziehen, was bedeutet, dass Sie sie auszahlen müssen. Wir haben uns wirklich bemüht, ihr ein attraktives Anlageangebot zu machen.« Entschuldigend breitete Campbell die Handflächen aus.

Grimmig sagte Gavin: »Sie will uns oder - besser - mich ruinieren.«

»Auf der Destillerie liegt bereits eine Hypothek. Haben Sie noch Landbesitz? Wir brauchen einen Gegenwert, wenn wir Ihnen einen Kredit gewähren sollen.«

Gavin legte die Hand auf seine Brusttasche, in der der Grundbuchauszug steckte. Zögerlich nahm er die Urkunde heraus. »Dieses Land ist seit vielen Generationen im Besitz unserer Familie.«

Campbell streckte die Hand nach der Urkunde aus. Gierig, fand Gavin und gab sie dem Banker.

»Das ist ja die Landspitze bei Cnoc Mòr!« Campbell sah auf. »Der Hügel mit den Mauerresten gehört dazu, einige fruchtbare Felder und der Rest, na ja ...« Campbell legte die Urkunde ab.

»Das ist gutes, wertvolles Land. Das wissen wir beide!« Gavin musste an sich halten, denn natürlich wollte der Banker das Land schlechtmachen, um seinen Wert zu drücken und noch mehr Gegenleistungen zu verlangen.

»Schon gut. Also schön, wir würden das Land als Sicherheit akzeptieren. Aber, mein Bester, Sie müssen sich Ihrer Sache ja sehr sicher sein. Haben Sie das auch wirklich alles bedacht? Ihr Whisky ist neu auf dem Markt, und es wird dauern, bis er sich durchsetzt, wenn er sich denn verkaufen lässt. Immerhin werden hier auf Islay die ganz großen Whiskys produziert. Wer schaut da schon nach einem Newcomer?«

»Das lassen Sie unsere Sorge sein. Unser Whisky ist von hervorragender Qualität. In diesem Herbst werden wir aus Fässern abfüllen, die fünfzehn Jahre lagern. Ich bin mir sicher, dass wir bei der World Spirits Competition eine Medaille gewinnen«, sagte Gavin voller Überzeugung.

Campbell lächelte. »Ich wünsche es Ihnen und Ihrer Familie, und das meine ich ehrlich. Ihren Vater kenne ich, seit ich die Filiale übernommen habe, und von meinem Vorgänger weiß ich, dass auch Ihr Großvater ein zuverlässiger Kunde war. Mir gefällt es, unter uns gesagt, nicht, dass immer öfter Land an ausländische Investoren verkauft wird.«

»Da stimme ich Ihnen zu. Vor allem die Jagdveranstaltungen auf Kellsay Lodge sind eine Schande für die Insel.« Gavin fuhr sich durch die dichten dunkelblonden Haare. Seit einigen Jahren veranstalteten die Besitzer des Waldgebiets rund um die Lodge Jagden für zahlungskräftige Besucher, die sich mit Helikoptern einfliegen ließen.

Es klopfte an der Tür, und Campbells Assistentin schaute herein. »Mr Saunders möchte Sie sprechen, Sir. Hätten Sie gleich ein paar Minuten?«

»Wenn man vom Teufel spricht«, murmelte Gavin, denn Saunders war der Verwalter von Kellsay Lodge.

»Ja, das passt. Wir sind ja auch so weit durch, was, Mr Ramsey?«, meinte der Bankier. »Ich lasse die Papiere fertig machen, und wir vereinbaren einen Termin zur Unterzeichnung. Ist das in Ihrem Sinne?«

Gavin nickte, obwohl er sich wie der Verräter der Familie fühlte. Wenn die Destillerie keinen Erfolg hatte, würde er seiner Familie nie wieder in die Augen sehen können.

Ihm wurde erst leichter, als er Shona MacLean vor der Peatzeria stehen sah.

»Hallo, Shona, konntest du alles erledigen?« Er hielt die Tür auf.

»Auf dieses bestimmte Müsli, das die Herrschaften zum Frühstück wollten, werden sie verzichten müssen. Himmel, wenn man Urlaub macht, will man doch auch mal was anderes essen, oder nicht?« Shona zog eine Grimasse.

»Sollte man meinen. Ich habe mal Gäste, die eine Unterkunft suchten, zu deiner Schwester geschickt. Die waren begeistert von Freyas Frühstück. Du trittst also in große Fußstapfen.«

Sie setzten sich, und Shona sagte: »Rührei und Porridge kriege ich hin.«

Während sie sich unterhielten, vergaß Gavin seine Sorgen und sprach vielmehr Shona Mut zu. Alle, die Freya kannten, hofften, dass sie bald genesen würde, denn sie war freundlich und hilfsbereit und brachte sich bei lokalen Veranstaltungen ein.

»Ich finde es mutig von euch, eine Destillerie zu gründen«, sagte Shona schließlich. »Ich weiß nicht, ob ich das könnte. Selbstständig sein, meine ich. Freya hat es ja auch gewagt, und einfach ist es nicht.«

»Wenn das Business stimmt und das Risiko überschaubar ist, spricht nichts dagegen. Die Arbeit macht uns allen Spaß, und wir haben etwas vorzuweisen. Wir wären schon viel weiter, wenn nicht ...« Er biss sich auf die Lippen und sah Shona an.

»Ja?«

»Ach, es wird ja doch überall herumgetratscht. Ich war mit Veronica Hutchinson verheiratet.«

»Aus der Unternehmerfamilie Hutchinson?«, hakte Shona nach...

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