Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Das Pensionat am Holstentor: Frühlingstöchter

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am01.06.20231. Auflage
Der Auftakt zu einer neuen historischen Romanreihe aus Lübeck über vier Freundinnen, die sich Ende des 19. Jahrhunderts in einem Internat kennenlernen. Als Töchter aus gutem Hause scheint ihr Weg vorgezeichnet, doch die vier kämpfen gemeinsam um ihr persönliches Glu?ck und schließen einen Bund. Sie sind die «Fru?hlingstöchter». Im renommierten Pensionat am Holstentor lernen die Höheren Töchter Lübecks, was von ihnen erwartet wird. Doch die Jahrhundertwende bringt Veränderungen. Vor allem die temperamentvolle Grafentochter Nora begehrt auf gegen das gesellschaftliche Korsett. Zusammen mit ihren Freundinnen - Kaufmannstochter Agnes, Senatorentochter Lotte und Stipendiatin Fanny - genießt sie das unbeschwerte Pensionatsleben, bevor sich ihr Schicksal entscheidet. Eine Vertraute finden die Mädchen in der jungen Lehrerin Gesche Petersen, die sie in ihrem Wunsch nach Bildung und Selbstbestimmung bestärkt. Doch als Gesche sich in Noras Bruder Henry verliebt, stößt sie selbst an Grenzen. Eine Verbindung mit dem jungen Grafen scheint undenkbar. Auch Noras Freundschaft zu dem jungen Hafenarbeiter Karl sprengt die Konventionen ... Der zweite und abschließende Band der Reihe, «Sturmschwestern», erscheint im Oktober 23.

Anna Perbandt arbeitete als Journalistin, bevor sie zum Bücherschreiben kam. Sie liebt die Recherche und verbringt ihre Zeit gerne in Bibliotheken und alten Zeitungsarchiven, immer auf der Suche nach spannenden Fakten aus vergangenen Tagen. Die Geschichten dazu denkt sie sich gerne selbst aus, und so entstand «Das Pensionat am Holstentor», ihr erster historischer Roman.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDer Auftakt zu einer neuen historischen Romanreihe aus Lübeck über vier Freundinnen, die sich Ende des 19. Jahrhunderts in einem Internat kennenlernen. Als Töchter aus gutem Hause scheint ihr Weg vorgezeichnet, doch die vier kämpfen gemeinsam um ihr persönliches Glu?ck und schließen einen Bund. Sie sind die «Fru?hlingstöchter». Im renommierten Pensionat am Holstentor lernen die Höheren Töchter Lübecks, was von ihnen erwartet wird. Doch die Jahrhundertwende bringt Veränderungen. Vor allem die temperamentvolle Grafentochter Nora begehrt auf gegen das gesellschaftliche Korsett. Zusammen mit ihren Freundinnen - Kaufmannstochter Agnes, Senatorentochter Lotte und Stipendiatin Fanny - genießt sie das unbeschwerte Pensionatsleben, bevor sich ihr Schicksal entscheidet. Eine Vertraute finden die Mädchen in der jungen Lehrerin Gesche Petersen, die sie in ihrem Wunsch nach Bildung und Selbstbestimmung bestärkt. Doch als Gesche sich in Noras Bruder Henry verliebt, stößt sie selbst an Grenzen. Eine Verbindung mit dem jungen Grafen scheint undenkbar. Auch Noras Freundschaft zu dem jungen Hafenarbeiter Karl sprengt die Konventionen ... Der zweite und abschließende Band der Reihe, «Sturmschwestern», erscheint im Oktober 23.

Anna Perbandt arbeitete als Journalistin, bevor sie zum Bücherschreiben kam. Sie liebt die Recherche und verbringt ihre Zeit gerne in Bibliotheken und alten Zeitungsarchiven, immer auf der Suche nach spannenden Fakten aus vergangenen Tagen. Die Geschichten dazu denkt sie sich gerne selbst aus, und so entstand «Das Pensionat am Holstentor», ihr erster historischer Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644015654
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.06.2023
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse3152 Kbytes
Artikel-Nr.9996009
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Drei Monate zuvor

Gut Rosenhagen nahe Travemünde, Anfang Mai 1899

«Ich will aber nicht in so ein albernes Pensionat!» Nora von Jagow starrte ihren großen Bruder entsetzt an. Obwohl sie schon sechzehn war, hätte sie in diesem Moment gerne mit dem Fuß aufgestampft, um ihrer Ablehnung Nachdruck zu verleihen.

Im Grunde hatte sie schon geahnt, dass Henry schlechte Nachrichten für sie hatte, als sie eben den kleinen Salon des Gutshauses betreten und seine ernste Miene gesehen hatte. Sie bekam oft Ärger mit ihm wegen ihres Betragens, daran hatte sie sich schon gewöhnt. So ein Donnerwetter ging meist schnell vorbei und hatte für sie in der Regel auch keine Konsequenzen. Deshalb schockierte es sie, dass er sie diesmal gleich wegschicken wollte in eine dieser grässlichen privaten Mädchenschulen.

«Henry, bitte, das sagst du nur, um mich zu erschrecken, oder?», fragte sie, diesmal flehend. «Das meinst du doch nicht ernst!»

Ihr Bruder verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich ab, sah aus dem Fenster in den weitläufigen Garten, der sich, wie immer um diese Jahreszeit, langsam in ein Blütenmeer verwandelte.

Henry war mit seinen sechsundzwanzig zehn Jahre älter als Nora, und sie liebte ihn sehr. Aber ihr Verhältnis war immer geprägt gewesen von ihrem großen Altersunterschied. Als sie klein war, hatte sie ihn kaum gesehen, weil er seine Schulzeit im Internat verbracht hatte. Dann war er beim Militär gewesen und hatte studiert, und seit er zurück war, leitete er zusammen mit ihrem Vater das Gut und trug viel Verantwortung. Für seine kleine Schwester blieb da kaum Zeit, und auch wenn Nora das manchmal bedauerte, hatte es auch Vorteile. Denn ihr Vater war viel auf Reisen, so wie im Moment, und wenn Henry Herr im Haus war, hatte sie mehr Freiheiten. Er war weniger streng als Papa und ließ sie, abgesehen von der ein oder anderen Strafpredigt, immer gewähren. Das hätte von ihr aus gerne so weitergehen können, doch Henry schien andere Pläne zu haben.

«Es tut mir leid, aber ich meine das sogar sehr ernst. Ein Platz im Pensionat ist die perfekte Lösung», erklärte er, und Nora sah den entschlossenen Ausdruck in seinem Gesicht, als er sich wieder zu ihr umdrehte. «Ich werde bis zum Ende des Jahres überwiegend in Lübeck sein, und du kannst hier nicht allein bleiben.»

«Das bin ich doch gar nicht», protestierte Nora. «Mama ist da. Und Hedwig. Und Madame Pinot.»

«Mama ist unpässlich, wie du weißt», erinnerte Henry sie. «Und unsere Köchin hat genug zu tun, seitdem Mamsell Reinhard fort ist. Außerdem ist sie wohl kaum geeignet, dich zu erziehen. Tja, und was deine Gouvernante angeht ...»

«Ich war heute den ganzen Vormittag beim Unterricht», erklärte Nora hastig, weil sie wusste, dass Henry viel Wert auf ihre Ausbildung legte.

«Aber gestern nicht, soweit ich weiß», erwiderte er. «Madame Pinot sagt, du wärst nicht aufzufinden gewesen.»

«Da war ich draußen auf der Koppel», rechtfertigte sie sich. «Karl brauchte Hilfe bei den Jährlingen, da wollte ich nicht ...»

Sie hielt inne, weil Henry die Hand hob und sie streng ansah. «Siehst du, und das ist genau der Punkt», schimpfte er. «Du tust, was du willst. Kommst und gehst, wie es dir passt. Und du verbringst viel zu viel Zeit mit Karl. Das gefällt mir gar nicht. Er ist einer der Stallburschen, Nora! Der Sohn unserer Köchin! Was sollen denn die Leute sagen, wenn sie erfahren, wie du deine Zeit verbringst?»

«Karl ist mein Freund», gab Nora zurück. «Und welche Leute denn? Es kommt doch niemand mehr her, seit es Mama wieder so schlecht geht. Wen stört es also, was ich mache und mit wem ich mich treffe?»

«Mich stört es», erklärte Henry. «Herrgott, Nora, nicht mehr lange, dann wirst du in die Gesellschaft eingeführt. Ich möchte einfach nicht, dass du dort unangenehm auffällst. Und das wirst du, weil wir dir zu lange alles haben durchgehen lassen. Aber damit ist jetzt Schluss! Du musst lernen, dich zu benehmen, wie es sich für eine junge Dame schickt. Im Pensionat werden sie dir das beibringen.»

«Ich kann schon alles, was ich können muss», widersprach Nora. «Und ich werde auf gar keinen Fall meine Tage damit verbringen, Taschentücher zu besticken und die Quadrille zu lernen! Da sterbe ich ja vor Langeweile!»

«Es geht aber nicht anders!» Henry seufzte tief und ließ sich in einen der beiden Chesterfield-Sessel aus cognacfarbenem Leder fallen.

Ihr Vater hatte die wuchtigen Möbelstücke vor Jahren aus England mitgebracht, aber sie hatten ihrer Mutter nicht gefallen. Deshalb standen sie hier im kleinen Salon, den nur die Familie nutzte. Gäste empfingen die von Jagows in dem angrenzenden grünen Salon, doch das war im Moment so selten der Fall, dass die Möbel dort mit Laken abgedeckt waren.

Nora machte das nichts aus, sie vermisste die Besuche der Nachbarsfamilien kein bisschen. Öden Teestunden, bei denen sie nett über das Wetter parlieren sollte, konnte sie nichts abgewinnen. Sie spielte auch schlecht Klavier, weil sie nie übte, und war für Handarbeiten viel zu ungeduldig. Lieber ging sie reiten, half bei der Ernte oder im Stall, und wenn sie las, dann nicht das, was Madame Pinot ihr vorschlug. Stattdessen suchte sie sich selbst Bücher aus der großen, reich bestückten Gutsbibliothek aus, in die sie sich schlich, wenn niemand hinsah. Und es sah selten jemand hin, was sie machte, am allerwenigsten Henry.

Nora setzte sich in den anderen Sessel und betrachtete ihren Bruder. Er trug noch seine Reitsachen, wahrscheinlich war er wieder auf dem Gut unterwegs gewesen. Sie standen ihm, aber er sah ohnehin gut aus mit seinen schwarzen Haaren und den blauen Augen, daran konnte auch die feine weiße Narbe nichts ändern, die quer über seine rechte Wange lief. Nora glich ihm in Haar- und Augenfarbe, die hatten sie beide von ihrer Mutter geerbt. Und auch im Gesicht ähnelten sie sich, das hatten sie schon oft zu hören bekommen. Spätestens da endeten jedoch ihre Gemeinsamkeiten.

«Verstehst du denn nicht, wie ungerecht das ist, Henry?» Nora schüttelte den Kopf. «Du kannst tun, was du willst, und niemand macht dir Vorschriften. Aber mir schreibt ihr alles vor. Ich darf nicht entscheiden, was ich machen möchte oder mit wem ich befreundet bin.»

«Weil du nicht weißt, was gut für dich ist», erklärte Henry und klang so kühl, dass es Nora schauderte. Plötzlich war er ihr sehr fremd.

Trotzig stemmte sie sich gegen die Hilflosigkeit, die in ihr aufstieg. So empfand sie selten, und sie mochte das Gefühl nicht.

«Das kannst du nicht machen», sagte sie. «Was soll denn die arme Madame Pinot tun, wenn ich nicht mehr da bin?»

«Madame Pinot verlässt uns», entgegnete Henry. «Sie hat gestern gekündigt. Offenbar hat sie sich kürzlich verlobt und kehrt nach Paris zurück.»

«Was?» Erschüttert starrte Nora ihn an. Sie verstand sich nicht gut mit der unfreundlichen Französin und hatte sich nie für deren Privatleben interessiert. Dennoch schockierte es sie, dass Madame Pinot ihr nichts von dieser Entwicklung verraten hatte.

«Mir kommt es vor wie eine Fügung», meinte Henry. «So bleibt mir erspart, sie zu entlassen.»

«Aber es findet sich doch Ersatz», protestierte Nora. «Du kannst einfach eine neue Lehrerin einstellen.»

«Dafür ist keine Zeit», erklärte Henry. «Ich habe im Moment alle Hände voll zu tun und könnte mich nicht darum kümmern, selbst wenn ich wollte. Außerdem habe ich bereits ein Pensionat ausgesucht, das für dich geeignet wäre, und alles in die Wege geleitet. Ich muss nur noch zusagen.» Er lächelte. «Nun komm schon, Krümelchen, so schlimm wird es nicht werden. Dort sind andere Mädchen in deinem Alter. Sicher hast du Spaß mit ihnen.»

«Ich will aber nicht.» Hilflose Tränen traten in Noras Augen, und sie ballte die Hände zu Fäusten. «Du kannst mich nicht zwingen!»

Henrys Miene verdunkelte sich. «Doch, Nora, das kann ich», sagte er. «Und die Tatsache, dass dir das offenbar nicht bewusst ist, zeigt mehr als deutlich, wie dringend du das Pensionat besuchen musst. Wie sollen wir denn einen Ehemann für dich finden, wenn du so renitent bist?»

Noras Brust wurde eng bei dem Gedanken an die Zukunft. Andere Mädchen in ihrem Alter mochten ihrer Einführung in die Gesellschaft entgegenfiebern und konnten es wahrscheinlich kaum noch abwarten, eine gute Partie zu machen. Nora dagegen wünschte sich nur eins: weiter auf dem Gut zu leben. Wieso sollte sie fort, wenn sie hier glücklich war?

«Ich gehe nicht nach Lübeck», erklärte sie noch einmal. «Und ich werde dich für immer hassen, wenn du mich dazu zwingst!»

Damit stürmte sie aus dem Zimmer und lief in die Eingangshalle. An der Treppe hielt sie kurz inne und blickte nach oben in den ersten Stock, wo die Schlafzimmer der Familie lagen.

Aber es hätte keinen Sinn gehabt, zu ihrer Mutter zu laufen und sie um Hilfe zu bitten. Sidonie von Jagow hatte wieder eine ihrer «melancholischen Episoden», wie ihr Hausarzt Doktor Rüther es nannte, und schaffte es morgens kaum aus dem Bett. Nichts interessierte sie, wenn sie so war wie im Moment, und deshalb würde sie Nora auch nicht beistehen. Und ihr Vater Wilhelm war mal wieder nicht da, er befand sich derzeit in Italien, wo er auch noch eine ganze Weile bleiben würde. Und selbst wenn er zu Hause gewesen wäre, hätte er ganz sicher auf Henrys Seite gestanden.

Deshalb lief Nora durch die große Eingangstür hinaus auf den Hof und dann in Richtung Pferdekoppel, um Karl zu suchen. Sie wusste, dass er den Nachmittag über dort war, um den Zaun zu reparieren. Und tatsächlich hörte sie ihn schon hämmern,...
mehr

Autor

Anna Perbandt arbeitete als Journalistin, bevor sie zum Bücherschreiben kam. Sie liebt die Recherche und verbringt ihre Zeit gerne in Bibliotheken und alten Zeitungsarchiven, immer auf der Suche nach spannenden Fakten aus vergangenen Tagen. Die Geschichten dazu denkt sie sich gerne selbst aus, und so entstand «Das Pensionat am Holstentor», ihr erster historischer Roman.